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Wirkt Gott heute noch Wunder?

Liebes Folge mir nach – Team,

letzte Woche lernte ich Christen kennen, und wir haben uns etwas über den Glauben unterhalten. Sie erzählten, dass sie manchmal auf die Straße gehen und mit kranken Leuten für Heilung beten. Dabei legen sie die Hand auf die betroffene Stelle und dann beten sie zu Gott im Namen Jesu, dass sie geheilt werden sollen. Sie haben mir auch von Wundern erzählt, die sie so erlebt haben. 

Nun meine Frage: Ist es unsere Aufgabe als Christen, anderen die Hände aufzulegen und für Heilung zu bitten? Für mich ist das ziemlich fremd, weil es hier in der Gemeinde keiner so macht. Aber es steht in Markus 16,18 dass die, die glauben Kranken die Hände auflegen und sie geheilt würden. Also können wir das so anwenden?

Vielen Dank schon mal für die Antwort.

 

Liebe Grüße

Debora

 

 

 

Liebe Debora,

herzlichen Dank für deine Frage, die wir gern mit Hilfe einiger Auszüge aus dem Buch Geistesgaben oder Schwärmerei von Arend Remmers beantworten, das wir allen Lesern zur Lektüre empfehlen. Es ist beim Herausgeber von Folge mir nach erhältlich. 

Wirkt Gott heute noch Wunder?

Als Antwort auf diese Frage möchte ich eine Begebenheit erwähnen, die sich vor Jahren in einer gläubigen Familie in Ostfriesland zugetragen hat. Bei einer jungen Mutter mehrerer Kinder wurde Krebs konstatiert. Eine Reihe von Untersuchungen folgte und ergab: Krebs in weit fortgeschrittenem Stadium. Zur Operation, die allerdings wenig Aussicht auf Erfolg verhieß, wurde die gläubige Frau in eine weit entfernte Universitätsklinik überwiesen. Sie war völlig ruhig im Vertrauen auf ihren Herrn. Aber ihr Mann und ihre Familie beteten unablässig und mit großem Glauben für ihre Genesung. Kurz nach ihrer Einlieferung in das Universitätskrankenhaus wurde ihr von den Professoren mitgeteilt, dass die erneuten Untersuchungen absolut keinen Befund mehr ergeben hätten! Die Ärzte standen vor einem Rätsel. Die Frau aber wusste und bezeugte, dass hier Gott mächtig eingegriffen hatte. Sie kehrte nach Hause zurück und lebt heute gesund inmitten ihrer Familie. – Gott sei Dank, dass Er auch heute noch Wunder tut!

 

Wird jedes Gebet (für Heilung) erhört?

Aus dem Wort Gottes und aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Gott nicht alle unsere Gebete erhört. Das Gebet des kranken Königs Hiskia wurde erhört und er wurde gesund (Jes 38,1-5). Das Gebet Davids für sein mit Bathseba im Ehebruch gezeugtes Kind wurde jedoch nicht erhört (2. Sam 12,15-18). Zwar antwortet Gott auf jedes Gebet, aber das ist nicht immer gleichbedeutend mit Erhörung! Wie oft wissen wir gar nicht, was und wie wir bitten sollen, und manchmal bitten wir für törichte oder gar Seinem Worte widersprechende Dinge. Die kann Gott doch nicht zu unserem Segen erhören!

