Bibel praktisch
Das Prisma der Liebe – Impulse für den Alltag
Die Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.
1. Kor 13,4-7
Das 13. Kapitel des ersten Korintherbriefs gehört zweifellos zu den bekanntesten Texten des Neuen Testaments – aber auch zu denen, die am schwersten in die Praxis umzusetzen sind. Unmissverständlich wird uns gezeigt, wie sich Liebe nach den Gedanken Gottes äußern sollte. Sie funkelt wie ein Prisma in den unterschiedlichsten Facetten: Geduld, Güte, Demut, Treue, Selbstlosigkeit usw. Um diese Eigenschaften der Liebe zu beschreiben, verwendet der griechische Text nur Verben (Tätigkeitsworte). Will Gott uns damit nicht deutlich machen, dass die Liebe grundsätzlich aktiv ist?
Christus in 1. Korinther 13
Sicher liegt diese göttliche Liebe nicht im Wesen des Menschen. Um sie tätig werden zu lassen, brauchen wir neues Leben: das Leben von Jesus Christus. Wenn wir 1. Korinther 13 lesen, entdecken wir Ihn. Er hat alle Aspekte dieser Liebe vollkommen ausgelebt, so dass dieses wunderbare Porträt der Liebe in der Tat ein Porträt des vollkommenen Menschen Jesus Christus ist.
Die Liebe ist langmütig
Die erste Facette der Liebe ist die Langmut. Die Liebe wird nicht ungehalten oder zornig, wenn sie jemandes Schwächen oder Fehler zu spüren bekommt. Sie hat Geduld mit dieser Person und gibt ihr Zeit, zur Einsicht zu gelangen. Wir müssen zugeben, dass Langmut und Geduld nicht in unserer Natur liegen. Es sind Eigenschaften Gottes. „Gnädig und barmherzig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Güte“ (Psalm 145,8). Ist Er seinen Geschöpfen gegenüber nicht langmütig, wenn Er sie immer wieder auffordert, Buße zu tun, damit sie dem verdienten Gericht entkommen? Und wer diese Langmut Gottes in seinem Leben erfahren hat, wird auch fähig sein, gegenüber seinen Mitmenschen langmütig zu sein. Echte Liebe schafft das!
Die Liebe ist gütig
Wenn Langmut sich dadurch auszeichnet, dass sie still ist und abwartet, dann ist es ein Zeichen von Güte, tätig zu werden und zu geben. Beides ist nötig. Langmütig sein bedeutet, die Unzulänglichkeiten anderer zu ertragen; gütig sein bedeutet, ihnen weiterzuhelfen. Es geht nicht nur um großmütige Gefühle, sondern um tatkräftige Großzügigkeit. Es reicht nicht, seinen Mitmenschen lediglich Gutes zu wünschen, sondern wahre Güte wird aktiv und bemüht sich darum, dass es ihnen gut geht. Christliche Gütigkeit – wie auch alle anderen Facetten der Liebe – beweisen wir zuallererst im häuslichen Umfeld in Ehe und Familie. Jeder ist bereit, dem anderen zu helfen und, wenn nötig, seine eigenen Interessen zurückzustellen. Aber die Güte soll sich natürlich auch gegenüber Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen erweisen und letztlich gegenüber allen Menschen.
Güte ist Liebe, die sich die Hände schmutzig macht
Als Jesus seinen Jüngern auftrug, ihre Feinde zu lieben, meinte Er nicht nur, dass sie nicht böse über sie denken sollten, sondern vielmehr, dass sie sie gütig behandeln sollten: „Dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch das Oberkleid. Und wer dich zwingen will, eine Meile mitzugehen, mit dem geh zwei“ (Matthäus 5,40.41). Jemand hat gesagt: „Güte ist Liebe, die sich die Hände schmutzig macht.“ Wenn wir lernen wollen, wie echte Güte handelt, müssen wir auf Gott blicken. Er hat uns Menschen Güte und Liebe erwiesen, obwohl wir gesündigt haben und dadurch seine Feinde geworden sind. Für solche Menschen hat Er seinen eigenen Sohn geopfert. Was für eine Güte!
