Bibel praktisch
Fest und treu wie Daniel
Das erste Mal lesen wir von dem Propheten Daniel in der Bibel, als er noch ein Teenager war. Er verlässt den Schauplatz des biblischen Berichtes als ein sehr alter Mann. in den ungefähr 70 Jahren, die dazwischen liegen, erlebt Daniel viele Höhen und Tiefen. Aber eins kennzeichnet ihn stets: Treue zu Gott.
Wir richten in diesem Artikel unsere Aufmerksamkeit einmal darauf, wie sich der Prophet Daniel in den sich abwechselnden Höhen und Tiefen des Lebens bewährt hat.
Höhe: Daniel ist von hoher Herkunft, gutaussehend und intelligent. Aber nicht nur das, auch seine innere Haltung ist vorbildlich: Schon als Jugendlicher zeigt er sich lernbegierig, tüchtig und fleißig (Dan 1,3.4).
Tiefe: Dieser hoffnungsvolle junge Mann wird jedoch in die babylonische Gefangenschaft verschleppt. Als Sklave im fremden Land ist ihm das Gesetz seines Gottes so wichtig, dass er sich nicht durch Speisen und Getränke verunreinigen will – auch wenn es sich um die Leckerbissen eines Königs handelt (Dan 1,6-16).
Höhe: Am Ende einer dreijährigen Ausbildung in Babel legt Daniel seine Abschlussprüfung vor dem großen Herrscher Nebukadnezar ab und übertrifft dabei die babylonischen Intellektuellen um ein Zehnfaches (Dan 1,17-21).
Tiefe: Kurz danach ist Daniel ein Todeskandidat: Nebukadnezar hatte beschlossen, alle Weisen Babels umzubringen, da sie nicht imstande waren, seinen Traum und dessen Bedeutung anzuzeigen. Daniel reagiert ruhig und besonnen, als er vom schrecklichen Befehl des Königs hört. Er betet mit seinen Freunden zu Gott und erlebt, dass Gott ihm den Traum und seine Deutung offenbart. Als Daniel dann Nebukadnezar alles erklärt, tut er dies demütig und gibt Gott allein die Ehre (Dan 2,1-45).
Höhe: Da Daniel den Traum Nebukadnezars zu deuten vermag, macht der König ihn groß: Er setzt Daniel als Herrscher ein über die ganze Landschaft Babel und befördert ihn zum Oberaufseher seiner Weisen (Dan 2,46-49). Dieser kometenhafte Aufstieg steigt Daniel nicht in den Kopf. Bei nächster Gelegenheit sehen wir, dass er vor Nebukadnezar treu die Wahrheit bezeugt und sich nicht scheut, ihm Gottes Gericht anzukündigen (Dan 4,1-24).
Tiefe: Nachdem Nebukadnezar gestorben ist, gerät Daniel in Vergessenheit: Belsazar, der Enkel Nebukadnezars, kennt ihn nicht mehr (Dan 5,7-12). Doch auch in der Zeit, in der Daniel nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit und Macht steht, lebt er in enger Gemeinschaft mit Gott und empfängt von Ihm großartige Prophezeiungen (Dan 7,1ff.; Dan 8,1ff.1). Als Daniel vor Belsazar tritt, um eine geheimnisvolle Wandschrift zu deuten, verkündigt er wieder treu und unerschrocken die göttliche Gerichtsbotschaft (Dan 5,17-28).
Höhe: Der König Belsazar ist beeindruckt von der Deutung, die Daniel von der göttlichen Wandschrift gegeben hat. Er bekleidet Daniel mit Purpur, hängt eine goldene Kette um seinen Hals und ruft ihn als dritten Herrscher im Babylonischen Reich aus (Dan 5,29). Doch Daniel hat kein Interesse und keine Freude an den Ehrbezeugungen dieses bösen Mannes (vgl. Dan 5,17).