Die oft angeführten Stellen Johannes 14,13.14 und 1. Johannes 5,14 sprechen vom Beten im Namen Christi und nach dem Willen Gottes. In Matthäus 18,19 finden wir noch das Beten von zweien, die über irgendeine Sache übereinkommen. In allen drei Fällen wird die Erhörung der Gebete als sicher vorausgesagt. Wie steht es aber nun in Wirklichkeit damit? Genügt es, im Gebet zu sagen: „Wir bitten dies im Namen Jesu“, damit wir erhört werden? Oder ist nicht vielmehr gemeint, dass wir wirklich in der Kraft und Gemeinschaft unseres Herrn zu dem Vater kommen? Kann das bei jedem Gebet für Kranke gesagt werden? Noch deutlicher wird es bei dem Beten nach dem Willen Gottes. In Johannes 15,7 wird die Erhörung unserer Gebete davon abhängig gemacht, dass wir in Ihm bleiben und seine Worte in uns bleiben. Das bedeutet, dass wir in Gemeinschaft mit dem Herzen und Willen des Herrn leben, sein Wort kennen und danach leben. Das ist ein sehr hoher Maßstab für unser Leben und die Erhörung unserer Gebete. Können wir immer sagen, dass wir diesem Maßstab entsprechen? Matthäus 18,19 bezieht sich dem Zusammenhang nach nur auf die Zucht in der Versammlung (Gemeinde). Das dürfen wir nicht übersehen. Sonst könnten ja zwei Christen in irgendeiner Sache einmütig beten und würden immer erhört werden, auch wenn die Bitten fleischlich sind!

 

Die biblischen Gnadengaben der Heilungen

Der aufgefahrene und verherrlichte Herr gab den Seinen die verschiedensten Gnadengaben. Nicht alle hatten nur die Förderung der Verkündigung und die Erbauung der Gläubigen zum Ziel, sondern einige von ihnen sollten als besondere Zeichengaben die Macht und Herrlichkeit Gottes hervorstrahlen lassen. Das gilt in ganz besonderer Weise für die Gnadengaben der Heilungen. Auch sie erwähnt der Herr in seinem Auftrag in Markus 16,17-18:

„Diese Zeichen aber werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden … Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.“

Als Petrus und Johannes im Tempel einen gelähmten Mann geheilt hatten, mussten die Obersten des Volkes dies als ein „offenkundiges Zeichen“ anerkennen (Apg 4,16; vergleiche auch Kapitel 4,30; 8,6). In Apostelgeschichte 5,15-16 geht von Petrus dieselbe Kraft aus, wie von dem Herrn Jesus, „so dass sie auch die Kranken auf die Straßen hinaustrugen und auf Betten und Lager legten, damit, wenn Petrus käme, auch nur sein Schatten einen von ihnen überschatten möchte.“ Ähnlich heißt es von Paulus in Apostelgeschichte 19,11-12: „Und außergewöhnliche Wunderwerke tat Gott durch die Hände des Paulus, so dass man sogar Schweißtücher oder Schürzen von seinem Leib weg auf die Kranken legte und die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren.“

Ist das nicht eine Bestätigung der Worte des Herrn in Johannes 14,12: „Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe“? Von dem Herrn lesen wir ja nirgendwo, dass durch seinen Schatten oder von Ihm stammende Kleider Kranke geheilt wurden.

 

Gibt es heute noch Wunderheilungen?

Eine klare und eindeutige Angabe, dass es die Zeichengaben wie das Reden in Sprachen und die Gnadengaben der Heilungen zu einer späteren Zeit nicht mehr geben würde, finden wir im Neuen Testament nicht. Aber andererseits steht auch nirgendwo geschrieben, dass sie bis ans Ende der christlichen Epoche erhalten bleiben!

Es gibt einige sehr starke Argumente, die dafür sprechen, dass die Zeichengaben des Redens in Sprachen und der Heilungen ihren Platz nur in der ersten Zeit der Versammlung Gottes hatten.

a)    Wenn in der bereits erwähnten Stelle in Hebräer 2,4 – also Anfang der sechziger Jahre des ersten nachchristlichen Jahrhunderts – der Schreiber von Zeichen, Wundern, mancherlei Wunderwerken und Austeilungen des Heiligen Geistes spricht, so tut er das in der Vergangenheitsform: „ … wobei Gott außerdem mitzeugte …“ Das lässt den Schluss zu, dass diese außergewöhnlichen Dinge … damals bereits der Vergangenheit angehörten.

b)    Dieser Gedanke wird bestätigt in 1. Korinther 13,8-10: „Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“

Die göttliche Liebe bleibt ewig, denn sie ist Gottes Wesen. Aber es kommt ein Augenblick, da wird keine Weissagung und keine Erkenntnis, nach der man sucht, mehr vonnöten sein, dann nämlich, wenn das Vollkommene mit der Wiederkunft des Herrn zur Heimholung der Seinen gekommen sein wird. Dann wird es kein Stückwerk mehr geben, es wird weggetan werden.

