Bibel praktisch
Vom Saulus zum Paulus
Seine Herkunft
Saulus erblickte das Licht der Welt in Tarsus, einer bekannten größeren Stadt in Zilizien. Seine Eltern waren aller Wahrscheinlichkeit nach streng gläubige Juden, die viel Wert legten auf die Einhaltung des Gesetzes und die Überlieferungen der Väter. Sie gehörten der strengsten jüdischen Sekte der Pharisäer an. So wurde ihr Sohn am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten und von Kindheit an mit den Schriften des Alten Testaments vertraut gemacht. Außerdem besaßen sie das römische Bürgerrecht. Das erfahren wir aus der Auskunft des Paulus vor dem römischen Hauptmann nach seiner späteren Gefangennahme in dem Tempelbezirk (Apg 22,28).
Seine Ausbildung
Saulus erlernte – wie bei den Juden der damaligen Zeit üblich – zunächst einen handwerklichen Beruf, er wurde Zeltmacher. Dieser Beruf war gerade in der Stadt Tarsus, einem Handelszentrum für Stoffe und Zelte, naheliegend. Später aber schickten seine Eltern den jungen Saulus nach Jerusalem. Dort wirkte der bekannte Gesetzeslehrer Gamaliel, durch den Saulus weiter im Gesetz und den Lehren der Pharisäer unterwiesen wurde. Diesem Studium der Schriften des Alten Testaments widmete sich Saulus mit großem Eifer und nahm so im Judentum vor vielen seiner Altersgenossen einen herausragenden Platz ein.
Sein Wirken als Pharisäer
Er entwickelte sich zu einem Eiferer für die jüdischen Überlieferungen – zu einem Fanatiker –, der die Anhänger des ihm verhassten Jesus von Nazareth, dieses verachteten Rabbis, mit größter Energie verfolgte. Zunächst suchte er sie in allen Ecken Jerusalems, um sie an das Synedrium, den jüdischen Gerichtshof, und somit in die Gefängnisse zu überliefern. Dabei zwang er sie nicht selten, gegen ihren Herrn zu lästern. Ihm war es auch recht, wenn diese dabei zu Tode kamen, wie das bei Stephanus der Fall war. Er war bei dessen Steinigung zugegen und verwahrte die Kleider der Leute, die bei der Steinigung als Zeugen beteiligt waren (Apg 7,58). Zu diesem Zeitpunkt war er noch ein junger Mann..
Aber er ließ seinen Hass nicht nur gegen die Christen in Jerusalem aus. Auch in ausländischen Provinzen und Städten setzte er sein grausames Werk fort, versehen mit entsprechenden Empfehlungsbriefen des Hohenpriesters. Dabei meinte er, ein Gott wohlgefälliges Werk zu betreiben. Er war ein Eiferer für das Gesetz, ohne aber Gottes Willen wirklich zu kennen, wie viele seiner Pharisäerkollegen.
An Timotheus schreibt er, dass er Gott von seinen Voreltern her „mit reinem Gewissen diente“ (2. Tim 1,3). Bis zu seiner Umkehr aber war sein Gewissen kein guter Ratgeber, ein ernster Hinweis auch für uns heute, dass das Gewissen nur richtig funktioniert, wenn es an dem richtigen Maßstab (nämlich am Wort Gottes) ausgerichtet wird.
Dennoch waren all die frühen Jahre in Tarsus und in Jerusalem keine vollends verlorenen Jahre. Gott hatte Saulus schon von Mutterleib an für seinen späteren Dienst abgesondert. Die gute Kenntnis der Schriften des Alten Testamentes sowie der griechischen Sprache und Kultur kamen ihm in seinem späteren Dienst als Missionar zugute. In seinen Predigten konnte er kompetent griechische Mythologien sowie römischen Götzendienst in ihrer Torheit aufzeigen und die Wahrheit der Botschaft und der Gedanken Gottes dagegenstellen. Das Zeltmacherhandwerk konnte er anwenden, um für seine täglichen Bedürfnisse und die seiner Mitarbeiter zu sorgen.
