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Mein ganzes Leben zur Ehre Gottes?

Hallo, Thorsten,

ich verstehe es noch nicht ganz, warum Gott so komplett Anspruch auf unser ganzes Leben erhebt und verlangt, dass wir unser Leben völlig Ihm unterwerfen. Es wird ja manchmal auch auf Evangelisationen z.B. gesagt: „Wenn Gott dich will, dann will Er dich ganz.“ Aber stößt nicht das gerade die Menschen ab? Dann hört es sich doch für sie so einengend an, oder? Damit komme ich noch nicht so klar, doch ich möchte als völlig überzeugter Christ den ungläubigen Menschen ein glaubwürdiges Zeugnis sein und gescheite Begründungen dafür haben, warum ich daran glaube und damit bereit bin, Gott mein ganzes Leben zu hinzugeben. Und warum soll immer alles zur Ehre Gottes in unserem Leben geschehen – warum beten wir oft: „Lass doch diesen Abend zu Deiner Ehre und Verherrlichung sein“? Es steht glaube ich auch in der Bibel, dass der Christus an uns erhoben werden soll. Wieso immer alle diese Begriffe wie Lob, Verherrlichung, Anbetung, Preis, Ruhm, Ehre usw.?

Liebe Grüße F.

 

Liebe F.,

warum erhebt Gott Anspruch auf unser komplettes Leben? Warum soll immer alles in unserem Leben zur Ehre Gottes geschehen? Das sind sehr tiefgründige Fragen, und ich will es mir mit der Antwort auch nicht einfach machen. Diese beiden Fragen gehören eigentlich zusammen, ich will sie aber eine nach der anderen beantworten.

Warum hat Gott Anspruch auf unser komplettes Leben?

Gemeinsamer Ausgangspunkt der beiden Fragen ist, dass Gott der Erdenker und Erschaffer von allem und jedem ist. Nichts gäbe es (und gibt es) ohne Ihn. Alles, was existiert, verdankt Ihm seine Existenz. Auch du und ich. Das ist der erste Grund dafür, dass Gott Anspruch auf unser ganzes Leben hat: Er hat unser ganzes Leben geschaffen. Es gibt kein Leben und kein Lebensrecht außerhalb und unabhängig von Ihm. Der zweite Grund (damit verbunden): Er erhält unser Leben auch. Ohne Ihn würde das Leben nicht weiterbestehen. Das sind zwei Gründe: Er ist unser Schöpfer, und Er ist unser Erhalter (1. Tim 4,10; Heb 1,3). Ein weiterer Punkt für dich und mich als Gläubige: Christus hat sein Leben für uns gegeben und uns dadurch erkauft (1. Kor 6,20; 7,23). Er hat den Preis gezahlt, den wir nicht zahlen konnten. Jetzt gehören wir Gott.

Dies ist die Antwort auf die Frage: Warum hat Gott Anspruch auf uns; es ist eine juristische Frage („Anspruch“) und eine juristische Antwort. Vielleicht ist diese Antwort etwas trocken, aber sie ist wichtig, um die Grundlage unserer Beziehung zu Gott zu verstehen.

Es kommen aber auch noch andere Sichtweisen hinzu:

Die bisherige Antwort würde auch auf einen Handwerker oder einen Autobesitzer zutreffen: Der eine hat etwas hergestellt, und das gehört jetzt ihm; der andere hat etwas gekauft, und das gehört nun ihm. Bei Gott ist aber mehr im Spiel, nämlich zwei Punkte: Zum einen hat Er dabei aus Liebe gehandelt (und die Beziehung besteht als liebesbeziehung weiter), und zum anderen hat Er mit einem idealen, optimalen Zweck und Ziel gehandelt.

Man kann die Frage deshalb auch umformulieren: Warum sollte ich Gott mein komplettes Leben in die Hände legen? Die Antwort wäre: Weil Er dich unendlich liebt und aus dieser Liebe zu dir alles gegeben hat. Kann es etwas Besseres, Schöneres und Klügeres geben, als sich demjenigen anzuvertrauen, der einen über die Maßen liebt und das bereits maximal unter Beweis gestellt hat? Und noch mehr: Dieser, der dich so liebt, ist zudem auch allmächtig, allwissend – sonst wäre es ja doch riskant, sich Ihm anzuvertrauen, weil Er seine Liebespläne evtl. nicht durchsetzen könnte; und Er will immer nur das Gute für dich – sonst wäre es gefährlich, Er könnte ja ein Betrüger oder Zyniker sein. Das ist natürlich eine Sache, die du erst einmal glauben musst – aber Moment: Es ist auch glaubhaft, denn Er hat seinen eigenen Sohn für dich sterben lassen.

Also: Warum ist es gut und sinnvoll und richtig, Ihm dein Leben anzuvertrauen? Weil Er dich liebt und immer das Gute für dich will.

Machen wir noch die Gegenprobe: Was ist die Alternative? Wenn du Ihm nicht dein Leben anvertraust – wem dann? Willst du es selbst gestalten? Hast du wirklich mehr Vertrauen in dich selbst als in Gott? Du bist weder allmächtig, noch allwissend, noch gut, noch vollkommen liebend – selbst dich selbst liebst du nicht vollkommen. Bist du wirklich die bessere Alternative?

Warum soll immer alles in unserem Leben zur Ehre Gottes geschehen?

Auch zu dieser Frage kann man zwei Arten von Antworten geben. Zunächst wieder eine „juristische“: Es ist ganz eindeutig: Gott gebietet es uns; Er lässt Paulus uns dazu auffordern, alles zu seiner Ehre zu tun (1.Kor 10,31: „Tut alles zur Ehre Gottes“). Nun hast du aber nach dem grund gefragt – was steckt dahinter, warum soll das so sein?

