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Immanuel Kant – ein Thema für „Folge mir nach“?

In diesem Jahr wäre Immanuel Kant 300 Jahre alt geworden ... Aber macht ihn dieser Jahrestag sowie seine Bekanntheit als Philosoph zu einem Thema für eine christliche Jugendzeitschrift? Diese Frage habe ich mir gestellt, als der Gedanke an mich herangetragen wurde, vielleicht etwas über Immanuel Kant zu schreiben.

„Folge mir nach“ ist keine Philosophiezeitschrift und der typische Leser der Zeitschrift wird sich kaum durch schwer zu lesende philosophische Werke durcharbeiten (wenn er es nicht in Schule oder Universität pflichtweise tun muss). Und sollte jemand diese Energie aufbringen wollen, dann wüsste ich Besseres als Lektüre zu empfehlen. Allerdings sind die Gedanken von Immanuel Kant bis in unsere Tage prägend für unsere Gesellschaft und deswegen soll in diesem Artikel kurz auf einige Punkte eingegangen werden. Und vielleicht hast du durch diesen besonderen Geburtstag in Schule, Medien oder sogar in einer christlichen Zeitschrift etwas über Kant gelesen ...

Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 im preußischen Königsberg, dem heutigen Kaliningrad, geboren. Kant hat die Philosophie seiner Zeit verändert und prägt das Denken in unserer Gesellschaft bis heute.

 

Der mündige Mensch

Als einer der führenden Denker der Aufklärung kritisierte er die Autorität von Staat und Religion und ließ als Prüfstein der Erkenntnis und der Ethik nur die Vernunft des Menschen als Maßstab gelten. Im Zentrum von Kants Philosophie steht die Emanzipation des Denkens von äußeren Zwängen. Zu den wohl am häufigsten zitierten Sätzen von Kant gehören die folgenden: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“ „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Immanuel Kant: „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ 1784)

Es ist sicher gut seinen Verstand zu benutzen, selbst zu denken und nicht andere für sich denken zu lassen. Allerdings geht Kant in dieser Überlegung davon aus, dass der menschliche Verstand autonom und der Mensch frei sei in dem, was er denkt. Die Bibel macht jedoch deutlich, dass der Mensch von Natur aus verdorben ist und unter der Macht Satans steht, was auch seinen Verstand verdunkelt:

  • „sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde“ (Röm 1,21);
  • „wie auch die Nationen wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes, verfinstert am Verstand“ (Eph 4,17);
  • „in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist“ (2. Kor 4,4).

Durch die Bekehrung und Hinwendung zum Herrn Jesus wird der menschliche Geist erneuert und benötigt eine ständige Ausrichtung auf Gott („werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes“, Röm 12,2). So wird der Verstand in die Lage versetzt, gottgemäße Gedanken zu haben und seine menschlichen Gedanken „gefangen zu nehmen unter den Gehorsam des Christus (2. Kor 10,5). 

Kant fragte auch, ob wir durch bloßes Nachdenken etwas über die Welt herausfinden können, zum Beispiel, ob wir beweisen können, dass Gott existiert. In seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ geht Kant dieser Frage nach und kommt zu dem Schluss, dass ein Gottesbeweis prinzipiell unmöglich ist. 1827 setzte der Vatikan das Buch deshalb auf den Index1.

 

Hier hat Kant durchaus Recht. Der begrenzte menschliche Verstand kann Gott letztlich nicht „beweisen“. Aber nun Agnostiker zu werden, der sagt, man könne es nicht wissen, ist die falsche Schlussfolgerung. Denn Gott hat sich dem Menschen offenbart. Seine ewige Kraft und Göttlichkeit sind schon in der Schöpfung sichtbar geworden. Aber besonders in der Person des Mensch gewordenen Sohnes Gottes hat Gott sich offenbart. Auch in seinem Wort, der Bibel, begegnet Gott dem Menschen.
 

Die menschliche Natur

„Der Krieg selbst“, schreibt Kant2, „bedarf keines besonderen Bewegungsgrundes, sondern scheint auf die menschliche Natur gepfropft zu sein.“ Kant spricht auch von der „Bösartigkeit der menschlichen Natur, die sich im freien Verhältnis der Völker unverhohlen blicken lässt“.

Hier sieht Kant in der Tat klarer als manche Philosophen, Soziologen, Pädagogen und Politiker, die vom guten Kern im Menschen träumen. Auch die Bibel spricht davon, dass der Mensch in seiner sündigen Natur böse ist und deshalb ständig sündigt.  Allerdings zeigt sie einen Ausweg: nämlich von neuem geboren zu werden, um die neue göttliche Natur zu empfangen, die nicht sündigen kann. So hat der Christ durch den Heiligen Geist, der in ihm wohnt, die Kraft, dieser alten Natur zu widerstehen und so zu leben, wie es Gott gefällt.
 

Der ewige Frieden

In seinem Spätwerk „Zum ewigen Frieden“ (1795) entwirft Immanuel Kant das Konzept einer globalen Friedensordnung. Damit wird er für die heutige Zeit wieder aktuell. Dabei zeigt schon der ersten Satz von Kants Schrift, wie illusionär unter diesen Vorzeichen jede Rede vom Frieden gewesen ist. Der Satz lautet: „Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden ist.“

Den Frieden schafft in Kants Vorstellung übrigens nicht der Mensch, sondern früher oder später die Natur selbst. Es sei ein „Mechanismus der Natur“, eine „waltende Vorsehung“, dass am Ende Frieden stehe. „Die Natur“, so Kant „will unwiderstehlich, dass das Recht zuletzt die Obergewalt erhalte.“

Kant sehnt sich, wie letztlich alle Menschen nach Frieden auf der Erde. Doch schon in seiner Zeit und in allen Jahrhunderten danach ist nur zu deutlich geworden, dass der Mensch diesen globalen Frieden nicht schaffen wird. Frieden auf dieser Erde in weltweitem Maßstab wird es erst geben, wenn der Friedefürst Jesus Christus erscheint und sein Friedensreich hier auf dieser Erde aufrichtet. Er ist der wahre Melchisedek, König der Gerechtigkeit, und König von Salem, König des Friedens (Heb 7,2).

Die Bibel spricht durchaus davon, dass die Schöpfung sich nach diesem Zustand sehnt, da sie auch unter den Folgen der Sünde leidet „Denn das sehnliche Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes … Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mitseufzt und mit in Geburtswehen liegt bis jetzt“ (Röm 8,19-22). Aber nicht die Natur wird diesen Frieden selbst herstellen, sondern der Schöpfer dieser Natur allein kann diesen Frieden herbeiführen.

Der Friede des Gewissens durch vergebene Schuld und den Frieden des Herzens in einem Leben in Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus – das ist heute schon möglich für den, der glaubt.
 

 

 

Der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott!

Psalm 53,2

 

Ich aber will beständig harren und all dein Lob vermehren.

Psalm 71,14

 

Singt dem Herrn, preist den Herrn!

Jeremia 20,13 

 

 

 



[1] Der Index librorum prohibitorum war ein Verzeichnis der römischen Inquisition, das für jeden Katholiken die Bücher auflistete, deren Lektüre als schwere Sünde galt. Bei manchen dieser Bücher war als kirchliche Strafe die Exkommunikation (Kirchenausschluss) vorgesehen. Der Index erschien erstmals 1559 und nannte zuletzt 6000 Bücher. 

 
[2] Zum ewigen Frieden