Bibel praktisch

Wer waren die zwölf Jünger?

Jünger im Kurzporträt

Zwölf Männer waren es. Zwölf, die Jesus Christus in seine Nachfolge gerufen hatte. Doch der Herr Jesus kannte ihr Inneres, ihre Schwächen, ihre Zweifel, ihre Hoffnungen. Und Er wusste auch, dass nur elf von ihnen eine echte Beziehung des Herzens zu Ihm hatten. Nur für diese Elf war Er wirklich ihr Herr und ihr Meister. Die kurzen „Steckbriefe“ über die Zwölf sollen helfen, sie besser kennenzulernen, um dann auch selbst Lektionen für die persönliche Nachfolge mitnehmen zu können…

Der Herr Jesus ruft – ihm nach!
Die Frage, wer die zwölf Jünger waren, ist nicht ganz einfach zu beantworten. Von manchen Jüngern wird uns in der Bibel viel, von anderen so gut wir gar nichts berichtet. Einige Details – auch über die weniger bekannten Jünger – können wir beim Vergleich einiger Stellen in den Evangelien und der Apostelgeschichte entdecken.

Die Namen der zwölf Apostel werden in den drei (synoptischen1) Evangelien Matthäus (10,2-4), Markus (3,13-19), Lukas (6,12-16) und in Apostelgeschichte 1,13 erwähnt. Diese Männer rief der Herr in seine unmittelbare Nachfolge. Es waren einfache Leute (Apg 4,13) mit ganz unterschiedlichen Charakteren. Aber entscheidend war, dass Er sie berief, sie befähigte und zubereitete, damit sie dann in seiner Kraft ihren Dienst ausüben konnten. So handelt der Herr auch heute noch in der Zusammenstellung seiner Nachfolger und Diener. Er will jeden von uns mit unseren ganz persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten gebrauchen und vor allem erreichen, dass wir bei aller Verschiedenheit von Ihm lernen und Ihm in Treue folgen.

Die Zielgruppe des Dienstes der Jünger war zunächst das irdische Volk Gottes (Mt 10,5.6). Nach der Auferstehung des Herrn wurde der Umfang ihres Dienstes universeller: „Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (Mk 16,15).

In Apostelgeschichte 2 wurden die Jünger dann durch das Kommen des Heiligen Geistes auf die Erde der Versammlung Gottes hinzugefügt. In der Zukunft werden sie eine besondere Vergeltung für ihren Dienst und für ihr Ausharren bei dem Herrn während seines Erdenlebens bekommen (Lk 22,28-30; Off 21,14).

Was waren es nun für Männer, die bereit waren, dem Herrn auf seinen Ruf hin so bereitwillig zu folgen?

Simon Petrus

Simon Petrus ist der wohl bekannteste Jünger. Er bekam vom Herrn einen neuen Namen, Petrus (griechisch) oder Kephas (aramäisch), der „Stein“ bedeutet ( Joh 1,42). Sein Name steht in allen Aufzählungen der Zwölf an erster Stelle, auch wenn kleinere Gruppen der Jünger mit Namen erwähnt werden. Petrus war ein Mann mit brennender Liebe zu seinem Herrn; ein Mann der Tat, der oft auch als Erster das Wort ergriff; aber auch ein Mann, der sich überschätzte und seinen Herrn im Hof des Hohenpriesters verleugnete. Er musste lernen, dass auch in ihm nichts Gutes wohnte (vgl. Röm 7,18). Doch Petrus erfuhr die Wiederherstellung durch den Herrn. Der Meister kam mit ihm zum Ziel und konnte ihm einen verantwortungsvollen Auftrag an der Herde Gottes geben ( Joh 21). Diesen Auftrag und den apostolischen Dienst an den Juden (Gal 2,7) hat er bis zu seinem Tod in großer Treue ausgeführt. Seine beiden Briefe gegen Ende des Neuen Testaments sind ein Zeugnis davon.

