Nachgedacht

Was ist Wahr(heit)?

In unserer Zeit wollen uns viele Menschen davon überzeugen, dass ihre Sicht der Dinge die Wahrheit ist. Aktuell sehen wir das im Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Jeder der Beteiligten spricht seine Version der „Realität“ aus. Und was ist wirklich wahr? Kann man der einen oder keiner Seite trauen?

 

Die Frage „Was ist Wahrheit?“ ist nicht neu! Pilatus stellte sie vor 2000 Jahren an seinen Gefangenen. Die Führer der Juden hatten ihm ihre Sicht mitgeteilt. Jesus sei ein Übeltäter (Joh 18,30). Er habe sich selbst zu Gottes Sohn gemacht (Joh 19,7). So kommt der römische Richter zum Herrn Jesus und fragt Ihn: „Bist du der König der Juden?“ Christus bestätigt dies und fügt hinzu, dass Er der Wahrheit Zeugnis gebe (Joh 18,37). Nun steht Pilatus vor einem Dilemma: „Was ist Wahrheit“? Was war wahr? So einfach ist das nicht zu entscheiden, wenn man gegensätzliche Darstellungen erhält.

Hinzu kommt, dass Menschen schon immer versucht haben, die Wahrheit zu untergraben. Sie haben sich angestrengt, eine falsche Sicht auf eine Weise in Umlauf zu bringen, damit diese für wahr gehalten würde. Dazu ist den Feinden des Volkes Gottes immer jedes Mittel recht. In der Zeit Serubbabels zum Beispiel schrieben die späteren Samariter Verleumdungen über die Absichten und Handlungen der Juden an den persischen Weltherrscher. Sie behaupteten: So sehen die Verhältnisse wirklich aus. Mit Geschick und – wir würden heute sagen – modernen Marketingmethoden, inklusive Desinformationskampagne, waren sie ziemlich erfolgreich (Esra 4).

Die Thessalonicher erhielten einen Brief, der angeblich von Paulus geschrieben worden war (2. Thes 2,2). Viele Gläubige in dieser Stadt ließen sich offensichtlich davon verunsichern und glaubten dieser Fälschung der Wahrheit. Der Apostel versichert ihnen, dass dieses Schriftstück eine Lüge war, was Absender und Inhalt betraf.

Auch uns Christen wird heute manches als Wahrheit angepriesen, was in Wirklichkeit die Wahrheit des Wortes Gottes verfälscht. Wie viele Inhalte werden im Internet und auf den vielfältigen Apps unserer Smartphones angeboten, die vorgeben, uns die Wahrheit des Wortes Gottes zu bringen. Sie beanspruchen, biblische Lehre und Praxis angemessen darzustellen.

Was tun wir im realen Leben, wenn uns gesagt wird, jemand habe dies oder jenes gesagt? Wir fragen denjenigen, der diese Sache so oder so angeblich gesagt haben soll. Manchmal kann man das (im Kontext) nachlesen, manchmal auch die betreffende Person direkt fragen. Wenn die Thessalonicher das getan hätten, wären sie nicht in ihrem Verständnis der prophetischen Ereignisse erschüttert worden und hätten keine Glaubenszweifel bekommen.

Wenn es um die Wahrheit des Wortes Gottes geht, müssen wir zur Quelle selbst gehen: zu seinem Wort. Daran prüfen wir alles. Dieses Wort ist nicht immer auf den ersten Blick für uns verständlich. Also nehmen wir uns vertrauenswürdige Hilfsmittel hinzu. Der Herr hat seiner Versammlung (Gemeinde) Gaben geben: Hirten und Lehrer (Eph 4,11). Wenn sie verlässlich sind, sollten wir sie in Anspruch nehmen. Sie helfen uns! So können wir auch im 21. Jahrhundert prüfen, ob das, was uns gesendet wird, wirklich wahr ist. Das zu erkennen ist heute nicht immer einfach. Aber Gott hat uns dazu sein Wort und seinen Geist gegeben.

Wer in Demut und bewusster Abhängigkeit von Gott (Gebet) anhand des Wortes Gottes prüft, was ihm präsentiert wird, steht auf sicherem Fundament. Ohne eine kompromisslose Bereitschaft, den Willen Gott zu tun (vgl. Joh 7,17), werden wir seine Gedanken allerdings nicht erfassen können. Vor allem aber wissen wir: Die Wahrheit ist letztlich untrennbar mit Christus verbunden: Er ist die Wahrheit (Joh 14,6).