Themenheft

5. Mose motivierend – Der Segen des Landes

(aus 5. Mose 6-8)

„Land in Sicht“ - mit diesen Worten wurde früher das Ende einer langen Schiffsreise angekündigt. Hinter den Israeliten lag keine Schiffs-, sondern eine vierzigjährige Wüstenreise, als Mose die im 5. Buch Mose aufgeschriebenen Worte an das Volk richtete. Doch jetzt war „Land in Sicht“.

Der Einzug in das von Gott verheißene Land Kanaan stand kurz bevor. Obwohl Mose selbst aufgrund einer Sünde nicht in das Land hinein durfte (vgl. 5. Mo 3,23-26; 4,22), malt er dem Volk das verheißene Land in leuchtenden Farben vor Augen. Insgesamt neunmal nennt er es in den ersten elf Kapiteln das „gute Land“, das sie jetzt in Besitz nehmen sollten. Er tut das, um ihnen „Appetit“ auf dieses wunderschöne Land zu machen und sie für den Einzug zu motivieren.

Das verheißene Land - eine Motivation für die Israeliten

Einen ersten Hinweis auf das Land gibt Mose in Kapitel 6. Er nennt es ein Land, das „von Milch und Honig fließt“ (6,3). Dieser bildliche Ausdruck kommt ungefähr zwanzigmal in der Bibel vor und beschreibt die enorme Fruchtbarkeit des Landes, das Gott für sein Volk vorgesehen hatte. Schon bei der Ankündigung der Befreiung der Israeliten aus Ägypten hatte der Herr zu Mose davon gesprochen (2. Mo 3,8). Selbst die zehn ungläubigen Kundschafter, die während der Wüstenreise das Land erkundet hatten, mussten zugeben, dass es genau so war (4. Mo 13,27; 14,7.8). Josua und Kaleb hatten sogar davon gesprochen, dass es ein „sehr, sehr gutes“ Land war (4. Mo 14,7). Was für eine herrliche Aussicht war das für das Volk!

Die Bedeutung des Landes Kanaan für uns

In der Bildersprache des Alten Testaments ist das Land Kanaan ein Bild der „himmlischen Örter“, von denen wir im Epheserbrief insgesamt fünfmal lesen. Das ist der himmlische Bereich, wo wir mit Christus verbunden sind und woher unser Segen stammt (vgl. Eph 1,3.20; 2,6). In Gedanken können wir uns heute schon dorthin begeben, z.B. wenn wir beten oder über Gottes Wort nachdenken oder unsere Entscheidungen bewusst danach ausrichten.

Materielle Segnungen – geistliche Segnungen

Verschiedentlich spricht Mose in den Kapiteln 6 bis 8 von den guten Dingen, die die Israeliten im Land Kanaan vorfinden und bekommen würden. In der geistlichen Anwendung auf uns erkennen wir darin Hinweise auf den Segen, mit dem wir als Christen in der heutigen Zeit gesegnet sind. Israels Segen bestand hauptsächlich in materiellen Dingen für diese Erde. Die typisch christlichen Segnungen sind keine materiellen Segnungen, sondern geistliche. Es sind keine irdischen, sondern himmlische Segnungen. Beispielsweise, dass wir

  • Kinder und Söhne Gottes geworden sind (Eph 1,4.5),
  • ein Erbteil in Christus bekommen haben (Eph 1,11)
  • und mit dem Heiligen Geist versiegelt worden sind (Eph 1,13).

