Lebensbeschreibung

William Kelly - ein Diener in Wort und Schrift (Teil 2)

Teil 2: Ein hingebungsvoller Diener Jesu Christi

William Kelly war ein Mensch wie du und ich. Und doch hat Gott ihm Besonderes anvertraut. Denn er lebte in einer Erweckungszeit, in der Gott auch äußerlich für viele Menschen sichtbar wirksam war. Zudem wurde er mehr als viele andere von Gott benutzt, um die Wahrheit des Wortes Gottes, die über viele Jahrhunderte durch Menschen verschüttet und vergessen worden war, wieder zu verkündigen. Schließlich arbeitete William Kelly mit einem Eifer und einer Energie, die auch für unsere Tage vorbildlich ist. Diesen Dienst wollen wir uns in diesem artikel näher anschauen.

Die erste Schaffenskraft

Auf der Insel Guernsey, auf der Kelly von 1842-1872 lebte, erschien 1860 sein erstes großes Werk: ein Kommentar zum letzten Buch der Bibel, der Offenbarung. Bereits 1868/69 veröffentlichte er die zweite Auflage davon – inklusive einer eigenen Übersetzung der Offenbarung aus dem griechischen Grundtext. Insgesamt verfasste Kelly sogar vier Übersetzungen der Offenbarung. Zwischen Januar 1854 und April 1857 schrieb William Kelly zudem ungefähr 120 Artikel für den „Christian Annotator“ eine christliche Monatszeitschrift. Wer einmal versucht hat, auch nur einen Artikel sorgfältig zu verfassen, der weiß ein wenig einzuschätzen, wie umfangreich diese Arbeit Kellys gewesen ist – obwohl wir es heute mit Computern viel leichter haben als Kelly ... Und das Verfassen von Artikeln war ja nur ein kleinerer Teil seiner Arbeit!

Im Alter von 27 Jahren wurde Kelly Schriftleiter der Zeitschrift „The Prospect“ (Der Ausblick; 1848-1850). Bereits in so frühen Jahren übernahm er somit eine große Verantwortung. In „The Prospect“ veröffentlichte William Kelly übrigens die erste seiner insgesamt drei Auslegungen zu dem Buch der Offenbarung. Anscheinend aufgrund finanzieller Engpässe, die auch mit einer traurigen Entwicklung einiger örtlicher Zusammenkommen zu tun haben dürften, musste die Herausgabe dieser Zeitschrift eingestellt werden.

Kurze Zeit danach begann Alexander W. Wallace mit der Herausgabe einer weiteren christlichen Zeitschrift, „The Bible Treasury“ (die Schatzkammer der Bibel). Bereits im zweiten Erscheinungsjahr wurde Kelly gebeten, die Verantwortung für diese Monatsschrift zu übernehmen. Von Anfang an war diese Zeitschrift ein Segen. Hier fand und behielt Kelly für das nächste halbe Jahrhundert seine Leser und Zuhörer. Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass es in den letzten Jahrhunderten inmitten der Christenheit keine wertvollere Zeitschrift gegeben hat – vermutlich nie. Zu dem Titel schrieb William Kelly: „Der Name der Zeitschrift ist kein Name, den ich gewählt haben würde, denn er könnte von solchen, die unfreundlich gesinnt sind, für anmaßend gehalten werden ... Falls das Werk eine armselige Schatzkammer sein wird (was meiner Ansicht nach eigentlich nur der Fall sein kann), so ist jedenfalls die Bibel durch Gottes Gnade eine reiche, unfehlbare Quelle.“ Hieraus spricht die Bescheidenheit Kellys, die immer wieder aufleuchtet.

Der tägliche Dienst auf Guernsey

Obwohl die Zeit auf Guernsey in Kellys Leben mit einer Vielzahl von äußeren Tätigkeiten angefüllt war, vernachlässigte er doch nie die Interessen der örtlichen Zusammenkommen der Gläubigen. Seine größte Freude war es stets, den „Schafen“ auf der Weide Gottes zu dienen. Kelly kümmerte sich regelmäßig um alle Aufgaben, die auf ihn zukamen, wie das Predigen unter freiem Himmel und bei Beerdigungen. Einmal brachte Kelly das Evangelium sogar einem grausamen Mörder, der kurz vor seiner Hinrichtung stand.

