Bibel praktisch

Verborgene Sünden

In einem seiner Psalmen bittet David den Herrn, ihn vor den gefährlichen Feinden zu retten, die ihn umgeben. Er fürchtet sich vor ihren unerwarteten Angriffen und vergleicht sie daher mit jungen Löwen, die in einem Versteck auf der Lauer liegen (Ps 17,12). Davor will David bewahrt bleiben. Mit solchen Feinden haben wir wenig zu tun. Aber denken wir daran, dass der Feind „Sünde“ noch in uns ist.

Dieser Feind liebt ebenfalls die Dunkelheit und das Verheimlichen – genauso wie die Löwen und andere nachtaktive Raubtiere. Wir sind immer der Gefahr einer inneren Verunreinigung ausgesetzt, die sich schleichend ausbreitet und Herz und Gewissen beschmutzt.

 

Selbsttäuschung durch Geheimhaltung

Diese Gefahr ist unbedingt ernst zu nehmen! Viele Gläubige bilden sich ein, sie könnten gewisse Gedanken oder Handlungen geheim halten. Irrigerweise meinen sie, dass niemand die schlechten Vorsätze und bösen Begierden ihrer Herzen wahrnehmen würde – an Gott im Himmel denken sie dabei gar nicht. So lassen sie zu, dass diese Begierden sich unbeherrscht entwickeln, bis zu dem Punkt, wo diese verdorbenen Gedanken sie plötzlich mit einer unaufhaltsamen Macht überfluten und alles ertränken, was an guten und heiligen Empfindungen vorhanden ist.

Derartige geistliche Katastrophen kommen besonders dadurch zustande, dass man weder die Allwissenheit Gottes vor Augen hat noch die gebotene Ehrfurcht. Die Evangelien können uns helfen, unser Bewusstsein zu schärfen, damit es nicht zu Katastrophen in unserem Glaubensleben kommt. Ein Ziel des Dienstes des Herrn Jesus in Judäa und Galiläa war es nämlich, den Menschen deutlich zu machen, dass Gott jeden Gedanken und die innersten Gefühle der Menschen kennt. Durch den Herrn wurden die Überlegungen vieler Herzen offenbar (Lk 2,35).

 

Der Herr macht das Verborgene offenbar

Ein Beispiel: Als der Herr Jesus an einem Sabbattag in die Synagoge von Kapernaum geht, ist unter den dort Anwesenden ein Mann mit einer verdorrten Hand (Mk 3). Die Schriftgelehrten und Pharisäer belauern den Herrn, ob Er wohl den Kranken an diesem heiligen Tag heilen wird oder nicht. Es wird uns gesagt, dass Jesus ihre Gedanken kennt, obwohl sie sich vermutlich nichts haben anmerken lassen, wie das für die Menschen im Orient charakteristisch ist.

Die jüdischen Führer gehen davon aus, dass der Herr seine Macht gebrauchen wird, um den Kranken am Sabbat zu heilen, denn sie kannten sein Mitgefühl für die Leidenden. Wenn Er es täte, wäre das für sie die gesuchte Gelegenheit, Ihn vor dem Synedrium als einen Übertreter des mosaischen Gesetzes anzuklagen. Doch der Herr Jesus kennt ihre Überlegungen. Sie halten Ihn nicht davon ab, den Mann mit der verdorrten Hand zu heilen. Aber gleichzeitig tadelt Er vor allen Anwesenden diese unwürdigen und bösen Gedanken aller, die sich mit allen Mitteln gegen den Sohn Gottes stellten, obwohl Er nur gekommen war, um ihnen zu dienen.

Diese Heilung ist nicht die einzige Begebenheit, wo sich diese verkehrte Herzenshaltung zeigt, dass schlecht über den Herrn Jesus gedacht wurde. Als der Gelähmte auf seiner Trage zum Herrn gebracht wird, sagt der Herr ihm sogleich: „Kind, deine Sünden sind vergeben“ (Mk 2,5). Als die Schriftgelehrten diese Worte hören, beschuldigen sie den Herrn in ihren Herzen heimlich der Gotteslästerung. Fälschlicherweise denken sie, dass der Herr vermessen handle, weil allein Gott allein Sünden vergeben kann. Aber der Herr erkennt diese Überlegungen „in seinem Geist“ (Mk 2,8); seine Antwort zeigt den Anwesenden, dass Er in der Lage ist, die geheimen Gedanken der Menschen zu lesen.

