Bibel praktisch

Tätowierungen – eine Freiheit des Gläubigen?

Tätowierungen werden zunehmend auch von der Gesellschaft akzeptiert. Früher waren sie ein Zeichen von „ausgeflippt sein“. Menschen, die eher am Rand der Gesellschaft standen, hatten Tattoos. Heute haben viele solche „Schmuckstücke“. Was ist aus Sicht der Bibel davon zu halten?

 

Die Statistik 

Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Sommer 2014 durch eine repräsentative Befragung herausgefunden, dass fast jeder vierte 16-29-Jährige ein Tattoo aufweist und 15% dieser Altersgruppe gepierct sind. Sogar 46% dieser Generation gefällt ein Tattoo. In der Gesamtbevölkerung trägt immerhin jeder Achte ein Tattoo und 21% finden Menschen mit Tattoo gut. Bei den 30-44-Jährigen ist immer noch jeder Fünfte tätowiert und 30% gefallen diese Tätowierungen ... Frauen und Personen aus Ostdeutschland stellen übrigens einen überdurchschnittlich hohen Anteil dar. Rund 75% tätowierter Menschen würden sich mehrfach tätowieren lassen, weil ihnen dieser „Körperschmuck“ gefällt.

Die Motive für Tattoos sind sehr unterschiedlich: Liebesbeweis, Talisman oder Freundschaftszeichen nennen viele als Beweggrund. Der Wunsch, seinen Körper dauerhaft zu verändern, zeugt laut Studien nicht nur von einem bestimmten Schönheitsideal, sondern auch von einer speziellen Lebenseinstellung. Wer sich tätowieren lässt, will sich „markieren“. Tätowierte Menschen kommunizieren mit ihrem Körperschmuck und machen damit deutlich, dass sie zu einer Community (Gemeinschaft, Gruppe) gehören (wollen). Für einige wird das Tattoo-Stechen sogar zur Sucht. Sie haben das Verlangen nach immer mehr Tattoos und können ihr Verhalten nicht mehr kontrollieren.

Psychologen haben darüber geforscht, was vor allem junge Menschen dazu treibt, sich Tattoos oder Piercings stechen zu lassen. Die Hauptmotivation von Jugendlichen ist anscheinend ihr Drang nach Individualität. Sie wollen auffallen, sei es durch Kleidung, Frisur, ausgefallene Hobbys oder eben Kör- perschmuck. Außerdem meinen manche Heranwachsende, Tattoos seien ein Zeichen dafür, zur Erwachsenenwelt zu gehören. So könnten sie ihre Eigenständigkeit beweisen, ihre „Macht“ über ihren Körper.

Diese Bebilderung des Körpers ist schon sehr alt. Uralte Indianerstämme, die sogenannte Gletscher-Mumie „Ötzi“, vermutlich mehrere 1.000 Jahre alte Mumien aus Chile – sie alle hat- ten Tätowierungen. Vermutlich waren die ersten Tattoos kleine Zeichen aus Holzkohle und Balken. Diese wurden mit Nadeln unter die Haut gestochen (gebracht).

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob man als Christ zu diesem Thema eine Beurteilung auf der Grundlage der Schrift vornehmen kann. Denn angesichts der recht hohen Quote unter jungen Menschen ist es sehr wahrscheinlich, dass es auch eine Reihe von bekennenden Christen gibt, die tätowiert und/oder gepierct sind. Dennoch haben vermutlich die meisten Gläubigen ein ungutes Gefühl im Blick auf diese Körperbehandlungen.

 

Hinweise im Gesetz

Kürzlich fiel mir folgender Bibelvers auf: „Ätzschrift sollt ihr an euch nicht machen. Ich bin der Herr“ (3. Mo 19,28). Vorher und nachher lässt Gott seinem Volk Israel im Blick auf diese Dinge, die unter den Nationen üblich waren, ausrichten: „Ihr sollt meine Vorschriften halten, dass ihr keine der gräulichen Gebräuche ausübt, die vor euch ausgeübt worden sind, und euch nicht durch diese verunreinigt. Ich bin der Herr, euer Gott ... Ihr sollt nicht wandeln in den Satzungen der Nationen, die ich vor euch vertreibe; denn alle diese Dinge haben sie getan, und sie sind mir zum Ekel geworden ... Ich bin der Herr, euer Gott, der ich euch von den Völkern abgesondert habe ... Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig, ich, der Herr; und ich habe euch von den Völkern abgesondert, damit ihr mein seid“ (3. Mo 18,30; 20,23.24.26).

