Personen in der Bibel

Kontakte und Beziehungen junger Christen – Lernen von Ruth

Nachdem wir in der ersten Folge aus Ruths Einstellung und Verhalten geistliche Impulse für unser Leben entnommen haben, wollen wir uns in dieser Folge mit den Personen(-gruppen) befassen, die Ruth bei ihrem Start ins „neue Leben“ eine Hilfe waren. Als (junge) Christen sollten wir dankbar sein, wenn wir Personen in unserem Umfeld haben, die uns eine Hilfe in unserem Glaubensleben sind.

 

Noomi – Austausch auch mit Älteren

Ruths erste Bezugsperson war Noomi, ihre Schwiegermutter. Außer ihr kannte sie niemanden in Israel. Außerdem war Ruth durch sie zum Glauben an den lebendigen Gott gekommen – und das trotz ihres sehr schwach ausgeprägten eigenen Glaubens. Jetzt gab Noomi ihrer Schwiegertochter Orientierung für ihre ersten Schritte im „neuen Land“. Als Ruth ihr den Wunsch vorlegt, Ähren lesen zu gehen, ermutigt Noomi sie, an die Arbeit zu gehen (Rt 2,2). – Schön, wenn es Austausch zwischen Alt und Jung gibt und sie miteinander gut harmonieren. So erhalten die Jüngeren eine gute Orientierung für ihr Leben.

Gewiss ist dir schon aufgefallen, dass wir uns im Allgemeinen zu den Gleichaltrigen hingezogen fühlen. Das ist ganz natürlich. Der Umgang und der Austausch mit Gleichaltrigen sind relativ einfach, weil sich Erfahrungen und Interessen größtenteils decken oder zumindest ähnlich sind. Außerdem begegnet man sich auf Augenhöhe, was sehr angenehm ist. Und wir profitieren auch von solchen Kontakten. Aber vergessen wir nicht, dass es für unser Glaubensleben eine große Bereicherung sein kann, wenn wir eine gute Beziehung zu Gläubigen haben, die älter sind als wir und die mehr Lebenserfahrung haben als wir.

Als Ruth an ihrem ersten Arbeitstag abends nach Hause kommt und ihren Ertrag mitbringt, zeigt Noomi großes Interesse. „Wo hast du heute aufgelesen, und wo hast du gearbeitet“ (V. 19), fragt sie Ruth. – Gut, wenn die Älteren sich für die Aktivitäten und die Belange der Jüngeren interessieren. So können sie an der richtigen Stelle „einhaken“ und die Jüngeren zum Guten fördern. Doch die Jüngeren sind auch gefordert, sich den Älteren zu öffnen. Nur so kommt es zu einer guten Gemeinschaft, die zum Segen für alle Beteiligten ist.

Ein letzter Punkt zum Austausch zwischen Ruth und Noomi: Durch Noomi lernt Ruth Boas besser kennen. Sie erklärt ihr die verwandtschaftliche Beziehung zu Boas. – Das ist eine wichtige Aufgabe für Ältere: Jüngere auf den Herrn Jesus hinzuweisen und von Ihm zu erzählen. Wenn junge Christen erfahren, wie wertschätzend ältere Glaubensgeschwister über ihren Erlöser und Herrn denken, werden sie motiviert, den Herrn Jesus besser kennenzulernen und Ihm näher zu kommen.

 

Die Mägde – gelebte christliche Gemeinschaft

Auf dem Feld des Boas lernte Ruth andere Frauen kennen – die Mägde. Sie gehörten offensichtlich zum Haus des vermögenden Mannes Boas. Er nannte sie sein Eigen. Obwohl diese Frauen nur einfachen Tätigkeiten nachgingen und bei der Ernte halfen, ist ihre Anwesenheit für Ruth dennoch von Bedeutung. Sie werden in Ruth 2 mehrmals erwähnt. Boas fordert Ruth auf: „Geh nicht, um auf einem anderen Feld aufzulesen, und geh auch nicht von hier weg, sondern halte dich hier zu meinen Mägden“ (Rt 2,8). Und Noomi sagt später: „Es ist gut, meine Tochter, dass du mit seinen Mägden ausgehst, damit man dich nicht auf einem anderen Feld anfalle“ (V. 22).