Das Damaskus-Erlebnis
Vor den Toren von Damaskus hatte Saulus ein Erlebnis, das sein bisheriges Leben völlig auf den Kopf stellte. Dort stellte sich ihm der gekreuzigte und auferstandene Jesus von Nazareth in den Weg. Ein Licht aus dem Himmel umstrahlte ihn und er hörte eine Stimme: „Saul, Saul, was verfolgst du mich“. Geblendet fiel er zu Boden. Angstvoll fragte er: „Wer bist du, Herr?“ „Ich bin Jesus, den du verfolgst!“, war die Antwort. Der Verhasste und Totgesagte lebte. Er stellte sich jetzt vor seine verfolgten Jünger. Das traf Saulus tief in sein Herz. Seine ganze bisherige Argumentation zerfiel wie ein Kartenhaus. Der sich ihm in den Weg stellte, war der Messias, der jetzt verherrlicht im Himmel war. Die zweite Frage, die sich über seine Lippen drängte, lautete: „Was soll ich tun, Herr?“ Zwei ganz wichtige Fragen, die sein Herz bewegten. Es ist wirklich enorm wichtig, Ihn zu erkennen, der ein Anrecht an jeden Menschen hat, aber insbesondere an die, für die Er das Gericht getragen hat.
Dieses Damaskus-Erlebnis wird uns dreimal in der Apostelgeschichte beschrieben (Apg 9, 22 und 26). In den beiden letzten Stellen hören wir es aus dem Mund des Apostels selbst. Darin wird deutlich, dass es im Lauf der Jahre nicht in seiner Erinnerung verblasste, sondern im Gegenteil ihn stets mehr ergriff. An der wachsenden Eindringlichkeit, mit der er das Licht beschreibt, das ihn damals umstrahlte, ist das ganz deutlich zu erkennen.
Die große Wende und der neue Auftrag
In Damaskus führte der Herr ihn drei Tage in die Stille. Er konnte nichts sehen, er aß nicht und trank nicht. Ausreichend Zeit, um nachzudenken und mit dem Herrn im Gebet zu reden. Am dritten Tag sandte der Herr Ananias, einen seiner Jünger aus Damaskus, zu Saulus. Ananias folgte dem Auftrag seines Herrn mit Zittern und Zagen. Schließlich war der Mann, den er jetzt besuchen sollte, ein gefürchteter Verfolger der Gläubigen. Aber er war gehorsam und vertraute seinem Herrn und ging hin.
Von ihm erfuhr Saulus von den Plänen Gottes: „Der Gott unserer Väter hat dich dazu bestimmt, seinen Willen zu erkennen und den Gerechten zu sehen und eine Stimme aus seinem Mund zu hören. Denn du wirst ihm an alle Menschen ein Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast.“ (Apg 22,14.15) Diese Botschaft von Christus sollte er sowohl vor Nationen als auch vor Könige und Söhne Israels bringen. Ananias teilte ihm aber auch mit, dass diese Aufgabe mit vielen Leiden verbunden sein würde. „Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst“. (Apg 22,16) Gott gab Zeugnis zu seiner Bekehrung, indem der Heilige Geist in seinem Herzen Wohnung nahm. Saulus zögerte nicht lange und ließ sich taufen. Jetzt sollte der Herr Jesus den Kurs seines Lebens bestimmen und das wollte er vor den Menschen deutlich machen.
Der "neue" Dienst
Unverzüglich machte er sich auf, Ihm zu dienen. Er wollte diesem himmlischen Auftrag nicht ungehorsam sein. So suchte er die Gläubigen auf und verkündete in den Synagogen, dass Jesus der Sohn Gottes ist und der verheißene Messias. Das wies er den Juden anhand der Schriften nach und forderte sie zur Buße auf. Da entstand natürlich große Verwirrung: Der, der die Jünger dieses Jesus mit einer solchen Intensität verfolgt hatte, redete jetzt von diesem Mann als dem Messias Israels! So regte sich schon bald heftiger Widerstand von Seiten der ungläubigen Juden und sie beschlossen, ihn umzubringen. Gott sorgte dafür, dass ein gegen ihn geplante Anschlag bekannt wurde. Da von diesem Zeitpunkt an sämtliche Tore der Stadt streng bewacht wurden, verhalfen ihm die Jünger zur Flucht, indem sie ihn nachts mit einem Korb durch ein Fenster an der Stadtmauer hinunterließen.
