Bibel praktisch

Christen und Wunderheilungen

Wir können sicher nicht alles beurteilen, was auf diesem Globus „Wunderheilung“ genannt wird. Es ist auch so, dass bis heute manche Menschen auf wunderbare Weise gesund werden. Doch eine Frage bleibt: Was ist von den Wunderheilern heutzutage zu halten, die Menschen wie Magnete anziehen und damit werben, dass sie viele von ihren Krankheiten befreien? Es gibt „Heilungsgottesdienste“ – ist da Gottes Geist mächtig am Wirken? Oder ist das Schwärmerei oder gar Verführung?

Wir wollen anhand der Bibel einige Argumente überdenken, mit denen man beweisen möchte, dass die Gabe der Heilungen heute noch ausgeübt und in Anspruch genommen werden sollte.

Hat Gott sich verändert?

Man behauptet: „Wenn Gott zu biblischen Zeiten Wunder getan hat, dann wirkt Er sie auch heute. Denn es steht geschrieben: ,Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit‘“ (Heb 13,8).

Dieser Vers sagt nicht, dass der Herr immer dasselbe tut, sondern dass Er immer derselbe ist. Gott ist derselbe, aber Er wirkt auf verschiedene Art und Weise. So ließ Er die „damalige Welt“ im Wasser untergehen, während Er die „jetzige Erde“ durch Feuer zerstören wird (2. Pet 3,6.7). Und in der Ewigkeit, von der in Hebräer 13 geredet wird, wird es natürlich auch keine Wunderheilungen geben, denn es gibt dann gar keine Krankheiten mehr.

Wenn wir in der Bibel nach Wundern suchen, wird deutlich: Gott hat nicht zu jeder Zeit (gleich viel) Wunder gewirkt. Der erste Mensch, der durch Gottes Macht Wunder wirkte, war Mose, der vielleicht der erste Mensch war, der Inspiriertes geschrieben hat. Einige Hundert Jahre danach haben die Propheten Elia und Elisa viele Wunder getan. Von unserem Meister selbst werden zahlreiche Wunder berichtet, ebenso von seinen Aposteln. Wunder findet man häufig im zweiten und vierten Buch Mose, in Josua und Richter, im ersten und zweiten Buch der Könige, in den Evangelien und in der Apostelgeschichte. Ansonsten sind die Berichte über Wunder nach der Weisheit Gottes dünn gesät.

Es ist eine Tatsache, dass Gott nicht immer in gleicher Weise in das Geschehen auf der Erde eingreift. Wunder sind und bleiben etwas Außergewöhnliches. Geschähen sie fortwährend, würden sie ihren Zweck verfehlen und nicht mehr als Wunder erkannt werden.

Wie sah es bei den ersten Christen aus?

Es wird gesagt: Am Anfang der Christenheit geschahen Wunder und Zeichen. Es war eine Zeit der Kraft. Wenn sich heute Christen dem Wirken des Geistes Gottes öffnen, werden sie dieselben Wunder erleben. Die Anfangszeit der Christenheit ist Maßstab und Vorbild für uns!

Wir können viel von den ersten Christen lernen. Es ist gut, wenn wir die Apostelgeschichte lesen, um die Praxis unseres Glaubenslebens damit abzugleichen. Doch aus den Berichten der Apostelgeschichte kann man keine Lehre entwickeln. Es ist unnüchtern, wenn wir von unseren verschwitzten T-Shirts dieselbe Wirkung erwarten wie von den Schweißtüchern des Paulus, oder wenn wir davon ausgehen, dass alle gefangenen Gläubigen durch Engel befreit werden (Apg 19,11.12; 12,117). Das Verhalten der ersten Christen ist richtungweisend für uns, aber die Machterweisungen ihrer Zeit können wir nicht einfach in „die letzten Tage“ (2. Tim 3,1) übertragen. Sollte Gott heute durch Zeichen und Wunder das Siegel seiner Anerkennung auf eine Christenheit drücken, die voller Unmoral und falscher Lehren ist?

