Bibel praktisch

Zukunft schon heute erleben

„Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! – indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, so befleißigt euch, ohne Flecken und untadelig von ihm befunden zu werden in Frieden.“
2. Pet 3,10-14

 

Der Apostel Petrus gibt in seinem zweiten Brief wichtige Hinweise für unser Leben als Christen. Er ermutigt zu einem praktischen Glaubensleben, das von Gottesfurcht, geistlicher Energie und Wachstum geprägt ist. Er warnt aber auch vor Gefahren.

Sehr eindrücklich beschreibt er das Verderben, das sich in der Christenheit ausbreiten würde. Dabei weist er besonders auf zwei Arten hin:

  1. Böse Lehre und Praxis, die durch falsche Lehrer eingeführt werden (Kapitel 2).
  2. Böses, das besonders die „letzten Tage“ des christlichen Bekenntnisses prägen wird: Spötter, die das Wiederkommen des Herrn Jesus in Macht leugnen, mit dem das Gericht über das Böse verbunden ist (Kapitel 3).

Petrus nennt auch ein wichtiges Hilfsmittel, um auf dem Glaubensweg bewahrt zu bleiben – es ist das „prophetische Wort“ (Kap. 1,19). Damit sind die prophetischen Schriften des Alten Testaments gemeint. Er vergleicht sie mit einer Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet und uns Orientierung gibt. Die Prophetie des Wortes Gottes ist in vieler Hinsicht wichtig und wertvoll1. Zum Beispiel zeigt sie uns, dass Gott diese Welt richten wird – dort, wo wir uns leider so gerne zu Hause fühlen. Wenn wir das Licht dieser Lampe in unser Leben leuchten lassen, werden wir davor bewahrt, mit der Welt gemeinsame Sache zu machen. Das wird in den oben zitierten Versen aus Kapitel 3 deutlich. Sie zeigen, wie die Kenntnis der zukünftigen Dinge unser Leben heute beeinflussen soll.

 

Der Tag des Herrn

Sowohl in Kapitel 2 als auch in Kapitel 3 spricht Petrus davon, dass das Gericht Gottes über das Böse nicht ausbleiben wird (s. Kap. 2,1.3; 3,7). Noch ist der „Tag des Gerichts“ jedoch nicht da. Gottes Gnade und Langmut sind der Grund dafür (Kap. 3,9). Doch wenn der „Tag des Herrn“ kommen wird, wird auch das Gericht kommen (Kap. 3,10). Was ist mit diesem „Tag des Herrn“ gemeint?

In der Bibel ist mit einem „Tag“ oft ein Zeitabschnitt gemeint, der durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet ist. So auch hier. Der „Tag des Herrn“ ist die Zeitperiode, die dadurch gekennzeichnet sein wird, dass Christus auf der Erde regiert und seine Autorität hier öffentlich anerkannt werden wird. Dieser „Tag“ wird 1000 Jahre dauern (Off 20,2.3); er wird mit Gericht beginnen und mit Gericht enden (vgl. 1. Thes 5,2.3; Zeph 1,14.15; Off 20,7-11).

Es ist bemerkenswert, wie Petrus hier über diesen Tag spricht. Nachdem er kurz mitgeteilt hat, wie dieser Tag „kommen“ wird, macht er einen großen Sprung hin zu den Gerichten am Ende dieses Tages: wenn die sichtbare, materielle Schöpfung und alles, was mit ihr in Verbindung steht, aufgelöst wird.

 

Welche solltet ihr dann sein?

Ab Vers 11 bis zum Ende des Kapitels erläutert Petrus dann die „Funktion“ der Lampe des prophetischen Wortes. Er zeigt, warum uns solche zukünftigen Dinge in der Bibel so klar erläutert und bekannt gemacht werden: sie sollen jetzt, in der gegenwärtigen Zeit, unseren Charakter und unser Leben prägen!

Wenn wir sehen, dass alles, was mit dieser Materie zu tun hat, aufgelöst wird, wie wirkt sich das auf unsere Lebensausrichtung aus? Können wir dann noch am Sichtbaren kleben? Können wir das, was vergeht, zum Inhalt unseres Lebens machen? Lassen wir uns dann über das nötige Maß hinaus in die „Beschäftigungen des Lebens“ verwickeln (vgl. 2. Tim 2,4), also in das, was für unseren Lebensunterhalt nicht nötig ist? Nein, das „prophetische Wort“ will etwas anderes in uns bewirken: einen heiligen Wandel und Gottseligkeit.

Wenn ich weiß, dass die Welt endgültig gerichtet und vergehen wird, distanziere ich mich heute schon von ihr und von all dem Bösen, das in ihr ist („heiliger Wandel“). Ich richte mein Leben ganz auf Gott aus und wünsche, ein Leben mit und für Gott zu leben („Gottseligkeit“).

Das ist die richtige Schlussfolgerung aus der Tatsache, dass Gott Gericht üben wird, und dass dieses Gericht die ganze Schöpfung auflösen wird.

 

Die Ankunft des Tages Gottes erwarten und beschleunigen

Der Ausblick in die Zukunft soll noch etwas in uns hervorrufen: die vor uns liegende Ewigkeit täglich zu erwarten (V. 12).

