Glaube im Alltag

Menschenfurcht oder Gottesfurcht?

Seit dem Sündenfall ist Angst ein ständiger Begleiter des Menschen (1. Mo 3,9-10). Durch seinen Ungehorsam kam die Sünde in die Welt und mit der Sünde auch der Tod. Seit diesem Augenblick sind die Folgen der Sünde für jeden spürbar. Wir alle kennen Krankheiten, Ungerechtigkeiten und haben Ängste. Diese haben viele Gesichter. Einige haben Angst vor Höhen, vor Prüfungen, Flugangst oder Platzangst (und es gibt noch viele andere Ängste). Im Folgenden wollen wir uns mit der Menschenfurcht befassen, die im Kontrast zur Gottesfurcht steht.

 

Was ist Menschenfurcht und warum fürchten wir uns vor Menschen?

Als David sein Heer hatte zählen lassen, kündigte der Prophet Gad ihm wegen dieser Sünde eine Strafe Gottes an. Er konnte wählen zwischen sieben Jahren Hungersnot, drei Monaten Flucht vor seinen Feinden oder drei Tagen Pest im Land Israel. Wie reagierte er? „Mir ist sehr angst! Mögen wir doch in die Hand des Herrn fallen, denn seine Erbarmungen sind groß; aber in die Hand der Menschen lass mich nicht fallen!“ (2. Sam 24,14). Unter allen Umständen wollte er vermeiden, in die Hand der Menschen zu fallen. Ihnen vertraute er nicht. Er wusste und hatte schon oft erlebt, dass Menschen rücksichtslos und grausam sein können. Stattdessen setzte er sein Vertrauen auf seinen Gott, dessen Gnade er trotz seiner Fehler schon oft erfahren hatte – auf seinen Gott war immer Verlass. Menschen hingegen können uns enttäuschen, ablehnen, bloßstellen, bedrohen, töten …

Gewiss war es gut und richtig, dass David sich nicht in die Hände der Menschen fallen ließ. Dennoch zeigt dieses Beispiel, dass das mögliche Verhalten von Menschen oft entscheidend für unser Vorgehen ist. Uns ist dann wichtiger, was Menschen über uns denken, als das, was Gott über uns denkt. Darin liegt eine große Gefahr, die Salomo ausführt: „Menschenfurcht legt einen Fallstrick, wer aber auf den Herrn vertraut, wird in Sicherheit gesetzt“ (Spr 29,25).

 

Negativbeispiele von Personen mit Menschenfurcht

Um das anhand des Wortes Gottes zu zeigen, schauen wir uns sieben Beispiele von Personen an, die aus Menschenfurcht sündigten:

  • Abraham log aus Angst, getötet zu werden, und gab seine Frau als seine Schwester aus (1. Mo 12,12 ff. u. 20,2 ff.).
  • Als Gott Mose beauftragte, mit einer Botschaft zu den versklavten Israeliten zu gehen, hatte er große Angst davor, sie könnten ihm nicht glauben (2. Mo 4,1).
  • Aus Angst vor den Riesen des Landes verbreiteten die 10 Kundschafter ein Gerücht und ignorierten die Zusagen Gottes (4. Mo 13,31-33).
  • Die Ehre vor den Menschen war Saul wichtiger als der Gehorsam gegenüber Gott, nämlich die Amalekiter vollständig auszurotten (1. Sam 15,3 ff.).
  • Die Angst vor Isebel war für (den eben noch so mutigen) Elia so groß, dass er flüchtete und sterben wollte (1. Kön 19,1 ff.).
  • Petrus hatte Angst um sein Leben und verleugnete seinen Herrn vor einer einfachen Magd (Lk 22,54).
  • Die Eltern des Blinden sagten nur die halbe Wahrheit aus Angst, aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden (Joh 9,20-22).

 

Positivbeispiele von Personen, die keine Menschenfurcht hatten

Wir finden im Wort Gottes aber auch Beispiele von Personen, die auf Gott vertrauten und sich deshalb nicht vor Menschen fürchteten:

  • Aus Gottesfurcht ignorierten die Hebammen in Ägypten das Gebot des Königs, die neugeborenen Söhne der Israeliten zu töten (2. Mo 1,17).
  • Das Vertrauen auf ihren Gott war bei den Eltern Moses größer als die Angst vor dem Gebot des Pharaos (2. Mo 2,1-10 u. Heb 11,23).
  • Die Treue zu ihrem Gott und der Glaube an einen starken Gott war für die Freunde Daniels größer als die Angst vor dem mächtigen König und dem (scheinbar) sicheren Tod im brennenden Feuerofen (Dan 3,16-18).
  • Trotz der Anklageschrift seiner Feinde ließ Daniel sich nicht einschüchtern oder abhalten, weiter zu seinem Gott zu beten (Dan 6,11).
  • Die Ehre Gottes war David wichtiger als alles andere, deshalb hatte er keine Angst vor dem offensichtlich übermächtigen Feind Goliath (1. Sam 17,45).
  • Die Apostel ließen sich nicht durch Drohungen davon abschrecken, die gute Botschaft zu verkündigen, sie wollten Gott mehr gehorchen als Menschen (Apg 4; 5).
  • Paulus vermied es in seinem Dienst, Menschen zu gefallen; ihm war wichtig, die Zustimmung Gottes zu haben (Gal 1,10 u. 1. Thes 2,4-7 u. 1. Kor 4,1-5).