Damals und auch heute spielen okkulte Motive bei Tätowierungen immer wieder eine Rolle. Vermutlich wissen manche gar nicht, worauf sie mit bestimmten Bildern auf ihrem Körper tatsächlich hinweisen.

 

Der Christ und das Gesetz

Nun wissen wir, dass wir nicht mehr unter Gesetz stehen, weil Christus das Ende des Gesetzes ist (Röm 10,4). Das aber bedeutet keineswegs, dass die göttliche Moral, die bei vielen Geboten sichtbar wird, seit Beginn des Christentums ungültig geworden wäre. Im Gegenteil! Paulus greift gerade in dem Brief, in dem er vom Ende des Gesetzes spricht, wesentliche Inhalte des Gesetzes auf (vgl. Röm 13,8 ff.) und zeigt, dass wir als Erlöste die Rechtsforderungen des Gesetzes erfüllen (Röm 8,4).

Zwar wird wohl kein Christ aus Grün- den von Götzendienst und Hurerei Tätowierungen vornehmen lassen. Aber Aberglaube (Glücksbringer) und Verehrung (einer Sache oder Person) können leider doch zu einer Tätowierung führen. Wie viele „Glücksbringer“ gibt es auf den Schreibtischen von gläubigen Schülern, Studenten, Auszubildenden oder auch Angestellten? Diese können ja in Wirklichkeit gar keinen Erfolg bringen, weil allein Gott das Gute bewirkt, niemals ein Kuscheltier etc. Wir sollten nicht vergessen, dass uns ein Götze mit der unsichtbaren, dämonischen Welt in Verbindung bringt (vgl. 1. Kor 10,20). Und manche solcher Götzen hängen auch um den Hals von Christen. Dazu können auch kleine Kreuze gehören, die man wie ein Amulett und Schutzpatron um den Hals trägt. Das Kreuz Christi ist tatsächlich das Erlösungsmittel für den Menschen. Aber als Schmuckstück und Schutzschild hat Gott es nicht gegeben.

 

Der Körper des Christen

Wie sind Tattoos zu bewerten, die aus anderen als den genannten Gründen getragen werden? Zunächst gibt es die klare Botschaft Gottes zur Ätzschrift in 3. Mose 19. Wie kann man sich vor diesem Hintergrund ein Tattoo stechen lassen? Zudem lernen wir aus 1. Korinther 6,19, dass unser Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist. So lässt sich fragen, ob wir seine heilige Person mit einem Bild ver- binden können, das wir uns dauerhaft auf den Körper stechen lassen. Haben wir als solche, in denen der Geist Gottes wohnt, nicht auch eine besondere Verantwortung, sorgsam mit diesem Tempel umzugehen? Diese Fürsorge betrifft auch unsere Gesundheit – und dieser nutzt ein Tattoo nichts. Im Gegenteil, das Anbringen ist schmerzhaft. Das Entfernen macht sogar einen größeren und komplizierten Eingriff nötig.

Der Apostel leitet den entsprechenden Abschnitt mit den Worten ein: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von keinem beherrschen lassen“ (1. Kor 6,12). Tattoos stiften keinen Nutzen. Zudem muss man sich fragen, ob man den Körper und sich selbst nicht durch ein Tattoo „beherrschen“ lässt, da man es ja nicht mehr entfernen kann, jedenfalls nur mit enormen Kosten und Nachteilen.

