Zum Nachdenken
Christenverfolgung
Hast du schon von dem Skandal gehört, der millionenfach weltweit geschieht, über den sich aber kaum jemand empört? Weißt du, warum zigtausende jährlich sterben, aber niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird? Kennst du eines der erschütternden Einzelschicksale hinter diesen Zahlen?
Die Antwort: Christenverfolgung. Mit diesem Artikel will ich aber weder Empörung, noch Rache, noch mediale Aufmerksamkeit erzeugen. Ich will dich informieren, berühren und vor dem Herrn zum Nachdenken bringen – über die verfolgten Christen und dich selbst.
Wie viele Christen werden verfolgt?
Die Christenverfolgung wächst.
Definition „Verfolgung“:
Diskriminierung, Behinderung von kirchlichen oder missionarischen Aktivitäten oder von Konversionen; Gewalt gegen Einzelne/Gruppen; Zwangskonversionen
Definition „Christen“1
Angehörige von christlichen Kirchen oder Gemeinschaften:
2,2 Mrd. weltweit, 2/3 außerhalb EU/USA
Man schätzt die Zahl der verfolgten Christen weltweit auf weit über 100 Millionen. Die Zahl der Märtyrer, also der Christen, die wegen ihres Glaubens umgebracht werden, wird häufig mit 100.000-170.000 pro Jahr angegeben; vorsichtigere Stimmen gehen „nur“ von 7.000-18.000 aus. Auch wenn die Zahlen im Einzelnen unsicher sind, sind sie unstrittig sehr groß und lassen einen erschrecken.
Natürlich werden nicht nur Christen verfolgt. In 40% der Staaten der Welt gibt es eine starke oder sehr starke Beschränkung der Religionsfreiheit; in diesen Staaten leben 75% der Weltbevölkerung. Dort sind von der religiösen Verfolgung neben den Christen zugleich auch andere Religionen betroffen. Darüber hinaus gibt es in vielen Staaten auch gezielte und spezifische Verfolgung gerade von Christen.
Wo werden Christen verfolgt?
OpenDoors (ein Hilfswerk, das in diesem Bereich anerkannte Arbeit leistet) erfasst in seinem Weltverfolgungsindex jährlich die 50 Staaten mit der intensivsten Christenverfolgung. Im Jahr 2016 waren dies die „Top 10“ der sogenannten Verfolgerstaaten:
- Nordkorea
- Irak
- Eritrea
- Afghanistan
- Syrien
- Pakistan
- Somalia
- Sudan
- Iran
- Libyen
Die Liste der Verfolgerstaaten wird schon seit Jahren angeführt von Nordkorea. Dieses Land ist ein Beispiel für Diktaturen, meist mit sozialistisch-kommunistischem und/oder atheistischem Hintergrund, wie auch China, Kuba, Vietnam oder – früher – Russland.
Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. … weil ihr nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt. (Johannes 15,18.19)
In allen übrigen Staaten der „Top 10“ hat die Christenverfolgung einen vorwiegend muslimischen Hintergrund. In 35 der schlimmsten 50 Verfolgerstaaten ist der radikale Islamismus die Hauptverfolgungsursache. Global betrachtet, ist der Islam also aktuell die größte Einzelquelle der Christenverfolgung.
Es gibt allerdings auch Christenverfolgung mit hinduistischem (Indien ist erstmals in die Top 20 aufgestiegen, auf Platz 17) oder mit buddhistischem Hintergrund (Myanmar, 23; Laos, 29). Wo es religiösen Extremismus gibt, kann sich einerseits die Gesellschaft ihrerseits radikalisieren; andererseits reagieren Staaten unter Umständen mit stärkerem Nationalismus oder auch intensiver Überwachung der Religionsausübung – alle drei genannten Umstände können dann jeweils eigenständige Quellen der Christenverfolgung sein. Daneben gibt es die Verfolgungsursache der, wie OpenDoors formuliert, „organisierten Korruption“ in Verbindung mit den Drogenclans (Kolumbien, 46). Traurig, dass in einigen Ländern (Mexiko, 40; Ukraine – ohne Platzierung) Christen (insbesondere evangelikale und pfingstlerische Gruppen) auch seitens der christlichen Staats-/Großkirchen diskriminiert werden.
Wie werden Christen verfolgt?
