Editorial

Grußwort

„Heilig“ – was bedeutet dieses Wort eigentlich? Hat es etwas mit meinem Leben als Christ zu tun? Die meisten Menschen werden dieses Wort im kirchengeschichtlichen Kontext verstehen. In einem Teil der Christenheit werden bekanntlich „verdienstvolle“ Personen zu Heiligen erklärt. Das macht z.B. ein Ortschild in der Nähe meines Wohnorts deutlich, auf dem zu lesen ist: „Geburtsort der heiligen Hildegard“ (gemeint ist Hildegard von Bingen). Andere benutzen das Wort in abschätziger Bedeutung und reden davon, dass jemand „ein seltsamer Heiliger“ sei oder: „Der will heiliger sein als alle anderen“. Doch als Christen, die die Bibel ernst nehmen, müssen wir uns von allen diesen Vorstellungen verabschieden, denn dieser Begriff gehört zum „Grundwortschatz der Bibel“. Was bedeutet er nun? Davon handelt ein Artikel in diesem Heft (S. 25)

Ein heiliger Lebenswandel hat direkt mit unserer Praxis zu tun. Manche Personen der Bibel lebten alles andere als heilig. Einer der Schlimmsten war König Manasse. Doch selbst dieser Mann – so unglaublich es klingen mag – tat am Ende Buße (S. 4). Wenn es selbst für den „unheiligen“ Manasse Hoffnung gab, dann gilt das auch für jeden anderen, der sich nach einem Leben in Heiligung sehnt. Kommen wir von mittelalterlichen „Heiligen“ und Königen Israels in die Gegenwart. Auch die Frage „Schwangerschaftsabbruch – ja oder nein?“ (S. 21) hat etwas mit einem heiligen Lebensstil zu tun. Um all diese Fragen nicht zu leichtfertig abzutun, dürfen wir eines nicht vergessen: Ja, es gibt immer Vergebung von Schuld bei aufrichtigem Bekenntnis. Aber ein Leben in der Sünde hinterlässt auch Spuren und Wunden. Manasses böses Leben hat offensichtlich seinen Sohn stärker beeinflusst als seine Umkehr am Ende. Und es gibt vielfältige Erfahrungsberichte von Frauen, die eine Schwangerschaft abgebrochen haben und dies später tief bereut haben und an den seelischen Folgen (Schuldgefühle, Scham, Depression, Albträume, Selbsthass etc.) noch lange zu tragen hatten. Es zahlt sich aus, heilig zu leben. Der Schöpfer weiß schließlich am besten, was dem Menschen gut tut.