In derSchule des Herrn
Sein Weg führte ihn, wie er es im Brief an die Galater schreibt (1,17), nicht sofort nach Jerusalem, sondern er ging in die Abgeschiedenheit der Wüste Arabiens. Wahrscheinlich bereitete Gott seinen Diener in der Stille für den Dienst vor, den er in Zukunft ausführen sollte. So hatte Er es mit seinem Knecht Mose getan, so auch bei Daniel und anderen Männern Gottes. Danach hielt er sich noch einmal eine Zeit in Damaskus auf, ehe er nach einem Zeitraum von etwa drei Jahren nach Jerusalem ging, um dort Kephas (= Petrus) kennenzulernen. Das war aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden: Als er sich dort den Jüngern anschließen wollte, vermieden sie den Kontakt mit ihm. Sie wollten nicht glauben, dass der, der sie einst so unbarmherzig verfolgte hatte, nun ein Nachfolger des Herrn geworden sei. Aber Barnabas, ein Levit, ein guter Mann voll Heiligen Geistes und Glaubens (Apg 4,36; 11,24), brachte ihn zu den Aposteln, wo er 15 Tage blieb. Außer Kephas sah er in dieser Zeit nur noch Jakobus, den Bruder des Herrn, der in der Bibel auch als Apostel bezeichnet wird und ein führender Bruder in der Versammlung in Jerusalem war. Paulus hatte nun Gemeinschaft mit den Brüdern und redete freimütig im Namen des Herrn. In der Folge kam es zu Streitgesprächen mit den Hellenisten (griechisch sprechende Juden), wie das zuvor schon bei Stephanus der Fall gewesen war. Diese trachteten dann auch Saulus nach dem Leben. Das veranlasste die Jünger in Jerusalem, Paulus aus dieser Gefahrenzone nach Cäsarea zu bringen, um ihn von dort in seine Heimatstadt Tarsus zu senden.
In Antiochien – Dienst von Barnabas und Paulus
Die Verfolgung der Jünger des Herrn Jesus, die nach der Steinigung des Stephanus 4 Jahre vorher entstanden war, hatte zur Folge, dass eine ganze Reihe von ihnen in andere Länder ausgewandert war und dort das Evangelium von dem Herrn Jesus nicht nur den Juden, sondern auch den Menschen aus den verschiedenen Völkern verkündete. Auf diese Weise entstand auch in Antiochien in Syrien eine Versammlung.
Dies wurde der Versammlung in Jerusalem bekannt. Um Näheres zu erfahren, schickten sie Barnabas dorthin. Als dieser sah, was Gott hier wirkte, freute er sich und ermunterte die Gläubigen dort, mit Herzensentschluss dem Herrn Jesus nachzufolgen. Der Herr fügte an diesem Ort ebenso wie vorher in Jerusalem eine zahlreiche Menge der Versammlung hinzu.
Barnabas sah, dass das Werk immer weiter zunahm, und so suchte er Saulus in Tarsus auf, um ihn zur Unterstützung nach Antiochien zu holen. Neben den beiden waren noch verschiedene andere Brüder hier, die der Versammlung als Propheten und Lehrer dienten. Ihr Dienst war durch Abhängigkeit von Gott gekennzeichnet. Sie dienten dem Herrn mit Gebet und Fasten.
Aussendung zur 1. Missionsreise
Durch den Heiligen Geist machte der Herr den Gläubigen dort klar, dass Er Barnabas und Saulus für die Verkündigung des Evangeliums in andere Länder aussenden wollte. Nach viel Gebet und Fasten folgten sie dem Willen des Herrn, legten ihnen die Hände auf als Zeichen, dass sie hinter dem Dienst standen und sie im Gebet unterstützen wollten, und entließen sie. Übrigens wurden die Jünger in Antiochien zuerst Christen genannt.
"Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geist, gingen hinab nach Seleuzia, und von dort segelten sie nach Zypern" (Apg 13,4). Die Aussendung dieser beiden ging also nicht von Menschen, sondern wirklich vom Heiligen Geist aus. Das ist ja für jeden Dienst die unerlässliche Voraussetzung. Sie durchzogen die ganze Insel Zypern, besuchten in verschiedenen Orten die Synagogen und predigten den Juden das Wort Gottes und die Botschaft von dem Herrn Jesus. Sie brachten nicht ihre eigene Botschaft, sondern die Lehre des Herrn. In dem Bericht der Ereignisse in dem Ort Paphos finden wir zum ersten Mal, dass „Saulus auch Paulus heißt“ (Apg 13,9). Dieser Name Paulus (= der Kleine, Geringe, Niedrige) kennzeichnet und begleitet ihn jetzt in seinem weiteren Dienst als Apostel der Nationen. Er wollte klein sein, damit der, von dem er predigte, groß vor den Herzen seiner Zuhörer steht. Christus allein sollte in seinem Leben sichtbar sein.