Jakobus und Johannes

Diese zwei Jünger waren Brüder, Söhne von Zebedäus, dem Fischer (Mk 1,19.20). Vergleicht man Matthäus 27,56 und Markus 15,40, so scheint Salome der Name ihrer Mutter gewesen zu sein. Jakobus ist der einzige Jünger, dessen Märtyrertod im Neuen Testament berichtet wird (Apg 12,1.2).

Johannes ist der Schreiber des nach ihm benannten Evangeliums. Darin bezeichnet er sich öfters als „Jünger, den Jesus liebte“. Das bedeutet nicht, dass er der Lieblingsjünger des Herrn Jesus war. So etwas gibt es beim Herrn nicht, Er liebt jeden Jünger mit gleicher Liebe. Aber Johannes war sich der Liebe seines Herrn in besonderer Weise bewusst und genoss sie. Johannes kennzeichnete eine tiefe Hingabe an seinen Herrn. Er war auch auf Golgatha in der Nähe seines Herrn und bekam dort von Ihm seine Mutter anvertraut ( Joh 19,26.27). Außer dem Evangelium schrieb Johannes drei Briefe und später in der Verbannung auf der Insel Patmos die Offenbarung (Off 1,911). Sein Dienst erstreckte sich bis zum Ende des ersten Jahrhunderts. Johannes wird in den Evangelien und in der Apostelgeschichte oft zusammen mit Petrus gefunden (z. B. Joh 20,1-10; Apg 3,1.4; 4,19).

Jakobus und Johannes bekamen vom Herrn einen Beinamen, der „Söhne des Donners“ bedeutet. Damit spielte der Herr eventuell auf ihr natürliches Temperament an, das sich z. B. in Lukas 9,54-56 zeigte, als sie Feuer auf ein Dorf der Samariter vom Himmel fallen lassen wollten. Dieser Beiname passte jedoch auch zu ihrem Eifer und unerschrockenen Mut, den sie zu Beginn der Apostelgeschichte in der Verkündigung des Evangeliums zeigten.

Andreas und Philippus

Andreas war der Bruder von Simon Petrus (Mt 10,2; Lk 6,14). Er war zunächst ein Jünger von Johannes dem Täufer. Als er diesen jedoch über den Herrn Jesus als das Lamm Gottes reden hörte, verließ er Johannes, um von da an dem Herrn nachzufolgen (Joh 1,35-40). Sind wir auch so beeindruckt von unserem Heiland, der sich selbst für uns hingegeben hat (Eph 5,2)?

Philippus kam wie Andreas und Petrus aus Bethsaida in Galiläa (Joh 1,44; 12,21). Er führt in allen Aufzählungen der Jünger die zweite Vierergruppe von Namen an. Er war der erste Jünger, den der Herrn Jesus in seine Nachfolge rief ( Joh 1,43).

Diese beiden können wir wiederholt sehen, wie sie einzeln oder gemeinsam andere zum Herrn Jesus führen (z. B. Simon Petrus in Joh 1,41-42, Nathanael in Joh 1,45; den kleinen Jungen in Joh 6,7-9 und die Griechen in Joh 12,20-22). Eine große Aufgabe auch für jeden von uns!

 

Bartholomäus (Nathanael)

Es ist anzunehmen, dass Bartholomäus eine Art Familienname dieses Jüngers und sein Vorname Nathanael war. Johannes erwähnt Bartholomäus in seinem Evangelium nicht, schließt aber Nathanael mit ein, wenn er in Kapitel 21,2 die Namen einiger Jünger anführt. Nathanael kam aus der Stadt Kana in Galiläa (Joh 21,2). Als er durch Philippus zum ersten Mal von Jesus hörte, war er skeptisch: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ (Joh 1,46). Aber dabei blieb es nicht. Kurz darauf bekannte er den Herrn vor dessen öffentlichem Dienst als „Sohn Gottes und König Israels“ (Joh 1,49). Zeugen wir auch von dem Herrn? Von ihm konnte der Herr Jesus sagen: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist“ (Joh 1,47). Kann Er das auch von uns sagen?

