Liebe zwischen Ehepartnern
Wie stellst du dir als Unverheirateter Liebe zwischen Ehepartnern vor? Was beinhaltet echte, wahre Liebe in der Ehe? Ist mit Liebe zwischen Ehepartnern (ausschließlich) der sexuelle Bereich gemeint? Wenn wir diesen Fragen in der Bibel nachgehen, werden wir bei genauem Hinschauen erstaunt sein, dass dieses Thema an vielen Stellen behandelt wird. Und wir werden feststellen, dass es um viele verschiedene Aspekte geht.
Was Liebe in der Ehe nicht ist
Um die Frage zu beantworten, was Liebe in der Ehe ist, ist es hilfreich, zuerst einmal zu sagen, was Liebe nicht ist. Liebe ist nicht mit sexuellem Verkehr gleichzusetzen. Eheliche Liebe sollte diesen Bereich beinhalten, sich aber keineswegs darauf reduzieren. Wenn es anders wäre, könnte es unter Ehepaaren, die z.B. aus Krankheitsgründen vorübergehend oder vielleicht sogar dauerhaft keinen Geschlechtsverkehr haben können, keine Liebe geben.
Liebe ist nicht nur ein schönes Gefühl, denn unsere Gefühle schwanken. Mal fühlen wir uns gut, mal eben nicht so gut. Wenn ich mich gut fühle, liebe ich nur dann meinen Ehepartner? An den schlechten Tagen dann nicht? Nein, das kann nicht der Inbegriff von Liebe sein. Gefühle können ja auch nicht „befohlen“ werden. Aber für die Liebe kann ich mich bewusst entscheiden.
Liebe ist auch nicht, in allem gleich zu denken, zu handeln oder zu fühlen. Zwei Menschen, die sich lieben, sind und bleiben zwei Individuen mit einer unterschiedlichen Geschichte. Was Liebe in der Ehe wirklich ist, wollen wir an verschiedenen Punkten versuchen, deutlich zu machen.
Liebe – eine Einheit
„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“ 1. Mo. 2,24
Das Schönste in der Ehe ist die Einheit zwischen Mann und Frau. Diese Einheit drückt sich besonders darin aus, dass die Eheleute geistliche Gemeinschaft haben, zum Beispiel gemeinsam beten, die Bibel lesen und sich über die Geschehnisse in ihrem Leben austauschen.
Die Einheit drückt sich ebenfalls in der gegenseitigen seelischen und körperlichen Liebe aus.
„Ein Fleisch“ bedeutet also eine absolute Einheit nach Geist, Seele und Leib.
Liebe – Zuneigung
Obwohl Michals Vater David als seinen Rivalen betrachtete, liebte sie David (1. Sam 18,20.28). Sie empfand etwas in ihrem Herzen für diesen Mann, was übrigens auch bekannt wurde.
Erklären kann man dieses Phänomen nicht, dass eine Person etwas in ihrem Herzen für eine andere Person empfindet, was über normale Sympathie hinausgeht. „Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht erkenne: der Weg des Adlers am Himmel, der Weg einer Schlange auf dem Felsen, der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres, und der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau“ (Spr. 30,19).
Liebe ist kein Selbstläufer und bedarf immer wieder der Energie und des Einsatzes. Daher fordert Gottes Wort den Mann mehrfach und auch die Frau auf, den Ehepartner zu lieben (Eph 5,25; Kol 3,17; Titus 2,4).
Liebe – in schwierigen Situationen füreinander da sein
Bei dem ersten Ehepaar in der Bibel, von dem gesagt wird, dass sie sich liebten, können wir etwas von diesem Füreinander-da-sein sehen. Isaak trauerte um seine Mutter, und seine Frau tröstete ihn (1. Mo 24,67). Gerade in schwierigen Situationen zeigt sich, was wirkliche Liebe ist. Dann steht der eine Partner dem andern bei, unterstützt ihn, muntert ihn auf.
Das fängt in ganz alltäglichen Situationen an. Wenn z.B. die Ehefrau krank ist, dann übernimmt der Mann die Aufgaben im Haushalt (normalerweise führt ihn ja die Frau, vgl. 1. Tim 2,5).