 

Die folgende Tabelle kann den Unterschied etwas verdeutlichen:

 

Israels Segnungen
(Bsp.: eine gute Ernte)

christliche Segnungen
(Bsp.: das ewige Leben)

 Charakter der Segnung

materiell
(eine volle Scheune kann man sehen und anfassen)

geistlich
(das ewige Leben ist nicht „anfassbar“)

 Bereich der Segnung

irdisch
(natürliche Nahrung wird nur auf der Erde benötigt)

himmlisch
(wir besitzen das ewige Leben jetzt schon, benötigen es aber auch für den Himmel und werden es dort voll genießen)

 Genuss der Segnung

in Verbindung mit Gehorsam
(eine gute Ernte war an Gehorsam geknüpft – s. 5. Mo 6,8)

in Verbindung mit Christus
(wir besitzen das ewige Leben in Christus und Er selbst ist das ewige Leben; in der Praxis bekommen wir den Genuss des ewigen Lebens auch durch Gehorsam)

 Zeitliche Dauer der Segnung

zeitlich
(natürliche Nahrung ist vergänglich)

ewig
(wie der Name schon sagt, ist das ewige Leben zeitlich unbegrenzt)

 

Hinweise auf das Land in 5. Mose 6-8

Die nachfolgend genannten Punkte können als Anregung dienen, das Thema selbst etwas näher zu erforschen.

5. Mose 6,10-11

In diesen Versen wird zunächst zweierlei deutlich:

  1. Gott sorgte im Land Kanaan für alles, was die Israeliten benötigten, um glücklich zu leben.
  2. Alles war ein Geschenk der Gnade Gottes.

Ähnlich ist es auch mit unserem „Land“: Gott hat uns mit jeder geistlichen Segnung gesegnet (Eph 1,3). Es gibt nichts Gutes für uns im Herzen Gottes, das Er uns nicht geschenkt hat. Und alles entspringt seiner Gnade, nichts unserem Verdienst. 

Dann werden einige Dinge genannt, die Gott für das Volk in Kanaan bereit hielt:

 

  • „große und gute Städte, die du nicht gebaut hast, Häuser, voll von allem Gut“
    → Glaubende Christen sind jetzt „Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes“ (Eph 2,19). Sie bilden zusammen das Haus Gottes.
  • „Zisternen, die du nicht ausgehauen hast“
    → Durch die Arbeit anderer (z.B. durch die Apostel, Propheten und Lehrer) stehen uns manche Quellen geistlicher Erfrischung zur Verfügung, die uns helfen, den Segen besser zu verstehen.
  • „Weinberge und Olivengärten“
    → Die Beschäftigung mit den geistlichen Segnungen bringt große Freude und geistliche Kraft mit sich.

 

5. Mose 8,7-9

Hier stellt Mose den Reichtum und die Schönheit des Landes in vielen Punkten vor. Dabei beschreibt jeder Vers eine bestimmte Art von Segen.

In Vers 7 finden sich drei Punkte bezüglich der Wasserversorgung des Landes. Sie erinnern uns an Segnungen, die für uns aus dem Besitz des Heiligen Geistes hervorgehen:

  • „Wasserbäche“ → ein Hinweis auf den Heiligen Geist, der in uns wohnt als Kraft im Zeugnis und zum Segen für andere (vgl. Joh 7,38.39). 
  • „Quellen“ → ein Hinweis auf den Heiligen Geist, der uns mit den Segnungen des ewigen Lebens in Verbindung bringt, das seinen Sitz in Christus im Himmel hat (vgl. Joh 4,13.14).
  • „Gewässer, die in der Talebene und im Gebirge entspringen“, o. a.: „tiefe Wasser“ → ein Hinweis auf den Heiligen Geist, der uns heute Gottes tiefe Gedanken offenbart (vgl. 1. Kor 2,9.10; Joh 14-16, bes. Joh 16,13).