Sich zu den Mägden halten – wie können wir das geistlich auf uns anwenden? Wer den Kontakt zu denen sucht, die Christus angehören, befindet sich in bester Gesellschaft. Dort findet man nicht nur Geselligkeit, sondern echte christliche Gemeinschaft. Und die Gemeinschaft mit Gläubigen bietet Schutz vor feindlichen Angriffen. Das Wichtigste ist, dass wir mit Herzensentschluss bei dem Herrn verharren (Apg 11,23), denn letztlich kommt jede Rettung von Ihm (Ps 62,2.3). Auch sind die Gläubigen nicht der Ursprung der guten Werke in unserem Leben. Aber die Gemeinschaft mit den Kindern Gottes ist gottgewollt, denn sie ist förderlich für unser Glaubensleben. Es ist wie mit einem Holzscheit. Kommt er mit anderen brennenden Scheiten in Verbindung, fängt er Feuer und gibt Wärme ab. Aber ein Holzscheit allein lässt sich kaum am Brennen halten.

Es mag manche attraktiven „Felder“ geben, wo wir uns aufhalten könnten. Die Welt bietet allerlei Interessantes. Doch auf diesen „anderen Feldern“ ist nicht der wahre Boas anzutreffen. Und dort finden wir auch nicht seine Mägde. Deshalb bleiben wir lieber auf seinem „Feld“ und halten uns zu den Seinen. Nicht jeder von ihnen mag uns sympathisch sein, aber inmitten des Volkes Gottes zu wohnen und zu arbeiten, ist eine große Freude und ein großer Segen.

 

Die Schnitter/Knaben – unersetzliche „Erntehelfer“

Wenn wir gesehen haben, dass das Ährenlesen sinnbildlich die persönliche Aufnahme des Wortes Gottes darstellt, dann fällt es nicht schwer, die sinnbildliche Bedeutung der Schnitter zu erkennen. Es sind Diener des Herrn, die uns das Wort Gottes erklären. Paulus greift in seinem zweiten Brief an Timotheus das Bild der Schnitter auf, wenn er an Timotheus appelliert: „Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt [Eig. in gerader Richtung schneidet]“ (Kap. 2,15). In diesem Vers geht es um die Verantwortung eines Dieners, das Wort Gottes sorgfältig auszulegen, d.h. im Textzusammenhang und im Vergleich mit anderen Stellen des Wortes Gottes. „… indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist [O. sich selbst auslegt]“ (2. Pet 1,20).

Wir kennen solche „Schnitter“ – Glaubensbrüder, denen der Herr eine besondere Gnadengabe anvertraut hat, zum Beispiel „das Wort der Weisheit“ oder „das Wort der Erkenntnis“ (1. Kor 12,8). Wir dürfen geistlichen Nutzen aus ihrem Dienst ziehen! Dafür sollten wir dankbar sein. Solche Diener gehen voraus: In Wort und Tat geben sie auf biblischer Grundlage die Richtung an. „Lass mich doch auflesen und unter den Garben sammeln hinter den Schnittern her“ – das war Ruths bescheidener Wunsch, und das sollte auch unser Wunsch sein. So werden wir geistlich erbaut.

Wenn wir eine Erfrischung brauchen, einen geistlichen Impuls, eine Ermutigung, dann ist auch dafür gesorgt. Wie Ruth dürfen wir uns an dem Wasser bedienen, das die Knaben geschöpft haben (V. 9). Auch in dieser Hinsicht ist der Dienst am Wort unverzichtbar: Er ermuntert uns, wenn die Hitze des Tages uns zu schaffen macht.

 

Der Knecht über den Schnittern – göttliche Leitung im Dienst

Da ist noch eine Person auf dem Feld des Boas, die kurz erwähnt wird: „der Knecht, der über die Schnitter bestellt war“ (V. 5). Er tritt zwar nicht in den Vordergrund, übernimmt aber trotzdem eine wichtige Aufgabe: Er vertritt Boas‘ Interessen und sorgt dafür, das der richtige Mann am richtigen Platz arbeitet. Er erinnert uns an den Heiligen Geist und sein Wirken in den Dienern des Herrn. Der Heilige Geist ist es, der innerhalb der Versammlung (Gemeinde) Gottes die Aufgaben und Gnadengaben „austeilt, wie er will“ (1. Kor 12,11).

Der Heilige Geist ist es auch, der sich für uns verwendet (Röm 8,26.27). Er ist unser Sachwalter oder Fürsprecher, Tröster, Beistand (Joh 14,15) – derjenige, der unsere Sache auf sich nimmt und uns durchbringt. Die Geschichte von Ruth illustriert auch etwas von dieser Wahrheit. Der Knecht über den Schnittern legt ein gutes Wort für Ruth ein, als Boas sich bei ihm nach ihr erkundigt. – Gott, der Heilige Geist, ist ohne Zweifel der beste Fürsprecher für alle, die in der Hoffnung leben, den wahren „Boas“ bald zu sehen. Oft ist uns der Dienst des Heiligen Geistes nicht so präsent. Aber seine Anwesenheit und sein Wirken dürfen nicht ignoriert werden. Wir sollten ganz bewusst mit Ihm rechnen und seinem Wirken Raum geben, damit die „Frucht des Geistes“ sich in unserem Leben entfalten kann (vgl. Gal 5,22.23).