Auch in wenn z.B. der Mann beruflich sehr unter Druck steht, wird seine Frau alles dafür tun, ihm zuhause den Rücken frei zu halten.
Es hört aber auch in Extremsituationen nicht auf, wenn beispielsweise eine sehr schwere Krankheit oder eine sonstige außergewöhnliche Situation vorliegt. Der weniger betroffene Partner –wenn man überhaupt davon sprechen kann– wird den anderen nach Kräften unterstützen.
Liebe – Hindernisse überwinden
Von Jakob lesen wir, dass er seine Frau liebte und letztlich 14 Jahre für sie arbeitete (1. Mo 29). Nachdem er sieben Jahre für sie gearbeitet hatte und von seinem Schwiegervater betrogen wurde, hätte er aufgeben können. Aber die Liebe half ihm, auch weitere sieben Jahre durchzuhalten.
Wenn es um Liebe in der Ehe geht, dann hat der Mann oder auch die Frau vielleicht vorher schon bewiesen, dass er oder sie aus Liebe bereit waren, Hindernisse zu überwinden. Möglicherweise gab es vor der Verlobung oder in der Verlobungszeit Schwierigkeiten, die es zu überwinden galt. Wenn da beide durchgehalten haben, war das ein Beweis der Liebe zu dem anderen.
In der Ehe kann es auch durch die jeweiligen Familien der Ehepartner Schwierigkeiten geben. Dann heißt es, zu dem Ehepartner halten und sich notfalls auch gegen die „eigene“ Familie (Eltern oder Geschwister) zu stellen. Das ist nicht einfach, aber Liebe zu dem Ehepartner gibt Kraft dazu.
Liebe – nicht den eigenen Vorteil suchen
Wenn ein Sklave in Israel sieben Jahre gedient hatte, konnte er freikommen (2. Mo 21,2-6). Hatte er während dieser Zeit geheiratet, konnte er gehen – aber nur allein. Seine Frau und seine Kinder mussten dann zurückbleiben. Er konnte jedoch aus Liebe zu seiner Frau auf sein persönliches Recht auf Freiheit verzichten. Dieses auf uns recht krass wirkende Bild zeigt:
Wer heiratet, darf sich darüber im Klaren sein, dass er ab jetzt alles teilen darf. Und es bedeutet auch, Rücksicht auf den anderen zu nehmen. Vielleicht ist man vorher mit großer Begeisterung einer Freizeitbeschäftigung nachgegangen. Jetzt wird man Rücksicht auf den Partner und seine Interessen nehmen.
Rechte und Pflichten: Eine Ehe bringt für beide Seiten Rechte und Pflichten mit sich. Es ist gut, immer vor allem darauf zu achten, dass der andere sein Recht bekommt. Man wird aus Liebe auch bereit sein, auf das eigene Recht zu verzichten. Ich denke beispielsweise an das „Zeitmanagement“. Es ist wertvoll, Zeit für mich zu haben, es ist aber auch meine (freudige) Pflicht, Zeit mit meinem Partner zu verbringen. Jetzt kann ich meine eigenen Wünsche aktiv realisieren (z.B. indem ich jede freie Minute darauf verwende, mich mit geistlichen Themen zu beschäftigen – das hört sich auf den ersten Blick ja sehr geistlich an). Ich kann aber auch einmal an einem (Sams-)Tag auf meine Wünsche verzichten und die Zeit mit meiner Frau verbringen.
Zeit für den Partner: Eine besondere Herausforderung ist in diesem Zusammenhang der Beruf. Es ist unbestritten, dass wir in unserem Beruf fleißig sein müssen. Und es ist schön, eine interessante Stelle zu haben. Wenn wir als gute Mitarbeiter bekannt sind, kann es durchaus sein, dass uns mehr Verantwortung übertragen wird. Für einen guten Ehemann und vielleicht Vater ist es wichtig, die Familie gut zu ernähren. Wenn dann ein Karriereschritt mit einem höheren Gehalt verbunden ist, kann das hilfreich sein. Aber so ein Schritt ist vielfach auch mit einem höheren Zeiteinsatz, mit mehr Energie oder mit Reisen verbunden. Es ist nicht grundsätzlich etwas dagegen einzuwenden, so eine Chance wahrzunehmen. Aber kann es nicht auch sein, dass ich aus Liebe zu meiner Frau und zu meinen Kindern, und um der Zeit für den Herrn willen darauf verzichte, weil ich genau weiß, dass ich (noch) weniger Zeit für sie haben werde? Oder weil ich weiß, dass mich die Arbeit so fordern wird, dass ich abends nur noch todmüde ins Bett falle?