Weil die Situationen sehr unterschiedlich und komplex sind, werfen wir einen Blick in einige der Haupt-Verfolgerstaaten. Nebenbei versuchen wir auch aufzunehmen, was das Leben dort für einzelne Christen bedeuten kann.
Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden. Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. (Römer 8,37)
Nordkorea hat zwar die Religionsfreiheit in der Verfassung stehen, hat aber eine verordnete Doktrin (die Juche) als Quasi-Religion. Es gibt hier keinen Gott, aber einen Personenkult um Staatsgründer Kim Il Sung und seine Nachfolger. Christen stören. Der Besitz einer Bibel wird mit Tod oder Arbeitslager bestraft. Über die Arbeitslager und generell die Menschenrechtssituation hat die UNO Anfang 2014 einen Sonderbericht verfasst und empfohlen, die politischen Führer vor dem Internationalen Strafgerichtshof anzuklagen. Von den etwa 200.000 Insassen der Arbeitslager sind geschätzt 70.000 Christen, die Sterblichkeitsrate dort liegt bei 10-20% pro Jahr. Auch Ausländer kommen nicht ungeschoren davon: Der US-Amerikaner Jeffrey Fowle hatte 2014 seine Bibel (mit privaten Familienfotos, Name und Telefonnummer) auf der Toilette eines Clubs liegen gelassen; bei der Ausreise wurde er festgenommen und erst 5 Monate später freigelassen. Ende vergangenen Jahres wurde der koreanisch-kanadische Pastor Lim Hyeun-soo, der jahrelang humanitäre Hilfe in Nordkorea leistete, wegen angeblicher „staatsfeindlicher Aktivitäten“ zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Gleichwohl wächst die christliche Gemeinde in diesem Land.
Andere wurden durch Verhöhnung versucht und durch Geißelung und durch Gefängnis. (Hebräer 11,36)
Eritrea ist einer der Staaten am Horn von Afrika, wo die Lage für Christen besonders schlecht ist. Es ist der Staat auf dem WVI, in dem sich im vergangenen Jahr die Situation der Christen am deutlichsten verschlechtert hat. Der totalitäre Staat ist berüchtigt für seinen ständigen letzten Platz in der Rangliste der Pressefreiheit. Es gibt hier zu etwa gleichen Teilen Christen und Muslime. Christen werden verfolgt, vor allem – wie alle Organisationen, aus denen Widerstand erwachsen könnte – von der Regierung und zunehmend von islamischen Extremisten (es bestehen Verbindungen zur somalischen Al-Shabaab-Miliz, einem Ableger der Terrororganisation Al-Kaida). Christen, die nicht in einer der drei anerkannten christlichen Kirchen organisiert sind, unterliegen zusätzlicher Verfolgung von dieser Seite. Aber selbst der ehemalige Patriarch der anerkannten Eritreisch-Orthodoxen Kirche, Abune Antonius, steht seit 2007 unter Hausarrest, nachdem er sich kritisch zu Wort gemeldet hatte. Wer sich dem nicht durch Flucht oder Konversion entzog (etwa 1/5 der Flüchtlinge, die Ende 2014 Italien erreichten, stammte aus Eritrea), musste befürchten, sich unter den 2.200 Christen wiederzufinden, die nach einem Bericht von Amnesty International bei sengender Hitze in Schiffscontainern in den Häfen am Roten Meer gefangen gehalten wurden.
Sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch den Tod des Schwertes … sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen ... (Hebräer 11,37.38)
Flagge des „Islamischen Staates“
Die Verfolgung in Syrien nimmt zu. Dort ist in Folge des „Arabischen Frühlings“ 2011 mit dem daraus resultierenden Bürgerkrieg eine sehr komplexe Situation entstanden. Die Christen leiden – wie andere Gruppen auch – unter den Folgen des Bürgerkriegs: Anarchie, Korruption, Entführungen etc. Zusätzlich sind die syrischen (und die irakischen) Christen durch den Feldzug des IS („Islamischer Staat“) betroffen, der Mitte 2014 in Syrien und dem Irak ein Kalifat, d.h. einen islamischen „Gottesstaat“ ausgerufen hat. Der IS stellte die Christen dort z.T. vor die Wahl, zum Islam überzutreten, getötet zu werden oder einen „Dhimmi-Vertrag“ zu unterschreiben. 20 christliche Leiter unterschrieben den Vertrag, der u.a. die Christen zur Zahlung von Schutzgeld verpflichtet, öffentliche Bekundungen des christlichen Glaubens verbietet und die Christen zur Einhaltung der islamischen Kleiderordnung sowie von Handels- und Speisevorschriften verpflichtet.