Man hat oft überrascht festgestellt, dass ein so gelehrter Mann wie Kelly in seinem öffentlichen Dienst so einfach sein konnte – ob er nun das Evangelium verkündigte, die Bibel auslegte oder ob es sich um noch komplexere Aufgaben handelte. Was Kelly regelrecht verabscheute, war die weit verbreitete intellektuelle Klugheit und Redegewandtheit vieler Gelehrter.

Im Jahr 1866 hielt er zwischen Ende Mai und Mitte Juni elf Vorträge in der Londoner Gegend über die vier Evangelien: einführende Vorträge zu den Evangelien. Seine Vorträge wurden mitstenographiert. Kelly und seine Frau formulierten die Aufzeichnungen in eine passende schriftliche Ausdrucksweise um; oft arbeiteten sie bis in die frühen Morgenstunden. Im Mai 1868 ergab sich die Gelegenheit für einen zweiten Besuch in London. Nach und nach folgten weitere einführende Vorträge über einen Großteil des Alten Testaments sowie über das gesamte Neue Testament.

Zusammen mit der sogenannten Synopsis von John Nelson Darby gehören die einführenden Vorträge Kellys zu dem Besten, was man als Einführung und Überblick über die biblischen Bücher lesen kann. Leider fehlt bei Kellys Vorträgen ein Teil des Alten Testaments.

In diesen Jahren (von 1868-1871) entstanden eine Reihe seiner Bücher: die Lehre über den Heiligen Geist; das zweite Kommen Christi und das Königreich; die Versammlung Gottes; Gelegenheitsvorträge über die Schöpfung (auch heute noch in einer Zeit, in der die Wissenschaft viel mehr weiß, empfehlenswerte Auslegungen); Anbetung in der heutigen Zeit; die christliche Anbetung; Ritualismus, Rationalismus.

Erlebnisse

William Kelly verantwortete aber nicht nur die Zeitschrift „The Bible Treasury“, schrieb Bücher und Briefe und predigte in den Zusammenkommen zur Wortverkündigung; kurz nach seinem Umzug nach Blackheath begann er damit, jede Woche fortlaufende Vorträge an seinem Heimatort zu halten. Schon bald wurde dies zu einer regelmäßigen Aufgabe seines Dienstes, eine Tätigkeit, die er bis zu seinem Lebensende fortsetzte und nur gelegentlich unterbrach, wenn er für kurze Zeit unterwegs war. Auch diese Vorträge wurden oft von seiner Frau mitstenographiert. Beide arbeiteten dann viele Stunden gemeinsam, um die Mitschriften druckreif zu machen.

Einmal schrieb Kelly über seine „liebe und hingebungsvolle Frau, die nicht nur jede Aufgabe einer Ehefrau und Mutter erfüllte, sondern auch eine bescheidene Schwester unter den Geschwistern war. Sie stenografierte meine Vorträge über Daniel, die Offenbarung, Matthäus und viele andere Bücher der Bibel wortwörtlich mit und arbeitete mit mir gemeinsam oft die ganze Nacht hindurch an der Aufarbeitung der Mitschriften, bis die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf diese Arbeit fielen.“ Dabei darf man allerdings nicht übersehen, dass der Haushalt der Familie Kelly nicht nur von der Mutter allein bewältigt wurde, sondern Unterstützung durch entsprechendes Personal hatte.

Ein anderes Mal arbeitete William Kelly nach einem Abendvortrag noch im Gastzimmer eines Freundes. Mitten in der Nacht verursachte er ein kleines Geräusch, so dass aus dem Haus jemand aufstand, um nachzusehen, ob etwas passiert war. Kelly entschuldigte sich mit der Erklärung: „Tut mir leid. Ich lege gerade nur noch Kohlen auf das Feuer.“