Liebe – Sorge füreinander
Zur Liebe in der Ehe gehört auch, dass die Ehepartner füreinander sorgen. Der Ehemann geht seinem Beruf auch aus Liebe zu seiner Ehefrau nach, damit er sie ernähren kann, damit sie sich etwas leisten kann, damit er ihr auch mal ein Geschenk machen kann.
Die Ehefrau kümmert sich aus Liebe zu ihrem Ehemann um den Haushalt. Sie kocht aus Liebe zu ihrem Mann. „Liebe geht durch den Magen“ (vgl. Spr. 15,17). Ein mit Liebe zubereitetes Essen erfreut den Mann und zeigt ihm, dass seine Frau ihn liebt – und dafür wird er sich auch regelmäßig bedanken. Die Ehefrau wird auch aus Liebe das Haus in Ordnung halten. Sie wird sich um häusliche Dinge kümmern, um dem Mann für dessen Aufgaben (im Beruf, in der Versammlung) den Rücken frei zu halten (Tit 2,5).
So dürfen Mann und Frau „um die Dinge der Welt besorgt“ sein, sich der irdischen Aufgaben annehmen, um dem Ehepartner zu gefallen (1. Kor 7,32-34).
Liebe – auf den eigenen Körper achten
Dieser Punkt erscheint auf den ersten Blick vielleicht etwas unerwartet. Aber aus dem Neuen Testament wissen wir, dass in der Ehe der eigene Körper auch dem Ehepartner gehört (1. Kor 7,4; Eph 5,28+29). Es ist also nicht egal, wie wir mit unserem eigenen Körper umgehen. Wir werden daher auch aus Liebe zu unserem Ehepartner auf unsere Gesundheit, auf unsere Körperpflege und auch auf unser Aussehen achten, ohne dies zu übertreiben. Die Frau darf sich für den Mann schön und attraktiv machen, die Ehepartner dürfen Wert darauflegen, einander zu gefallen (1. Kor 7,33.34) – das kann beide vor Versuchungen schützen helfen.
Liebe – Ausüben von Sexualität
In dem Artikel „Liebe und Sexualität – Segen oder Fluch?“ wird dieses Thema ausführlich behandelt. Zur Liebe in der Ehe gehört das Ausleben der Sexualität unbedingt dazu. Der Ausdruck „käufliche Liebe“ für Prostitution ist absurd. Denn es geht bei der Prostitution keineswegs um Liebe, sondern nur um Befriedigung von Trieben. Aber das intime Zusammensein in der Ehe ist der höchste Ausdruck der körperlichen Seite der Liebe. Und Gott gibt uns viele Hinweise in seinem Wort, Hinweise über die damit verbundene Freude (Spr. 5,19b; Hld 1,2;4,10) und über die damit verbundenen Pflichten (1. Kor 7,3.5; 1. Pet 3,7).Gott sieht auch in diesem Zusammenhang immer die Einheit Geist-Seele-Leib. Wenn die Hinweise unter diesem Gesichtspunkt beachtet werden, führt das zu einer tief empfundenen Liebe unter den Ehepartnern.
Wir haben gesehen, dass Liebe in der Ehe viele verschiedene Seiten hat. Gott hat uns mit der Ehe etwas aus dem Paradies erhalten. Und wenn wir die Hinweise in seinem Wort zu diesem Thema beachten, bedeutet das Glück und Freude für uns.
Liebe in der Ehe ist auf der einen Seite eine Herausforderung für beide Ehepartner. Auf der anderen Seite ist es auch eine große Freude und kann zu großem Glück führen.
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