Bibelstudium

Der zweite Brief des Petrus (Teil 3)

Teil 3: „Eine Lampe an einem dunklen Ort“

Kapitel 3,1-18

Im zweiten Kapitel dieses Briefes beschreibt Petrus beinahe plakativ den traurigen Weg der Christenheit. Diese wird zu großen Teilen verführt durch falsche Propheten und findet bald ein schlimmes Ende. Doch im letzten Kapitel zeigt Petrus den Gegensatz zwischen dem Gericht und der grandiosen Herrlichkeit auf. Mit vier „Tagen“ skizziert er die Zukunft. Das motiviert und veranlasst zu einem treuen Leben mit dem Herrn inmitten einer ent-christlichten Welt …

Schutz und heiliger Wandel der Christen (3,1-18)

Schutzbasis Nr. 1: Gottes Wort (Vers 1-2)

Falsche Propheten (siehe Kapitel 2) gibt es inzwischen fast wie Sand am Meer. Können wir Christen da überhaupt noch etwas dagegenhalten? Durchaus, und zwar das beste „Bollwerk“ für alle Zeiten: Gottes Wort. So erinnert Petrus seine Leser an die heiligen, wahren Propheten; sie haben das Alte Testament niedergeschrieben, diese „Lampe am dunklen Ort“. Die Apostel haben danach „das Gebot des Herrn und Heilandes“, also das Neue Testament, verfasst. Erinnern auch wir uns immer wieder, täglich, an dieses Wort Gottes, das „Schwert des Geistes“ (Eph 6,17), um durch die guten Unterweisungen befestigt und beschützt zu werden?

„Für die Spötter sind Gerichte bereit“1 (Vers 3-7)

Die Propheten der Bibel leuchten immer in das Leben (und Gewissen) des Volkes Gottes hinein – aber sie weisen auch auf die herrliche Zukunft und die sichere Wiederkunft des Herrn Jesus hin. Das wurde zu allen Zeiten von Spöttern als „Unsinn“ zur Seite geschoben. Doch in „den letzten Tagen“ hat sich dieser Sturm der Kritik zu einem Orkan entwickelt und findet in der Evolutionslehre und in der Bibelkritik reichhaltigen Nährboden:

 

  • Vers 3: Die Spötter leben nach ihren eigenen Begierden – und fragen nicht nach Gott und seinem Wort;
  • Vers 4: Die Wiederkunft Christi wird in das Reich der Fabeln verbannt, nach dem Motto: „Es hat sich seit 2000 Jahren nichts geändert, und das wird auch so bleiben“; damit sind sie in „guter Gesellschaft“ mit alten Spöttern (vgl. Jes 21,11; 56,12);
  • Vers 5: „Nach ihrem eigenen Willen“ ist ihnen die Erschaffung von Himmel und Erde verborgen – wider besseres Wissen (vgl. Röm 1,20) wird der Schöpfer zur Seite geschoben; ein bezeichnendes Urteil der Schrift über die Evolutionslehre(!);
  • Verse 6 u. 7: Damit ist ihnen auch der Blick verstellt für die Sintflut (Vers 6) – und für das „Gegenstück“, nämlich den Tag des Gerichts der Zukunft (Vers 7).

 

Das Verderben der gottlosen Menschen übrigens wird plötzlich, ewig und selbstverschuldet sein (Kap. 3,16; 2. Thes 1,9; 1. Thes 5,9) – von Vernichtung oder Auslöschung der Existenz ist in der Schrift nirgends die Rede.

Ob es die Schöpfung war, die Sintflut oder das kommende Gericht: Alles ist bezeugt durch „dasselbe Wort“ (Vers 7). Darauf können Christen – auch ohne naturwissenschaftliche oder „theologische“ Kenntnis – in Schlichtheit und großer Sicherheit vertrauen.


Falsche Propheten verstricken ihre Anhänger in die Welt und ihr Verderben (Kapitel 2). Wahre Propheten bewirken die Trennung von ihr (Kapitel 3). An diesen Wirkungen kann man auch heute Belehrungen beurteilen. (nach F. B. Hole)


Langmut und Gericht des Herrn (Vers 8-10)

Was bleibt uns Christen an Argumenten angesichts der inzwischen 2000-jährigen Wartezeit auf das Kommen unseres Herrn übrig? Petrus nennt uns (mindestens) drei:

  1. (Vers 8): Gott rechnet Zeit anders als wir:
    - Ein Tag kann bei Ihm 1000 Jahre lang sein (wie z.B. der Tag des Herrn in Vers 10);
    - Tausend Jahre können bei Ihm zu einem Tag „komprimiert“ werden (wie z.B. die Distanz zwischen seinem ersten und zweiten Kommen in Vers 9, vgl. auch Psalm 90,4).
  2. (Vers 9): Der Herr ist langmütig und möchte, dass alle Menschen zur Buße kommen – deshalb lässt Er den „Tag des Heils“ (2. Kor 6,2) schon 2000 Jahre andauern; wie dankbar dürfen wir für diese „Zeitrechnung“ sein!
  3. (Vers 10): Aber der Tag des Herrn wird in jedem Fall und definitiv kommen, aber anders als vielleicht von manchem erwartet:
    - Er kommt plötzlich, unerwünscht wie ein Dieb (vgl. 1. Thes 5,2) – der Herr Jesus wird nämlich Gericht üben;
    - Am Ende dieses 1000-jährigen Tages werden die Himmel vergehen, die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden (vgl. Heb 1,11.12; Jes 34,4).

Christen dürfen übrigens wissen: Vor diesem Endszenario wird der Herr Jesus als Morgenstern kommen und sie in seine Herrlichkeit einführen (vgl. Kap. 1,19). Zugleich sollten sie sich zu vermehrtem Eifer anspornen lassen, ihren Mitmenschen das Evangelium zu verkünden. Wie sieht es damit bei mir und bei dir aus?

Unsere Antwort: Heiligkeit und Hingabe (Vers 11-14)

Was für eine Auswirkung hat für jeden von uns persönlich das Wissen über die Zukunft der Welt, besser gesagt: ihr Gericht? Ist das nur ein „Geläut“ aus der Ferne, oder lassen wir Herz und Leben dadurch prägen? Petrus möchte genau das seinen Briefempfängern mitgeben:

  • Vers 11: „Dies alles“ wird aufgelöst; Folge: Christen sollten ein heiliges und gottseliges Leben führen, innerlich und wo nötig auch äußerlich getrennt von der Welt; wie anders könnten wir auch unserem Herrn gefallen und den Menschen den Weg zum Himmel leuchten?
  • Vers 12a: Gleichzeitig erwarten die Glaubenden die Ankunft des Tages Gottes; ja, in ihren Herzen beschleunigen sie sogar diese Ankunft2. Wie steht es damit bei mir: Ist eher der Prozess des „Ent-schleunigens“ vorhanden, der Beschäftigung mit dem Hier und Jetzt, oder übt der Herr Jesus und sein Kommen magnetische Wirkung nach oben aus?
  • Vers 12b: Damit dieser Tag Gottes, die Ewigkeit, anbrechen kann, müssen sogar die (geschaffenen) Himmel aufgelöst und die Elemente zerschmolzen werden; davon hatte der Herr Jesus bereits in der „Bergpredigt“ gesprochen (Mt 5,18).
  • Vers 13: Christen erwarten nicht nur die Ankunft, den Beginn des Tages Gottes (Vers 12), sondern auch neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnen wird – nicht mehr nur herrschen wie im 1000-järigen Reich (Jes 32,1) –, weil es keine einzige Ungerechtigkeit mehr geben wird. Nur wenige Bibelstellen (Off 21,1-8; Kol 1,20; Joh 1,29) lüften den Schleier über diese wunderbare Atmosphäre der Ewigkeit; aber wir dürfen uns von Herzen darauf freuen und seiner „Verheißung“ fest vertrauen.
  • Vers 14: Letzter eindringlicher Appell des Apostels: Seid eifrig bestrebt (vgl. Kap. 1,5.10.15) um ein reines, dem Herrn wohlgefälliges Leben, damit Er euch bei seinem Kommen vorfindet – und seid in Frieden!

Wir sollen den Merkmalen der neuen Himmel und der neuen Erde bereits entsprechen, bevor diese tatsächlich erscheinen. (F. B. Hole)


„Bruder Paulus“ (Vers 15-16)

In einer bemerkenswerten Ergänzung vertieft Petrus den Gedanken über die göttliche Langmut zur Errettung von weiteren Menschen: Er verweist auf seinen Mit-Apostel Paulus, der dieselbe Thematik in einem seiner Briefe behandelt hat. Petrus‘ Aussagen sind überaus lehrreich:

  • „unser geliebter Bruder Paulus“: keine Spur von Groll wegen der notwendigen öffentlichen Korrektur in Antiochien (Gal 2); ein großartiges Beispiel für uns!
  • „… euch geschrieben hat“: Es gibt keinen einzigen Brief mit Paulus als Absender, den er an Judenchristen geschrieben hat. Es handelt sich deshalb bei diesem Hinweis offensichtlich um eine Anspielung auf den Hebräerbrief (vgl. Heb 12,25-29), dessen viel diskutierte Autorenschaft hier mit wenigen Worten geklärt zu werden scheint3.
  • „… von denen einige [Dinge] schwer zu verstehen sind“: in allen Briefen von Paulus wird über Gottes Langmut gesprochen, aber für die Judenchristen, auf deren Standpunkt sich Petrus hier stellt, waren die neuen, mit dem verherrlichten Christus verbundenen Dinge keine leichte Kost (wie sie zum Beispiel im Epheser- und Kolosserbrief beschrieben werden).
  • „wie auch die übrigen Schriften“: Paulus‘ Schriften werden von Petrus als ebenbürtig mit allen bis dahin verfassten biblischen Büchern betrachtet (vgl. Kap. 1,20)!

