Bibel praktisch
Wachstum – Kind bleiben oder Mann werden
Dass wir im Laufe des Lebens wachsen, ist normal, oder? Ja, körperlich ist das so. Aber wie sieht es im geistlichen Leben aus? Ein paar Gedankenanstöße zum geistlichen Wachstum.
Wachstum ist doch normal. Wirklich?
Ein Baby wird geboren. Was für ein Wunder: Es lebt! Und es ist erstaunlich, wie schnell es wächst. Besonders in den ersten Lebensjahren macht es riesige Fortschritte: Es nimmt an Größe und Gewicht zu, es tritt in Interaktion mit seinem Umfeld, es fängt an zu sprechen, es macht seine ersten Gehversuche. Bereits nach wenigen Wochen ist es aus der Wiege herausgewachsen und sein weiteres Wachstum wird von Eltern und Kinderarzt genau beobachtet. So weit, so normal. Aber was, wenn ein 5-jähriges Kind immer noch in die Wiege passt? Oder wenn ein 12-Jähriger immer noch nur Babybrei isst? Oder was ist, wenn ein 40-Jähriger seinen Kuschelteddy überall mitnimmt? Vielleicht sagst du jetzt, das sei absurd. Zugegeben, die Beispiele sind etwas überzeichnet. Aber sind Unter- und Fehlentwicklungen im geistlichen Bereich wirklich so selten? Für das eigene körperliche Wachstum sind wir besorgt und kümmern uns darum – und das ist auch gut so. Aber kümmern wir uns mit der gleichen Sorgfalt auch um das geistliche Wachstum?
Die Geburt - der Startpunkt des Lebens
Mit der Geburt beginnt das Leben eines Babys außerhalb des Mutterleibes. Und genauso ist es mit dem geistlichen Leben: Es beginnt mit der Neugeburt. So erklärte es Herr Jesus dem jüdischen Schriftgelehrten Nikodemus in einer nächtlichen Lehrstunde: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. […] Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist. Verwundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden“ (Joh 3,3.5-7). Neues Leben, ewiges Leben, bekommt man also nur durch die neue Geburt. Wenn man an den Herrn Jesus Christus und sein Erlösungswerk auf Golgatha glaubt, bekommt man Vergebung seiner Sünden und ewiges Leben geschenkt. Hast du das persönlich schon erlebt? Wenn ja, dann hast du Leben aus Gott – echtes, ewiges Leben.
Leben zeigt sich
Wenn man ein neugeborenes Baby nur sehr oberflächlich in der Wiege betrachtet, könnte man auf den ersten Blick zweifeln, ob es wirklich lebt oder nur eine Puppe ist. Es spricht nicht, es läuft nicht, es liegt einfach still da. Und doch kann man klare Anzeichen von Leben erkennen: Es atmet. Und es hat Hunger. Wenn es von seiner Mutter gestillt wird, trinkt es gierig und mit einer Kraft, die man bei diesem kleinen Geschöpf kaum vermutet. So wie das im Natürlichen ist, so ist es auch am Anfang des geistlichen Lebens. Ein jungbekehrter Christ zeigt genau diese beiden Lebenszeichen:
- Er betet. Das ist das „Atmen der Seele“ genannt worden. Als Gott seinen Jünger Ananias zum gerade bekehrten Saulus von Tarsus schickt, sagt er: „Steh auf, geh in die Gasse, die „die Gerade“ genannt wird, und frage im Haus des Judas nach jemand mit Namen Saulus, von Tarsus, denn siehe er betet“ (Apg 9,12). Das weitere Leben von Paulus zeigt, dass das Gebet sein ganzes Leben prägte. Wie ist das bei dir? Ist das Lebenszeichen „Gebet“ in deinem geistlichen Leben nicht nur vorhanden, sondern prägend? Dann ist sicherlich über das persönliche Gebet hinaus der regelmäßige Besuch der Gebetsstunde für dich keine Frage …
- Er hat Hunger nach Gottes Wort. Dieser Vergleich wird von Petrus benutzt: Wie neugeborene Kinder seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch diese wachst zur Errettung (1. Pet 2,2). Wir lernen also: Neugeborene Kinder sind begierig nach Milch. Petrus bezieht das auf alle Christen, ob gerade bekehrt oder schon länger. Sie sollen begierig nach Gottes Wort sein. Auch das ist ein Lebenszeichen eines Christen. Hierfür gibt es ebenfalls ein schönes Beispiel in der Bibel: Als der von Dämonen besessene Mann aus Gadara vom Herrn Jesus befreit und errettet worden ist, sitzt er sofort danach zu seinen Füßen, um von seinem Herrn zu lernen (Lk 8,35; Mk 5,18.19).