 

Boas selbst – die ultimative „Bezugsperson“

Die Person, die Ruth am meisten beeindruckt hat, war Boas, der vermögende Mann. Dass er ein schönes Vorausbild auf unseren Herrn Jesus ist, wird an mehreren Einzelheiten deutlich:

Der Name „Boas“ bedeutet: In ihm ist Stärke. Trifft das nicht genau auf den Sohn Gottes zu? Im Blick auf seine Menschwerdung wird gesagt: „Man nennt seinen Namen … starker Gott“ (Jes 9,6). Er ist der Allmächtige, der alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt (Heb 1,3) – auch dich und mich.

Noomi beschreibt Boas als ihren Blutsverwandten. Die „Blutsverwandtschaft“ erinnert daran, dass der Sohn Gottes uns nahe gekommen ist, indem Er wahrer Mensch (ohne Sünde) geworden ist. „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher [Eig. nahekommender] Weise daran teilgenommen“ (Heb 2,14). Das war die notwendige Voraussetzung dafür, dass Er Erlöser werden konnte. Und damit kommen wir zu einem weiteren zweiten Aspekt dieses Begriffs.

Das Wort „Blutsverwandter“ wird anderswo mit „Erlöser“ übersetzt. Es geht um jemanden, der das Recht und die Macht hat, seinen Verwandten und das Erbe seines Verwandten zu lösen, wenn beides in die Hand eines Fremden geraten war. – Auch wir brauchten einen Erlöser, weil wir unter die Macht der Sünde und des Teufels gekommen waren. Und was für einen Preis hat unser Erlöser bezahlt, um uns zu befreien – Er bezahlte mit seinem eigenen Leben! Wir wollen Ihm täglich dafür danken.

Unser Erlöser hat eine vollkommene Erlösung für uns zustande gebracht. Sie findet ihren Abschluss, wenn unser Körper erlöst wird (Röm 8,23), das heißt, wenn er „umgestaltet wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ (Phil 3,20).

 

Eine persönliche Begegnung mit Boas – erlebte Freude

Das schönste Erlebnis am ersten Arbeitstag war für Ruth gewiss die persönliche Begegnung mit Boas. Wie tief empfand sie sein Interesse und seine unfassbare Gnade, als er sie ansprach. Er wusste schon alles über sie, bevor sie ihm von sich berichtete. Wie wohlwollend und anerkennend klingen seine Worte, wenn er ihren Werdegang lobt. Ihre Entscheidung, mit dem Alten zu brechen, und ihre Absicht, unter den Flügeln des Gottes Israels Zuflucht zu suchen (V. 12), muss ihn sehr erfreut haben.

Der Herr Jesus hat Freude an jedem, der sein ganzes Vertrauen auf den Gott aller Gnade setzt; und Er nimmt Kenntnis von jedem, der auf seinem „Feld“ unterwegs ist. Aber Er beobachtet nicht nur aus der Ferne, sondern sucht das Gespräch mit uns. Wie Ruth erleben wir dann, dass Er uns tröstet und zu unserem Herzen redet (vgl. V. 13). Das sind glückliche Momente in unserem Leben, wenn wir seine persönliche Zuwendung uns gegenüber erleben.

Boas sucht redet nicht nur mit Ruth, er sucht auch die Gemeinschaft mit ihr. „Tritt hierher“, so fordert er sie auf. – Das wollen auch wir tun: Uns dort „hinsetzen“, wo unser Erlöser und Herr ist – nicht nur, um seine Anweisungen aufzunehmen, sondern einfach um in seiner Nähe zu sein und um das zu genießen, was Er uns anbietet. Ruth bekam das, was sie sättigte und erfrischte: Brot und Essig. Darüber hinaus reichte er ihr geröstete Körner – zum Genuss. Klar, dass sie „satt wurde“ und „übrig ließ“ (V. 14). Bestimmt ist sie anschließend wieder glücklich und motiviert an ihre Arbeit gegangen.

 

Zusammenfassung

Neben dem Heiligen Geist, der in den Gläubigen wohnt, ist für sie der Herr Jesus die wichtigste Bezugsperson Die anderen Personen(gruppen), die in Verbindung mit dem Feld des Boas erwähnt werden, sind keineswegs zu verachten. Die Glaubensgeschwister und die Dienerbieten uns die richtige Gesellschaft und fördern uns im Glauben. Aber alle diese Kontakte und Bemühungen zielen letztlich darauf ab, dass wir unserem Herrn nahekommen und Ihn auf unserem Glaubensweg erleben – Ihn, „den ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, liebt; an welchen glaubend, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlockt“ (1. Pet 1,8).