Die Gräueltaten des IS gehen durch die Medien. Erst vor einiger Zeit wurde publik, dass der IS in Aleppo elf Christen geköpft und gekreuzigt hat. Von den 1,8 Mio. Christen, die vor 2011 in Syrien lebten, sind 700.000 geflohen. Andererseits zeigen sich die verbliebenen Christen engagiert, gerade auch gegenüber Muslimen; es besteht in manchen Teilen der Bevölkerung eine große Offenheit für den christlichen Glauben, und es bekehren sich zunehmend Menschen zu Christus – in Syrien, aber auch unter den zahlreichen Flüchtlingen, die Syrien verlassen haben. Auch kann man von bemerkenswerter Bewahrung entschiedener Christen lesen, die sich z.B. in Damaskus, ja sogar in Homs und im kurdischen Osten noch versammeln und sogar z.T. an Zahl zunehmen.
Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben vermag in der Hölle. (Matthäus 10,28)
Von den knapp 200 Mio. Einwohnern Pakistans sind 96% Muslime. Nur 2,5% sind Christen. Viele halten sich treu zu Christus, auch wenn das bedeutet, als Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden: Ein christliches Mädchen bekam gesagt: „Es ist schade. Du bist klug, du bist begabt. Aber du bist Christin, deshalb wirst du Putzfrau. Warum willst du nicht zum Islam übertreten?“ Teilweise können Christen in Frieden leben, aber ihre Situation hat sich im vergangenen Jahr weiter stark verschlechtert: Sie sind aber häufig Opfer von Gewalttaten, Kirchenverbrennungen bis hin zur Zerstörung ganzer christlicher Viertel. Es wird berichtet, dass jedes Jahr mehrere Hundert christliche Mädchen entführt und dazu gezwungen werden, zum Islam überzutreten. In einer pakistanischen Stadt beobachtete ein ehrenamtlicher Wachmann zwei Selbstmordattentäter auf ihrem Weg zu seiner Kirche. Er hielt sie auf und verlor dabei sein Leben. In der Folgewoche war das Kirchengebäude völlig überfüllt.
Auch in Pakistan gibt es eine Apostasie- und Blasphemie-Gesetzgebung. Es ist ein Leichtes, Christen (oft unbewiesen) zu bezichtigen, sie hätten Gott oder Mohammed gelästert. Apostasie, d.h. Abfall vom Islam, wird ebenfalls schlimm geahndet. In zahlreichen Fällen greifen die Ankläger direkt zur Lynchjustiz, ohne staatliche Gerichte einzuschalten. Besonders schrecklich sind Berichte darüber, dass Christen, teils ganze Familien, bei lebendigem Leib verbrannt werden.
Asia Bibi, eine verheiratete Mutter mit fünf Töchtern, ist die erste Frau, die aufgrund der Blasphemie-Gesetze verurteilt wurde; sie ist seit sechs Jahren in einem Frauengefängnis inhaftiert. Ihr wurde vorgeworfen, den örtlichen Brunnen zu verunreinigen, indem sie als Christin daraus trank. Gegenüber den muslimischen Arbeiterinnen bekannte sie, dass Jesus sie gerettet habe – um dann den Satz anzuschließen: „Und was hat euer Prophet für euch getan?“
Sei getreu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben. (Offb 2,10)
Der Sudan ist ein Staat mit überwältigender muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Er ist einer der Staaten, in dem die Scharia (= das religiöse Gesetz des Islam) gilt. Beispielsweise wird der Genuss von Alkohol mit Stockhieben bestraft; auf Diebstahl steht die Amputation der rechten Hand, im Wiederholungsfall des linken Fußes. Die Christenverfolgung geht hier vom Staat aus – von der Beschlagnahmung und dem Abriss von Kirchengebäuden bis hin zu militärischen Aktionen, etwa der gezielten Bombardierung christlicher Einrichtungen in den Nuba-Bergen. Gegen Staatspräsident Omar Al-Bashir liegt ein internationaler Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen vor.