Das hier verwendete griechische Verb katargeo bedeutet auch „vernichten, vertilgen, beseitigen“ usw. Aber im Gegensatz dazu heißt es von den Sprachen, dass sie „aufhören“ werden. Das griechische Verb pauo bedeutet auch „ablassen, abklingen, zur Ruhe kommen“ usw. Weissagung, Erkenntnis, alles was stückweise ist, wird bei der Wiederkunft des Herrn weggetan werden. Aber die Sprachen werden aufhören. Ein weiterer Hinweis also, dass die Sprachen zu einem anderen, was nur bedeuten kann: einem früheren Zeitpunkt, aufhören werden als Erkenntnis und Weissagung, die bei der Entrückung der Braut weggetan werden.

c)     Es besteht eine Parallele zwischen den Wunderwerken, die Mose vor dem Auszug Israels aus Ägypten tat, und den Zeichen, die der Herr in Markus 16 den Seinen ankündigte, die alle in der ersten Zeit des Christentums ihre Erfüllung fanden und in der Apostelgeschichte beschrieben werden. Die Zeichen und Wunder in Verbindung mit dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten dauerten auch nicht an. Ähnlich wie in Hebräer 2,4 wird in 5. Mose 26,8 rückblickend gesagt: „Und der Herr führte uns aus Ägypten heraus mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit großem Schrecken und mit Zeichen und mit Wundern.“ Prophetisch betrachtet ist der Auszug der Kinder Israel aus Ägypten ein Bild vom Anfang der christlichen Kirche auf der Erde. Es ist bezeichnend, dass die Parallele sich bis in solche Einzelheiten erstreckt.

d)    In den Schriften der Kirchenväter der ersten drei bis vier Jahrhunderte finden sich keine Hinweise darauf, dass das Reden in Sprachen die ersten Jahrzehnte des Christentums überdauert hätte. Nur Eusebius (ca. 260-339) macht eine Aussage über das „Zungenreden“, und zwar in seiner Beschreibung der Tätigkeit des Irrlehrers Montanus, der behauptete, der verheißene Paraklet (Sachwalter) zu sein. Damit wird die Wahrheit der Aussage in 1. Korinther 13,8 durch die Kirchengeschichte aufs deutlichste bestätigt.

 

Zeit der Kraft oder der Schwachheit?

Zum Schluss eine ernste Frage an unser Herz und Gewissen. Die Christen sind unter sich zerrissen und gespalten. Die Einheit des Geistes ist allgemein nicht bewahrt geblieben. Das ist eine tief demütigende Tatsache. Wenn Gott heute noch durch diese Wunderwirkungen, auch des Redens in Sprachen, „mitzeugen“ würde, wo und in welcher Gruppe von Christen sollte Er es tun? Gibt es eine Gruppe von Gläubigen, die von sich behaupten könnte, dass sie ihre erste Liebe bewahrt, das Wort Gottes gehalten und den Namen des Herrn nicht verleugnet habe (Offb 2 und 3)? Das Höchste, was der Herr im Sendschreiben an Philadelphia zugesteht, ist eine kleine Kraft. Wenn heute tatsächlich diese von Gott gewirkten Zeichen noch vorkämen, wäre nicht geistlicher Hochmut die Folge?

In der Tat ist es so, dass die Kreise, in denen das „Zungenreden“ als besondere Geisteswirkung verstanden und erstrebt wird, ständig davon reden, dass anderen etwas Wesentliches im Glaubens- und Gemeindeleben fehle. Was heute jedoch weithin fehlt, ist geistliche Nüchternheit, Besonnenheit und ein Festhalten an dem Wort Gottes.