Personen der Bibel
How to fail: Sieben Schritte zum Versagen
Petrus war ein echter „Typ“: impulsiv, mutig und mit einem brennenden Herzen für seinen Meister. Manchmal etwas vorlaut, aber eine natürliche Führungspersönlichkeit unter den Aposteln. Seine Hingabe ist vorbildlich für heutige Jünger Jesu.
Leider gibt es jedoch ein dunkles Kapitel in Petrus’ Leben. Oder besser gesagt: in Simons Leben. Es war nämlich der „alte Simon“, der in dieser denkwürdigen Nacht kläglich versagt hat – in dieser letzten Nacht vor dem Tod des Herrn Jesus. Das Besondere an Petrus’ Versagen war, dass es sich um ein Versagen mit Ansage handelte. Die Tragödie hatte sich angekündigt. Dieser Punkt ist extrem wichtig für uns: Manchmal sind unsere Sünden keine plötzlichen Fehltritte, sondern bahnen sich an. Vor allem hatte der Herr seinen Jünger gewarnt und ihm das Versagen vorhergesagt.
Die Abwärtsentwicklung lässt sich bei Petrus anhand von Matthäus 26 beobachten. Schritt für Schritt geht es immer weiter abwärts, bis es zum Desaster kommt.
1. Schritt: Überheblichkeit und Selbstvertrauen (Mt 26,31-35)
Mit Hochmut hatte einst alles angefangen: Hochmut führte zum Sturz des Engelfürsten Satan (Jes 14,12-14; Hes 28,14-17). Und damit beginnt auch Petrus’ Fall. Als der Herr Jesus beim letzten gemeinsamen Abendessen ankündigt, dass die Jünger noch in dieser Nacht an Ihm Anstoß nehmen würden, kündigt Petrus voller Selbstvertrauen an, dass ihm das niemals passieren würde. Vielleicht den anderen Jüngern, aber ihm nicht! Als Jesus seinem vorlauten Jünger daraufhin die Verleugnung konkret vorhersagt, setzt Petrus noch einen drauf: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“
Petrus’ Blick auf die anderen Jünger führt zur Überheblichkeit (V. 33), sein Blick auf sich selbst führt zu Selbstvertrauen (V. 35). Beide Blickrichtungen sind falsch – aber uns bekannt aus unserem eigenen Glaubensleben. Viel besser ist es, auf den Herrn zu schauen!
2. Schritt: Fehlende Wachsamkeit (Mt 26,40)
Kurze Zeit später im Garten Gethsemane: Der Herr Jesus nimmt seine drei engsten Jünger Petrus, Jakobus und Johannes mit in den hinteren Teil des Gartens, und bittet sie: „Bleibt hier und wacht mit mir“ (V. 38). Leider schlafen alle drei ein, doch bemerkenswerterweise richtet der Herr seinen Tadel vor allem an Petrus: „Also nicht eine Stunde vermochtet ihr mit mir zu wachen?“ (V. 40).
Wie schnell schlafen wir in geistlicher Hinsicht ein? Ein bisschen Trägheit, ein bisschen Bequemlichkeit – und schon haben wir nicht aufgepasst und gewacht. Da hat der Teufel leichtes Spiel! Petrus hat diese Lektion gründlich gelernt, wie seine späteren Worte zeigen: „Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher“ (1. Pet 5,8). Paulus unterstreicht das: „Also lasst uns nun nicht schlafen wie die Übrigen [die Ungläubigen], sondern wachen und nüchtern sein“. Lassen wir uns von den beiden Aposteln anspornen, hellwach zu sein, damit wir Gefahren frühzeitig erkennen.
3. Schritt: Fehlendes Gebet (Mt 26,41)
Wachen und beten werden oft in einem Atemzug genannt; beides gehört zusammen (Mk 13,33; Eph 6,18; Kol 4,2; vgl. Neh 4,3). Aber andersherum gilt auch: Fehlende Wachsamkeit geht mit fehlendem Gebet einher. Wer schläft, kann nicht beten! Deshalb fordert der Herr Jesus seine drei Jünger in Gethsemane auf: „Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt.“ Trotz dieser Aufforderung schlafen Petrus und seine beiden Freunde zum zweiten Mal ein, und kurz darauf sogar ein drittes Mal. Was macht Jesus in dieser Zeit? Er betet! Auf seinen Knien ringt Er im Gebet (Lk 22,44).
Erkennen wir uns in Petrus wieder? Statt im Gebet zu kämpfen (Röm 15,30), schlafen wir ein. Kein Gebet, keine Abhängigkeit von Gott, keine geistliche Kraft. Ohne den vertrauten Austausch mit unserem Gott und Vater geht es auf der Rolltreppe des Versagens weiter nach unten.
4. Schritt: Fleischliches Handeln (Mt 26,51)
Kaum ist Petrus wieder aufgestanden, kommen sie: die Hohenpriester mit der Tempelwache, römische Soldaten, eine große Volksmenge. Sie wollen Jesus verhaften. Aber nicht mit Petrus! Impulsiv zieht er das Schwert, um seinen Herrn zu verteidigen, und schlägt dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr ab. Keine Frage: Petrus’ Tat war wirklich mutig – und ein Ausdruck seiner Liebe zu seinem Meister. Dennoch war sein Handeln falsch. Es war eine vorschnelle, eine „fleischliche“ Tat (Gal 5,16-25). Petrus’ Aktionismus stand nämlich dem Plan Gottes entgegen: Der Herr Jesus war ja auf dem Weg zum Kreuz, Er ging wie ein Lamm zur Schlachtbank, um für unsere (und Petrus’) Sünden auf Golgatha zu sterben (Jes 53,7).