Hast du noch echten Hunger nach Gottes Wort? Gibt es ein echtes, inneres Verlangen danach, Gottes Wort zu lesen und zu hören? Dann wirst du persönlich gerne und viel darin lesen sowie keine Bibelstunden versäumen, in denen Gottes Wort erklärt und ausgelegt wird.
Ohne Nahrung kein Wachstum
Die oben zitierte Stelle aus dem 1. Petrusbrief macht noch zwei in diesem Zusammenhang beachtenswerte Aussagen:
- Wie ist die Nahrung? Das Wort Gottes (das ist hier nämlich gemeint) ist vernünftig und unverfälscht. Die Bibel ist das einzige Buch auf der ganzen Erde, das absolut rein und unverfälscht ist. Kein anderes Buch und keine andere Lehre kann das von sich behaupten.
- Was ist das Ergebnis dieser Nahrung? Es ist Wachstum. Genauso wie ein natürliches Baby durch die Muttermilch wächst, so wächst auch ein geistliches Kind Gottes in praktischer Glaubenskraft und in seinem Verständnis durch regelmäßiges Lesen von Gottes Wort unter Gebet.
Milch oder feste Speise
Es gibt noch eine weitere interessante Stelle in Hebräer 5, die uns über geistliche Speise unterweist. Allerdings ist der Hinweis auf die Milch im Unterschied zum Petrusbrief eine Warnung, dass die Gläubigen gerade nicht geistlich gewachsen waren. Gott lässt hier den gläubigen Hebräern mitteilen, dass sie eigentlich der Zeit nach Lehrer sein müssten. Aber leider müssen sie erneut mit einfachen, grundlegenden Belehrungen versorgt werden. Sie sind solche geworden, die „Milch nötig haben und nicht feste Speise“ (Heb 5,11-14). Es geht hier um Christen, die zwar errettet sind, aber innerlich dabei stehen bleiben, ja sogar Rückschritte gemacht haben. Sie haben sich jüdischen Formen zugewandt, statt in der christlichen Freiheit zu leben, die Gott uns vorstellt. Sie haben keine „geübten Sinne zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen“ und keine Überzeugung von geistlichen Dingen (2. Tim 3,14). Wie schade. Das Prinzip Gottes ist immer, Wachstum zu geben. Das gilt im Natürlichen wie auch im Geistlichen. Aber Gott zwingt keinen. Es liegt an dir, ob du innerlich wächst oder ein geistlicher Zwerg bleibst.
Vom Säugling zum Mann
Was ist eigentlich das Ziel von Wachstum? Ganz einfach: Ein Säugling wird irgendwann eine Frau oder ein Mann. Das, was im natürlichen Leben mehr oder weniger automatisch verläuft, ist im geistlichen Leben an Bedingungen geknüpft (siehe oben). Aber das Ziel ist ebenfalls, dass aus einem unmündigen Kind (Heb 5,11-14) ein mündiger Erwachsener wird (Eph 3,13.14). Paulus schreibt in Epheser 3, dass Gott der Versammlung (Gemeinde) Gaben gegeben hat, damit „wir alle hingelangen […] zu dem erwachsenen Mann, zu dem Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus; damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen kommt, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus“ (V. 11-16). Das ist das Ziel: Wir sollen ein Leben wie Christus führen und daher wie ein erwachsener Mann in Christus werden, die eine klare Überzeugung haben, die die Wahrheit festhalten in Liebe. Oder anders ausgedrückt: Wir sollen Christus immer ähnlicher werden.
