Basics
Jünger werden – Jünger sein
Jüngerschaft ist nicht nur das Thema dieses Heftes von „Folge mir nach“. Es ist ein Dauerthema für uns alle. Jeder von uns möchte – hoffentlich – ein Jünger Jesu sein. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Und wie wird man ein Jünger? Diesen Fragen wollen wir in diesem ersten Artikel nachgehen.
Wer ein Christ ist, sollte ein Jünger sein. Beides ist untrennbar miteinander verbunden (vgl. Apg 11,26). Jünger zu sein, ist das Markenzeichen eines echten Christen. Wer ein Christ sein will, wird sich deshalb fragen, was es bedeutet, ein Jünger zu sein. Umgekehrt gilt: Ohne Bekehrung ist es nicht möglich, Jünger des Herrn zu sein.
Drei Kernmerkmale eines Jüngers
Das griechische Wort für „Jünger“ bedeutet wörtlich, ein Lehrling oder ein Schüler zu sein. Mit diesem Wort wurden damals Menschen bezeichnet, die sich einer religiösen Führungspersönlichkeit (oder Gruppe) anschlossen und ihr folgten.
Ein Jünger weist drei Kernmerkmale auf:
- Er lernt von seinem Meister. Dieses Kennzeichen begegnet uns sofort im ersten Vers des Neuen Testaments, in dem das Wort „Jünger“ vorkommt. In Matthäus 5,1.2 lesen wir: „Als er [Jesus] aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach…“ Später fordert er seine Jünger auf: „Lernt von mir“ (Mt 11,29). Jünger des Herrn Jesus hören Ihm also zu und lernen von Ihm. Tun wir das?
- Er folgt seinem Meister: Jünger Jesu folgen Ihm. Davon lesen wir z.B. in Matthäus 8,23: „Und als er in das Schiff gestiegen war, folgten ihm seine Jünger“. Christen folgen nicht einer Idee oder einer Sache, sondern einer Person. Es ist die großartigste Person, die es gibt. Es ist der, der sein Leben für uns gab. Seine Fußspuren sehen wir, wenn wir von Ihm in der Bibel lesen. Folgen wir Ihm?
- Er dient seinem Herrn: So wie der Herr Jesus vom Himmel kam, um anderen zu dienen (Mk 10,45), dienen Jünger Jesu jetzt ihrem Herrn. Der Herr Jesus hat seine Jünger selbst gelehrt, wie sie Ihm dienen sollten. Davon lernen wir ebenfalls. Es ist klar, dass ein Jünger nur dann seinem Meister wirklich dienen kann, wenn er nahe bei Ihm ist und von Ihm lernt. Dienen wir Ihm wirklich?
Den ersten Christen sah man an, dass sie „mit Jesus gewesen“ waren (Apg 4,13). Sieht man uns das auch an?
Berufung zu Jüngerschaft
Werfen wir nun einen Blick auf einen Text, in dem es um die Berufung einiger Jünger Jesu geht.
Bitte lies zunächst Markus 1,16-20!
Dieser Text spricht uns alle an. Er spornt uns an, unserem Herrn zu folgen und Ihm zur Verfügung zu stehen. Zum weiteren Nachdenken nenne ich folgende Punkte:
- Der Herr ruft: Niemand anders als Er kann uns rufen. Ohne diesen Ruf gibt es keine Jüngerschaft. Zuerst ruft Er die Menschen auf, Ihn als Retter anzunehmen. Dann ruft Er die Geretteten, Ihm zu folgen. Er möchte uns zu seinen Jüngern machen. Er möchte, dass wir bei Ihm bleiben, damit Er uns aussenden kann, um etwas für Ihn zu tun.
- Wen der Herr ruft: Es fällt auf, dass der Herr einfache Fischer in seine Nachfolge beruft. Er legt keinen Wert auf eine akademische Bildung oder einen besonderen Stammbaum. Für uns gilt, dass Gott nicht viele Weise und Mächtige und Edle ruft, sondern „das Törichte der Welt hat Gott auserwählt“ (1. Kor 1,27). Es spricht nichts gegen eine gute schulische Ausbildung. Eine Voraussetzung zur Jüngerschaft ist das jedoch nicht.
- Menschen, die im Leben stehen: Die Menschen, die Jesus hier ruft, sind keine weltfremden Träumer, sondern solche, die mitten im täglichen Leben ihren Mann (ihre Frau; vgl. Apg 9,36) stehen. Sie wissen, was Arbeit und Einsatz für den täglichen Lebensunterhalt bedeuten. Sie leben nicht anders als andere Menschen auch: Sie gehen zur Schule, machen eine Ausbildung, üben einen Beruf aus, usw. Ein Christ muss sich nicht besonders qualifizieren, um ein Jünger Jesu zu werden. Jeder kann ein Jünger werden und sich dann als Jünger bewähren.