Matthäus

Matthäus, auch Levi genannt (vgl. Mt 9,9 mit Lk 5,27), war der Sohn des Alphäus. Wahrscheinlich war es aber nicht derselbe Alphäus, der in Markus 3,18 als Vater von Jakobus genannt wird, da beide nie als Brüder verbunden werden. Er war ein Zöllner, den der Herr in seine Nachfolge rief. Diesem Ruf gehorchte Matthäus mit großer Bereitwilligkeit. Er gab seine einträgliche Stelle als Zöllner sofort auf und machte dem Herrn ein großes Mahl in seinem Haus (Lk 5,27-32). Seine Bekehrung war so gründlich und so deutlich sichtbar, dass viele seiner Gefährten dem Herrn ebenfalls nachfolgten (Mk 2,15). Sind wir auch solch ein Zeugnis in unserer Umgebung?

Matthäus, der im Dienst des römischen Kaisers stand, stellte sich ganz in den Dienst des wahren Königs Israels. Er hat das nach ihm benannte Evangelium geschrieben, das den Herrn so besonders als den verheißenen Messias, den König Israels, vorstellt.

Thomas

Außer seiner Berufung in die Nachfolge des Herrn wird von Thomas in den ersten drei Evangelien nichts berichtet. Nur Johannes erwähnt ihn an verschiedenen Stellen (Kap. 11,16; 14,5; 20,24-29) und schreibt, dass er auch „Didymus“ oder „Zwilling“ genannt wurde. Er ist uns vor allem durch seinen Unglauben bei der Erscheinung des Herrn nach seiner Auferstehung in Johannes 20,24-29 bekannt. Er hatte gefehlt, als der Auferstandene zum ersten Mal Indem wir unser in die Mitte der Jünger kam, und hatte dabei viel verpasst. Wie "ist es bei uns? Sind wir da, wenn der Herr in den Zusammenkünften als Versammlung „in der Mitte“ ist? Sein großartiger Ausspruch „Mein Herr und mein Gott“ bei der gleichen Gelegenheit zeigt dann, wie sehr ihn diese Begegnung mit seinem Herrn beeindruckt hatte.

Von Thomas können wir noch mehr lernen. Das zeigt die Begebenheit in Johannes 11,7-16. Als der Herr zu seinen Jünger sagte: „Lasst uns wieder nach Judäa gehen“ (Vers 7), reagierten die Jünger sehr zurückhaltend und ängstlich (Vers 8). Und besonders der eher pessimistisch veranlagte Thomas sah das Schlimmste voraus – den Tod von Seiten der feindlichen Juden zu erleiden. Aber seine Liebe und Anhänglichkeit gegenüber dem Herrn war so groß, dass er bereit war zu gehen, selbst wenn diese Reise sie alle das Leben kosten sollte. Davon können wir lernen.

Jakobus, Sohn des Alphäus

Die Tatsache, dass vier verschiedene Personen im Neuen Testament Jakobus heißen, macht es nicht einfach, die einzelnen Personen genau zu identifizieren. Wir lesen von Jakobus, dem Sohn des Zebedäus, von Jakobus, dem Bruder des Herrn (Gal 1,19), von Jakobus dem Kleinen (Mk 15,40) und eben von dem Jünger Jakobus, dem Sohn des Alphäus. Die einzigen Stellen, die mit Sicherheit von diesem Jünger reden, sind Matthäus 10,3, Markus 3,18, Lukas 6,15 und Apostelgeschichte 1,13. Aus diesen Erwähnungen geht auch hervor, dass Jakobus der Vater oder Bruder des Jüngers Judas war. Er führt in allen Aufzählungen der Jünger die dritte Vierergruppe von Namen an. Ein treuer Mann ohne „große Presse“ – genügt uns das auch in unserer Nachfolge?