Selbstloser Dienst

Einen ganz besonderen Dienst erwies William Kelly den Gläubigen dadurch, dass er die an verschiedenen Stellen veröffentlichten Schriften von John Nelson Darby sammelte und als „gesammelte Werke“ (34 Bände) herausgab. Dem fügte er noch einige Bände hinzu: Notizen und Kommentare (insgesamt 9 Bände). Das vielleicht beste Werk von Darby, die sogenannte Synopsis, ein Gesamtwerk über die ganze Bibel in fünf Bänden (in englischer Sprache), war in französischer Sprache verfasst worden. William Kelly übersetzte dieses Werk ins Englische und stellte es damit auch den Gläubigen im englischsprachigen Raum zur Verfügung. Später wurde diese Arbeit dann auch ins Deutsche übertragen. Wer das Wort Gottes in seinen Zusammenhängen und in seiner Tiefe verstehen möchte, wird an diesen Bänden nicht vorbeikommen.

Es ist mir ein Rätsel, wie Kelly es geschafft hat, neben seinen vielfältigen Aufgaben, wozu auch eine umfangreiche Korrespondenz gehörte, auch noch die Herausgabe dieses außerordentlich umfangreichen Werkes von Darby zu bewerkstelligen. Man muss bedenken, dass William Kelly im Unterschied zu John Nelson Darby nicht nur verheiratet war, sondern auch acht Kinder hatte. Da sowohl seine erste als auch seine zweite Ehefrau relativ früh verstarben, musste er auch im Haushalt manche Dinge selbst übernehmen, auch wenn es dort Angestellte gab, die etliche Aufgaben übernommen haben.

Hinzu kommt, dass Kelly darüber hinaus englische und französische, deutsche, holländische, ja sogar italienische Bücher von Darby sichtete, sorgfältig durchsah und herausgab. Seine Achtung gegenüber seinem älteren Mitbruder John Nelson führte dazu, dass Kelly selbst nie eine vollständige Übersetzung der Bibel oder auch nur des gesamten Neuen Testaments herausgab. Allerdings fügte er seinen Bibelkommentaren in der Regel eine eigene Übersetzung bei, so dass wenigstens für das Neue Testament eine nahezu vollständige Übersetzung aus seiner Feder vorliegt.

Der Dienst der Verteidigung

William Kelly hatte nicht nur die Begabung, die Gläubigen durch gute Belehrungen aufzubauen. Er war auch in der Lage, wenn falsche Lehren über die Person des Herrn Jesus, über sein Werk oder über die Versammlung (Gemeinde, Kirche) Gottes verbreitet wurden, verständlich und scharfsinnig Erwiderungen zu verfassen. Sein Heft, „die Lehre des Christus und der Bethesdaismus“ ist ein Beispiel dafür. Darin geht es um eine falsche, böse Lehre über den Herrn Jesus und die Frage, wie sich ein örtliches Zusammenkommen biblisch verhalten muss, wenn es damit zu tun hat.

In diesem Zusammenhang warnte Kelly eindringlich davor, dass sich Versammlungen aufgrund unterschiedlicher Meinungen und nicht ausschließlich aus biblischen Gründen von anderen Versammlungen trennen. Wenn aber böse Moral, böse Lehre, böse Gemeinschaft (Verbindungen) oder böse Grundsätze geduldet würden, hätte man sich nach einer Zeit der geduldigen Zuwendung von einem entsprechenden Zusammenkommen zu trennen. Zuweilen war der Ton Kellys in Auseinandersetzungen recht scharf. Immer aber stand die Ehre der Person und des Werkes des Herrn Jesus bei Kelly an erster Stelle. Das ist auch für unsere heutige Zeit beispielgebend.

Der Evangelist und Liedherausgeber Kelly

So sehr William Kelly auch das Belehren der Gläubigen und die Verteidigung der Wahrheit auf dem Herzen lag, so sehr engagierte er sich auch für das Evangelium und die Predigt an Ungläubige. Hierbei war es ihm ein großes Anliegen, so einfach zu sprechen, dass alle ihn verstehen konnten. Das ist für einen Gelehrten sicher nicht so einfach. Sein Ratschlag auch an andere war: „Wenn wir das Evangelium verkündigen, sollten wir zu feine Unterscheidungen vermeiden. Dann ist es klug, wenn wir direkt, einfach und dringend reden, indem wir mit von Herzen kommendem Ernst den Zuhörern die großen Tatsachen über Christus und die Erlösung vorstellen. Unter den Kindern Gottes kann es gut sein, die verschiedenen Lichter und Schattierungen der Wahrheit Gottes deutlich zu machen; wenn wir aber in der Evangeliumsverkündigung allzu sehr in Einzelheiten gehen, verderben wir nach meinem Dafürhalten die Botschaft der göttlichen Gnade. Da Gott mit Seelen sehr einfach handelt, sollten wir es als Diener auch tun, indem wir nicht Menschen oder uns selbst gefallen.“

