Zum Nachdenken
Keine Zeit – oder doch?
„Am Mittwoch ist Gebets- und Bibelstunde. Sehen wir uns?“ „Keine Zeit, ich habe noch so viel zu tun!“ Oder: „Am Freitag ist Kinderstunde. Hättest du Lust, dich einzubringen?“ „Es tut mir leid, es ist zeitlich wirklich schlecht. Plant mal ohne mich!“ Kennst du das auch? Keine Zeit! Die vielleicht häufigste Ausrede, wenn um den Besuch von Gemeindestunden oder um einen geistlichen Einsatz geht. In der Tat sind viele von uns heute in Ausbildung und Beruf stark eingespannt. Und doch geht es am Ende um die Frage der Priorität.
Petrus und sein „Zeitmanagement“
Beruflichen Stress gab es auch schon zur Zeit der Bibel. Im Lukasevangelium, Kapitel 5, berichtet Gott von einem Jünger, der in einer schwierigen Situation war. Petrus betrieb zusammen mit seinem Bruder Andreas ein Fischereigeschäft am See Genezareth (Mk 1,16-18). Eines Nachts hatten sie trotz aller Bemühungen keinen Fang gemacht. Das bedeutete für sie, dass sie an diesem Tag kein Einkommen hatten. Keine Fische, kein Geld. Von der Nachtschicht ermüdet, war er dabei, die Netze zu waschen, um vorbereitet in die nächste Nacht zu gehen. Hoffentlich würde die erfolgreicher werden. Genau in diesem Moment kommt der Herr Jesus am Ufer des Sees Genezareth vorbei, setzt sich in das dort liegende Boot des Petrus und bittet ihn, mit Ihm ein wenig hinauszufahren, damit er vom See aus die Volksmengen lehren könne. Petrus traf eine Entscheidung, die uns bis heute ein Vorbild ist, wenn es darum geht, Prioritäten zu setzen.
Ein unpassender Moment
Für Petrus gab es kaum einen unpassenderen Zeitpunkt für die Bitte des Herrn als genau an diesem Tag. Was hätten wir auf die Bitte des Herrn Jesus in dieser Situation gesagt? Hätten wir nicht vielleicht Folgendes entgegnet: „Ich würde das ja so gern machen. Aber bitte habe Verständnis, dass es ausgerechnet heute nicht geht. Sieh, ich habe einen finanziellen Totalausfall gehabt und in der nächsten Nacht muss ich unbedingt etwas fangen“? Von Petrus lesen wir gar nichts dergleichen. Anscheinend ohne zu zögern, schiebt er sein Boot ins Wasser und fährt mit dem Herrn Jesus hinaus. Ich kann mir gut vorstellen, wie Petrus auf seiner Ruderbank gesessen und der Predigt des Herrn zugehört hat. Dabei konnte er gleichzeitig seine Kollegen am Strand beobachten, die fleißig weiterarbeiteten. Die konnten ihre To-do-Liste wenigstens abarbeiten, um vorbereitet in die nächste Nachtschicht zu gehen; aber er selbst war im Blick auf seinen Fischer-Job zu einer gewissen Untätigkeit gezwungen. Kostbare (Arbeits-)Zeit schritt unaufhaltsam immer weiter, die nächste Nacht kam immer näher.
Der erste Auftrag
Als der Herr Jesus seine Belehrungen beendet hatte, wandte Er sich persönlich an Petrus: „Fahre hinaus auf die Tiefe und lasst eure Netze zum Fang hinab.“ Wie bitte? Mitten am Tag auf den See hinausfahren, um zu fischen? Petrus' Berufserfahrung sagte ihm, dass das ein sinnloses, ja geradezu lächerliches Unterfangen werden würde. Und vielleicht würde so eine Aktion zur Belustigung seiner Arbeitskollegen beitragen. Außerdem sagte ihm doch sein Verstand, dass er nun einmal der erfahrene Fischer war, Jesus dagegen ein Zimmermann. „Mit Holz kennt Jesus sich aus, aber das Fischen sollte Er doch besser uns Fischern überlassen“, so hätte Petrus denken können. Doch obwohl Petrus das als Profi-Fischer fachlich überblickte, sagte er nichts dergleichen. Er gab eine wunderbare Antwort: „... aber auf dein Wort hin will ich die Netze hinablassen.“
Richtige Priorität - gutes Ergebnis
Mit welcher Spannung wird Petrus zusammen mit seinen Kollegen auf den See gefahren sein. Vielleicht haben seine Fischergenossen diese Aktion in Frage gestellt, denn sie entsprach nun wahrlich nicht ihrer beruflichen Praxis. Jesus hatte es doch ausdrücklich gesagt, dann würde es hoffentlich funktionieren. Fakt ist: Er fährt hinaus und macht einen sehr großen Fang. So groß, dass die Netze reißen und der Fang nur mit großer Kraftanstrengung geborgen werden kann. Zutiefst beeindruckt von dem Erlebten erkennt Petrus, wie groß der Herr Jesus ist und fällt vor Ihm auf die Knie.
