Bibel praktisch
Wahre Freundschaft
Der höchste Adel ist es, vom Herrn Jesus „Freund“ genannt zu werden. Wir finden diese Bezeichnung mehrfach in den Evangelien. Der Herr Jesus nennt z.B.: die Jünger „meine Freunde“ (Lk 12,4; Joh 15,14). Auch Lazarus aus Bethanien trägt diesen besonderen Titel (Joh 11,11). Martin Luther hat einmal gesagt: „Gott zum Freund zu haben ist tröstlicher denn aller Welt Freundschaft.“
In diesem Artikel soll es jedoch nicht um dieses höchste Band der Freundschaft gehen, sondern um Freundschaften, die wir hier auf dieser Erde schließen und pflegen.
Freundschaft im Licht der Bibel
Beim Lesen der Bibel fällt auf, dass das Wort „Freundschaft“ nur einmal vorkommt. Und das nicht einmal im positiven Sinn. Jakobus spricht in seinem Brief (Kapitel 4,4) von der Freundschaft mit dieser Welt. Das Wort „Freund“ oder „Freundin“ kommt hingegen mehrmals vor. Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen „guter“ Freunde, die für uns richtungweisend sind. Dazu zählen z.B.:
- David und Jonathan (1. Sam 18 ff.)
- Daniel und seine Freunde (Dan 1 und 2)
- Die Tochter Jephtas und ihre Freundinnen (Ri 11)
Es gibt aber auch warnende Beispiele von „schlechten“ Freundschaften, denen wir besser nicht folgen. Dazu zählen z.B.
- Juda und Hira (1. Mo 38)
- Amnon und Jonadab (2. Sam 13)
- Pilatus und Herodes (Lk 23)
Die Freundschaft mit dieser Welt ist und bleibt Feindschaft gegen Gott. Gott trennt Licht immer von Finsternis. Er will nicht, dass wir eine Freundschaft mit dieser Welt pflegen.
Beim Lesen der Bibel fällt weiter auf, dass an keiner Stelle von einer „freundschaftlichen Beziehung“ zwischen einem Jungen und einem Mädchen (oder einem Mann und einer Frau) außerhalb der Ehe gesprochen wird. Über dieses Thema wollen wir trotzdem im nächsten Heft von „Folge mir nach“ nachdenken, weil es wichtig ist. Wenn die Bibel aber von „Freunden“ spricht, dann entweder unter Männern oder unter Frauen. Diesen Gedanken wollen wir deshalb als Erstes aufgreifen.
Vier Ebenen von Beziehungen von Menschen
Als Menschen sind wir aufeinander angewiesen. Niemand schafft es wirklich, dauerhaft ohne Beziehungen zu leben und dabei nicht irgendwie „komisch“ und „sonderbar“ zu werden. Nicht jede Beziehung ist dabei gleich eine echte Freundschaft. Wir können (die Ehe an dieser Stelle bewusst einmal ausgenommen) vier Ebenen von Beziehungen unterscheiden, in denen wir zu anderen Menschen stehen. Mit jeder Ebene nimmt die Intensität der Beziehung zu:
a) Die Bekanntschaft: Man kennt sich flüchtig und hat gelegentliche Kontakte. Es findet Kommunikation über alltägliche Dinge statt. Solche Bekanntschaften kennen wir in der Schule, im Berufsleben, in der Nachbarschaft usw.
b) Die allgemeine Freundschaft: Man kennt sich besser und verfolgt in einem gewissen Sinn gemeinsame Interessen und Aktivitäten, weil man in Beruf oder Schule eng zusammenarbeitet. Auch solche Bekanntschaften kennen wir in den oben genannten Bereichen.
c) Die gute Freundschaft: Man kennt sich gut. Man hat gemeinsame Lebensanschauungen und Ziele. Man ist bemüht, viel gemeinsam zu tun. Wir erkennen sofort, dass es für einen Christen unerlässliche Voraussetzung ist, dass ein „guter“ Freund ebenfalls eine Lebensbeziehung zu dem Herrn Jesus hat. Mit einem Ungläubigen hat man keine gemeinsamen Lebensanschauungen und Ziele.