Die Arbeit von William Kelly bestand nicht nur in Vorträgen, Büchern und Artikeln, dem Dienst an Gläubigen sowie dem Hirtendienst in vielen Versammlungen. Er war auch verantwortlich für die Herausgabe eines neuen Liederbuchs mit dem Titel „Hymns selected and revised in 1894“. Es handelt sich um eine Sammlung von 436 Liedern. Zwölf davon hat Kelly selbst geschrieben. In seiner Zeitschrift „The Bible Treasury“ hat Kelly ausführliche Bemerkungen über die Herausgabe des revidierten Liederbuchs gemacht. Wer sich die Sorgfalt Kellys bei der Veröffentlichung eines solchen Liederbuchs einigermaßen vergegenwärtigt, wird sich vorstellen können, wie wenig Zeit dem Herausgeber blieb, andere Dinge parallel voranzutreiben. Umso mehr überrascht es, dass er doch noch Zeit fand, in dieser Zeit ein Buch von 88 Seiten zu verfassen, das den Titel trug: Das bekannte Buch Jesaja; eine Verteidigung seiner Einheit.

Die letzten Arbeitsjahre Kellys

Auch in den letzten Jahren seines aktiven Lebens ließ Kellys Arbeitsleistung nicht nach. Während des Jahres 1900 besuchte er an mehreren Sonntagen Plumstead, so dass ihn einige Geschwister in seiner Heimatversammlung in Blackheath schon als „auswärtigen Bruder“ bezeichneten. 1903 brachte er in Blackheath seine elf Vorträge über Hiob zu Papier; diese wurden allerdings erst 1919, also 13 Jahre nach seinem Heimgang, herausgegeben. Da Kelly nicht mehr in der Lage war, diese Vorträge vollständig zu überarbeiten, wurde der letzte Teil praktisch so herausgegeben, wie er auch die Vorträge gehalten hat. Dadurch ist der lebendige Stil seines mündlichen Dienstes erhalten geblieben.

Seine letzte Reihe der Mittwochs-Vorträge hielt Kelly in seinem 85. Lebensjahr: über die Johannes Briefe. 1905 wurden sie veröffentlicht. Dieser Band hebt sich von dem streitbaren Stil vieler seiner früheren Veröffentlichungen ab. Einige Gläubige, die ihm sehr zugetan waren, fanden, dass der letzte Lebensabschnitt dieses treuen Dieners von einer besonderen Schönheit gekennzeichnet war – vergleichbar mit der Schönheit eines Sonnenuntergangs.

Viele spürten gegen Ende des Jahres 1905, dass Kelly wohl seine letzten Vorträge gehalten hatte. Im April 1905 schrieb Kelly einmal: „Während der drei Monate, die ich durch Bronchitis ruhiggestellt war, hatte ich die Freude, nicht nur die Briefe des Johannes, sondern auch den Brief an die Hebräer in Druck zu geben. Die Bronchitis war eine langwierige Angelegenheit, aber sie hielt mich nicht von täglicher Arbeit, oft bis kurz vor Mitternacht, ab.“

Der Charakter und die Hingabe Kellys

Immer wieder verweist Kelly in den Vorworten seiner Bücher darauf, für wie mangelhaft er seine eigenen Werke hielt. Wenn wir diese heute lesen, sind wir vom Gegenteil überzeugt. Natürlich war auch William Kelly ein fehlerhafter Mensch. Aber seine Bücher sprechen eine kraftvolle Sprache. Immer wieder fällt mir bei täglichen Andachtskalendern wie „Der Herr ist nahe“ auf, dass an bestimmten Tagen eine besondere Kraft in diesen Ansprachen liegt. Meistens sehe ich dann im Nachhinein, dass sie mit JND oder WK „unterschrieben“ worden sind.