Da kann man nochmal auf die Frage von oben zurückgreifen (Warum gehört Gott mein ganzes Leben?). Die bereits oben genannte Bibelstelle in 1. Korinther 6,20 verbindet unser Erkauftsein mit der Aufforderung, Gott in unserem Körper zu verherrlichen. Weil wir Gott gehören, sollen wir Ihn verherrlichen. Gott der Schöpfer hat gegenüber allen Menschen den Anspruch, dass sie Ihn verherrlichen sollen (Röm 1,21). Denselben Anspruch hat der erlöser, der einen für alle Menschen ausreichenden Preis bezahlt hat. Das ist genauso, wie der Autokäufer genau weiß, was er mit dem Auto machen möchte und das auch ganz allein entscheiden kann, sobald es ihm gehört; und es ist genauso, wie der Handwerker sein Werk nach seinen persönlichen Vorstellungen herstellt, mit einem bestimmten Zweck und Ziel; ebenso hat auch Gott, der uns geschaffen und der uns erkauft hat, seine Ziele mit uns. Er hat uns ja genauso geschaffen, wie Er uns haben wollte, damit wir seine guten Pläne verwirklichen wollen. Und ich glaube, es ist ganz wichtig zu bedenken: diese Pläne sind nicht nur für ihn gut, sondern auch für uns (Röm 8,28).

Das „Verherrlichen“ bedeutet nicht nur Ihn anzubeten, mit Worten und Gedanken aus dem Herzen (s. Röm 15,6). Es bezieht sich auf unser ganzes Verhalten, unser ganzes Leben. In Römer 12,1 ermahnt Paulus die Römer, durch die Erbarmungen Gottes, „ihre Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer“. Die Leiber – Körper – der ganze Mensch, nicht nur Lippen und Zunge. Es geht darum, dass ich in meinem Leben Eigenschaften (Verhalten, Gesinnung) zeige, die dem entsprechen, was von Gott ist und was Gott in mir bewirkt. Gott verherrlichen, das ist, dass man in uns etwas sieht von Gott – von seiner Liebe, seiner Gnade, seiner Barmherzigkeit, seiner Reinheit, seiner Heiligkeit, seiner Gerechtigkeit, seiner Treue, seiner Geduld … (vgl. 2. Kor 3,18). Das klingt auch in Johannes 15,8 an: „Hierin wird der Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt“. Oder in 2. Thes 1,12: „… damit der Name unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht werde in euch“. Dazu sind wir in der Lage, weil Gott uns mit dem neuen Leben auch den Wunsch und die Befähigung geschenkt hat, Ihn zu verherrlichen (Eph 1,5.12).

Nebenbei bemerkt: Anbetung ist nicht ein abgehobener, theoretischer Ritus mit Worten, sondern der Kern davon ist, in allen Dingen sich als kleinen Menschen vor dem gewaltigen Gott zu sehen, seine Allmacht, Allwissenheit, Größe und Herrlichkeit anzuerkennen und Ihn dafür zu preisen; das reicht von den kleinen alltäglichen Erfahrungen bis hin zu dem gewaltigen Erlösungswerk in Jesus Christus und unserer großartigen Zukunft.

Es gibt aber auch hier eine zweite Sichtweise:

Vorweg: Vielleicht empfindest du es (evtl. im Gespräch mit einem Menschen, der sich noch nicht zu Gott bekehrt hat) als „herrisch“ oder willkürlich, dass Gott so einfach über dein Leben bestimmen kann. Man kann davon aber keine Abstriche machen, denn als Mensch darf man seinen Schöpfer nicht zur Rechenschaft ziehen (Röm 9,20).

Aber es ist auch gar nicht so, dass Gott egoistisch seine Machtposition ausnutzen würde. Auch bei dieser Frage muss man ja wieder die zwei überwältigenden Tatsachen bedenken, dass Gott immer aus Liebe handelt und dass Er immer mit einem guten Plan handelt. Auch das ist Glaubenssache; Du kannst Dich da auf Gottes Wort stützen (Gal 2,20; Röm 8,31; usw. – such mal noch mehr solche Zusagen heraus, das ist wirklich stärkend). Und es gibt dabei ein zweifaches Plus: Erstens: Ein guter Plan. Es ist wie bei diesem Handwerker, der mit viel Überlegung und Geduld ein Bauteil in sein Werk einfügt, weil er weiß, dass es dazu „wie“ geschaffen ist. So ist es auch mit deinem Lebensplan, den Gott sich erdacht hat. Und zweitens die Liebe: Es ist

wie bei Eltern, die in ihrem Kind bestimmte Talente sehen und es dahin führen, diese auszuleben, weil es dann maximal glücklich sein wird. Und ist es nicht etwas großartiges, als verantwortliche Person, die ihren eigenen Willen hat, nach Gottes Willen zu suchen und diesen dann zu verwirklichen, weil ich genau weiß, dass mein Leben dann bestmöglich gelingen wird – so, wie es der Schöpfer zugeschnitten hat?

Liebe F., ich wünsche dir, dass du innerlich bereit bist, dich auf diesen genialen Plan, den Gott für dein Leben hat, „einfach“ einzulassen, ohne zu fragen und zu zweifeln – um dann Schritt für Schritt kleine und auch großartige Erfahrungen mit Gott zu machen (in schönen und auch in schwierigen Situationen).

Schreib mir bei Bedarf gern nochmal!

Liebe Grüße Thorsten