Die Geschichte der „Kursänderung“ dieses Mannes gab Anlass zu der heute noch bekannten Redewendung „vom Saulus zum Paulus“. Sie redet von einer deutlichen Umkehr im Leben, von einer völligen Sinnesänderung: Aus einem Gegner wird ein Anhänger, aus einem Widersacher wird ein Freund.
Lernstoff für uns
Ein Stück durften wir miterleben, wie die Begegnung mit dem Herrn Jesus einen totalen Sinneswandel in dem Herzen dieses Mannes hervorrief und sein Leben in eine ganz neue Richtung lenkte.
Der Herr Jesus möchte auch in meinem und deinem Leben eine solche Kursänderung bewirken. Egal ob wir in einem Elternhaus aufgewachsen sind, wo Gottes Wort gelesen wird, wie es bei Paulus war, oder aber in einer Umgebung, in der wir überhaupt nichts von den Ansprüchen des Herrn Jesus an unser Leben kennen gelernt haben, von unserer Geburt her haben wir keine Lebensbeziehung zu dem Herrn Jesus. Wir sind Sünder und gehen ewig verloren, wenn wir nicht den Herrn Jesus als Retter annehmen.
Er stellt sich sowohl den vermeintlich Guten als auch den Schlechten in den Weg, um uns in die richtige Richtung zu lenken. Saulus wurde von diesem hellen Licht umstrahlt. Das Licht, in dem wir heute den Herrn Jesus kennenlernen können, ist das Wort Gottes. Dieses Wort muss in unsere natürlichen, finsteren Herzen „leuchten“. Wenn ich etwas von der Herrlichkeit des Herrn Jesus erkannt habe, lässt mich dies in meinem Leben alles in einem anderen Licht sehen. Gott möchte mich dann dahin führen zu erkennen, dass sich in meinem Leben etwas ändern muss. Bei Saulus lautete dann die zweite Frage: „Was soll ich tun, Herr?“.
Antwort erhalten wir wieder durch die Heiligen Schriften, die von Ihm, von Christus reden. Das ist das entscheidende Lehrbuch. Wir müssen die Lehre des Wortes – Gottes Gedanken – kennen lernen, um den geraden Weg des Glaubens gehen zu können und nicht durch gottfeindliche Argumente aus der Bahn geworfen zu werden.
Wenn wir den Vorteil hatten, schon von Kindheit an mit der Bibel vertraut zu sein, kann der Heilige Geist daran anknüpfen, uns auf dem Weg leiten und dann auch in einem Dienst für Gott.
Saulus
Und bei dieser Frage, sondern legte schon in Damaskus Zeugnis von seinem neuen Herrn ab. Mit ganzer Energie diente er von jetzt an seinem Herrn, der ihm begegnet war. Wie sieht es mit der Bereitschaft bei mir aus, für Ihn zu zeugen und für Ihn zu arbeiten? Wo und wie der Herr mich dann gebrauchen will, dass bestimmt Er, und so dürfen wir es getrost Ihm überlassen. Er weiß es am besten.
Wir haben gesehen, dass ein solcher Entschluss Gegenwind zur Folge haben kann. Lasse ich mich dadurch hindern?
Der Wunsch, seinen Herrn besser kennen zu lernen, lenkte Paulus in die Stille. Auch für mich ist die stille Zeit bei dem Herrn und mit Ihm ganz wichtig. Wende ich die nötige Energie auf, Zeit für Ihn zu finden? Diese Klasse in der Schule des Herrn können wir nicht überspringen.
Mein Wunsch ist es, dass in meinem und deinem Leben eine solche Veränderung sichtbar wird. Sicherlich ist dieses Ziel sehr hoch gesteckt. Aber Paulus fordert uns auf, seine Nachahmer zu sein, genauso wie er ein Nachahmer Christi war (1. Kor 11,1). Wenn dieses Licht, das von dem Herrn Jesus ausgeht, in unser Herz dringt und wir uns dem Wirken des Heiligen Geistes nicht entgegenstellen, dann kann der Herr auch bei mir und dir dieses Ziel erreichen.
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