Personen der Bibel
Gott sieht deine Treue (2)
Im ersten Teil haben wir uns mit den drei Männern beschäftigt, die Hesekiel in Kapitel 14,12-14 vorstellt: Noah, Daniel und Hiob. Ihre Gerechtigkeit hätte das Gericht über das abgefallene Volk nicht aufhalten könnten. Wir haben gesehen, was diese Männer besonders auszeichnete. Der Prophet Jeremia benutzt einen ähnlichen Hinweis wie Hesekiel, indem er zwei andere Männer Gottes als Beispiel erwähnt: Mose und Samuel. Auch dieser Bibelvers dient uns zur Belehrung.
«Der Herr sprach zu mir: Wenn auch Mose und Samuel vor mir ständen, so würde meine Seele sich nicht zu diesem Volk wenden» (
Jer 15,1).
Während es bei den von Hesekiel zitierten Beispielen hauptsächlich um ihr Leben inmitten der Umstände ging, («und diese drei Männer wären darin»), so geht es bei Jeremia um das, worin Mose und Samuel herausragende Vorbilder sind: um die Fürbitte für das Volk («wenn auch Mose und Samuel vor mir ständen»). Diese beiden Männer lehren uns also gleich zu Anfang: Obwohl wir wissen, dass es keine Wiederherstellung des Ganzen geben wird, und die Entwicklung insgesamt nicht aufzuhalten ist, so lässt doch der Überrest in der Fürbitte nicht nach.
Mose – der Inhalt seiner Fürbitte
Die zwei großen Fürbitte-Gebete Moses in 2. Mose 32,11-13 und 4. Mose 14,13-19 sind in dreierlei Hinsicht beispielgebend:
- An erster Stelle steht in beiden Gebeten die Ehre Gottes und seines Namens (2. Mo 32,11.12; 4. Mo 14,13-16).
- Mose beruft sich Gott gegenüber auf dessen Verheißungen (2. Mo 32,13; 4. Mo 14,17).
- Er nennt die «Ungerechtigkeit dieses Volkes» beim Namen und bittet Gott um Vergebung dieser Sünde «nach der Größe deiner Güte und so, wie du diesem Volk verziehen hast von Ägypten an bis hierher» (4. Mo 14,19).
In den beiden vorliegenden Stellen ist es lohnend, das Verhalten Moses in der Gegenwart Gottes mit seinem Verhalten vor dem Volk zu vergleichen.
Vor dem Volk tritt Mose mit aller Entschiedenheit für die Ehre und Rechte Gottes ein, aber in der Gegenwart Gottes verwendet sich dieser treue Knecht in zu Herzen gehender Weise für das Volk. Gerade ein Überrest, der in den Tagen des Abweichens vom Wort Gottes den Wunsch hat, den Namen des Herrn nicht zu verleugnen und für seine Ehre einzutreten, wird mit gleicher Energie die Gegenwart Gottes aufsuchen, um in Fürbitte für sein Volk einzutreten.
Samuel – kein Prophetendienst ohne Gebet
Dass diese beiden Männer – Mose und Samuel – herausragende Beispiele für betende Gottesmänner sind, die auch die Erhörung ihrer Gebete erfahren durften, drückt auch der Schreiber des 99. Psalms mit den Worten aus: «Mose und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen, die seinen Namen anrufen, sie riefen zu dem Herrn, und er antwortete ihnen» (Ps 99,6).
Das Gebet hatte im Leben Samuels einen großen Stellenwert. Schon seine Mutter Hanna war eine Frau des Gebets, die etwas von «dem Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt», erlebte (1. Sam 1,9-18; Phil 4,7), denn «ihr Angesicht war nicht mehr dasselbe» nach ihrem Gebet. So durfte sie Gott auch im Gebet loben (1. Sam 2,1-10).
Samuel selbst betete schon als Knabe Gott an (1. Sam 1,28). Später trat er als Prophet unter dem Volk Gottes auf. Dass dieser Prophetendienst untrennbar mit einem Gebetsleben verbunden war, macht ein späterer Prophet deutlich: «Wenn sie aber Propheten sind, und wenn das Wort des Herrn bei ihnen ist, so mögen sie doch bei dem Herrn der Heerscharen Fürbitte tun» (Jer 27,18). In dieser Weise verstand Samuel seinen Dienst. «Und Samuel sprach: Versammelt ganz Israel nach Mizpa, und ich will den Herrn für euch bitten» (1. Sam 7,5). Offenkundig hatte das Volk, wenn auch vielleicht nur schwach, ein Empfinden von der Wichtigkeit dieses Dienstes der Fürbitte. «Die Kinder Israel sprachen zu Samuel: Lass nicht ab, für uns zu dem Herrn, unserem Gott, zu schreien, dass er uns von der Hand der Philister rette» (1. Sam 7,8).
Es ist von ergreifendem Ernst, zu sehen, wie Samuel eine solche Aufforderung beurteilte: «Auch ich – fern sei es von mir, dass ich gegen den Herrn sündigen, dass ich ablassen sollte, für euch zu bitten; sondern ich werde euch den guten und richtigen Weg lehren» (1. Sam 12,23). Wie steht es bei uns? Haben wir unsere nachlassende Fürbitte schon einmal als Sünde betrachtet? Wir brauchen gerade in schweren Zeiten echten «prophetischen Dienst», und Samuel macht uns hier unmissverständlich klar, was das umfasst:
- Nicht ablassen in der Fürbitte für das Volk Gottes
- Nicht ablassen, den guten und richtigen Weg zu lehren
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