Thaddäus

Aus Matthäus 10,3 ist zu erkennen, dass Lebbäus den Beinamen Thaddäus hatte. Lukas nennt ihn in seinem Evangelium und in der Apostelgeschichte Judas den Bruder (oder Sohn) des Jakobus. Von diesem Jünger mit den drei Namen wird uns bis auf eine Frage in Johannes 14,22 nichts weiter berichtet. Sie zeigt Judas als einen Lernenden, dem der Herr Jesus wertvollen Unterricht über den Heiligen Geist erteilt. Jeder Jünger sollte bei seinem Meister gerne „in die Schule gehen“…

Simon

Simon wird von Matthäus und Markus mit der Hinzufügung „der Kananäer“ und von Lukas als „Zelotes“ gekennzeichnet. „Kananäer“ ist der aramäische und „Zelotes“ der griechische Name für eine radikale jüdische Sekte, die den Römern feindlich gesinnt war. Der Name bedeutet „Eiferer“. Seine Berufung durch den Herrn zeigt, wie unterschiedlich die Zusammenstellung der Jünger war. Sind wir bereit, unsere Charaktereigenschaften oder Überzeugungen vom Herrn benutzen und, wenn nötig, ändern zu lassen, damit Er uns gebrauchen kann? Jedenfalls hat Simon diese Sekte verlassen, um dem Herrn dienen zu können.

Judas Iskariot

Dieser Name wird immer am Schluss der Aufzählungen erwähnt. Und immer, wenn von Judas gesprochen wird, findet sich ein Hinweis darauf, dass er den Herrn überlieferte. Er stammte vermutlich aus Kerijoth, einer Stadt im Land Juda (Jos 15,25), was durch den Zusatz „Iskariot“ angedeutet wird, und wäre damit wohl der einzige Jünger, der nicht aus Galiläa, sondern aus Judäa stammte. Judas war ein Dieb und verwaltete die Kasse der Jünger ( Joh 12,6). Wir können nur staunen, wie vollkommen und gnädig der Herr mit Judas umgegangen ist. Keiner der anderen Jünger hatte den wahren Charakter Judas erkannt, bis der Herr ihn bei seiner Verhaftung als Verräter offenbar machte (Lk 22,48).

Judas befand sich dreieinhalb Jahre in der unmittelbaren Nähe des Herrn und der anderen Jünger. Er machte alles mit und war nach außen hin nicht von einem echten Jünger zu unterscheiden. Aber bei ihm war alles nur Fassade. Er hatte kein Leben aus Gott und ging ewig verloren! Das ist eine ernste Warnung an jeden, der noch kein echter Jünger, sondern nur ein Mitläufer ist. Denke daran: Es reicht nicht, sonntags in die Zusammenkünfte der Gläubigen zu gehen, im Chor mitzusingen oder die Jugendstunde zu besuchen. Wenn du keine persönliche Bekehrung erlebst, gehst du ewig verloren!

Und wir?

Die zwölf Jünger haben den Herrn Jesus während seines öffentlichen Dienstes hier auf der Erde begleitet. Sie ließen alles zurück, um Ihm, dem Verachteten, nachzufolgen. Jetzt ist der Herr als verherrlichter Mensch im Himmel.

Doch auch heute sucht Er Menschen, die bereit sind, Ihm konsequent zu folgen. „Folge du mir nach“ ( Joh 21,22) – das ist der Ruf, den Er an jeden der Seinen richtet. Sind wir bereit, Ihm, der hier auf der Erde immer noch der Verworfene und Verachtete ist, als aufrichtige Jünger nachzufolgen?

Fußnoten

[1] „Synoptisch“ bedeutet „übersichtlich zusammengestellt“. Da "Matthäus, Markus und Lukas das Leben des herrn Jesus in solch einer geordneten übersicht beschreiben, nennt man sie „Synoptiker“. Johannes dagegen greift Einzelgeschehnisse heraus und berichtet nicht fortlaufend.