Bibelstudium

Die Feste des Herrn  (3. Mose 23)

3. Mose 23 beschreibt detailliert Gottes Anweisungen zu sieben Festen in Israel. Dahinter verbirgt sich eine prophetische Sicht bis in das Tausendjährige Reich. Die Hauptrolle in dem Kapitel spielt weniger das Volk Israel als vielmehr der Herr selbst.

 

Der Herr redete zu Mose

 

Das Kapitel beginnt damit, dass der Herr Mose Mitteilungen für die Kinder Israel gab. Es endet damit, dass Mose den Kindern Israel die Feste des Herrn sagte (V. 44). Insgesamt findet man fünfmal, dass der Herr zu Mose sprach (V. 1.9.23.26.33). Und Mose, der treue Knecht Gottes (vgl. Heb 3,2), gehorchte und gab diese Mitteilungen an das Volk weiter. Das soll auch uns anspornen, treu und gehorsam zu sein.

 

 

Die Feste des Herrn – meine Feste

 

Insgesamt wird von acht Festen gesprochen. Das erste Fest, der Sabbat, war ein wöchentlich wiederkehrendes Fest. Die anderen sieben Feste fanden einmal im Jahr statt, „zu ihrer bestimmten Zeit“ (V. 4). Sie werden aber nicht Feste der Kinder Israel genannt, sondern Feste des Herrn (V. 1.4.37.44) und „meine Feste“ (V. 1). Es waren bestimmte Zeiten, an denen die Kinder Israel Gott nahen sollten. Bei manchen Festen werden auch Opfer erwähnt, die gebracht werden sollten.[1]

 

Gott wollte, dass die Kinder Israel Ihm diese Feste feierten und die Opfer brachten, die Er vorgeschrieben hatte. Es sollte bei diesen Festen um den Herrn gehen. Dass die Feste für die Kinder Israel auch Ruhe, Segen und Genuss bedeuteten, ist eine andere Seite. Dasselbe gilt für uns: Wenn wir Gott das geben, was Er von uns verlangt, dann werden wir gesegnet werden und geistlichen Genuss haben. Aber der erste Platz bei diesen Festen gehörte dem Herrn.

 

 

Die jährlichen Feste

 

Ab Vers 4 werden dann sieben jährlich stattfindende Feste genannt. Im ersten Monat fand das Passah, das Fest der ungesäuerten Brote statt.

 

Dann folgen zwei Feste, zwischen denen ein Abstand von fünfzig Tagen[2] lag: Die Garbe der Erstlinge und das neue Speisopfer.

 

Schließlich fanden dann im siebten Monat das Gedächtnis des Posaunenhalls, der Versöhnungstag und das Laubhüttenfest statt. Bei dem letzten Fest, dem Laubhüttenfest sollten sich die Kinder Israel „vor dem Herrn eurem Gott freuen sieben Tage“ (V. 40).

 

 

Die prophetische Sicht

 

Die sieben Feste geben ein Bild von Gottes Handeln mit Israel und der Versammlung wieder. Teile davon sind heute schon erfüllt. Auch wenn es Bezüge zu uns glaubenden Christen gibt und das Fest der Wochen letztlich nur die christliche Zeit betrifft, so ist der Schwerpunkt doch der Plan Gottes mit Israel, insbesondere die drei letzten Feste. Gott möchte, dass sein irdisches Volk sich an Ihm und mit Ihm freut. Dieses Ziel wird im Tausendjährigen Reich erfüllt werden. Wir haben aber insofern Anteil daran, als wir mit dem Herrn Jesus verbunden sind. Der Segen seines Werkes kommt auch uns zugute.

Passah

Es fällt uns nicht schwer zu erkennen, dass der Herr Jesus am Passahfest gekreuzigt wurde und starb (vgl. Mk 14,12.17)[3]. Das Lamm ohne Fehl und ohne Flecken starb genau an diesem Fest! In 1. Korinther 5,7 wird gesagt: „Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden.“ Das Opfer der Herrn Jesus ist die Grundlage für eine Beziehung zu Gott, so wie das Passah das erste Fest des Jahres war.

Fest der ungesäuerten Brote

Dieses Fest ist untrennbar mit dem Passahfest verbunden. Aller Sauerteig musste entfernt werden. Der Apostel Paulus wendet das in 1. Korinther 5,8 auf uns an: „Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit.“ Wir sollen ein Leben in Reinheit führen - das ist die Aufforderung!

Garbe der Erstlinge

Sie wurde am nächsten Tag nach dem Sabbat dargebracht (3. Mo 23,11). Die Erstlingsgarbe ist ein Bild der Auferstehung des Herrn Jesus, der den Sabbat über im Grab war und früh am ersten Tag der Woche, als es noch dunkel war, auferstanden ist (vgl. Joh 20,1).