- Unterschiedliche Aufgaben: Beim Lesen fällt erstens auf, dass die erste Gruppe der Berufenen einer etwas anderen Aufgabe nachging als die zweite Gruppe. Die ersten beiden Jünger warfen die Netze aus. Die beiden anderen Jünger besserten die Netze aus. Zweitens fällt auf, dass der Herr nur den ersten beiden ausdrücklich sagt, dass Er sie zu Menschenfischern machen will. Den beiden anderen sagt Er das so nicht. Wir lernen, dass Jünger durchaus zu unterschiedlichen Aufgaben berufen werden. Nicht jeder bekommt den gleichen Auftrag. Manchmal ist es von Anfang an klar, was wir tun sollen. Manchmal müssen wir etwas warten, bis der Herr es uns klarmacht.
- Zwei Merkmale eines Dieners: Die Tatsache, dass diese vier Jünger Fischer waren, erinnert an zwei Merkmale eines Jüngers, der seinem Herrn dient.
- Übung: Ein guter Fischer lernt, das Netz richtig auszuwerfen. Ohne Übung geht das nicht. Wir sagen manchmal: „Übung macht den Meister“. Das gilt auch für Jünger Jesu. Wir lernen, indem wir Ihm dienen.
- Geduld: Ein guter Fischer braucht Geduld. Ungeduldige Fischer sind keine guten Fischer. Im Dienst für den Herrn ist diese Eigenschaft ebenfalls gefragt. Vor allem im Umgang mit Menschen (seien es Ungläubige oder Gläubige) ist Geduld nötig.
- Mögliche Hindernisse: In der Nachfolge unseres Herrn läuft nicht automatisch alles glatt. Es gibt Hindernisse. Die vier Jünger mussten etwas zurücklassen, nämlich erstens ihre Netze (ihren Beruf) und zweitens ihren Vater. Paulus schreibt an Timotheus: „Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat“ (2. Tim 2,4). Das bedeutet nun nicht, dass wir alle unseren Beruf (unsere Ausbildung) aufgeben und unsere Familien verlassen. Es bedeutet aber sehr wohl, dass wir uns die Frage stellten müssen, was uns im Leben wichtig ist und was den ersten Platz einnimmt. Karriere und familiäres Umfeld können uns möglicherweise an der uneingeschränkten Nachfolge des Herrn Jesus hindern.
- Gemeinsames Dienen: Jüngerschaft ist zunächst etwas ganz Persönliches. Trotzdem fällt auf, dass der Herr die Jünger hier paarweise beruft. Später lernen wir, dass Er sie paarweise aussendet (z.B. Mk 6,7). Es ist etwas Großartiges, Ihm persönlich zu dienen. Es ist ebenso großartig, wenn wir es zusammen tun können. In der Apostelgeschichte lesen wir an einigen Stellen, dass Petrus und Johannes gemeinsam arbeiteten – und das, obwohl sie vom Charakter her ganz verschieden waren. Der Herr stellt seine Jünger zusammen. Einer kann dem anderen helfen und gemeinsam können wir für unseren Herrn arbeiten und „Mitarbeiter am Reich Gottes“ sein (vgl. Kol. 4,11).
Der Bericht endet mit den Worten: „sie gingen weg... ihm nach“. Darum geht es. Jünger Jesu folgen keiner Idee, sondern einer Person.
Kein Nulltarif – und doch große Freude
Jüngerschaft ist nicht zum Nulltarif zu bekommen. Die Jünger damals hatten etwas verlassen, weil sie von der Person des Herrn Jesus wie von einem Magnet angezogen wurden (vgl. Joh 6, 68). Doch nicht nur das. Sie folgten jetzt einem Herrn, den man in dieser Welt nicht wollte. Das nahmen sie aber gerne in Kauf, denn sie wussten, wem sie folgten. Für uns gilt: Wer dem Herrn heute als Jünger nachfolgen möchte, muss bereit sein zu akzeptieren, dass die Menschen ihn abweisen oder verachten.
Doch zugleich ist Jüngerschaft, Nachfolge und Dienst mit großer Freude verbunden. Wir folgen unserem Herrn nicht, weil wir das tun müssen, sondern weil wir es gerne möchten. Von Ihm zu lernen, Ihm zu folgen und Ihm zu dienen ist mit großer innerer Freude verbunden. Der Psalmdichter sagt: „Dient dem Herrn mit Freuden“ (Ps 100,2). Das gilt bis heute.
Jüngerschaft geht uns alle an
Das ist ein wichtiger Punkt zum Schluss. Jeder von uns ist gefragt, unabhängig vom Alter, vom Geschlecht, vom Familienstand oder der sozialen Stellung. Jüngerschaft geht uns alle an. Der Herr möchte, dass jeder, der Ihn als Retter angenommen hat, von Ihm lernt, Ihm folgt und Ihm dient. Das geht dich an. Das geht mich an.
Deshalb bleibt die Frage:
Bin ich zur Jüngerschaft bereit? Bin ich bereit, mich von meinem Herrn rufen zu lassen, von Ihm zu lernen, Ihm zu folgen und Ihm zu dienen?
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