Die Liebe ist demütig – ein Beispiel
William Carey war ein herausragender Sprachwissenschaftler und ein treuer Christ. Er übersetzte Teile der Bibel in 34 Sprachen und Dialekte. In seiner Jugend hatte Carey als Schuhmacher gearbeitet. Eines Abends wurde er bei einem Festessen von jemand angesprochen: „Ich habe gehört, Herr Carey, dass Sie früher Schuhe gemacht haben.“ - „Aber nein“, erwiderte Carey, „ich habe sie nicht gemacht, ich konnte sie lediglich reparieren.“
Zwei Schritte zu echter Demut
Ehrlichkeit und Bescheidenheit, ohne dabei Minderwertigkeitskomplexe zu haben, helfen, die eigenen Schwächen zu erkennen und sich seiner Grenzen bewusst zu werden. Das ist der erste Schritt auf dem Weg zu wahrer Demut. Der zweite Schritt führt dann dazu, dass ich bereit bin, Gott den ersten Platz in meinem Leben zu geben, Ihm zu gehorchen und Ihn zu verehren.
Erst dann bin ich in der Lage, in der Kraft der göttlichen Liebe ein wahrhaft demütiges und selbstloses Verhalten an den Tag zu legen. Die Liebe rühmt sich nicht. Sie verherrlicht nicht ihre vermeintlichen Erfolge. Sie bläht sich nicht mit Stolz auf, denn sie denkt nicht an sich. Sie vergleicht sich auch nicht mit anderen, sondern stellt sich in deren Dienst. Wenn wir einen Menschen sehen wollen, der sein Leben lang demütig war, müssen wir auf Jesus Christus schauen. Er konnte sagen: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (Matthäus 11,29).
Die Liebe ist taktvoll – sie gebärdet sich nicht unanständig
Als Jesus mit seinen Jüngern nach Kapernaum kam, wurde Simon Petrus von den Steuereintreibern gefragt: „Zahlt euer Lehrer keine Steuern?“ Ohne Rücksprache mit seinem Herrn zu halten, antwortete er einfach: „Doch.“ Aber als sie im Haus waren, nahm Jesus ihn zu sich und fragte: „Was meinst du, Simon? Von wem erheben die Könige der Erde Zoll oder Steuer, von ihren Söhnen oder von den Fremden?“ Petrus antwortete: „Von den Fremden.“ - „Demnach“, fuhr Jesus fort, „sind die Söhne frei. Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, geh an den See, wirf eine Angel aus und nimm den ersten Fisch, der heraufkommt, tu sein Maul auf, und du wirst einen Stater finden; den nimm und gib ihnen für mich und dich“ (Matthäus 17,24–27).
Der Herr – Vorbild in taktvollem Verhalten
Das Verhalten von Jesus war in dreierlei Hinsicht taktvoll:
- Er stellte seinen Jünger nicht öffentlich bloß, sondern sprach mit ihm persönlich über den Vorfall.
- Er bewahrte Petrus davor, seine Aussage zurücknehmen zu müssen, indem Er ihm durch ein Wunder ein Geldstück verschaffte, damit die Steuer bezahlt werden konnte.
- Er wollte auch der Obrigkeit keinen Anstoß geben, obwohl Er eigentlich die Steuer nicht hätte bezahlen müssen.
So handelte der Herr in jeder Hinsicht „anständig“, also feinfühlig und der Situation angemessen.
Diese Eigenschaft der Liebe geht weit über eine einfache menschliche Freundlichkeit hinaus, weil die eigenen Interessen zugunsten anderer zurückgestellt werden. Die Liebe kann deren Gefühle und ihre besondere Lebenssituation nachempfinden. Sie versetzt sich in deren Lage und vermeidet alles, was andere verletzen oder kränken könnte.
