Erfüllt mit dem Geist

Erfüllt mit dem Geist - und doch nicht charismatisch? Die Gnadengaben (damals und heute)

Was bedeutet es eigentlich, mit dem Geist erfüllt zu sein? Muss man dazu charismatisch sein oder denken? In diesem Aufsatz, der einer in englischer Sprache vorliegenden Sammlung von Fragen & Antworten entnommen ist, beantwortet der Autor eine Reihe von Fragen zu diesem Thema.

1. Was sind die wichtigsten Aktivitäten des Heiligen Geistes?

Wir können die Bedeutung des Wirkens des Geistes kaum hoch genug schätzen. Seine Tätigkeit hat praktisch mit jedem Bereich unseres Lebens zu tun. Es wäre völlig fehl am Platz, das Wirken des Heiligen Geistes auf Sprachenreden, Heilungen oder andere Wunder zu beschränken - oder etwa zu denken, die Abwesenheit solcher Phänomene sei ein Zeichen dafür, dass der Geist nicht wirkt.

Wie die folgende Liste (die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt) zeigt, sind die Aktivitäten des Geistes äußerst vielfältig. Wir haben sie in drei Kategorien unterteilt:

a) Aktivitäten außerhalb von uns:

• Inspiration (2. Pet 1,21)

• Prophetie (1. Pet 1,11)

b) Aktivitäten, die mit unserer Errettung zu tun haben[1] / mit einem einmaligen Ereignis:

• die neue Geburt (1. Pet 1,23; Joh 3,5)

• Innewohnung (2. Tim 1,14), Versiegelung (Eph 1,13) und Salbung (1. Joh 2,27)

• Befreiung[2] von der Macht der Sünde (Röm 8,4)

• Taufe des Geistes: alle Gläubigen wurden zu einem Leib zusammengefügt (1. Kor 12,13)

• das dauerhafte Bleiben in uns (Joh 14,16.17)

• das Verleihen von Gaben (1. Kor 12,11)

c) Aktivitäten, die mit unserem täglichen Leben zu tun haben:

• Er gibt uns das Bewusstsein, dass wir Kinder Gottes sind (Röm 8,16).

• Er hilft uns, unsere Beziehung mit dem Vater und dem Sohn zu genießen (Joh 14; Eph 2,18).

• Er leitet uns (Röm 8,14).

• Er lehrt uns (stellt uns die Herrlichkeit Christi vor; Joh 16,13.14).

• Er befähigt uns, die Wahrheit aufzunehmen (Joh 16,13).

• Er leitet uns in der Anbetung (Phil 3,3; Joh 4,24).

• Er erfüllt uns (Eph 5,18).

• Er gibt uns Kraft (Apg 1,8; Eph 3,16).

• Er befähigt uns, uns der Sünde gegenüber für tot zu halten (damit wir der Lust des Fleisches nicht nachgeben) (Röm 8,4; Gal 5,16).

• Er bringt die Frucht des Geistes in uns hervor (Gal 5,22-23).

• Er bezeugt uns göttliche Wahrheit und unterstützt unser Zeugnis (Joh 15,26.27).

• Er bewirkt die Einheit des Geistes, die wir bewahren sollen (Eph 4,1-3).

• Er führt zur Wiederherstellung und zur Umkehr (z.B. Off 2,7 etc.).

• Er bewirkt, dass wir die Rückkehr des Herrn erwarten (Off 22,17).

2. Was sind die Gaben des Heiligen Geistes?

Geistliche Gaben sind spezielle Fähigkeiten, die uns der Heilige Geist gibt. Man darf sie nicht mit natürlichen Fähigkeiten wie Redegewandtheit oder einem scharfen Verstand verwechseln (obwohl Gott auch diese nutzen kann). Wir lesen in 1. Korinther 12,4: „Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist“. In diesem Kapitel sind viele geistliche Gaben aufgelistet: das Wort der Weisheit, das Wort der Erkenntnis, Glauben, Heilungen, Wunder, Prophezeiungen, Unterscheiden der Geister, Sprachenreden usw. Verschiedene Gläubige besitzen verschiedene Gaben, aber sie werden durch denselben Geist bewirkt und sollten zum Nutzen des ganzen Leibes Christi verwendet werden.

3. Habe ich eine Gabe des Geistes erhalten? Wie kann ich das wissen?

Der Geist Gottes verteilt die Gaben, „wie er will“ (1. Kor 12,11). Wir sollten uns nicht auf das konzentrieren, was wir empfangen haben oder vielleicht empfangen könnten. Unsere Aufgabe ist es, die Arbeit, die der Herr uns zeigt, zu tun. Schon nach kurzer Zeit wird sich zeigen (für uns und für andere), was unsere Gabe ist. Unsere Verantwortung besteht darin, sie „zum Nutzen“ (1. Kor 12,7) und aus der Motivation der Liebe heraus (1. Kor 13) zu verwenden.

