Personen in der Bibel
Der Evangelist Philippus
Junge Christen haben das Vorrecht und den Auftrag, von ihrem Erlöser zu zeugen. Das fällt uns nicht immer leicht. Daher ist es schön, dass uns in der Bibel Personen vorgestellt werden, von denen wir in dieser Hinsicht lernen können. Im Neuen Testament ist Philippus so ein Mann. Seine Begegnung mit dem Kämmerer aus Äthiopien in Apostelgeschichte 8 kann uns für unser Zeugnis Hilfestellung geben.
Philippus
Von Philippus wird das erste Mal in Apostelgeschichte 6,5 berichtet. Er war einer von den sieben Männern, die von der Versammlung in Jerusalem erwählt wurden, um bei der täglichen Versorgung der Witwen mitzuhelfen. An diese Männer wurden hohe Anforderungen gestellt:
- Sie mussten ein gutes Zeugnis haben,
- sie mussten voll Heiligen Geistes und
- voll Weisheit sein (Apg 6,3).
Das lässt erkennen, was für ein treuer Mann Philippus war. Er hatte das Vertrauen seiner Mitgläubigen, die ihm ein gutes Zeugnis ausstellen konnten. Zudem war er auch „voll Heiligen Geistes“; das heißt, dass sein Verhalten beständig durch den Heiligen Geist geleitet war. Und drittens war er auch „voll Weisheit“, somit ein Mann, der wusste, das Richtige zur richtigen Zeit zu tun. – Ob man diese Dinge auch von uns sagen könnte?
Zum zweiten Mal wird von Philippus in Apostelgeschichte 8 berichtet. In diesem Kapitel finden wir Philippus von Anfang an und bis zum Ende mit der Verkündigung des Evangeliums beschäftigt (s. V. 5; 12; 25; 35; 40). Offensichtlich hatte der praktische Dienst in der Versorgung der Witwen in Jerusalem für Philippus durch die Verfolgung, die gegen die Versammlung dort entstanden war (Vers 1), aufgehört. Doch der Herr hatte eine neue, noch größere Aufgabe für ihn: die Verkündigung des Evangeliums über die Grenzen Jerusalems hinaus.
Nach Kapitel 8 wird Philippus nur noch einmal in Apostelgeschichte 21,8.9 erwähnt. Dort wird berichtet, dass er Paulus und seine Reisegefährten in sein Haus in Cäsarea aufnahm und dass er vier unverheiratete Töchter hatte, die weissagten. In dieser Stelle wird Philippus als „Evangelist“ bezeichnet. Nur er wird im Neuen Testament ausdrücklich so genannt, obwohl es auch andere Evangelisten gab, z.B. Paulus und Timotheus (2. Tim 4,5). Dass er hier, eine lange Zeit nach dem Bericht in Kapitel 8, noch als „Evangelist“ bezeichnet wird, zeigt, dass er seinen Dienst mit Beständigkeit ausgeübt hat. Auch darin ist er für uns ein Vorbild.
Philippus ist gehorsam
Die Verfolgung der Versammlung in Jerusalem führte Philippus nach Samaria. Dort gab es ein großes Arbeitsfeld für ihn, und er verkündigte das Evangelium unter großem Segen. Plötzlich redete ein Engel des Herrn zu ihm und forderte ihn auf: „Steh auf und geh nach Süden auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; dieser ist öde“ (Vers 26). Das war ein wundersamer Auftrag, der sicherlich manche Frage aufwarf: „Gerade jetzt, wo es in Samaria segensreiche Aufgaben zu tun gibt, soll ich von dort weggehen? Und warum überhaupt? Und wieso gerade ich?“ Auf alle diese Fragen gab es zunächst keine Antwort. Die Ergänzung des Engels, dass der Weg „öde“ sei, machte den Auftrag auch nicht attraktiver. Doch die Reaktion von Philippus auf die Worte des Engels ist beeindruckend. Er stellt keine Fragen, sondern „stand auf und ging hin“ (V. 27). Er gehorcht einfach den Worten des Engels und zwar sofort und exakt, indem er genau das tut, was ihm gesagt worden war. – Gehorsam gehört übrigens zu den notwendigen Voraussetzungen, um ein brauchbares Werkzeug in der Hand unseres Meisters zu sein.
Philippus begegnet dem Kämmerer
Der Auftrag Gottes führte Philippus auf einen langen, öden Weg durch die Wüste. Zur gleichen Zeit war auf diesem Weg ein Reisender unterwegs, der einen noch viel längeren Weg vor sich hatte. „Ein Äthiopier, ein Kämmerer, ein Gewaltiger der Kandaze, der Königin der Äthiopier, der über ihren ganzen Schatz gesetzt war“ (V. 27), befand sich auf dem Rückweg von Jerusalem, wo er hingefahren war, um anzubeten. Was für ein Interesse muss dieser hochgestellte Mann (wir können ihn mit einem Finanzminister von heute vergleichen) an dem Gott Israels gehabt haben, dass er eine so weite und beschwerliche Reise auf sich genommen hatte, um in Jerusalem anzubeten. Doch scheinbar hatte der Kämmerer in Jerusalem nicht das gefunden, was er suchte. Nun war er auf der Rückreise und las, ohne eine Hilfe dabei zu haben, den Propheten Jesaja. Aber der Herr geht jeder Seele nach, die Ihn aufrichtig sucht. Wie wunderbar lenkte Er alles, um den Kämmerer zu retten: Der Kämmerer war in den Besitz einer wertvollen Buchrolle des Propheten Jesaja gekommen, einen Propheten, den wir den „Evangelisten“ des Alten Testaments nennen können. Er führte es auch so, dass Philippus dem Kämmerer genau in dem Augenblick begegnete, als dieser eine Stelle las, die einen überaus geeigneten Anknüpfungspunkt für die Verkündigung des christlichen Evangeliums bot.