Fleischliches Handeln kennen wir aus unserem Leben: Gut gemeint, aber falsch. Im Eigenwillen vorgeprescht und Schaden angerichtet, vielleicht sogar jemanden verletzt. Kein Wunder, wenn man vorher nicht gebetet hat (siehe Schritt 3). Wir wollen uns lieber vom Heiligen Geist leiten lassen, der uns den Willen Gottes zeigen möchte.
5. Schritt: Nur von weitem folgen (Mt 26,57-58)
Bei der Verhaftung des Herrn Jesus fliehen die Jünger, doch Petrus und Johannes kehren kurze Zeit später wieder um und folgen dem Gefangenenzug, der durch die Stadt zum Hof des Hohenpriesters zieht. Dass Petrus dabei lieber einen gewissen Sicherheitsabstand zu dem Zug hält, ist nur allzu verständlich: Diese Soldaten haben soeben seinen Meister gefangen genommen, und er selbst steht wegen seines Anschlags auf Malchus vermutlich auch schon auf der Fahndungsliste.
Die Formulierung, dass Petrus nur „von weitem“ folgt, ist jedenfalls bezeichnend für ein Glaubensleben, das sich gerade in einer Abwärtsbewegung befindet. Obwohl ich sein Jünger bin, liegt mir auf einmal gar nicht mehr so viel an seiner Nähe. Meine Distanz zum Herrn wächst. Meine tägliche Andacht spule ich nur noch mechanisch ab oder ich lasse sie ganz ausfallen. Die Gebetszeit nimmt ab und das Gebet wird immer flacher. Die Gemeindestunden geben mir nichts mehr. Und weil ich nicht mehr nah an Christus dran bin, fällt es mir auch immer schwerer, Ihn nachzuahmen. So wirkt sich meine innere Distanz auch auf mein Verhalten und auf meine Worte aus.
6. Schritt: Am falschen Ort in falscher Gesellschaft (Mt 26,69-75)
Am Haus des Hohenpriesters Kajaphas angekommen, erhält Petrus keinen Einlass. Erst mit der Hilfe von Johannes gelingt es ihm, überhaupt hineinzukommen. Ach, Petrus, hättest du doch dieses göttliche Stoppschild nicht überfahren! Drinnen im Hof gesellt sich Petrus zu den Leuten am Feuer: „Petrus aber stand auch bei ihnen und wärmte sich.“ (Joh 18,18). Beachte: Petrus stand nicht nur am Feuer, sondern er stand bei ihnen. Bei denen, die zu denen gehörten, die zuvor seinen Herrn verhaftet haben. Bei den Feinden Jesu! Petrus, was machst du bei diesen Leuten?! Hier gehörst du nicht hin!
Auch für mich als Christ gibt es Orte, die ich besser meiden sollte, weil sie eine Gefahr für mein Glaubensleben darstellen. Hier gerate ich schnell in eine Gesellschaft, die meiner Beziehung zum Herrn Jesus schaden kann. Innerhalb einer Gruppe kann eine Dynamik entstehen, die mich mitreißt. Plötzlich komme ich in Situationen, die ich nicht mehr kontrollieren kann; in Versuchungen, denen ich nicht mehr widerstehen kann.
7. Schritt: Die Verleugnung (Mt 26,69-75)
Inmitten der Dienerschar des Hohenpriesters wird Petrus mehrere Male auf seine Verbindung zu Jesus angesprochen. Einmal von einer Magd, dann von den „Dabeistehenden“, schließlich von einem Verwandten von Malchus. Jedes Mal streitet Petrus ab. Er verleugnet seinen Herrn und Meister, der gerade von den Hohenpriestern verhört und misshandelt wird. Während der Herr furchtlos für die Wahrheit einsteht, lügt Petrus aus Angst vor den Konsequenzen. Am Ende streitet Petrus seine Verbindung zu Christus mit einer Vehemenz ab, die uns erschaudern lässt: „Da fing er an zu fluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht!“ (V. 74). Jetzt ist Petrus ganz unten angekommen; er hat vollständig versagt.
Es gibt keinen Grund, mit dem Finger auf Petrus zu zeigen. Petrus’ Versagen ist unsere Geschichte. Wie häufig haben wir unseren Herrn Jesus schon für weit weniger verleugnet als Petrus es getan hat? Wem von uns drohte denn schon Gefängnis oder Tod, als wir es vorgezogen haben, uns lieber nicht zu Christus zu bekennen? Petrus, durch die Gnade Gottes wiederhergestellt, hat seine Lektion gelernt und später geschrieben: „Seid jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1. Pet 3,15). Mir persönlich hilft es, wenn ich nicht den ersten Schritt machen muss, sondern von meinen Mitmenschen gefragt werde. Aber selbst dann kann uns manchmal Menschenfurcht überkommen – wie bei Petrus. Beten wir um Mut, damit wir uns nicht für unseren Herrn schämen, sondern treu zu Ihm stehen! Er hat ja so viel für uns getan!
Fazit: Was lerne ich von Petrus?
Sünde ist häufig die Folge einer Abwärtsspirale. Deshalb will ich aufpassen, dass ich eine Abwärtsbewegung möglichst frühzeitig stoppe: Ein wachsames Glaubensleben führen und viel beten, um mich nah beim Herrn aufzuhalten. Faktoren und Orte, die für mich eine Gefahr darstellen, möchte ich konsequent meiden. Außerdem möchte ich den Herrn Jesus in meinem Umfeld mutiger bekennen. Und ganz wichtig: Nicht am Boden liegen bleiben! Es gibt immer wieder einen Weg nach oben, „denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf“ (Spr 24,16). Wenn wir unser Versagen bekennen, vergibt uns Gott jeden Fehltritt! Auch das hat Petrus erlebt.
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