Der „Tag Gottes“ ist das, was nach dem „Tag des Herrn“ kommen wird. Am Ende des Tausendjährigen Reiches wird der Herr Jesus das Reich und die Herrschaft Gott übergeben (1. Kor 15,24-28). Dann beginnt der „Tag Gottes“, d.h. die Periode, wo Gott alles und in allem ist. Das nennen wir den „ewigen Zustand“ oder die „zukünftige Ewigkeit“.

Diesen Tag erwarten wir. Darauf freuen wir uns. Warum? Weil dann alles im Einklang mit Gott sein wird. Weil es keine Sünde, kein Gericht und keinen Tod mehr geben wird. All das wird nicht mehr sein, wenn die Himmel und Elemente, die jetzt sind, aufgelöst werden.

Was bedeutet es nun, dass wir die Ankunft dieses Tages beschleunigen? Es bedeutet sicher nicht, dass wir durch unsere Treue den Tag Gottes zeitlich schneller herbeiführen könnten. Der Tag Gottes ist Teil seines Ratschlusses, den Gott in absoluter Souveränität und unbeeinflusst von unserem Verhalten festgelegt hat.

Das Beschleunigen bedeutet, dass wir das, was diesen Tag – die Ewigkeit – ausmacht, schon jetzt genießen können. Wir beschleunigen die Ankunft des Tages Gottes, indem wir das, was dann sein wird, für uns persönlich schon heute Wirklichkeit werden lassen.2 Wie können wir das tun? Indem wir dem Bösen in unserem Leben keinen Platz geben und die Eigenschaften zeigen, die diesen Tag prägen werden. Wenn in unserem Leben alles, was mit der Sünde zu tun hat außen vor bleibt, wenn wir heilig, gerecht und in Frieden leben, dann genießen wir heute schon ungetrübte Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, und mit dem Herrn Jesus. Genau das macht die Ewigkeit aus. Dann hat das „prophetische Wort“ sein Ziel erreicht: In unseren Herzen ist „Tag angebrochen“ (2. Pet 1,19).

 

Neue Himmel und neue Erde

Die Auflösung der alten Schöpfung, von der Petrus in den Versen 10 und 12 zweimal spricht, ist notwendig, damit sich die Verheißung der neuen Himmel und der neuen Erde erfüllen kann. Auf welche Verheißung bezieht sich Petrus hier eigentlich? Was in der Offenbarung darüber gesagt wird, ist ja erst nach dem 2. Petrusbrief geschrieben worden. Vermutlich denkt Petrus an Jesaja 65 und 66, wo ebenfalls von einem neuen Himmel und einer neuen Erde die Rede ist (Jes 65,17; 66,22). Buchstäblich beziehen sich diese Verse auf das Tausendjährige Reich, denn das Alte Testament geht in seinen Aussagen letztlich nicht über diesen Horizont hinaus. Aber das, was die gereinigte Schöpfung im Tausendjährigen Reich kennzeichnet, wird in der neuen Schöpfung, von der hier und in Offenbarung 22,1 die Rede ist, vollkommen und ewig zu finden sein.

Ein Merkmal der neuen Schöpfung wird sein, dass dort Gerechtigkeit wohnen wird. Das hat es bis dahin auf der Erde nicht gegeben. Heute leidet die Gerechtigkeit oft (vgl. 1. Pet 3,14). Im Tausendjährigen Reich wird die Gerechtigkeit regieren (Jes 32,1). Aber im ewigen Zustand wird die Gerechtigkeit Ruhe gefunden haben und wohnen.

 

So befleißigt euch

Angesichts dieser wunderbaren Erwartung zieht Petrus in Vers 14 eine weitere Schlussfolgerung für unser Leben. Er appelliert noch einmal: „So befleißigt euch, ohne Flecken und untadelig vor ihm befunden zu werden in Frieden.“

Jeder Gläubige ist der Stellung nach schon heute „heilig und untadelig“ vor Gott in Christus (Eph 1,4; Kol 1,22). Petrus fordert uns hier aber auf, unseren Lebenswandel entsprechend dieser Stellung zu gestalten. Das erfordert Fleiß. Es bedingt, dass wir im Selbstgericht leben, das heißt, dass wir uns ständig im Licht Gottes prüfen und alles verurteilen und bekennen, was nicht den Gedanken und der Heiligkeit Gottes entspricht. Wenn wir so leben, wird das, was uns und die neue Schöpfung ewig kennzeichnen wird, schon jetzt in unserem Leben stückweise Wirklichkeit! Dann wird „Zukunft schon heute erlebt“.

Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

1. Johannes 3,2

 



[1] Siehe dazu auch Artikel in Folge mir nach 01/2011 und 12/2023
[2] Andere Ausleger verbinden das Beschleunigen der Ankunft des Tages Gottes mit der Langmut Gottes (vgl. V. 9.15). Je eher der Letzte errettet wird, umso eher wird Christus wiederkommen, das Tausendjährige Reich errichtet werden und schließlich der ewige Zustand (Tag Gottes) eintreten.