William Kelly sagte in dieser späten Zeit seines Lebens einmal: „Lasst uns darauf achten, dass wir ‚die kurze Zeit’, die uns zur Verfügung steht, getrennt von der Welt und über jede fleischliche Bequemlichkeit erhaben im hingebungsvollen Dienst für Christus leben. Nichts anderes kann uns in dieser Zeit so glücklich machen, nichts wird droben so geschätzt, jetzt und in Ewigkeit, wie die Gemeinschaft mit Ihm und die Anbetung, die damit einhergeht.“ Kelly ist uns wirklich ein Beispiel, wenn es um hingebungsvollen, dauerhaften und zielgerichteten Dienst geht. Es ist erstaunlich, dass er es rein gesundheitlich und zeitlich geschafft hat, neben seinem sonstigen Wirken jeden Mittwoch einen Vortrag zu halten, der ja immer auch gut vorbereitet war. Genauso beeindruckend ist es, dass die Gläubigen in der damaligen Zeit auch das Interesse aufbrachten, sich jede Woche und oft dann auch noch an den Wochenenden Vorträge anzuhören. Das ist im Vergleich zu der heute oft anzutreffenden Leere und Interessenlosigkeit wirklich vorbildlich. Von beidem können wir uns eine Scheibe abschneiden.

William Kelly suchte die Gemeinschaft der Gläubigen, denn ihnen wollte er dienen. Aber er machte sich nicht von anderen Meinungen und von Menschen abhängig. Einmal schrieb er: „Handle gemäß deinen Überzeugungen, und die süßeste Schmeichelei wird sauer; dein Wunsch, um jeden Preis Gott zu gefallen, wird als pharisäerhafter Dünkel und als exklusive Haltung gebrandmarkt werden.“

Kelly litt sehr unter den Trennungen inmitten der Gläubigen. Zugleich hatte er eine große Abneigung gegen jede kirchliche Anmaßung, und das ganz besonders bei denen, die bekannten, „außerhalb des Lagers“ der Benennungen zu sein, die also für sich in Anspruch nahmen, allein im Namen des Herrn Jesus zusammenzukommen. Er besaß in hohem Maß die Gabe, Aussagen abzuwägen und zu sichten, und er machte kurzen Prozess mit Parteiführern, die sich seiner Hilfe bedienen wollten, wenn sie auf der Grundlage von Kompromissen Pläne zur Wiedervereinigung von Christen durchsetzten. Auf der anderen Seite freute er sich zum Beispiel im Jahr 1887 sehr, als er bei einigen Gläubigen den Wunsch nach einer Wiedervereinigung spürte.

Nie ließ sich Kelly vor den Karren anderer spannen; auch reiste er nicht durch die Lande wie Politiker, um seine Meinung zu vertreten und durchzusetzen: „Ich weigerte mich, wie ein Feldwebel herumzureisen, der Rekruten anwirbt“, sagte er einmal.

Die Ausgewogenheit Kellys

William Kelly war auch nicht einseitig, weder in seinen Auffassungen noch in seinem Dienst. So wichtig für ihn zum Beispiel die Entrückung als Ereignis vor der Drangsalszeit für ein himmlisches, lebendiges Glaubensleben war, so stellte er dieses Thema doch nicht als einzig bedeutsame Wahrheit in der Heiligen Schrift in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Die Schaffenskraft von William Kelly scheint fast unerschöpflich gewesen zu sein. Es gibt kein Bibelbuch, über das er nicht Vorträge gehalten oder auch einen Kommentar geschrieben hätte. Besonders lag ihm auch das Thema „die Versammlung“ am Herzen. Hierüber hat er viele Vorträge gehalten, die zum Teil auch in schriftlicher Form vorliegen. Gleiches gilt für die Themen Anbetung, Dienst, die Person und Wirkung des Heiligen Geistes, das Mahl des Herrn, der Sabbat und der Tag des Herrn, das „Vater unser“, die 70 Jahr-Wochen Daniels, die Entrückung vor der Drangsalszeit, usw. Doch auch das Wohlergehen anderer Diener, die ihren irdischen Beruf aufgegeben hatten um des Herrn willen, lag ihm am Herzen. So wurde in seinem örtlichen Zusammenkommen zweimal im Jahr eine Extrasammlung für die Arbeiter im Werk des Herrn im Inland durchgeführt.