Die Einzigartigkeit der Heiligen Schrift besteht auch in ihrer inneren Einheit und Übereinstimmung. Es gibt keinen besseren Halt in dieser Welt als dieses wunderbare Wort!


Wir sollten bedenken, dass jeder Tag des Wartens und vielleicht des Ausharrens, der uns auferlegt ist, die Errettung von Menschenmengen bedeutet. (F. B. Hole)


Niedergang oder Wachstum? (Vers 17-18)

Der Niedergang und das Gericht über die gottlose Christenheit sind vom Wort fest bezeugt. So sind wir vorgewarnt und dürfen in der Kraft des Herrn feststehen. Wer in der gegenwärtigen Wahrheit befestigt ist (Kap. 1,12), sollte trotzdem auf der Hut sein, damit er nicht doch mitgerissen wird (Vers 18).

Der beste Schutz gegen diese Verführer, ihre Lehren und Verführungen ist die Person unseres Herrn. So schließt Petrus seinen Brief mit einer Aufforderung zum Wachsen

  • „in der Gnade [unseres Herrn Jesus Christus]“: Wer immer mehr von der Gnade versteht, wird auch immer mehr auf Distanz zu der Ausschweifung in der (christlichen) Welt gehen;
  • „in der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“: Der „Gott und Heiland“ Jesus Christus (Kap. 1,1) ist auch der Herr und Heiland; wer Ihn in seinem Wort besser kennengelernt hat und Ihn in seinem Leben entscheiden lässt, wird inneres Wachstum erleben und darf sich des göttlichen Schutzes in einer schmutzigen, gerichtsreifen Umgebung sicher sein.

Diesem Herrn die Herrlichkeit zu geben, sowohl „auf den Tag der Ewigkeit“, im Blick auf die herrliche Zukunft, als auch „jetzt“ – das ist ein Lebensmotto zur Ehre des Herrn und zu unserem Segen (Vers 18).

Die „Tage“ in 2. Petrus 3

  • Tag des Gerichts (Vers 7): Die Verbindung zum Verderben der gottlosen Menschen weist auf den Gerichtstag hin, sowohl zu Beginn des 1000-jährigen Reiches (Mt 25,31-46; vgl. 2. Thes 1,8.9) als vielleicht auch an dessen Ende vor dem großen weißen Thron (Off 20,11-15).
  • Tag des Herrn (Vers 10): Vielfach angekündigt im Alten Testament (z.B. Joel 1,15; Zeph 2,7; Mal 3,19 etc.), beinhaltet er die Reinigung der Erde durch Gericht, aber auch das 1000-jährige Friedensreich und weist auf das Kommen, die Gegenwart und die Regierung des Herrn Jesus hin. Hier erstreckt er sich sogar bis zur Auflösung von Himmel und Erde danach.
  • Tag Gottes (Vers 12): Am Ende der Endgerichte beginnt der Tag Gottes – das Universum wird nur noch durch Gott und durch niemand anders geprägt sein. Das Reich hat Christus dann dem Gott und Vater übergeben (1. Kor 15,24).
  • Tag der Ewigkeit (Vers 18): Im Kern geht es um dieselbe „Zeit“ wie beim Tag Gottes, nur liegt hier der Schwerpunkt mehr auf dem zeitlichen – es ist natürlich eine „endlose Zeit“ – und weniger auf dem atmosphärischen Aspekt. Gott wird alles in allem sein (1. Kor 15,28).

Fußnoten

1 Spr 19,29

2 Der Ausdruck „beschleunigen“ kann auch mit „Eifer haben für“ wiedergegeben werden (le Nouveau Testament, Valence 2006). Zur im Text erwähnten Herzens-Beschleunigung vgl. C. Briem in Ermunterung und Ermahnung, Jg. 2001, S. 153.

3 Siehe hierzu W. Kelly in The Bible Treasury, Vol. 16, Seite 285. Sollten die Empfänger des Hebräerbriefes in Judäa gelebt haben, so ist eine sehr schnelle Verbreitung des Briefes unter den zerstreut wohnenden Judenchristen gut denkbar. So konnten sie ihn zum Zeitpunkt der Verfassung des 2. Petrusbriefes durchaus schon gelesen haben.