 

Typische Beispiele für Menschenfurcht

Jetzt wollen wir uns typische Menschenfurcht-Situationen anschauen, die wir vielleicht auch aus unserem eigenen Leben kennen. Wir skizzieren dazu die jeweilige Situation und denken über die Gründe unserer Angst nach.

 

Situation Warum/wovor fürchten wir uns
sich als Christ bekennen/ evangelisieren

ausgelacht zu werden
Ablehnung und Ausgrenzung
Scham, auf der Seite des Herrn Jesus zu stehen

einem Freund die Wahrheit sagen (z.B. bei vorliegender Sünde) einen Freund zu verlieren
„Es allen recht machen wollen“ andere zu verletzen
den Beifall der Menschen suchen abgelehnt zu werden
öffentlich ein Gebet sprechen was andere über mich denken bzw. wie sie mich beurteilen
die Meinung vertreten, dass Homosexualität abartig ist mit meiner Meinung allein zu stehen oder sogar angegriffen zu werden

 

Lösungsansätze, Menschenfurcht abzulegen

1) Selbsterkenntnis

Zuerst ist es wichtig, das eigene Verhalten im Blick auf Menschenfurcht zu prüfen. Dabei müssen wir demütig und ehrlich sein. Sich Schwächen und Fehler einzugestehen, ist die beste Voraussetzung dafür, (geistlich) Fortschritte zu machen.

2) Wahre Gottesfurcht

Schon Salomo wusste, dass die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang ist (Spr 9,10). Gottesfurcht ist in vielen Fällen der Schlüssel zu einem befreiten Leben. Das gilt auch für die Menschenfurcht. Gottesfurcht bedeutet nicht, ein banges Gefühl im Blick auf Gott zu haben! Es geht darum, Gott nicht verunehren zu wollen. Sind wir darauf ausgerichtet, Gott – und nicht Menschen – zu gefallen, haben wir den richtigen Kurs für unser Leben. Das heißt nicht, dass uns unsere Mitmenschen egal sind oder wir ihre Meinung nicht berücksichtigen sollten. Nein, wir prüfen alles, machen aber unser Handeln nicht mehr von der Meinung anderer Menschen abhängig. Der Maßstab für unser Verhalten ist die Bibel und die Gedanken, die Gott aufgeschrieben hat. Dann führen wir ein Leben „vor seinem Angesicht“, um Ihn zu ehren und zu verherrlichen.

 

3) Gott ist größer als der Mensch

Es ist hilfreich, sich die Größe Gottes bewusst zu machen. Denken wir an die Belehrungen des Herrn Jesus in Lukas 12,4-7: Vor Menschen sollten wir uns nicht fürchten, weil sie uns nur das irdische Leben nehmen können. Gott hingegen hat die Macht, einen Menschen nach dem Tod in die Hölle zu werfen. Deshalb hier der Appell, sich nicht vor den Menschen zu fürchten, sondern stattdessen Gott zu fürchten.

Einen ähnlichen Vergleich finden wir in Jesaja 51,12.13: „Wer bist du, dass du dich vor dem Menschen fürchtest, der hinstirbt, und vor dem Menschenkind, das wie Gras dahingegeben wird, und dass du den Herrn vergisst, der dich gemacht, der die Himmel ausgespannt und die Erde gegründet hat?“

 

4) Demut

Hinter der Menschenfurcht verbirgt sich manchmal ein gewisser Stolz. Wer anderen gefallen möchte, will anerkannt werden. Um dem vorzubeugen, wollen wir dem Beispiel des Herrn Jesus nacheifern, der von Herzen demütig war (Mt 11,29).

 

5) Das Beispiel des Herrn

Unser größtes Beispiel ist der Herr Jesus. Von Ihm können wir lernen, wie Er mit Menschen umgegangen ist. Er kannte keine Menschenfurcht, sein Wort war immer in Gnade, aber mit Salz gewürzt (Kol 4,6). Immer im richtigen Ton, aber dennoch in Klarheit, hat Er die Menschen auf Missstände aufmerksam gemacht (Joh 4). Sein ganzes Wesen war durch Gnade und Wahrheit gekennzeichnet (Joh 1,14). Studieren wir mehr sein Leben in den Evangelien und bitten wir Ihn, dass Er uns hilft, uns richtig zu verhalten.

 

6) Das Bewusstsein der Liebe und Nähe Gottes

Wer in der Nähe Gottes lebt, weiß sich geliebt. Das ist ein großer Schutz vor Menschenfurcht. Gott ist für uns – wer sollte gegen uns sein (Röm 8,31)? Weil der Herr auf unserer Seite ist, fassen wir Mut und es schwindet die Angst vor anderen. In Hebräer 13,6 lesen wir: „… so dass wir kühn sagen können: Der Herr ist mein Helfer und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“. Ähnliche Erfahrungen hat David in den Psalmen ausgedrückt: Gott war für ihn Licht und Stärke, vor wem sollte er sich da erschrecken (Ps 27,1.2)? An dem Tag, an dem er sich fürchtete, vertraute er auf Gott. Daher musste er sich nicht vor Menschen fürchten (Ps 56,4.12). Er hatte gelernt sich auf den Herrn zu verlassen (Ps 118,6.8).

 

7) Ein guter Freund

Sicher ist es ebenfalls sinnvoll und hilfreich, einen guten Freund zu haben, mit dem wir über Menschenfurcht sprechen können. Auch das gemeinsame Gebet ist eine gute Hilfe. Der Austausch darüber gibt uns Mut und stärkt uns.