Bibel praktisch
Der Glaube im „grauen Alltag“
Ein Buch über die Nachfolge Jesu zu schreiben, ist für manchen wohl leichter, als täglich in der Nachfolge zu leben. Ein Buch über das Christsein zu lesen, ist ebenfalls leichter, als Christ zu sein – besonders im „Kleinkram“ des Alltags. Geistliche Erkenntnisse zu haben und zu bekommen, ist das eine – geistlichen Erkenntnissen gemäß zu handeln, ist etwas ganz anderes.
Glaubensverwirklichung: eine Herausforderung!
(Junge) Christen leiden oft darunter, dass so wenig von dem, was sie erkannt haben, in ihrem Leben verwirklicht wird. Oft lebt man im Widerspruch zwischen seinem christlichen Denken und dem tatsächlichen Leben. Vieles von dem, was wir alles so gedacht haben, haben wir nie wirklich „geglaubt“; nur das, was wir auch „gewagt“ haben, haben wir wirklich geglaubt oder „im Glauben verwirklicht“.
Was die Festigkeit unseres Glaubens angeht, ist da nichts zu rühmen und zu prahlen. Unser Glaube ist einem kleinem Boot, einer „Nussschale“, vergleichbar, die auf dem Meer des Lebens hin und her geworfen wird, bedroht von Wind und Wellen. Wäre da nicht die Hand unseres Herrn, die das Boot hält und zum Ziel führt, es wäre längst versunken. Dass unser Glaube in den Stürmen des Lebens nicht verloren geht, verdanken wir ganz allein der Treue Gottes.
Der Alltag
Es sind allerdings nicht nur die großen Stürme, die unseren Glauben bedrohen. Es ist oft der kleine Wind des täglichen Einerleis, in dem es schwer fällt, unseren Glauben zu zeigen. Was wir am Sonntag glauben, soll auch im Alltag gelebt werden. Was wir im Überschwang der Gefühle geloben, sollen wir auch dann tun, wenn es uns nicht so gut geht. Der Alltag ist nämlich oft undramatisch, herb, nüchtern, wenig begeisternd. Gerade das aber ist es, worauf wir mit unserem Glauben oft nicht recht gefasst sind.
Petrus und sein Problem
Als der Herr Jesus zum letzten Mal im Kreis seiner Jünger war, sagte Er zu Petrus: „In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Petrus widersprach darauf energisch: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen“ (Mt 26.34,35). Petrus war auf große Leidenstiefen gefasst, ja, sogar auf den Tod. Er sah sich vielleicht im Geist umringt von Hunderten von Feinden, die forderten, dass er sich von Jesus lossagen sollte, oder hingerichtet würde. Und dann würde er sich zum Erstaunen und Entsetzen vieler zu seinem Herrn bekennen – so seine „Glaubensüberzeugung“, eher aber „Selbstüberschätzung“. Er würde lieber in den Tod gehen, als sich von seinem Herrn loszusagen.
Was dann aber kam, war fast alltäglich, wie es unter Menschen so geht, kein offensichtlicher Frontalangriff gegen Petrus. Man hatte den Herrn gefangen genommen. An seinen Jüngern, die zu sterben bereit waren, war man nicht interessiert. Petrus hielt sich im Hof auf, der zum Palast des Hohenpriesters gehörte. Da waren nur ein paar Soldaten, vermutlich niedrige Dienstgrade, ein paar Mägde, und sonst nichts (lies bitte dazu Matthäus 26,69-75).
Das große Ereignis, der große Angriff auf Petrus war ausgeblieben. Darauf hatte Petrus sich vielleicht eingestellt. Er war auf alles gefasst, nur nicht auf eine „alltägliche“ Magd. Wer nur auf große Ereignisse sieht, steht in Gefahr, in den kleinen zu unterliegen. Diese Szenen sind natürlich alles andere als „alltäglich“. Aber der Frontalangriff wurde von den Feinden wie nebenbei unternommen.
Unser Glaubensleben besteht viel mehr aus den kleinen Ereignissen als aus den großen. In den kleinen Dingen, die sich oft wiederholen, hat sich der Glaube zu bewähren. Der Alltag ist es, in dem geglaubt werden muss, der gewöhnliche Alltag. Er trägt bei uns oft die Farbe „grau“. „Grauer Alltag“ sagen wir, und jeder weiß, was gemeint ist. Auf den Sonntag kann man sich freuen, aber wenn der Alltag kommt ...
Im Alltag allein sein? Nie!
Was sagt uns die Heilige Schrift über den Alltag? Die Sache kommt oft vor, das Wort allerdings nur einmal, und zwar in seiner ursprünglichen Form: Alltag kommt nämlich von „alle Tage“. Was wird darüber in der Bibel gesagt? Sind „alle Tage“ grau in grau? In Matthäus 28,20 spricht der Herr Jesus: „Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Zeitalter.“ Das heißt schlicht: „Ich bin bei euch an allen Tagen, auch und gerade im Alltag!“ Vielleicht hast du oft Angst vor morgen, Angst vor dem Alltag. Der Herr Jesus sagt dir: „Freu dich drauf. Freu dich auf den Alltag. Ich bin immer da. Ich bin bei dir in deinem Alltag, gerade wenn der Alltag dir schwer erscheint, wenn du müde bist und zermürbt: Ich bin da. Damit kannst du immer rechnen. Du bist nie alleine.“
Der gewöhnliche „Alltag“ ist für ein Kind Gottes also gar nicht so ganz gewöhnlich. Er steht unter der Verheißung des Außergewöhnlichen, nämlich der steten Anwesenheit unseres Herrn. „Ich bin bei euch alle Tage“. Ob du an Ihn denkst oder nicht, Er ist da. Wenn wir Ihm gegenüber untreu sind: Er ist und bleibt alle Tage treu, wird daher alles tun, damit wir wieder frohe Gemeinschaft mit Ihm genießen können. Wenn wir in Sünde fallen: Seine Gnade und Barmherzigkeit sind alle Tage neu. Wenn wir lau werden in der Liebe: Seine Liebe zu uns bleibt alle Tage wie eine heiße Glut.
Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, an keinem einzigen Tag. Wir sind bei Ihm in guten Händen. Wenn du morgens früh aufstehen musst, weil die Schicht beginnt: Du bist in guten Händen. Wenn heute eine schwere Prüfung vor dir steht: Du bist in guten Händen. Wenn du nicht weißt, wie du den ganzen Haushalt schaffen sollst: Du bist in guten Händen. Wenn der Arzt eine schlimme Krankheit feststellt, darfst du wissen: Auch dann bin ich in den allerbesten Händen.
„Ich bin bei euch alle Tage“. Das dürfen wir uns jeden Tag sagen und dabei feststellen: Wir sind nicht allein im „Kleinkram des Alltags“. Wir sind nicht allein, wenn die Wellen des Leids uns in kalte Tiefen stürzen. Wir sind nicht allein, auch wenn wir uns manchmal so fühlen. „Und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,28).
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