Der zweite Auftrag
Der erste Auftrag des Herrn Jesus an Petrus betraf seine irdische, berufliche Situation. Diesem ist Petrus in nachahmenswerter Weise im Glauben gefolgt. Der zweite Auftrag des Herrn Jesus betraf das Reich Gottes. Einen Jünger, der in irdischen Dingen treu und gehorsam ist, kann der Herr Jesus auch für geistliche Aufgaben gebrauchen.
Alles verlassen
Diese Erfahrung mit seinem Herrn veranlasste Petrus, dem Herrn Jesus kompromisslos zu folgen. Er verließ alles (Lk 5,11) und folgte Ihm nach. Der biblische Bericht in Markus 1 erzählt, dass er die Netze (=seinen Beruf) verließ, um dem Herrn Jesus nachzufolgen (Mk 1,18).
Was können wir lernen?
Wie immer in der Bibel ist auch diese Begebenheit nicht nur ein historischer Bericht, sondern voller (Lern)Hinweise für uns als Jünger des Herrn Jesus. Mindestens folgende Punkte können wir lernen:
- Der Herr Jesus und seine Belange müssen immer höchste Priorität in unserem Leben und unserer Zeitplanung haben. Er selbst sagt in Matthäus 6,33: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ Das gilt auch – wie bei Petrus – für unsere schulischen und beruflichen Dinge. So wichtig diese an ihrem Platz auch sind, der Herr Jesus geht vor. Ganz praktisch: Es wäre nicht recht, wenn wir beispielsweise die Zusammenkünfte regelmäßig versäumen, weil uns berufliche Dinge wichtiger sind (Heb 10,25). Oder wenn wir vor lauter irdischen Verpflichtungen keine Zeit mehr haben, uns um Aufgaben in der örtlichen Versammlung (Gemeinde) zu kümmern.1
- Der Herr lässt sich nichts schenken. Er sorgt dafür, dass wir in irdischen Dingen nicht zu kurz kommen, wenn wir Ihm den ersten Platz geben. So war es auch bei Petrus. Die vermeintlich versäumte Arbeitszeit wurde nicht zu einem Verlust für Petrus. Das Gegenteil war der Fall. Petrus wurde entgegen all seiner Lebens- und Berufserfahrung mit dem Fischzug seines Lebens belohnt. So wird es bei uns auch sein. Vermeintlich versäumte Arbeits-/Lernzeit oder sonst etwas, auf das wir aus Gehorsam oder Liebe gegenüber Gott verzichtet haben, wird mehr als aufgewogen. Vielleicht nicht immer in diesem Ausmaß wie bei Petrus und vielleicht auch nicht immer so unmittelbar wie bei Petrus. Aber der Grundsatz bleibt derselbe: Der Herr belohnt eine Entscheidung, die wir für Ihn treffen.
- Jesus Christus ist Herr über alles – auch über Grundsätze und Regeln in unserem (Berufs-)Leben. Petrus sah in dem Herrn Jesus viel mehr als nur den Zimmermann. Trauen auch wir dem Herrn die Lösung für unsere irdischen, schulischen oder beruflichen Probleme zu? Petrus konnte sich das auch kaum vorstellen. Aber er glaubte einfach dem Wort des Herrn – und wurde positiv überrascht.
- Glaube stützt sich nicht auf Erfahrung oder den Verstand, sondern allein auf das Wort Gottes. Hiermit lag Petrus genau auf der Linie der Belehrung Salomos: „Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand“ (Spr 3,5). Er hatte eine klare Ansage seines Herrn und das reichte ihm, um zu handeln. „Auf dein Wort hin“ – das allein zählt.
- Irdische Dinge dem Herrn Jesus vorzuziehen, bedeutet Verlust. Was hätte Petrus verpasst, wenn er nicht dem Herrn Jesus gehorcht hätte! Das wird auch in unserem Leben so sein.
- Wer Gott in irdischen Dingen gehorsam ist und seine Prioritäten richtig setzt, den kann Er auch für geistliche Aufgaben benutzen. Das sollte nicht unser erstes Ziel bei der Erfüllung unserer irdischen Aufgaben sein. Aber wenn du dich in irdischen Aufgaben bewährt hast, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn Gott dir im Laufe des Lebens auch geistliche Aufgaben zuteilt.
- Gott fordert von den wenigsten von uns, dass wir unseren irdischen Beruf komplett aufgeben, um dem Herrn Jesus zu dienen. Aber jeder Jünger Jesu ist aufgefordert, seinem Herrn und Meister mit ganzem Herzen nachzufolgen und Ihm zu dienen.
Lasst uns in diesen Punkten von dem Jünger Petrus lernen. Wir haben heute genau denselben Herrn wie Petrus damals. Mit diesem Herrn können wir heute noch die gleichen Erfahrungen machen wie Petrus damals.
[1] Uns ist natürlich bewusst, dass es Berufe gibt, die es nicht zulassen, an jeder Zusammenkunft teilnehmen zu können. Doch hier geht es um den Grundsatz – was in unserer persönlichen Entscheidungsmöglichkeit steht.
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