Gott wirkt am Anfang eines Heilszeitalters oft anders als an dessen Ende. Das sehen wir bei dem Volk Israel. Gott bewirkte große Zeichen durch Mose in Ägypten (vgl. 5. Mo 34,10-12) und führte sein Volk mit erhobenem Arm aus der Knechtschaft heraus. Während der Wüstenreise geschahen zahlreiche Wunder und auch bei der Eroberung des Landes Kanaan griff Gott auf übernatürliche Weise ein. Einmal standen sogar Sonne und Mond still, damit Israel seinen Kampf vollenden konnte. Das hat sich nicht wiederholt, wie die Schrift ausdrücklich sagt (Jos 10,13.14). Wunder geschahen später insgesamt nur noch selten (wenn man von der Wirkungszeit der Richter sowie Elias und Elisas absieht). Selbst in der Erweckung unter Josia, in der man sich neu auf die Vorschriften des Wortes Gottes besann, ereigneten sich keine Wunder. Als nach der Babylonischen Gefangenschaft einige Juden in das verheißene Land zurückkehrten, waren sie äußerlich durch Schwachheit gekennzeichnet. Machtdemonstrationen Gottes sucht man vergeblich in den Bibelbüchern, die diese Zeit beschreiben (Esra, Nehemia, Haggai, Sacharja, Maleachi). Dennoch wirkte der Geist in ihrer Mitte und das Wort Gottes bestand unter ihnen (Sach 4,6; Hag 2,5). Von Johannes dem Täufer schließlich, dem letzten und zugleich größten Propheten der „alten Haushaltung“, bezeugt die Schrift, dass er keine Zeichen tat (vgl. Mt 11,11; Joh 10,41). Er machte den Weg frei für den Herrn Jesus selbst, der viele Wunder tat und damit belegte, dass Er Gottes Sohn war.

Wenn Gott etwas Neues bewirkt oder einen Neuanfang schenkt, bekräftigt Er das oft durch Wunder. Als Israel den Jordan durchquerte und erstmalig Kanaan betrat, stießen sie auf das Bollwerk Jericho. Gott riss die Mauern dieser Stadt nieder und gab seinem Volk einen triumphalen Erfolg (Jos 6). Bei späteren Eroberungen zerstörten die Israeliten die Befestigungsanlagen selbst. Gott hatte am Anfang seine Macht besonders gezeigt, um sein Volk zu ermutigen und die Feinde zu demoralisieren.

Als die ersten Christen das Evangelium verkündigten, war das etwas Neues. Gott zeugte mit, indem Er die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschehen ließ (Heb 2,4; Heb 6,5 1 ). Jeder konnte erkennen: Das Neue ist wirklich von Gott! Die Bestätigung durch göttliche Wunder war auch wichtig, weil die christliche Lehre erst nach und nach im Neuen Testament niedergelegt und als Basis für die Evangelisation genutzt werden konnte. 2 Wir finden im Neuen Testament keine Zusage, dass die Wundergaben bis zum Wiederkommen Christi bleiben werden. Aber die Gaben, die für unsere geistliche Vollendung nötig sind, haben wir auch heute noch (Eph 4,12.13).

Was ist mit Markus 16,17.18?

In Markus 16,17.18 steht, dass denen, die glauben, Zeichen folgen werden: Sie werden im Namen des Herrn Dämonen austreiben, in neuen Sprachen reden, Schlangen aufnehmen, unbeschadet Tödliches trinken und Schwachen durch Händeauflegen Wohlbefinden geben. Bedeutet das, dass heute jeder Glaubende diese Zeichen erleben kann? Wir sollten einige Punkte sorgfältig erwägen:

  • Die Stelle enthält keine Verheißung, dass die Zeichen bis zur Vollendung des Zeitalters bleiben werden (vgl. Mt 28,20).
  • Direkt nach den Versen 17.18 wird lediglich gesagt, dass der Herr die Predigt der Apostel durch Zeichen bestätigte (Mk 16,20; vgl. 2. Kor 12,12).
  • Diese Stelle kann nicht bedeuten, dass alle Gläubigen Wunderkräfte haben. Denn der Apostel Paulus lehrte etwas anderes (1. Kor 12,10.28.29).
  • Wenn die Zeichen heute noch erlebt werden könnten, dann dürfte man auch das Aufnehmen von Schlangen und das Trinken von Tödlichem nicht einfach ausklammern!

Der Herr machte seinen Jüngern in Markus 16 deutlich, dass Zeichen nicht von seiner Gegenwart auf der Erde abhängig waren. Er würde vom Himmel aus wirken und Zeichen unter denen schenken, die der Verkündigung der Apostel glaubten. 3 Wir haben hier keine Verheißung, die allen Gläubigen zu allen Zeiten versichert, dass sie diese Zeichen erleben werden.