Tiefe: Diese Erhöhung währt nur einen Augenblick, denn Babylon wird noch in dieser Nacht durch die Meder und Perser erobert. Damit wird Daniels Herrschermacht annulliert. Doch Daniel bleibt auch unter Darius, dem Meder, der bei der Eroberung Babylons beteiligt war, auf dem Kurs der Treue. Er erforscht im ersten Jahr der Herrschaft des Darius eifrig die heiligen Schriften und versteht, dass die siebzigjährige Gefangenschaft der Juden bald zu Ende gehen muss (Dan 9,1ff.).
Höhe: In dieser Zeit wird Daniel von Darius, dem Meder, zu einem der 120 Satrapen bestellt, die das Königreich verwalten. Auch in dieser verantwortungsvollen Position verhält sich Daniel tadellos und übertrifft alle anderen Kompetenzträger, so dass sie neidisch auf ihn werden (Dan 6,1-10).
Tiefe: Die Neider sorgen dafür, dass Darius ein anmaßendes Edikt erlässt: stadttor von babylon: ischtar-tor (Pergamonmuseum, berlin) Bibel praktisch 13 Innerhalb der nächsten 30 Tage ist es unter Todesstrafe verboten, von jemand etwas zu erbitten als nur vom König allein. Das war eine listige Falle, in der sich der treue Beter Daniel verfangen musste. Und tatsächlich – Daniel betet weiter dreimal täglich mit geöffnetem Fenster nach Jerusalem und breitet seine Bitten vor Gott aus. Als Strafe wird er in die Löwengrube gestoßen. Der Tiefpunkt in seinem bewegten Leben ist erreicht! Aber auch jetzt vertraut er Gott und verstopft mit seinem Glauben den Rachen der hungrigen Löwen (Dan 6,11-23).
Höhe: Darius freut sich, dass Gott den besten Mann in seinem Reich vor den wilden Tieren beschützt hat, und verfügt, dass der Gott Daniels weithin bekannt gemacht wird. Daniel ist in aller Munde und hat Gelingen unter den Königen Darius und Kores (Dan 6,26-29). Der Ruhm verändert das Verhalten dieses Knechtes Gottes jedoch nicht – er geht seinen Weg mit Gott unverdrossen weiter. Gott kann ihm erneut Mitteilungen machen, wie es die Kapitel 10 und 11 des Propheten Daniel zeigen.
Tiefe: In Daniel 12 wird schließlich von seiner letzten „Erniedrigung“ berichtet: von seinem Tod. „Du aber geh hin bis zum Ende; und du wirst ruhen“ (V. 13). Wir dürfen annehmen, dass der „vielgeliebte“ Daniel bis zum letzten Atemzug mit und für Gott gelebt hat.
Höhe: Doch damit ist seine Geschichte noch nicht zu Ende: „Und du … wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage“ (Dan 12,13). So schließt dieses Buch mit der endgültigen Erhöhung Daniels! In der Auferstehung wird Daniel für seine Treue und Hingabe, Festigkeit und Konsequenz belohnt werden.
Wir lagen noch nicht in einer Löwengrube und wir regieren nicht über Länder – dennoch gibt es auch in unserem Leben Tiefen und Höhen. Unsere Umstände verändern sich, die Situationen wechseln; doch eins sollte konstant bleiben: unsere Treue. So wie bei Daniel.
Geht es dir gut und hast du Gelingen? Dann entferne dich nicht undankbar von deinem Herrn. Geht es auf der Leiter des Lebens gerade immer weiter nach unten? Dann setze dein Vertrauen auf Gott und wirf deine Zuversicht nicht weg. Wir wollen uns alle durch Daniel motivieren lassen, unseren Weg in unbeirrter Treue zu gehen.
Fußnoten
1 Die Ereignisse im Buch Daniel werden nicht immer chronologisch berichtet. Die Zeitangaben (gerade) am Anfang der jeweiligen Kapitel zeigen das deutlich.
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