4. Was bedeutet es, mit dem Geist erfüllt zu sein (Eph 5,18)?

Der Geist Gottes wohnt in jedem Gläubigen. Aber wir sind nicht alle (und nicht immer) mit dem Heiligen Geist erfüllt. Daher die Ermahnung, „mit dem Geist erfüllt zu werden“ (Eph 5,18). Hier werden zwei Zustände einander gegenübergestellt: „mit dem Heiligen Geist erfüllt“ und „von Wein betrunken“. Der Christ soll (nicht von Wein, sondern) durch den Heiligen Geist beeinflusst, gesteuert und geführt werden.

Um von Ihm „erfüllt“ werden zu können, müssen wir Platz machen - durch das Richten und Entfernen von Dingen, die den Geist behindern. Wenn wir einem Gast nur einen Raum zur Verfügung stellen, kann er unser Haus nicht „füllen“ und seinen Einfluss überall spürbar machen. Es wäre schade, wenn wir die problematischen „Zimmer“ unseres Lebens gerade vor demjenigen verschließen, der am besten helfen könnte, diese Probleme zu lösen!

Wenn wir vom Heiligen Geist erfüllt sind, wird dies einen großen Einfluss auf uns haben, und zwar für unsere Freude, unser Zeugnis und unseren Dienst (siehe dazu Lk 1,41.67; Apg 4,8.31; 13,9.52).

5. Auf welche Weise befähigt uns der Heilige Geist?

Der auferstandene Herr hat seinen Jüngern gesagt: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8, vgl. auch Lk 24,49). Einige Tage später, am Pfingsttag, wurde diese Kraft des Zeugnisses deutlich, als Petrus zu der Menge sprach und 3.000 Menschen gerettet wurden. Heute befähigt uns der Heilige Geist dazu, ein Zeugnis für den Herrn Jesus abzulegen und gibt unserem „inneren Menschen“ Kraft, um die Herrlichkeiten Christi besser zu kennen und zu schätzen (Eph 3,16). Er gibt uns Energie für unseren Dienst, unsere Hoffnung und Freude (Röm 14,17; 15,13; 1. Thes 1,6). Er tut dies, indem Er uns hilft, auf Gott und sein Wort und nicht auf uns oder Menschen zu vertrauen (vgl. Sach 4,6).

6. Kann der Heilige Geist uns helfen, das Fleisch zu überwinden?

Als wiedergeborene Gläubige haben wir eine neue Natur. Diese neue Natur hat die richtigen Wünsche, aber sie hat in sich selbst nicht die Kraft, entsprechend zu handeln, oder die Neigungen des Fleisches (der Sünde) zu überwinden. Denn die Sünde wohnt immer noch in uns (Röm 7,15.17). Dann kommt uns der Heilige Geist zu Hilfe. Er befähigt uns, so zu leben, wie es Gott gefällt (Röm 8,4.13). Dies bedeutet nicht, dass wir die Sünde ein für alle Mal überwinden (das können wir gar nicht). Aber der einzige Weg, den Forderungen des Fleisches nicht zu erliegen, besteht darin, im Geist zu wandeln. Galater 5 zeigt uns die Herausforderung, mit der wir zu tun haben: „Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch“ (V. 17). Was ist die göttliche Antwort? „Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen“ (V. 16).

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Alle Bemühungen selbst von 1.000 Männern können einen Zug nicht einmal 10 cm bewegen. Aber wenn der Lokführer den Schlüssel herumdreht, ist die Kraft da, mit der der Zug viele Kilometer fahren kann. Es ist nicht die Kraft des Lokführers, die den Zug bewegt, aber er entfernt das Hindernis (die Unterbrechung des Kontakts), so dass die Leistung des Motors wirksam wird. So auch bei uns: Wenn wir entfernen, was den Geist behindert, wird seine Macht wirksam.

Häufige Missverständnisse

7. Wie kann ich wissen, dass ich den Heiligen Geist empfangen habe? Muss ich in Zungen (d.h. Sprachen) reden?

Nein - die Gabe, eine fremde und nie erlernte Sprache zu reden, wurde zwar vom Geist Gottes gegeben, aber nur am Anfang des Christentums. Selbst damals redeten nicht alle in Sprachen (1. Kor 12,29.30). Wie können wir dann erkennen, dass wir den Geist empfangen haben? Die schlichte Antwort lautet: weil Gott es sagt (1. Kor 2,12; Eph 1,13). Es ist wahr, dass wir das auch erfahren werden (der Geist gibt uns Sicherheit, dass wir Kinder Gottes sind; Er gibt Freude, Er öffnet uns die Schriften, usw.). Aber das Wissen, dass Er in uns wohnt, basiert auf dem Wort Gottes und nicht auf unseren Erfahrungen oder Gefühlen (Röm 8,11; 2. Tim 1,14). Zudem gibt der Geist Gottes selbst Gewissheit: „Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind“ (Röm 8,16).