Das geht übrigens wie in der Natur nicht von heute auf morgen, sondern ist ein ständiger Lernprozess. Aus einem Kind wird nicht über Nacht ein erwachsener Mann (oder eine erwachsene Frau), das braucht mehrere Jahre – bei dem einen länger, bei dem anderen weniger lang. Lies in deiner Bibel, was Paulus dazu in 1. Korinther 13,9-13 schreibt.
Äußerer Mensch, innerer Mensch
Bis jetzt haben wir interessante Parallelen zwischen dem natürlichen, irdischen Leben auf der einen und dem geistlichen Leben auf der anderen Seite gesehen. Abschließend möchte ich jedoch noch auf einen großen und bemerkenswerten Unterschied hinweisen.
Im irdischen Leben ist es so, dass nach der von Wachstum geprägten Kindheit- und Jugendzeit schon relativ früh die Phase der Degeneration eintritt. Schon ab ca. dem 25. Lebensjahr ist der Prozess des Wachstums abgeschlossen und der Körper geht biologisch in eine Abwärtsbewegung, die früher oder später mit dem natürlichen Tod endet. Genau das aber sollte im geistlichen Leben komplett anders sein. Wenn wir nahe bei und bewusst mit Gott leben und mit seiner Hilfe innerlich wachsen, gibt es aufsteigendes Wachstum. Natürlich hat jedes Christenleben Höhen und Tiefen, leider gibt es auch Versagen. Aber die Tendenz sollte stetig nach oben gehen. Die Bibel gibt uns viele Beispiele von alt gewordenen Gläubigen, die trotz eines Auf und Ab im Leben in hohem Alter geistliche Kraft und Freude hatten (z.B. Mose, David, Kaleb, Anna, um nur ein paar zu nennen). Wieder ist es Paulus, der zu diesem Thema schreibt: „Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, wird doch unser innerer Tag für Tag erneuert“ (2. Kor 4,16). Damit ist gemeint, wenn auch unser Körper (= äußerer Mensch) im Laufe der Zeit schwächer wird und vielleicht manche Ausfälle und Leiden das Leben schwer machen, wächst davon unabhängig das neue Leben (= innerer Mensch). Jeden Tag gibt es Erneuerung, Erfrischung, Belebung und Wachstum, wenn wir mit Christus und seinem Wort beschäftigt sind. Was für ein Ansporn für uns alle!
Man ist, was man isst
Gott schenkt uns das, was wir nötig haben, um als glaubende Christen geistlich zu wachsen. Es liegt an dir und mir, ob wir unmündige Kinder bleiben, oder mit Gottes Hilfe zu erwachsenen Männern mit einer festen Glaubensüberzeugung heranwachsen. Auch im geistlichen Bereich gilt der Grundsatz: Man ist, was man isst!
Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus!
2. Pet 3,18
Kommentare
Nützliche Links
Elberfelder Übersetzung
Die Elberfelder Übersetzung Edition CSV ist eine wortgetreue Übersetzung der Bibel in verständlicher Sprache. Auf dieser Webseite können Sie den Bibeltext vollständig lesen und durchsuchen. Zudem werden Werkzeuge angeboten, die für das Studium des Grundtextes hilfreich sind.
www.csv-bibel.deDer beste Freund
Diese Monatszeitschrift für Kinder hat viel zu bieten: Spannende Kurzgeschichten, interessante Berichte aus anderen Ländern, vieles aus der Bibel, Rätselseiten, Ausmalbilder, Bibelkurs, ansprechende Gestaltung. Da Der beste Freund die gute Nachricht von Jesus Christus immer wieder ins Blickfeld rückt, ist dieses Heft auch sehr gut zum Verteilen geeignet.
www.derbestefreund.deIm Glauben leben
Diese Monatszeitschrift wendet sich an alle, die ihr Glaubensleben auf ein gutes Fundament stützen möchten. Dieses Fundament ist die Bibel, das Wort Gottes. Deshalb sollen alle Artikel dieser Zeitschrift zur Bibel und zu einem Leben mit unserem Retter und Herrn Jesus Christus hinführen.
Viele Artikel zu unterschiedlichen Themen - aber immer mit einem Bezug zur Bibel.
www.imglaubenleben.de