2. Korinther 8 und 9
Auch das ist Gnade: gern geben
Im sportlichen oder schulischen Bereich hört man schon mal die Aufforderung: „Gib alles!“ oder „Gib dein Bestes!“ – Wenn es um das Leben als Christ geht, gehört der Bereich des finanziell-materiellen Gebens unserem Empfinden nach vielleicht eher zu den (womöglich lästigen) Pflichtübungen. In den Kapiteln 8 und 9 des zweiten Korintherbriefes behandelt Paulus genau dieses Thema und stellt uns das Thema „Geben“ anhand von mehreren motivierenden Beispielen vor.
Zu Beginn: Alles ist Gnade!
Wenn du mit dem Lesen des achten Kapitels beginnst (und ich setze voraus, dass du beim Lesen eines FMN-Themenheftes deine Bibel aufgeschlagen in Sichtweite hast 😊), fällt dir auf, dass Paulus von der „Gnade Gottes“ (V. 1) schreibt, „die in den Versammlungen Mazedoniens gegeben worden ist.“ Hiermit meint er nicht ihre Errettung oder eine andere Heilswahrheit, auch nicht die Bewahrung vor einer großen Gefahr, sondern tatsächlich ihre große Bereitschaft zur materiellen Freigebigkeit – und das, obwohl sie selbst durch eine „große Drangsalsprüfung“ (V. 2) gingen. Geben zu wollen, ja, überhaupt geben zu können, das ist Gnade. Oder auch: unverdiente Gunst Gottes. Wir besitzen nichts aus uns selbst, haben nichts selbst verdient, was wir dann großzügig weitergeben können. David drückt das sehr schön aus, als er und die reichen Juden seiner Zeit riesige Schätze für den Tempelbau zusammengetragen hatten: „Von dir kommt alles und aus deiner Hand haben wir dir gegeben“, betet er in 1. Chronika 29,14.
Gott ist der größte Geber
Nun springen wir ans Ende unserer beiden Kapitel zum Thema Geben – dort nennt Paulus, gewissermaßen als krönendes Schlusswort zu dieser Thematik, Gott selbst als das Beispiel für Freigebigkeit. Paulus kann nicht anders, er muss diese Worte unter der Leitung des Heiligen Geistes als Dankgebet formulieren: „Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ (Kap. 9,15) Hast du dich schon mal gefragt, was eigentlich mit „unaussprechlich“ gemeint ist? Hätte Paulus nicht einfach vom „eingeborenen Sohn“ (wie Johannes) oder vom „Menschen Jesus Christus“ (wie Lukas) sprechen können? Nein, um die Gabe Gottes in solch einem kurzen Satz treffend zu beschreiben, bleiben wir mit Paulus bei „unaussprechlich“ stehen und haben genug Möglichkeit, über diese Gabe Gottes bewundernd nachzudenken. Noch ein kleiner Gedanke zusätzlich, der auch deutlich macht, was für ein unfassbar großartiger Geber unser Gott ist: „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat – wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Röm 8,32) – mehr geht nicht.
Das Vorbild des Herrn Jesus
Der bekannteste Vers aus Kapitel 8 wirft einen hellen Schein auf die herrliche Person des Herrn Jesus, der „da er reich war, um unsertwillen arm wurde“ (V. 9). Paulus hatte direkt davor von der „Echtheit der Liebe“ gesprochen, die die Korinther unter Beweis stellen sollten; und dann schreibt er ihnen: „Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus …“ (V. 9) Wie hat der Herr Jesus die Echtheit seiner Liebe (die niemals zu bezweifeln war) unter Beweis gestellt, indem Er alles gab. Seine große materielle Armut wird schon in seinem Leben auf dieser Erde deutlich: in der Krippe als Säugling, das kleinstmögliche Opfer, das seine Eltern im Tempel für Ihn brachten, sein häufiges Übernachten unter freiem Himmel während seines öffentlichen Dienstes … Schließlich starb Er am Kreuz und gab damit sein Leben hin, ja, sogar „sich selbst“ (Gal 2,20). Auf diese Weise an unseren Herrn und Meister zu denken und sich dabei seine Worte „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr“ in Erinnerung zu rufen – das bewahrt uns vor dem Gedanken, dass wir noch mehr und mehr für uns bekommen müssten oder verdient hätten. Wir wollen lieber „der Worte des Herrn Jesus gedenken […]: Geben ist seliger als Nehmen“ (Apg 20,35).