 

Schmuck

Schließlich sagt Gottes Wort auch etwas zu Schmuck, besonders zu dem der Frauen. Da sie überdurchschnittlich auch bei Tattoos betroffen sind, helfen die Hinweise des Apostels Petrus. Er sagt von Frauen, dass „deren Schmuck nicht der äußere sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Goldschmuck oder Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist“ (1. Pet 3,3.4). Heute ist es – anscheinend im Unterschied zu der apostolischen Zeit – zunehmend üblich, dass auch Männer sich viel Zeit für ihren „Schmuck“ des Äußeren nehmen. Zweifellos wird das Auge des Menschen sehr stark auf ein sichtbares Tattoo gelenkt. Das betrifft natürlich nicht nur Tattoos und Piercings! Ungläubigen (und gläubigen) Menschen aber soll nicht dieses ins Auge stechen, wenn sie mit Erlösten zu tun haben. Unser Leben und auch unsere Erscheinungsweise sollen auf den Glauben und auf den Herrn Jesus lenken.

 

Drang nach Individualität

Eine wesentliche Motivation für Tattoos aber ist der Drang nach Individualität. Viele (junge) Menschen wollen noch „einzigartiger“ sein, als sie es ohnehin schon sind. Jeder Mensch ist ein Individuum. Selbst der einzelne Zwilling (oder Drilling ...) hat ganz persönliche Kennzeichen, die Gott ihm im Unterschied zu allen anderen Menschen gegeben hat. Aber diese Einzigartigkeit reicht anscheinend heute nicht mehr aus. Warum eigentlich nicht?

Offensichtlich muss das persönliche „Ich“ noch stärker herausgearbeitet werden. Mehr und mehr dreht sich alles um das eigene „Ich“. Dieser Zeitgeist er- reicht auch uns Christen. Nur derjenige, der auffällt, wird noch beachtet – meint man. Alle anderen gehören schon (fast) zu den Langweiligen.

Falls dieser Gedanke bei mir vorhanden ist, hat der Apostel Paulus eine wichtige Botschaft an mich: „Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). Paulus zeigt, dass jeder Einzelne von uns ganz persönlich vom Sohn Gottes geliebt worden ist. Das Ergebnis dieser Liebe ist aber nicht Selbstliebe und Selbstverherrlichung, sondern das Gegenteil: Das eigene „Ich“ hat am Kreuz Jesu sein Ende gefunden: „Ich bin mit Christus gekreuzigt“ (Gal 2,19). Christus ist Antrieb und Kraft in meinem neuen Leben. Ihm dienen wir durch Glauben und mit ganzer Entschiedenheit. Dazu bedarf es keiner Tattoos, sie stehen dem geradezu im Wege.

 

Zur Ehre Gottes - kein Anstoß- zur Errettung von Menschen 

Noch ein letzter Punkt: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder irgendetwas tut, tut alles zur Ehre Gottes. Seid ohne Anstoß, sowohl Juden als Griechen als auch der Versammlung Gottes; wie auch ich mich in allen Dingen allen gefällig mache, indem ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der Vielen, damit sie errettet werden“ (1. Kor 10,31-33). Der Anspruch, den Paulus an sich und an die Gläubigen (in Korinth) stellt, ist sehr hoch. Bei allem, was wir tun, sollte es um die Ehre Gottes gehen. Dazu gehört auch, was wir mit unserem Körper tun – sei es ein Tattoo oder ein Piercing, was wir vielleicht überlegen, machen zu lassen ... Wird dadurch wirklich Gott und der Herr Jesus verherrlicht? Wenn wir jemanden im Blick auf den Glauben zu Fall bringen könnten dadurch, dass wir uns ein Tattoo stechen lassen, sollten wir darauf verzichten. Beim Anstoß geben geht es nicht darum, dass sich möglicherweise jemand über uns ärgert. Anstoß geben bedeutet, dass er in seinem Glaubensleben zu Fall kommt, z.B., indem er dadurch in eine Tattoo-Clique gerät, die vielleicht über diesen Körperschmuck hinaus andere Dinge treibt, die böse sind. Schließlich sollten wir uns immer fragen: Suche ich mit diesem Tun den Segen der Menschen, die mich umgeben? Ist es für sie eine Hilfe oder ein Hindernis, um gerettet zu werden? Ich bin sicher: Die Beantwortung dieser Frage ist für viele Herausforderungen praktischer Art eine klare Entscheidungshilfe.