8. Stimmt es, dass ich eine spezielle Geistestaufe oder eine „zweite Erfahrung“ benötige, nachdem ich von neuem geboren worden bin?

Nein. Was wir brauchen, ist nicht irgendein besonderes Erlebnis, Wundergaben oder dergleichen. Entscheidend ist der Glaube an das Evangelium unseres Heils (Eph 1,13). Durch den Glauben an dieses Evangelium sind wir versiegelt und der Geist wohnt und bleibt für immer in uns. Aber wir müssen dem Geist erlauben, uns zu erfüllen (s. Frage 4).

Dabei sollten wir bedenken, dass die Taufe[3] mit dem Geist nicht etwa automatisch einen geistlichen Zustand mit sich bringt. Alle Gläubigen in Korinth werden als mit dem Heiligen Geist getauft betrachtet (1. Kor 12,13), aber die meisten von ihnen waren fleischlich, und nicht geistlich (1. Kor 3,1).

9. Wie wird ein geisterfüllter Gläubiger erkannt? Muss er in Sprachen reden oder andere Wunder tun?

Wundergaben (wie das Reden in einer Sprache, die man nie gelernt hat) wurden zu Beginn des Christentums gegeben, um die Botschaft zu unterstützen und um zu zeigen, dass es der Anfang eines neuen Zeitabschnitts war (Mk 16,17.18; Heb 2,3.4). Aber selbst in der Anfangszeit des Christentums hatte nicht alle Gläubige solche Gaben (1. Kor 12,10.30). Die normalen Anzeichen dafür, dass jemand heute mit dem Geist erfüllt ist, sind Singen, Freude und Kraft im Dienst und Zeugnis - und ein geistliches Verhalten („wandeln nach dem Geist“, vgl. Röm 8,4).

10. Was ist die „besondere Salbung", von der man immer wieder hört?

Manche lehren, dass Christen, die ein höheres Niveau an Geistlichkeit erreichen, eine „besondere Salbung“ des Heiligen Geistes erhalten. Daraus soll dann eine besondere Kraft resultieren. Die Bibel verwendet tatsächlich den Begriff „Salbung“ in Verbindung mit dem Heiligen Geist. Aber interessanterweise wird dies nicht über die „Väter“ oder „jungen Männer“ gesagt, sondern im Blick auf die „kleinen Kinder“. Das sind die Jüngsten im Glauben (1. Joh 2,18.20.27). Daher ist die Salbung ein Vorrecht jedes Gläubigen, nicht nur der besonders fortgeschrittenen oder geistlichen.

11. Warum sollten wir nicht zum Heiligen Geist beten?

Weil die Bibel uns weder dazu aufruft noch Beispiele für eine solche Praxis gibt (dagegen aber viele Beispiele von Gebeten zum Vater und zum Sohn). Und was ist der Grund dafür? Der Heilige Geist ist eine göttliche Person wie auch der Vater und der Sohn. Aber die Aufgabe, die Er wahrnimmt, ist eine andere als die des Vaters und des Sohnes. Unsere Beziehung zu Ihm ist nicht so direkt wie unsere Beziehung zum Vater und Sohn (1. Joh 1,3). Der Geist hilft uns, die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn zu genießen.

Des Weiteren werden wir aufgefordert, im Geist zu beten (Eph 6,18; Jud 20), was wirklich den Gedanken ausschließt, zum Geist zu beten.

Michael Hardt



[1] Der Geist wirkt auch an Ungläubigen, um sie zur Buße zu leiten (1. Mo 6,3), auch wenn der Mensch diesem Wirken widerstehen kann (Apg 7,51), so dass die Betroffenen nie von neuem geboren werden. Dieses Wirken des Geistes wird auch durch den Knecht im Gleichnis vom „großen Gastmahl“ (Lukas 14) illustriert.

[2] Unser Gestorbensein mit Christus gibt Befreiung von der Macht der Sünde (Röm 6,1-14). Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, das praktisch in Anspruch zu nehmen (Röm 8,4; Gal 5,16).

[3] Die Taufe mit dem Heiligen Geist war ein einmaliges Ereignis, das am Pfingsttag stattfand (Apg. 1,5). Solche, die später geglaubt haben, werden als in diese Taufe mit eingeschlossen betrachtet (1. Kor. 12,13). Es ist auffallend, dass für das Empfangen des Heiligen Geistes nach Pfingsten verschiedene Ausdrücke benutzt werden - aber nie der Ausdruck „Geistestaufe“ oder „Taufe mit dem Heiligen Geist“, etc.).