Buchbesprechung
Leben mit Ziel
Eine Auslegung von 4. Mose 6
Welcher Christ möchte nicht gerne ein Leben mit Ziel führen, mit dem Ziel schlechthin, dem Herrn Jesus vor Augen? Doch was hat das mit einem Kapitel aus dem 4. Buch Mose zu tun, mit vielen Spezialvorschriften für einen Freiwilligen in Gottes Volk? Das Buch von Michael Hardt „Leben mit Ziel“ erklärt diese Verbindung und gibt viele wertvolle Hinweise für entschiedene Jüngerschaft.
Gott geweihtes Leben – der „Nasir“
Die Bibel hilft oft über Bilder, geistliche Wirklichkeiten besser zu verstehen – und dann auch Nutzanwendungen für die Praxis daraus zu ziehen. Michael Hardt gibt daher in der Einleitung seines Buches erst einmal eine Einordnung des Kapitels in das 4. Buch Mose und zeigt dann die verschiedenen Sichtweisen auf die Vorschriften für den „Nasir“ (oder „Geweihten“) auf. Neben der historischen Perspektive, den Geweihten Gottes in der Bibel, geht es ihm besonders um die Anwendung auf uns Christen und auf Christus. Diese beiden Hauptlinien ziehen sich durch das ganze Buch und motivieren und faszinieren.
Kennzeichen eines Geweihten
Die drei Hauptkennzeichen eines Geweihten, sich von Rebenfrüchten aller Art zu enthalten, keine Toten zu berühren und langes Haar zu tragen, werden nun im zweiten Teil des Buches erläutert. Dabei zeigt der Autor, dass Hingabe letztlich eine freiwillige Sache ist, aber auf der anderen Seite an sich auch die normale Haltung jedes Erlösten sein sollte. „Es scheint um irdische Freuden zu gehen, die an sich erlaubt sind, aber auf die zu Gunsten der besonderen Weihe für Gott verzichtet wird“ [FP2] (S. 39). „Der Nasir heute fragt, ob eine Sache ihm in seiner Gemeinschaft mit dem Herrn weiterhelfen kann oder nicht[FP3] “ (S. 46). Die merkwürdig anmutende Vorschrift des langen Haares erklärt der Autor schlüssig als Symbol für Hingabe und Abhängigkeit. Christus selbst ist dafür das großartige Beispiel und Vorbild.
Hingabe unterbrochen – Nachfolge gescheitert?
Wie schnell konnte damals ein Geweihter doch plötzlich mit dem Tod in Berührung kommen – einem Bild der Sünde! Ist es bei uns heute, die wir dem Herrn gerne ununterbrochen dienen möchten, nicht ähnlich? Doch was war dann damals und was ist heute zu tun? Ist das Lebensmodell der Weihe für den Herrn gescheitert? M. Hardt zeigt in dem nächsten Hauptkapitel seiner Arbeit, dass ein solcher Vorfall Konsequenzen hat, dass es aber auch Hoffnung gibt: Die Sünde muss bekannt werden, indem man sich bewusst wird, dass der Herr Jesus auch für die nun begangene Sünde leiden musste. Aber damit war auch wieder Hoffnung da: Das wegen der Totenberührung abgeschnittene Haar konnte wieder wachsen – und wir als Christen dürfen nach einer Niederlage wieder aufstehen und dem Herrn mit erneuerter Hingabe dienen. „Der Weg zur Umkehr ist immer offen und Gott antwortet mit einem reichen Segen, wenn er beschritten wird[FP4] “ (S. 99).
Geweihte in der Bibel
Im vorletzten Kapitel unternimmt der Autor einen Streifzug durch die Bibel und beschreibt eine ganze Reihe von Personen, die Merkmale eines Geweihten (Nasirs) trugen oder tragen sollten. Manche von ihnen beeindrucken in ihrer Hingabe, wie zum Beispiel Samuel oder Johannes der Täufer. Andere überraschen durch ihre Niederlagen wie Simson oder das „Nasiräer-Team“ in Klagelieder 4. Jeder von ihnen wird übertroffen durch den Herrn Jesus selbst, den Gott Geweihten schlechthin. Die Zusammenstellung der verschiedenen Personen verdeutlicht, dass das Thema der Hingabe zu allen Zeiten aktuell ist.
Hingabe heute – Freiwillige vor!
Das letzte Kapitel des Buches bildet ein sehr schönes Resümee des Themas und skizziert in etlichen kurzen Abschnitten, was Hingabe heute bedeutet: Nicht gesetzliches Klosterleben, sondern freiwillige Hingabe aus Liebe zu dem Herrn, der uns so geliebt hat. Der Autor gibt dazu einen aufrüttelnden Schlussappell an seine Leser: „Er hat es verdient, dass wir für Ihn leben. Dazu wissen wir, dass wir schon jetzt nur dann glücklich sind, wenn wir mit dem Herrn und für Ihn leben. (…) Wenn Er sieht, dass es in unseren Herzen ein Echo gibt, dass eine Resonanz vorhanden ist, so dass einer der Seinen ganz für Ihn leben möchte, wird das nicht eine große Freude für Ihn sein?“ (S. 172).
Die Lektüre des Buches fällt einerseits leicht, weil das Layout sehr gut ist, viele Zwischenüberschiften und eine klare Gliederung vorhanden sind und weil der Autor das Thema gut und verständlich erklärt. Aber die Lektüre fällt andererseits auch schwer, denn sie fordert heraus, den eigenen Lebensstil zu überdenken. Aber im Gedanken daran, für WEN wir leben dürfen, ist es dann doch auch eine „leichte“, wenn auch entschlossene Antwort, gerne dem zu leben, der für uns gestorben ist.
Das Buch hat insgesamt 197 Seiten, ist in viele gut lesbare Kapitel und Abschnitte gegliedert und kostet € 5,50; wahlweise ist es auch für € 1,49 als E-Book erhältlich. Es kann beim Herausgeber von Folge mir nach bezogen werden. Tipp: Gleich online bestellen!
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