d) Die wahre (enge, echte) Freundschaft. Man kennt sich sehr gut. Man verbringt viel Zeit miteinander. Man öffnet sich dem anderen und ist bereit, einander zu korrigieren. Ein wahrer Freund kennt auch die Schwächen des anderen und bleibt trotzdem ein Freund. Gerade das kennzeichnet eine echte Freundschaft. Auch hier ist eine gemeinsame Lebensbeziehung zu dem Herrn Jesus natürlich unerlässliche Voraussetzung.
Der Freund liebt zu aller Zeit
Ich wünsche dir echte Freundschaften. Nicht so oberflächliche, sondern solche, die wirklich tief gehen. Echte Freundschaft beruht auf Zuneigung, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Sie setzt Selbstlosigkeit voraus. Freundschaft bedeutet nicht, dass du versuchst, den anderen für deine Ziele auszunutzen oder gar zu instrumentalisieren. Das Beispiel von David und Jonathan macht das sehr deutlich. Es lohnt sich, diese Geschichte in Ruhe zu lesen und darüber nachzudenken.
Einem Freund gegenüber kannst du dich öffnen. Mit einem Freund tauscht man nicht nur Gedanken und Fakten aus, sondern bewertet sie auch. Wahre Freundschaft betrifft die Bereiche „Geist“ und „Seele“. Mit einem Freund kannst du einen engen geistigen und geistlichen Austausch pflegen. Mit einem Freund kannst du zusammen die Bibel lesen und Gebetsgemeinschaft haben. Einem Freund wirst du auch im gewissen Sinn Einblick in dein Inneres (deine Seele) geben. Ein Freund soll merken, wie du wirklich „tickst“. Allerdings ist wichtig, dass der Bereich „Körper“ in einer Freundschaft außen vor bleibt. Nach den Gedanken Gottes bleibt dieser Bereich der Ehe vorbehalten. Eine wirkliche Einheit nach Geist, Seele und Leib kann man nur in der Ehe werden. In diesem Sinn erlaubt die Bibel keine „gleichgeschlechtlichen Freundschaften“.
Freunde zu gewinnen ist übrigens eine aktive Angelegenheit. Freunde gewinnst du, indem du zuerst selbst ein guter Freund bist. Du kannst nicht warten, bis andere auf dich zukommen, sondern musst selbst aktiv werden und in „Vorleistung“ treten.
Freundschaft zu pflegen, ist ebenfalls eine aktive Angelegenheit. Ob du einen guten Freund behältst, hängt in starkem Maß von dir selbst ab. Da die Pflege einer Freundschaft eine „Investition“ ist (z.B. auch in Zeit), spricht die Bibel davon, dass man nicht „viele“ echte Freundschaften parallel unterhalten kann. Salomo schreibt: „Ein Mann vieler Freunde wird zugrunde gehen; doch es gibt einen, der liebt und anhänglicher ist als ein Bruder“ (Spr 18,24).
Bindendes und tragendes Element einer echten Freundschaft ist die Beziehung beider Seiten zum Herrn Jesus. Das machen die beiden Zitate von Chapman und Darby deutlich. Du solltest sie noch einmal in Ruhe überdenken. Wenn du meinst, du könntest mit deinem Freund nicht über Gott und den Herrn Jesus reden, dann fang doch mal erst damit an, mit Gott und dem Herrn Jesus über deinen Freund zu reden. Vielleicht erlebst du dann eine Überraschung.
Ich wünsche jedem Leser dieses Artikels, dass er einen solchen echten Freund/ eine solche echte Freundin hat und die Beziehung zu ihm/ihr pflegt. Oft beginnen solche Freundschaften in der Jugendzeit und halten ein Leben lang.
Ernst-August Bremicker
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