Der Sudan gibt auch ein Beispiel für die Anwendung von Religionsstrafgesetzen: Eine Christin namens Meryam wurde zum Tod verurteilt wegen Apostasie, d.h. wegen des Abfalls vom (muslimischen) Glauben. Die 27-jährige hat einen muslimischen Vater und gilt deshalb als Muslima. Sie ist aber, nachdem der Vater die Familie verlassen hat, von Kindheit an von ihrer Mutter im christlichen Glauben erzogen worden. Sie ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter, die im Gefängnis unter Fesseln zur Welt kam. Sie wartete dort auf die Hinrichtung. Politik und Kirche haben sich für sie eingesetzt, zuletzt auch mit Erfolg: Voriges Jahr wurde sie freigelassen und wanderte in die USA aus. Auch im Sudan versammeln sich ungeachtet der schwierigen Bedingungen weiterhin an etlichen Stellen Christen in relativer Freiheit, während sie gerade in den Nubabergen inmitten des Bürgerkriegs zwischen dem Sudan und Südsudan Schlimmes erdulden.
Nigeria (Platz 12 des WVI 2016) zeigt ein vielschichtiges Bild. Auch hier sind die Anteile von Muslimen und Christen etwa gleich groß, sie leben überwiegend in regionaler Teilung. Seit der Demokratisierung 1999 schreitet die Islamisierung im ganzen Land voran. Dafür steht vor allem Boko Haram: Diese militante muslimische Organisation befindet sich außerhalb staatlicher Kontrolle und hat im muslimisch geprägten Norden Nigerias ein Kalifat ausgerufen; in zwölf Teilstaaten gilt die Scharia (dort leben 27 Millionen Christen, Zehntausende von ihnen fliehen).
Durch die Medien ging die Entführung von 276 christlichen Mädchen aus der nordnigerianischen, christlichen Enklave in Chibok. Im Schatten von Boko Haram sind auch andere Terror-Bewegungen aktiv, etwa die sog. „Hausa-Fulani-Viehhirten“, die im zentralen Gürtel Nigerias mit extremer Gewalt mehrere Tausend Christen getötet und Zigtausende vertrieben haben. Diese Gruppen machen Druck, das „Haus des Islam“ auf das ganze Land auszuweiten. Es kommt immer wieder zu Anschlägen auf christliche Kirchen (in 2013 wurden 300 Kirchen zerstört). Boko Haram wird für 10.000 Morde verantwortlich gemacht, zum großen Teil an Christen, darunter allein in der Diözese Maiduguri 2.500 Katholiken. In den christlichen anderen Teilen Nigerias herrscht im Großen und Ganzen Glaubensfreiheit, es gibt dort viele wahre Christen. Lasst uns um ihre Bewahrung vor Übergriffen durch Terrorgruppen oder auch durch den Staat beten.
Gegenüber Christen, die sich leider hier und andernorts zu (Gegen-)Angriffen und Gewalttaten hinreißen lassen,
Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen. (Mt 5,44)
kann die feindesliebende Einstellung von jemandem wie Habila Adamu zum Vorbild dienen: In einem Internet-Video legt er Zeugnis ab, dass er auf wunderbare Weise ein Attentat (einen Schuss ins Gesicht) überlebte und schildert sehr bewegend seine christliche Haltung der Vergebung gegenüber seinem Attentäter.
Die Malediven (Platz 13) sind ein Beispiel für eine gewaltlose, aber hochwirksame Unterdrückung von Christen. In dem Urlaubsparadies ist die offizielle Anzahl von Christen „Null“. Die
Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung … oder Schwert? (Römer 8,35)
Regierung bezeichnet sich als „Hüterin des Islam“, dieser, wie der Staatschef einmal sagte, „zivilisiertesten Religion“. Dazu im Gegensatz stehen gewaltige soziale Probleme, etwa eine Arbeitslosenquote von 28% und die höchste Scheidungsrate weltweit.