Die Liebe ist edelmütig – sie lässt sich nicht erbittern und rechnet das Böse nicht zu
Oft sind es nur wenige kränkende Worte oder eine abweisende Geste und schon fühlen wir uns in unserem Stolz verletzt. Immer wieder rufen wir uns den Vorfall ins Gedächtnis, sprechen mit anderen darüber, steigern uns hinein – und hegen schließlich einen inneren Groll. Das Ganze entlädt sich dann in harten, unkontrollierten Worten, die oft noch weiteren Schaden anrichten. Doch wahre Liebe lässt sich nicht erbittern, sondern bewahrt uns vor derartigen Folgen. Natürlich dürfen wir uns zu Recht empören, wenn wir sehen, dass jemand geschädigt oder das Wort Gottes missachtet wird. Aber wenn es um Böses geht, das uns selbst angetan wird, sollen wir es in Liebe ertragen. Als Jesus die Taubenverkäufer und Geldwechsler aus dem Tempel warf, leitete Ihn ein heiliger Zorn, dass das Haus seines Vaters entweiht wurde (Matthäus 21,12.13), doch wenn Er selbst angegriffen oder gedemütigt wurde, verteidigte Er sich nicht und ließ sich auch nicht erbittern.
Die Liebe rechnet das Böse nicht zu – der Minusbetrag in der Buchführung
Jemand einen Fehler zurechnen ist so, als ob man einen Minusbetrag in der Buchführung einträgt. Man möchte damit etwas festhalten, worauf man bei Bedarf zurückgreifen kann. In der Buchführung ist es unabdingbar, alle Schulden zu notieren. In den zwischenmenschlichen Beziehungen aber wird man bitter, wenn man ein Konto führt, das jedes Unrecht festhält, das einem jemals angetan wurde. Die Liebe kennt weder Groll noch Rache. Wer durch Gottes Gnade erfahren hat, dass seine Sünden vergeben sind, den treibt die Liebe an, anderen ebenfalls zu vergeben. Und vergeben heißt, sich bewusst zu entscheiden: Das Unrecht, das mir angetan wurde, rechne ich dem Täter nicht mehr zu und hole es nicht wieder hervor, sondern übergebe es ganz meinem Gott.
Die Liebe ist vollkommen – sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles
Die Liebe erträgt alles. Sie erträgt Leiden und Anfeindungen, ohne ärgerlich zu werden und ohne sich zu rächen. In der Antike wurde der Verzicht auf Rache als Schwäche angesehen. Das ist auch heute noch so. Bewunderung erntet derjenige, der für seine Rechte und Interessen kämpft. Aber Jesus Christus tat das Gegenteil. Er dachte nicht an sich selbst. Er rächte sich nicht, vergalt nicht Böses mit Bösem. Jedes Unrecht, das man Ihm antat, ertrug Er geduldig.
Die Liebe glaubt alles. Sie ist weder misstrauisch noch zynisch. Der Hass glaubt das Schlimmste, die Liebe glaubt das Beste. Sie glaubt, dass der andere das Böse einsieht und bereut, damit sich alles zum Guten wendet.
Die Liebe hofft alles. Das tut sie, weil sie ihre Hoffnung in den lebendigen Gott setzt, der Wunder tut. Ein schönes Beispiel für eine solche Liebe kann man oft bei christlichen Eltern finden, deren Kind eine unerwünschte Entwicklung genommen hat. Sie geben nie die Hoffnung auf, dass ihr Kind eines Tages zu Gott umkehren wird. Sie hoffen und beten, weil sie ihr Kind lieben.
Die Liebe erduldet alles. Das Verb erdulden bedeutet, Leiden und Probleme mit Ausdauer zu ertragen. Man hält durch – entweder aus Liebe zu denen, die einen drangsalieren, oder aus Liebe zu denen, für die oder mit denen man leidet. Die Liebe trotzt dem Widerstand und hält an Glauben und Hoffnung fest. Woher bekommt sie die Kraft dazu? Von Jesus, der alles erduldet hat: Einsamkeit, Widerspruch, Verleugnung, Ungerechtigkeit, körperliche Qualen und was das Schlimmste war: dass Gott Ihn verließ. Nun hilft Er denen, die an Ihn glauben, damit sie ebenfalls alles wie Er erdulden können.
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Elberfelder Übersetzung
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www.derbestefreund.deIm Glauben leben
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