Bibel praktisch
Dorkas
Es wird in Gottes Wort nicht viel von Dorkas berichtet. Das wenige aber, das gesagt wird, ist beeindruckend. Wir können viel von dieser einfachen Jüngerin lernen.
Die Jüngerin
In Apostelgeschichte 9,36-43 finden wir den bemerkenswerten Bericht über diese Jüngerin Jesu. Sie ist die einzige Frau in der Bibel, die „Jüngerin“ genannt wird, wogegen das Wort Jünger – was aber an vielen Stellen beide Geschlechter meint – über 200 Mal im Neuen Testament vorkommt. Die ersten Frauen, die dieses Prädikat sicher auch verdient haben, waren diejenigen, die dem Herrn in Galiläa nachgefolgt waren und Ihm dienten (Mk 15,40.41). Es gibt noch eine weitere Frau, die in ähnlicher Weise wie Dorkas ausgezeichnet wird: Phöbe, eine Dienerin der Versammlung in Kenchräa (Röm 16,1). Sie ist die einzige, die Dienerin genannt wird. Nachfolge und Dienst sind zwei wesentliche Kennzeichen der Jüngerschaft, nicht nur für das männliche Geschlecht.
Die Gazelle
Lukas übersetzt für die nichtjüdischen Leser den aramäischen Namen von Tabitha: Dorkas, was Gazelle bedeutet; das tut er nicht umsonst. Die Gazelle ist ein reines Tier, das gespaltene Hufe hat und wiederkäut (5. Mose 14,5.6). Die gespaltene Hufen sind das Bild einer Lebensführung, die den Herrn ehrt; das Wiederkäuen ist ein Bild des Nachsinnens über das gelesene Wort Gottes. Hast du auch diese Kennzeichen? Darüber hinaus ist die Gazelle ein schnelles Tier (1. Chr 12,9; Spr 6,5). So wie die Helden Davids schnell für ihren König waren, so sollen wir schnell sein im Dienst für den Herrn; auch Abraham gibt uns hier ein gutes Beispiel (1. Mo 18,6-8). Andererseits aber sollten wir auch schnell auf der Flucht vor der Sünde sein, wie Joseph es war (1. Mo 39,12).
Die Jopperin
Joppe (das heutige Jaffa), im Alten Testament Japho genannt, war die zu Jerusalem gehörende Hafenstadt (2. Chr 2,15; Esra 3,7). Einst war Jona nach Japho hinabgegangen, um vor Gott und dessen Auftrag zu fliehen (Jona 1,3). Dorkas wohnte in Joppe, um dort dem Herrn zu dienen. Auch du wohnst an einem bestimmten Ort. Dienst du dort dem Herrn – zu Hause, am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, in der örtlichen Versammlung (Kirche/Gemeinde)? Der Dienst für den Herrn fängt immer am Wohnort an (Apg 1,8).
Die Reiche
Dorkas war reich an guten Werken und Almosen. Von den guten Werken, die wir tun sollen, hat schon der Herr gesprochen (Mt 5,16), und Gott hat sie uns zuvor bereitet (Eph 2,10). Wir sollen um solche Werke besorgt sein (Tit 3,8), dazu geschickt und bereit sein (2. Tim 3,17; Tit 3,1), eifrig und reich darin sein (Tit 2,14; 1. Tim 6,18), wie es von Dorkas, als erster und einziger überhaupt, bezeugt wird (vgl. 1. Tim 5,10). Die guten Werke sind der kostbarste Schmuck der Frauen (1. Tim 2,9.10). Almosen waren Gaben, die den Armen zugutekamen. Außer von Dorkas, die wahrscheinlich nicht vermögend war, lesen wir noch von Kornelius, der ein reicher Mann war, dass er den Armen gab (Apg 10,1.2). Unter dem Gesetz war es ein Gebot, dem Armen des eigenen Volkes zu helfen (5. Mo 15,7-11). In unserer Zeit sollen wir allen Gutes tun, am meisten aber den Gläubigen (Gal 6,10). Wie radikal ist die diesbezügliche Aufforderung des Herrn: „Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Geldbeutel, die nicht veralten, einen Schatz, unvergänglich, in den Himmeln, wo kein Dieb sich nähert und keine Motte verdirbt. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein (Lk 12,33.34). Dorkas gab reichlich. Einen solchen Geber hat Gott lieb (2. Kor 9,6.7). Was machst du mit deinem Geld?
Die Tätige
Dorkas übte die guten Werke aus und gab Almosen. Sie sprach nicht von diesen Dingen, sie tat sie (1. Joh 3,18). Jakobus war ein guter Menschenkenner. Er hatte festgestellt, dass viele nur fromm reden, aber nicht fromm sind. Dreimal fordert er, nicht nur ein Hörer des Wortes zu sein, sondern auch ein Täter (Jak 1,22.23.25). Wie vieles haben wir schon aus Gottes Wort gehört, aber wie wenig davon setzen wir praktisch um. Das war bei Dorkas anders.