Philippus läuft hinzu
Sicherlich war Philippus überrascht, auf seinem einsamen Weg plötzlich eine Kutsche zu sehen und dann die Stimme des Geistes Gottes zu hören: „Tritt hinzu und schließe dich diesem Wagen an“ (V. 29). Die Reaktion von Philippus zeigt wieder seinen Gehorsam. Aber noch zwei andere Dinge fallen auf.
Zum einen wird hier – wie schon in Kapitel 6 – deutlich, dass Philippus „voll Heiligen Geistes“ war. Der Geist konnte zu ihm reden und Philippus ließ sich dadurch in seinem Tun leiten. Zum anderen machen die Worte: „Philippus aber lief hinzu“ deutlich, dass die Verkündigung des Evangeliums auch eine gewisse Anstrengung und Energie unsererseits kostet. Haben wir ein offenes Ohr für die Stimme des Geistes Gottes und leben wir so in der Gemeinschaft mit unserem Herrn, dass Er uns durch seinen Geist leiten kann? Sind wir bereit, „aufzustehen“ (V. 26) und „hinzulaufen“ (V. 30), wenn der Herr einen Auftrag für uns hat und uns eine Gelegenheit gibt, von Ihm zu zeugen?
Philippus kennt das Wort Gottes
Weiter fällt auf, dass Philippus das Wort Gottes gut kannte. Er hörte den Kämmerer laut lesen und erkannte sofort, dass es sich um eine Stelle aus dem Propheten Jesaja handelt. Auch das ist eine wichtige Voraussetzung für einen Evangelisten. Um die Botschaft weitersagen zu können, müssen wir sie gut kennen. Philippus beginnt dann das Gespräch mit diesem ihm unbekannten hohen ausländischen Beamten auf mutige und zugleich taktvolle Weise. Die einfache Frage, die er stellt: „Verstehst du auch, was du liest?“, erweist sich als ein „Volltreffer“. Sofort öffnet sich der Kämmerer, bittet Philippus, sich zu ihm zu setzen und legt ihm dann seine Fragen vor. – Ein ermutigender Bericht. Gerade der Beginn eines Gesprächs bereitet uns vielleicht Schwierigkeiten und Kopfzerbrechen. Aber wenn der Herr uns einen Auftrag gegeben hat und wir uns durch den Geist Gottes leiten lassen, wird Er uns auch dabei helfen und die richtigen Worte geben.
Philippus verkündigt das Evangelium von Jesus
Seine Schriftkenntnis ermöglichte es Philippus auch, „anfangend von dieser Schrift“ das Evangelium „von Jesus“ zu verkündigen (V. 35). Er konnte basierend auf der Bibel genau an das anknüpfen, womit der Kämmerer gerade beschäftigt war und was für diesen notwendig war. Auch wir sollten die Botschaft des Evangeliums der Kenntnis und dem Zustand unseres Gegenübers anpassen und dabei das Wort Gottes als Grundlage nehmen. So hatte Philippus es auch in Samaria gemacht. Dort hatte er den Samaritern, die einen Messias erwarteten, den „Christus“ verkündigt (V. 5). Dem Kämmerer jedoch, der diese Erwartung nicht hatte, sondern in dem Propheten Jesaja von dem leidenden und von den Menschen verachteten Heiland las, verkündigte er das Evangelium „von Jesus“.
Wie gespannt wird der Kämmerer Philippus zugehört haben, als dieser ihm das leidende Lamm erklärte, von dem er gelesen hatte. Es war Jesus selbst, der sich so tief erniedrigt hatte, um auch stellvertretend für ihn zu sterben. Diese Botschaft erreichte sein Herz, und er nahm sie im Glauben an. Wie das im Einzelnen geschah, berichtet der Schreiber nicht. Aber sein Wunsch, getauft zu werden, lässt darüber keinen Zweifel aufkommen.
Philippus wird entrückt und in Asdod gefunden
Nachdem Philippus den Kämmerer getauft hatte, geschah ein Wunder: Der Geist des Herrn entrückte Philippus, so dass der Kämmerer ihn nicht mehr sah (V. 39). Das alles ging so plötzlich, dass sich keine Gelegenheit zum Abschiednehmen bot. Da erstaunt es, dass wir bei dem Kämmerer nichts von Trauer oder Enttäuschung lesen. Stattdessen zog er seinen Weg mit Freuden. Wie kam das? Philippus hatte es verstanden, den Kämmerer nicht an sich zu binden, sondern ihm den Herrn Jesus groß zu machen. Daher hatte sein Glaube nun Jesus Christus – und nicht Philippus – zum Mittelpunkt.
Philippus „wurde in Asdod gefunden“ (V. 40). Was wir dort von ihm lesen, verwundert uns nicht. „Er verkündigte das Evangelium allen Städten, bis er nach Samaria kam“. Unbeirrt von seiner übernatürlichen Entrückung und von dem, was der Herr durch ihn an dem Kämmerer gewirkt hatte, zog er weiter, um seinen Dienst treu fortzuführen.
Wir wollen uns durch das Beispiel des Philippus motivieren lassen, mit Freude und Bereitwilligkeit von Ihm zu zeugen und offen zu sein für Aufträge, die Er uns geben will.
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