Einige Arbeiten von William Kelly blieben leider unvollendet. Beispielsweise arbeitete er noch an den Petrusbriefen, an dem Leben von Joseph, an dem Buch der Sprüche, und an einer Auslegung über das zweite Buch Mose, bei dem er nicht über Kapitel 3 hinauskam. Es ist ein Hinweis darauf, dass nur einer seinen Dienst in jeder Hinsicht vollkommen vollenden konnte: unser Herr Jesus Christus. Diesem diente Kelly mit seiner ganzen Kraft.

Man wird diesen Zeilen entnehmen können, dass mich die Beschäftigung mit dem Leben dieses Mannes sehr beeindruckt hat. Er hat uns keine großen Taten hinterlassen; dafür aber etwas Bleibendes: Schriften, die zu einem großen Teil heute noch erhältlich sind, vieles übersetzt, wohl noch mehr im englischen, gut lesbaren Original (siehe die Liste). Es wäre schön, wenn noch viele junge Christen den Schatz erkennen, den unser guter Herr uns durch seinen Diener – William Kelly – hinterlassen hat.

Junge und ältere Christen dürfen diese Hingabe als Beispiel für sich nehmen, um im Leben und im Dienst Christus zu verherrlichen.


William Kelly – sein Leben und Werk (von Edwin cross)

Die Informationen, die ich in diesem Artikel über William Kelly verarbeitet habe, stammen aus der Biografie über William Kelly, sein Leben und sein Werk, die Edwin Cross im Jahr 2004 herausgegeben hat. Ich halte dieses ins Deutsche übersetzte Buch für außerordentlich lesenswert.

„William Kelly – sein Leben und Werk“ von Edwin Cross umfasst 231 Seiten und ist beim Herausgeber von „Folge mir nach“ für 19,90 Euro zu beziehen.

Die Zeitschrift „The Bible Treasury“ ist neu aufgelegt worden, enthält einen unerschöpflichen Schatz an Themen – und kostet nur € 185,00; das ist bei 16 Bänden à ca. 750 Seiten plus Index extrem günstig und bereichert „im Gegenzug“ jeden Leser …

In deutscher Sprache gibt es derzeit noch viele Schriften Kellys, die beim Herausgeber von „Folge mir nach“ erhältlich sind (www.csv-verlag.de). Außerdem sind einige Arbeiten Kellys auch digital verfügbar (www.bibelkommentare. de):

  • Die Opfer (3. Mo 1-7; 97 Seiten, 9,90 Euro)
  • Der Sühnungstag (3. Mo 16; 131 S., 11,90 Euro)
  • Die Errettung im Vorbild des Roten Meeres und des Jordan (31 S., 1,30 Euro)
  • Vorträge über das Buch Esra (48 S, 2,50 Euro)
  • Vorträge über das Buch Nehemia (64 S., 3 Euro)
  • Betrachtungen über den Propheten Daniel (zus. mit JND, 203 S., 7,10 Euro)
  • Bemerkungen über den Brief an die Kolosser (148 S., 6,50 Euro)
  • Der Brief an Philemon (12 S., 1 Euro)
  • Die Offenbarung (268 S., 10,80 Euro)
  • Die Versammlung Gottes (298 S., 11,20 Euro)
  • Christliche Einheit und Gemeinschaft (47 S., 1,50 Euro)
  • Wahre Heiligung (46 S., 1,90 Euro)
  • Die Lehre des NT über den Heiligen Geist (288 S., 12,70 Euro)
  • John Nelson Darby – wie ich ihn kannte (30 S., 1 Euro)
  • Betrachtungen über 1. Mose 2, das Buch Esther, Hohelied, Matthäusevangelium, Markusevangelium, die Johannesbriefe: ausschließlich www.bibelkommentare.de
  • Die einführenden Vorträge von Matthäus bis Jakobus: ausschl. www.bibelkommentare.de
  • Die gesammelten Schriften Kellys in englischer Sprache: www.stempublishing. com