Editorial
Im Wort Gottes werden manche Zwiegespräche beschrieben, zwischen Personen der Gottheit (Ps 110), zwischen Menschen, oder auch - wie an Stellen wie 1. Mose 18 - zwischen Gott und Menschen: Abraham redet zu Gott, Gott antwortet in Gnaden. Das ist ein ruhiges Gespräch, enthält fragende Bitten und Antworten, und es ist auf Abrahams Seite geprägt von Gottesfurcht, Ehrfurcht vor dem großen Gott, zugleich aber auch von erstaunlicher Freimütigkeit.
Bei Gesprächen unter Menschen geht es nicht immer ruhig zu. Da kann es zu Diskussionen kommen, wo Standpunkte gegeneinander gestellt und vielleicht sogar ausgefochten werden. Gewiss gibt es auch ernsthafte und kluge Gespräche, wo man erkennen kann: "Eisen wird scharf durch Eisen, und ein Mann schärft das Angesicht des anderen" (Spr 27,17). Da sprechen zwei eigentlich Gleichgesinnte ("Eisen" mit "Eisen"), die sich durch scharfsinnige und einsichtsvolle Hinweise helfen und stärken. Wenn Brüder oder Freunde in dieser Weise und mit gleichem Ziel miteinander reden, wird aber die Grundeinsicht nicht fehlen dürfen, dass "da ist keine Weisheit und keine Einsicht und kein Rat gegenüber dem Herrn" (Spr 21,30). Wirkliche Weisheit kommt von Ihm.
In diesem Heft geht es auch um Gespräche zwischen Freunden, zwischen Hiob und seinen Freunden (S. 6). Diese Gespräche laufen offenbar ruhig ab, jeder der Freunde kann zuhören und lässt den anderen ausreden, kann warten, bevor er antwortet (vorbildlich!). Bei näherem Hinschauen aber sieht man, dass dennoch während der Gespräche allmählich provozierende Worte fallen, die dann wieder eine schroffe Antwort erhalten. Dabei vergessen die Freunde Hiobs bei ihren "klugen" Reden, dass "huldvolle Worte eine Honigwabe sind, Süßes für die Seele und Gesundheit für das Gebein" (Spr 16,24). Brauchte Hiob nicht gerade das?
Hinzu kommt, dass Gott eine Beurteilung der Reden dieser Freunde gibt: "Nicht geziemend habt ihr von mir geredet". Ob das in unseren Gesprächen auch vorkommt, weiß Er; wir wollen deshalb nicht nur "sachte (= gelinde, nicht forsch) wallen" (Jes 38,15), sondern auch ebenso reden, "was irgend gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade darreiche" (Eph 4,29).
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