Das Vorbild der Mazedonier
Dieses Vorbild haben wir im ersten Absatz bereits kurz gesehen; es waren wirklich arme, leidgeprüfte Christen, die solch eine übermäßige Freude im Glauben hatten, dass sie „mit vielem Zureden“ (Kap. 8,4) Paulus davon überzeugen konnten, ihm eine finanzielle Unterstützung mitzugeben. Sie gaben nicht nur „nach Vermögen“, sondern sogar „über Vermögen“ (V. 3). Hast du schon mal „über Vermögen“ gegeben? Um es konkret zu machen: Dein Ausbildungsgehalt geht eigentlich ziemlich vollständig für Miete, Auto und andere Lebenshaltungskosten drauf – jetzt legt dir der Herr aber die materielle Not einer alten Schwester so aufs Herz, dass du hingehst, dein Konto leerräumst und ihr eine Waschmaschine kaufst. Eigentlich hast du kein Geld für diese Waschmaschine, weil ja bald die nächste Miete abgebucht wird.
Vielleicht ein bisschen zu krass?! – Ich frag mal was anderes: Hast du schon mal „nach Vermögen“ gegeben? Um es konkret zu machen: Monat für Monat ist was übrig von deinem Taschengeld, deinem Gehalt, deinem Bafög … und jetzt? Leistest du dir Monat für Monat hier neue Schuhe, da ein neues Trikot, dort einen Abend im netten Restaurant? Oder gibst du nach Vermögen? Also wenn Oma dir mal den Fünfziger extra zusteckt – landet dann am nächsten Sonntag ein größerer Schein in der Sammlung?
Das alles soll keinesfalls in ein zwanghaftes Geber-Verhalten münden, auch nicht einen krampfhaften Verzicht auf neue Schuhe bewirken. Als ob Paulus genau diesen Reflex seitens der Briefempfänger erwartet hätte, schreibt er – natürlich von Gott inspiriert – im neunten Kapitel noch einige Hinweise zum Thema „Geben“ nieder.
Wichtige Grundsätze beim Geben
Zunächst einmal etwas ganz Einfaches: „Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich [o. freigebig] sät, wird auch segensreich [o. freigebig] ernten“ (Kap. 9,6). Nimmst du einzelne Samenkörner aus der Tüte und legst sie an den Rand des Beetes, wird kein Feld voller Früchte zu erwarten sein. Wirfst du dagegen den Inhalt von fünf ganzen Tüten aufs gesamte Beet, darfst du mit einer großen Ernte rechnen. Das gilt auch für das Geben als Teil unseres Glaubenslebens. Die „Anlagestrategie“, die uns die Bibel empfiehlt, lässt jeden Bankkaufmann erstmal die Stirn runzeln; dem Christen gibt sie auch etwas zum Nachdenken und bewirkt dann (hoffentlich) bei dir und mir ein freigebiges Herz: „Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart, als recht ist, und es ist nur zum Mangel“ (Spr 11,24).
Es geht ums Herz. Darauf kommt es Gott immer an – gerade auch beim Geben. Das macht 2. Korinther 9,7 sehr deutlich: Gott liebt den fröhlichen Geber; denjenigen, der gerne und freiwillig das Portemonnaie aufmacht, weil es ihm ein Herzensanliegen ist, zu geben. Deshalb soll am Ende dieses Artikels auch die Bitte stehen: Nimm dieses Thema mit in deine „Stille Zeit“! Sprich mit Gott darüber, wie du bisher mit dem Besitz umgegangen bist, den Er dir anvertraut hat. Frag Ihn, wofür du dein „Vermögen“ einsetzen sollst. Gott will sich dadurch verherrlichen, dass du gerne gibst!
Gott aber vermag jede Gnade euch gegenüber überströmen zu lassen, damit ihr in allem, allezeit alle Genüge habend, überströmend seid zu jedem guten Werk.
2. Korinther 9,8
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