Was ist mit Jakobus 5,14-18?

In diesen Versen wird einem kranken Glaubenden geraten, die Ältesten zu sich zu holen, die dann mit ihm beten und ihn mit Öl salben werden. Es heißt dann: „Das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen“ (V. 15). Diese Verse werden auch immer wieder angeführt, um zu begründen, dass Wunderheilungen heute selbstverständlich sein müssten. Auch hier seien einige Punkte genannt, die man beachten sollte:

  • In Jakobus 5 geht es nicht um die Gnadengabe der Heilung, sondern um das Gebet des Glaubens.
  • Der Kranke geht nicht zu einem Wunderheiler, sondern er ruft die Ältesten zu sich.
  • Älteste sind Männer, keine Frauen. Frauen spielen aber in der charismatischen Bewegung mit ihren Wunderheilungen eine große Rolle.
  • Es wird eine schwerere Krankheit vorausgesetzt, denn die Ältesten kommen zu dem Kranken, der anscheinend bettlägerig ist.
  • Es ist wohl eine Krankheit, die auf ein besonderes Eingreifen Gottes zurückzuführen ist. Im Vordergrund steht die Zucht für Sünden (vgl. Hiob 33,15 ff.), obgleich das „wenn“ in Vers 15 auch andere Möglichkeiten offenlässt.
  • Sowohl der Kranke als auch die Ältesten erkennen, warum die Krankheit von Gott geschickt wurde. Der Kranke ist bereit, seine Schuld zu bekennen. Wenn die Ältesten im Glauben beten, erfolgt Heilung (auch der Kranke muss Glauben haben, aber das wird nicht betont).
  • Der Kranke wird mit Öl, dem Universalheilmittel damaliger Tage, gesalbt. Das macht auch klar: Die Stelle verbietet nicht medizinische Hilfe.
  • Es wird nicht von einer sofortigen wundersamen Heilung gesprochen, sondern davon, dass der Herr – vielleicht sogar mittels Medizin – aufrichtet.

Es wird, denke ich, deutlich, dass diese Stelle wenig mit den Wunderheilungen heute gemeinsam hat. Bedeutet das, dass Jakobus 5 nicht mehr praktiziert werden kann? Nein, das bedeutet es nicht. Man kann aber nur Heilung erwarten, wenn alle Beteiligten erkennen, warum Gott die Krankheit gesandt hat, und wenn man weiß, dass Er sie jetzt wegnehmen will. Auf das Gebet des Glaubens hin richtet der Herr dann auf.

Jakobus verweist in diesem Zusammenhang auf Elia, der um eine jahrelange Trockenheit und um einen plötzlichen Regen „erfolgreich“ gebetet hat (Jak 5,17). Dass es sich hierbei um etwas Außergewöhnliches handelte, liegt auf der Hand. Und die Aufrichtung von der Krankheit, wie sie in Jakobus 5 beschrieben wird, ist gewiss auch keine alltägliche Sache – schon gar nicht in den Tagen des Niedergangs, in denen wir heute leben.

Gibt es nicht viele Heilungserlebnisse?

Immer wieder wird darauf verwiesen, dass es viele Menschen gebe, die von Wunderheilern gesund gemacht worden seien. Dazu ist zu sagen, dass es viele gibt, die nicht geheilt wurden, obwohl sie Heilungsgottesdienste besucht haben. 4 Das kann man nicht einfach mit einem schwachen Glauben begründen, wie es oft geschieht. Malchus, der zu den Feinden des Herrn gehörte, hatte offensichtlich gar keinen Glauben, und doch heilte der Herr sein Ohr, das Petrus abgeschlagen hatte (Lk 22,50.51; Joh 18,10). Nachdenklich stimmt auch, dass die Heiler auch selbst krank werden und an ihren Krankheiten sterben. 5 Was die Heilungsberichte betrifft, möchte ich Folgendes zu bedenken geben:

  • Oft geht es um Heilungen, die schwer nachgewiesen werden können (Befreiung von Kopfschmerzen, Rückenschmerzen usw.). Dass fehlende Körperteile wieder angefügt werden (so wie bei Malchus), wird nicht beobachtet.
  • Nicht selten werden Krankheiten geheilt, bei denen die Psyche eine ausschlaggebende Rolle spielt. Mir erzählte eine Christin, dass sie auf wunderbare Weise von der Magersucht befreit worden sei. Dass das aber nicht mit einer „Gabe der Heilung“ verbunden werden muss, liegt auf der Hand.
  • Der Placeboeffekt ist nicht zu unterschätzen: Man meint, dass es besser werden muss, wenn man den Heiler XY aufsucht – und dann ist es auch so …
  • In der aufgepeitschten Atmosphäre einer Heilungsveranstaltung wirkt die Suggestionskraft des Heilers. Die emotional aufgewühlten Teilnehmer können sich nicht mehr auf den Beinen halten, werden von Wärme durchflutet, geraten in Trancezustände – und vergessen ihre Schmerzen. Allzu schnell spricht man dann von Heilung.
  • Unser Organismus verfügt über Selbstheilungskräfte. Manch vermeintliche Wunderheilung ist nur ein körperlicher Genesungsprozess.
  • In der Medizin kennt man spontane Heilungen, die unerklärlich sind (zum Beispiel bei Krebs). Sie treten auch bei Menschen auf, die dem Glauben ablehnend gegenüberstehen.
  • Erwiesen ist auch, dass es bei den Heilungsveranstaltungen zu Betrügereien gekommen ist. Menschen, die kerngesund waren, saßen in Rollstühlen und hatten natürlich keine Mühe, zum richtigen Zeitpunkt aufzuspringen.

Auf diese Weise können meines Erachtens die meisten der vermeintlichen Wunder erklärt werden. Viele haben – wie der bekannte Chirurg Dr. William Nolen – nach echten Heilungswundern intensiv gesucht, aber keine gefunden. Wir stehen vor einem Berg der Einbildung und Täuschung. Manche sagen rasch, wenn sie von Wunderheilungen hören, dass diese vom Teufel gewirkt sind. Abgesehen davon, dass oft keine echten Heilungen nachgewiesen werden können, sollte man bedenken, dass die Schrift kein Beispiel dafür liefert, dass der Teufel und seine Dämonen geheilt haben. Wir lesen davon, dass die Diener Satans Plagen nachgemacht und Zauberei getrieben haben (2. Mo 7,22; 8,3; Apg 8,4 ff.) und dass der Antichrist „Zeichen und Wunder der Lüge“ tun und „Feuer vom Himmel“ fallen lassen wird (2. Thes 2,9; Off 13,13). Aber von Heilungen lesen wir nichts. Als der Herr Jesus einen Blindgeborenen geheilt hatte und viele lästerlich sagten, dass Er einen Dämon habe, fragten einige Juden: „Diese Reden sind nicht die eines Besessenen; kann etwa ein Dämon der Blinden Augen auftun?“ (Joh 10,21). War die Frage nicht berechtigt? In Stellen wie 5. Mose 32,39 und Hiob 5,18 wird die Macht der Heilung Gott zugesprochen. Damit kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass der Teufel heilen kann (wenn es am Ende seinen zerstörerischen Absichten dient), aber es zeigt doch, dass wir mit diesem Erklärungsversuch sehr behutsam umgehen müssen.

Weitere Überlegungen

Die folgenden Überlegungen sollen weitere Fragezeichen hinter die Wunderheilungen in der charismatischen Bewegung setzen:

  • Wunderheilungen, die im Neuen Testament berichtet werden, geschahen an solchen, die nicht an den Herrn Jesus glaubten. Es wird nirgends ausdrücklich gesagt, dass eine gläubige Person geheilt wurde. Wieso erwarten dann viele Gläubige heute Heilung?
  • Die Kranken, die dem Herrn Jesus vertrauten, wurden vollständig und sofort geheilt (Mt 4,23.24; 8,16; 9,35; 12,15; 14,14.35; Mk 1,32-34.39; 6,55.56; Lk 4,40.41; 9,11; Joh 6,2). Es geschah nicht das, was man heute findet: Krankheiten werden im Voraus als unheilbar ausgeklammert, Heilungen missglücken oder geschehen über einen längeren Zeitraum hinweg in Etappen. Zwar heilte der Herr in drei Fällen auch nicht direkt, aber dabei handelte es sich nicht um schleppende Genesungsprozesse (Mk 8,22–26; Lk 17,11-19; Joh 9,1-7).
  • Wunder der Heilung stehen heute sehr im Vordergrund; aber warum spricht man nicht auch von den Wundern des Gerichts (vgl. Apg 5,5.10; 13,11)? Wenn Wunderkräfte wirken, könnte man dann nicht auch die plötzliche Stillung eines Sturms oder andere „Naturwunder“ erwarten, die leicht nachprüfbar wären?
  • Der Herr und die Apostel haben den Schwerpunkt nicht auf Heilung von Kranken gelegt. Das Wort Gottes stand allezeit im Mittelpunkt; die Zeichen bestätigten das Wort (Heb 2,4). Manches Mal verbot der Herr sogar, über Wunder zu reden (Mt 9,30; Mk 7,36 etc.). Welcher Glaubensheiler heute würde schweigen, wenn ein echtes Wunder geschähe? Und wie wichtig ist die Verkündigung der ganzen biblischen Botschaft? Zeigt sich zuweilen nicht große Unkenntnis über die Gedanken Gottes?
  • Wunder der Heilung werden oft als notwendig erachtet, damit Ungläubige auf das Evangelium aufmerksam werden. Doch wie viele mögen wohl schon durch Schwärmerei und falsche Behauptungen abgeschreckt worden sein? Überdies dürfen wir die Wirkung von Wundern nicht überschätzen. Der Pharao in Ägypten hatte viele Wunder gesehen und doch sein Herz verhärtet. Und dem reichen Mann im Hades, der wollte, dass ein aus den Toten auferstandener Lazarus seine Brüder warnte, wurde gesagt: „Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht“ (Lk 16,31). Ja, würden Wunder in unserer Zeit nicht dahin führen, dass die überragende Bedeutung des Wortes Gottes noch stärker verdrängt würde?
  • Heilungen werden auch von den unterschiedlichen Religionen, Esoterikern und Sekten beansprucht. Die Heilungsberichte ähneln nicht selten den Berichten von christlichen Heilungsdienern. Wie ist das zu erklären?
  • In den letzten Jahren erlebt man eine Welle des Irrationalen, Mystischen und Okkulten. Passen in diese ungute Linie nicht Lehren und Praktiken, die sehr stark das Gefühl ansprechen?

Wir leben in einer Zeit, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt und sich zu den Fabeln (Mythen) hinwendet. Es kommt deshalb mehr denn je darauf an, am Wort Gottes festzuhalten und nüchtern in allem zu sein (2. Tim 4,3.5). Ist das bei uns der Fall, dann werden wir aktuelle Strömungen richtig beurteilen und uns nicht von fremden Lehren fortreißen lassen. Gleichzeitig werden wir, wenn wir von verkehrten Dingen Abstand nehmen, dies in der rechten Gesinnung tun und uns nicht lieblos über Glaubensgeschwister stellen.

Was ist nun zu tun, wenn wir krank werden? Wir brauchen nicht zu Wunderheilern zu gehen, die uns das Blaue vom Himmel versprechen. Der Trost aus dem Himmel, der das Krankenlager „umwandelt“, ist uns lieber (Ps 41,4). Diesen Trost wollen wir auch solchen bringen, die krank sind. Wir heilen sie nicht, aber wir besuchen sie (vgl. Mt 25,36).

Gerrid Setzer

 

1 Man beachte, dass in Hebräer 2,4 die Vergangenheitsform verwendet wird („mitzeugte“) und dass die Wunderwerke in Hebräer 6,5 als charakteristisch für ein noch kommendes Zeitalter bezeichnet werden.

2 Interessant ist hier das Zeugnis der sogenannten Kirchenväter. Johannes Chrysostomos (347–407) schrieb: „Am Anfang gab der Heilige Geist die außerordentlichen Gaben, … denn damals waren sie nötig zur Bekräftigung der christlichen Lehre. Aber jetzt werden sie nicht mehr gegeben, da die christliche Lehre so befestigt ist, dass sie diese Stütze nicht mehr nötig hat“.

3 In einer ausführlichen Studie über Wunder in der Kirchengeschichte heißt es: „Es finden sich wenige oder gar keine Zeugnisse von Wunderwirkungen in den ersten fünfzig Jahren der nachapostolischen Kirche“ (B. B. Warfield, Counterfeit Miracles).

4 Ein bekannter Wunderheiler legte ungefähr 70.000 Menschen im Jahr die Hände zur Heilung auf. Nicht einmal 0,5% davon gaben überhaupt an, geheilt worden zu sein.

5 So starb beispielsweise die Heilungsdienerin Ruth Carter Stapleton an Krebs, nachdem sie jede Therapie verweigert