Die Vermisste
Vom König Joram heißt es: „Er ging hin, ohne vermisst zu werden“ (2. Chr " "21,20). Nicht so bei Dorkas: Sie wurde schmerzlich vermisst. Die Tränen der Witwen zeigen, wie sehr die Verstorbene geschätzt worden war. Wenn du den Kreis der Geschwister, unter denen du lebst, durch einen notwendigen Ortswechsel verlassen müsstest, würde man dich vermissen oder nicht, oder wäre man gar froh darüber, dass du weg bist?
Die Schneiderin
Nun erfahren wir, was zumindest einen Teil ihrer guten Werke ausmachte: Dorkas hatte für die Witwen Kleidungsstücke angefertigt.
Offenbar verdiente sie ihr Geld, von dem sie auch die Almosen abzweigte, als Schneiderin. Das Anfertigen der Kleidungsstücke für die Witwen hat sie sich aber nicht bezahlen lassen, weil die Witwen damals meist arm waren (vgl. 1. Tim 5,16). Dorkas setzte also ihre Fähigkeiten zum Wohl der Gläubigen ein. Hast du dir schon einmal überlegt, welche Fähigkeiten du hast und wie du sie für den Herrn einsetzen könntest?
Es fällt auf, das alle Witwen weinten. Wir können also davon ausgehen, dass Dorkas allen Witwen die Kleider kostenlos angefertigt hat, nicht nur einzelnen von ihnen – etwa denen, die ihr sympathisch waren. In der Versammlung in Jerusalem war dagegen ein Teil der Witwen übersehen worden (Apg 6,1-6). Wie leicht kommt es vor, dass auch wir unsere Aufmerksamkeit nur einigen Geschwistern zuwenden und andere so gut wie gar nicht beachten. Wie oft führt eine solche Bevorzugung Einzelner auf Kosten Anderer zu einer Gruppenbildung unter den Gläubigen. Das kann schädliche Folgen haben. Dorkas Liebe galt allen Witwen gleichermaßen, auch darin ist sie uns ein leuchtendes Vorbild.
Die Schwester
Die Kleidungstücke hatte Dorkas angefertigt, als sie bei ihnen war. Diese Worte zeigen, dass die Schwester sich unter den Gläubigen aufhielt. Die, welche der Herr „die Seinen“ nannte (Joh 13,1), waren für Johannes und Petrus „die Ihren“ (Apg 4,23). Schätzt du die Gemeinschaft mit den Gläubigen auch so, und besuchst die Zusammenkünfte, wann immer es möglich ist? Wie viel versäumte Thomas, als er, aus welchen Gründen auch immer, nicht bei den anderen Jüngern war (Joh 20,24). Oder suchst du sogar die Gemeinschaft der Ungläubigen? Als Petrus einst bei solchen Menschen war, verleugnete er seinen Herrn, auch wenn er nicht ihre Gemeinschaft gesucht hatte (Joh. 18,18).
Die Zeitauskaufende
Dorkas hatte dem Herrn gedient, während sie bei den Gläubigen in Joppe war. Sowohl unsere „Lebenszeit“, um dem Herrn zu dienen, ist begrenzt, als auch die „Zeitanteile“, die wir an einem bestimmten Ort oder an einer bestimmten Aufgabe für Ihn einsetzen sollen. Wie wichtig ist der Aufruf des Herrn: „Handelt, bis ich komme“ (Lk 19,13), gerade in unseren Tagen, in denen wir den Herrn täglich erwarten dürfen. Paulus fordert sowohl die Epheser als auch die Kolosser auf, die gelegene Zeit auszukaufen (Eph 5,16; Kol 4,5). Mit gelegener Zeit meint Paulus nicht eine Zeit günstiger Umstände, denn er spricht von bösen Tagen. In solchen Tagen leben auch wir und sollen auch wir ein Zeugnis für die Ungläubigen sein. Vierzehn Mal wird der Faule in den Sprüchen erwähnt. Wer sich ein wenig selbst kennt, weiß, dass wir diese Anzahl an Erinnerungen nötig haben. Wir alle wollen doch vom Herrn einmal hören: „Wohl du guter und treuer "Knecht“ (Mt 25,21.23). Dann lasst uns wie Dorkas die Zeit nutzen.
Die Ledige
Die gesamte Schilderung der Begebenheit lässt darauf schließen, dass Dorkas unverheiratet war. Von den Unverheirateten schreibt Paulus, dass sie um die Dinge des Herrn besorgt sind (1. Kor "7,34). Wenn du schon älter und noch nicht verheiratet bist, so lass dich durch Dorkas ermuntern, diesen Stand nicht als ein bedauernswertes Schicksal anzusehen, sondern als eine Möglichkeit, in besonderer Weise dem Herrn zu dienen.
Die Auferweckte
Dorkas war gestorben und wurde wieder zum Leben erweckt. Dies wurde in ganz Joppe bekannt und hatte die Bekehrung vieler zur Folge. Wir sind mit Christus gestorben und auferweckt worden (Röm 6,8; Kol 3,1). Ist diese Tatsache auch von unserer Umgebung wahrgenommen worden? Wird das neue Leben an uns gesehen und sind wir für andere ein Wegweiser zum Herrn?
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