Jeder Malediver muss Muslim sein – alles andere ist illegal: Es gibt hier das einzigartige Gesetz, dass man seine Staatsbürgerschaft verlieren kann, wenn man zu einer anderen Religion konvertiert. Auf den Malediven ist es einfach unvorstellbar, Christ zu sein. Wer es dennoch ist (tatsächlich gibt es vereinzelte Christen dort), muss sich bemühen, das zu verheimlichen. Die gesellschaftliche Kontrolle funktioniert gut in diesem Inselstaat mit einer fünfmal höheren Bevölkerungsdichte als Deutschland. Es wird berichtet, dass ein Malediver, der Bibelfragmente (es gibt in der Landessprache keine vollständige Bibel) zu Hause versteckt hatte und heimlich las, von der Polizei erwischt und zu 9 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen … um meinetwillen. Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln. (Matthäus 5,11.12)
Auch Saudi-Arabien (Platz 14) hat eine islamische Staatsreligion, den Wahhabismus, eine sehr strenge Form des Sunnismus. Die Scharia gilt überall im Land und wird öffentlich vollstreckt. Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit verschleiern, sie dürfen nicht Auto fahren. In dem Staatsgebiet, das mit Mekka und Medina zwei heilige Stätten des Islam sein eigen nennt, dürfen keine nicht-islamischen Gotteshäuser stehen, so dass es in dem ganzen Land auch keine christliche Kirche gibt. Es gibt keine Religionsfreiheit, es ist jegliche Betätigung eines anderen Glaubens verboten und mit der Todesstrafe belegt (laut Amnesty International wurden seit 1985 2.200 und in 2015 allein 151 Todesurteile vollstreckt, davon zur Hälfte an Ausländern; es liegt aber keine Aufschlüsselung der Zahlen für die Exekution von Christen vor). Die Christen dürfen also z.B. keine Gottesdienste oder Taufen praktizieren. Das gilt auch für die zahlreichen Ausländer (Gastarbeiter und Diplomaten). An mindestens drei Stellen kommen Christen trotz Verbots dennoch zu Gemeindestunden zusammen.
Ähnlich ist die Lage in den anderen Golfstaaten; sämtliche Staaten der Arabischen Halbinsel befinden sich unter den Top 50 der Verfolgungsstaaten. Die Christen, die hier im Privaten ihren Glauben leben, sehnen sich nach Gemeinschaft.
Was hat das mit mir zu tun?
Die weltweite Christenverfolgung ist ein Thema, über das wir Christen in Deutschland nicht nur informiert sein sollten, sondern das uns auch berühren muss. Zu diesem Zweck folgen einige Denkanstöße in Zitatform:
Damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi. (1. Petrus 1,7)
„Betet nicht, dass die Verfolgung aufhört. Betet, dass wir in ihr treu bleiben.“ So wird einer der verfolgten Christen zitiert.1 Es ist selbstverständlich, dass wir für solch einen verfolgten Bruder in Christus beten, oder? Aber mit welchem Ziel? Wir würden ihm wohl wünschen, nicht verfolgt zu werden. Sein Ziel ist aber ein anderes: Er nimmt die Verfolgung an und will darin Gott verherrlichen.
Es entstand aber in jenen Tagen eine große Verfolgung gegen die Versammlung … Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort. (Apostelgeschichte 8,1.4)
„Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche.“ So lautet ein bekanntes Zitat von Tertullian. Würde die christliche Kirche in Deutschland, der lebendige Glaube mehr wachsen und fruchtbarer sein, wenn sie stärker verfolgt wäre?
Was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet. (Philipper 3,7)
„Die meisten Flüchtlinge nehmen ihren Glauben ernster als die meisten Deutschen“2 – das ist sicher ein Appell an jeden von uns.
Mich beeindruckt an den verfolgten Christen vor allem, dass ihnen der Glaube an Christus so viel wert ist, dass sie dafür Nachteile, Verluste, Wunden und den Tod in Kauf nehmen. Sie verzichten auf Chancen, Ansehen, Geld, Gesundheit und im Extremfall auf ihr Leben, weil sie in Christus mehr als das haben: Nicht nur in Zukunft die ewige Herrlichkeit, das ihre Verfolger ihnen nicht nehmen können, sondern auch jetzt schon das wahre Leben. Das gibt ihnen Kraft. Vorbildlich!
Gedenkt der Gefangenen, als Mitgefangene; derer, die Ungemach leiden, als solche, die auch selbst im Leib sind. (Hebräer 13,3)
Was bedeutet mir der Herr Jesus, das ewige Leben, die Hoffnung auf sein Kommen?! Bin ich bereit, im vergleichsweise freien Westen konsequent als Christ zu leben – glaubwürdig, zeugnishaft, Gott ehrend?! Last but not least: Bete ich regelmäßig für die verfolgten Christen?
[1] U.a. Pastor Yakaya Sherrif aus Niamey (Niger).
[2] W. Polzer in idea spectrum.
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