 

Wenn Sünde nicht bereut wird

Wie traurig, dass diese Männer nicht sofort um Vergebung ihrer bösen Gedanken bitten. Warum bereuen sie ihre Sünde nicht und bitten den Herrn, die Gedanken ihrer Herzen zu vergeben, wie es der Apostel Petrus Simon dem Zauberer vorschlägt (Apg 8,22)? Die Schriftgelehrten jedoch bekennen ihre bösen Gedanken nicht und erleben daher auch keine Reinigung von ihren verborgenen Sünden. Infolgedessen nimmt ihr bitterer und hasserfüllter Widerstand gegen den Messias stetig zu. So werden sie später einer schrecklichen Gotteslästerung schuldig, indem sie aussprechen, was sie im tiefsten Inneren über den Herrn Jesus denken: Er treibe die Dämonen durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, aus. Sie werfen dem Heiligen und Gerechten vor, von einem unreinen Geist besessen zu sein. Der Herr erwidert darauf, dass diese Sünde niemals vergeben wird (Mk 3,29.30).

So hat Jesus während seines Lebens als Mensch hier auf der Erde bewiesen, dass Er allwissend ist. In vielen Situationen hat Er diese göttliche Eigenschaft und Macht deutlich werden lassen und damit gezeigt, dass Er Gott ist. Die Tatsache, dass die Augen des Herrn die ganze Erde durchlaufen, war schon zur Zeit des Alten Testaments bekannt (2. Chr 16,9). Der Psalmdichter hatte diese göttliche Allwissenheit an sich selbst erfahren und sie zum Thema eines wunderbaren Psalms gemacht. Die schreckliche Sünde Davids in der Sache mit Urija, dem Hethiter, war zwar im Verborgenen geschehen, aber Gott kannte die ganze schmutzige Geschichte und deckte sie vor ganz Israel auf (2. Sam 12,12). David hatte sich gesagt: „Nur Finsternis möge mich umhüllen, und Nacht werde das Licht um mich her.“ Er musste aber lernen, dass die Finsternis ihn nicht vor dem Herrn verbergen konnte und zu seiner Schande entdeckte er, dass die im Verborgenen begangene Sünde ans Licht kam (nach Ps 139,11.12). Wie Mose sagte auch David zu Gott: „Du hast unsere Ungerechtigkeiten vor dich gestellt, unser verborgenes Tun vor das Licht deines Angesichts“ (Ps 90,8).

 

Gott ist größer als unser Herz

Gott weist die Menschen in seinem Wort immer wieder auf seine Allwissenheit hin, damit sie sich nicht der Illusion hingeben, irgendetwas vor Ihm verstecken zu können. „Oder kann sich jemand in Schlupfwinkeln verbergen, und ich sähe ihn nicht?, spricht der Herr. Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?, spricht der Herr“ (Jer 23,24).

Diese Beispiele machen klar, dass geheime Sünden in unseren Herzen Wurzeln schlagen können; denn das Herz ist arglistig (Jer 17,9). Der Herr warnt uns: Jede schreckliche Tat beginnt mit sündigen Gedanken: „Denn aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei …“

Wir wollen achtgeben, dass wir solche Dinge in unseren Herzen so schnell wie möglich als Sünde erkennen. Auf den ersten Blick mögen sie uns nicht so schlimm vorkommen (wie z.B. Stolz, schlechte Gedanken, Eifersucht), doch sie sind zum großen Schaden für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und vor allem für unsere Gemeinschaft mit Gott. Betrügen wir nicht uns selbst, indem wir versuchen, irgendeine Ungerechtigkeit vor Gott zu verbergen (Ps 32,5). Er kennt sowieso alle Geheimnisse des Herzens. Und denken wir daran: „Wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten“ (1. Joh 2,1).