Christus ist der Erstling der Entschlafenen (1. Kor 15,20).

Das neue Speisopfer

Nach der Garbe der Erstlinge wurden fünfzig Tage gezählt bis zum neuen Speisopfer. Das ist der Pfingsttag in Apg 2,1[4]. An diesem Tag, an dem ein neues Speisopfer gebracht werden sollte, wurde durch das Kommen des Heiligen Geistes auf die Erde die Versammlung gebildet (1. Kor 12,13).

Das neue Speisopfer, das die Kinder Israel an diesem Tag bringen sollten, bestand aus zwei Webe-Broten, die aus gebackenem Sauerteig bestanden. Durch den Backvorgang kommt der Gärprozess des Sauerteigs zum Stillstand. So ist in den Glaubenden, die mit dem Heiligen Geist versiegelt sind, zwar die Sünde noch vorhanden, aber sie muss nicht mehr wirken! Interessanterweise sind es aber zwei Brote. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Versammlung (Gemeinde) aus Heiden und Juden besteht: Die zwei wurden Frieden stiftend zu einem neuen Menschen geschaffen und in einem Leib mit Gott versöhnt (Eph 2,15.16).

So ist das neue Speisopfer ein Hinweis auf die Entstehung der Versammlung.

Gegenwart – Zukunft

Die ersten vier Feste des Festzyklus sind bereits erfüllte Prophetie. Die verbleibenden drei Feste, die im siebten Monat stattfanden, sind heute noch zukünftig. Allerdings ist es die Zukunft Israels, nicht die der Versammlung!

Ja, Israel hat eine Zukunft, Gott hat sein Volk nicht verstoßen (vgl. Röm 11,1). Um diese Zukunft geht es in den nächsten drei Festen.

Gedächtnis des Posaunenhalls

Dieses Fest fand am ersten des siebten Monats statt, also am Neumond, an einem Neuanfang. Am Neumond wurden die Trompeten geblasen (4. Mo 10,10). Die prophetische Bedeutung kann man in Jesaja 27,13 finden: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird in eine große Posaune gestoßen werden, und die Verlorenen im Land Assyrien und die Vertriebenen im Land Ägypten werden kommen und den Herrn anbeten auf dem heiligen Berg in Jerusalem.“ Die in allen Ländern verstreuten Juden werden dann in ihr Land zurückkommen und dort ihre Heimat finden.

Versöhnungstag oder Sühnungstag

Am jährlichen Sühnungstag wurden Opfer gebracht, um die Beziehung des Volkes Israel mit Gott wiederherzustellen. In Zukunft wird Israel erkennen, dass sie den Messias verworfen und gekreuzigt haben. Sie werden darüber Buße tun (Sach 12,10) und erkennen, dass Er wegen ihrer Übertretung verwundet und von Gott geschlagen und niedergebeugt war (vgl. Jes 53). Diese Buße („Seele kasteien“) steht hier im Vergleich zu der Beschreibung in 3. Mose 16 im Vordergrund.

Laubhüttenfest

Dieses Fest fand statt, als die Ernte eingefahren war und das Volk ruhen und sich freuen konnte. Es ist ein Hinweis auf das Tausendjährige Reich: „Und sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken“ (Mich 4,4).

Fazit

Der Festzyklus endet mit großer Freude für Gottes irdisches Volk. Auch wenn es nicht allein und in den drei letzten Festen gar nicht direkt um unsere Zukunft geht in diesem Kapitel, so dürfen wir uns doch darauf freuen, dass der Herr Jesus von seinem irdischen Volk anerkannt werden wird. Dann wird Er mit ihnen wieder von dem Gewächs des Weinstocks trinken in dem Reich seines Vaters.  Freuen wir uns mit und für Ihn?

 

 

Literaturempfehlungen:

  • Dönges, E.: Die Feste Jehovas, Hückeswagen (E-Book, kostenlos)
  • Cuendet, André: Les 7 fêtes à l'Eternel de Lévitique 23, Chailly-Montreux 2013

 

 

 



[1] Weitere Anweisungen zu den Opfern an diesen Festtagen werden in 4. Mose 28 und 29 genannt.
[2] Ab dem Fest der Erstlingsgabe wurde gezählt. Nach 5. Mose 16,9 war das auch der Tag, an dem die Sichel an das Getreide gelegt wurde, also der Beginn der Ernte.
[3] Der jüdische Tag beginnt abends um 18 Uhr. Der Herr Jesus feierte das Passah an diesem Abend, wurde in der Nacht überliefert, am Morgen um 9 Uhr (= dritte Stunde, Mk 15,25) gekreuzigt und starb nach 15 Uhr (= neunte Stunde, Mk 15,33).
[4] Das griechische Wort für Pfingsten ist pentekoste und bedeutet fünfzig.