Vers 8 gibt eine siebenfache Beschreibung der Früchte im Land Kanaan. Wir erkennen darin Hinweise auf den Herrn Jesus, von dem wir uns „im Land“ nähren können:

  • „Weizen“ → Christus, das Weizenkorn, der Mensch wurde und in den Tod ging, um Frucht von derselben Art zu bringen (vgl. Joh 12,24).
  • „Gerste“ → Die Gerste wurde in Israel zuerst geerntet - ein Hinweis auf Christus in Auferstehung, den „Erstling der Entschlafenen“ (vgl. 1. Kor 15,20).
  • „Weinstöcke“ → Christus, der wahre Weinstock, der zur Freude Gottes hier auf der Erde war und Menschen wahre Freude geben kann (Joh 15,1.11).
  • „Feigenbäume“ → Der Feigenbaum erinnert an Süßigkeit und gute Früchte (Ri 9,11), an Ruhe und Schutz (1. Kön 5,5; Sach 3,10). Er weist hin auf Christus, an dem Gott immer Wohlgefallen fand und der uns Ruhe und Sicherheit gegeben hat.
  • „Granatbäume“ → Granatäpfel haben sehr viele Samen in sich. Sie sind ein Symbol für Fruchtbarkeit. Sie lassen an Christus denken, in dessen Leben sich die „Frucht des Geistes“ (Gal 5,22.23) vollkommen zeigte und der uns darin das große Vorbild ist.
  • „Ölreiche Olivenbäume“ → Christus, der in der Kraft und Wirksamkeit des Heiligen Geistes über die Erde ging und den Menschen Gutes tat (vgl. Ps 52,10; Ri 9,8; vgl. Sach 4,3-6 als Parallele zwischen Oliven und dem Geist).
  • „Honig“ → Christus, der Gemeinschaft mit den Seinen suchte (Lk 24,42) und diese auch selbst genießen möchte (Hld 4,11; 5,1)[1].

Vers 9 zeigt noch drei Dinge, die wir für uns mit dem Geschenk des Wortes Gottes in Verbindung bringen können:

  • „Ein Land, in dem du nicht in Dürftigkeit Brot essen wirst“ → Im Wort Gottes steht uns die Fülle an Nahrung zur Verfügung.
  • „Dessen Steine Eisen sind, aus dessen Bergen du Kupfer hauen wirst“ → Eisen und Kupfer werden in der Bibel u. a. als Dinge vorgestellt, die vor dem Bösen schützen und etwas sichern (5. Mo 33,25). So bietet uns das Wort Gottes auch Schutz vor dem Bösen und gibt uns Kraft, das Böse zu überwinden (vgl. 1. Joh 2,14).

Wie kann der Segen des Landes genossen werden?

Gott hatte den Israeliten das Land Kanaan verheißen und als Erbteil gegeben. Daran erinnert Mose die Israeliten in 5. Mose 6-8 wiederholt (z.B. 6,10.18.23; 8,1). Gott brachte das Volk auch sicher bis nach Kanaan. Doch um dann im Land wohnen zu können, mussten sie es Stück für Stück erobern und in Besitz nehmen. Dazu ließ Gott dem Volk in Josua 1,3 einen wichtigen Grundsatz mitteilen: „Jeden Ort, auf den eure Fußsohle treten wird – euch habe ich ihn gegeben.“ 

Ähnlich verhält es sich mit den uns von Gott geschenkten geistlichen Segnungen: Sie gehören uns alle, aber um uns daran erfreuen zu können, müssen wir sie uns praktisch aneignen. Was hat ein Kind von einem schön eingepackten, großen Geschenk, wenn es das Geschenk nicht auspackt und damit spielt? So wollen wir uns motivieren, unsere „Geschenke auszupacken“, indem wir fleißig die Bibel lesen und studieren. So können wir uns Schritt für Schritt den Segen „erobern“ und zu Eigen machen. Das macht uns froh und glücklich und führt dazu, dass wir den Herrn, unseren Gott, für das gute Land preisen, das Er uns gegeben hat (5. Mo 8,10).



[1]Honig spricht auch von natürlichen Beziehungen, von denen sich der Herr in seinem Dienst auf der Erde jedoch nie leiten ließ (vgl. dazu 3. Mo 2,11 und als Beispiel Joh 2,4).