Jesus Christus
Jesus, der gute Hirte
Der Titel „der gute Hirte“ kommt nur in Johannes 10 vor und bezieht sich nur auf den Herrn Jesus. Es ist in der Schrift öfter von Hirten oder Hirtendienst die Rede. Doch es gibt nur einen einzigen, der der gute Hirte genannt wird: unser Herr. Es hat Hirten gegeben, die in ihrem Dienst versagt haben wie die Hirten Israels in Hesekiel 34. Hier haben wir jedoch denjenigen, der in seinem Dienst niemals gefehlt hat und der mit vollem Recht der gute Hirte genannt werden kann. In einem Gleichnis (Vers 1-6) und in einer Erklärung (ab Vers 7) skizziert der Herr Jesus ein großartiges Bild von sich als dem guten Hirten – und von seinen Schafen. Übrigens: Das Bild des Hirten ist nichts Romantisches – es geht um Kraft und Herrschaft (Jes 40,10)!
Der gute Hirte – nicht Dieb, sondern Eigentümer
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in den Hof der Schafe eingeht, sondern woanders hinüber steigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür eingeht, ist Hirte der Schafe. Diesem öffnet der Türhüter und die Schafe hören seine Stimme, und er ruft seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie heraus (Vers 1-3).
Der Schafshof früher im Orient hatte eine Umzäunung. Diese ist ein Hinweis auf das Gesetz, das die Israeliten von den anderen Menschen abgrenzte. In Matthäus 21 haben wir einen ähnlichen Gedanken. Der Hausherr, der einen Weinberg pflanzte, setzte einen Zaun darum (Mt 21,33). Nun gab es Menschen, die über diese Umrandung hinüberstiegen, um zu den Schafen zu gelangen. Sie werden Diebe und Räuber genannt. Der vorherige Text (Joh 9,39-41) macht deutlich, dass dies die Pharisäer waren, die sich widerrechtlich Macht über die Juden aneigneten, indem sie sich auf Moses Stuhl gesetzt hatten (Mt 23,2).
Jetzt kommt jedoch in der Person des Herrn Jesus der Hirte Israels selbst (Ps 80,2) zu seinem Volk. Wie wird Er eintreten? In Vers 3 ist von dem Türhüter die Rede. Das ist ein Bild vom Heiligen Geist. Er hat dem Herrn Jesus als dem Messias Israels den Weg bereitet, indem Er Christus durch die Propheten und durch Johannes den Täufer ankündigen ließ. Auf diesem vorbereiteten, „legalen“ Weg der Schriften kommt Christus nun als der gute Hirte. Da längst nicht alle „Schafe“, die Juden, sich Ihm innerlich unterwarfen, rief Er nun nur seine eigenen Schafe mit Namen heraus – in die christliche Freiheit (s. Vers 10).
Der Herr führte diejenigen, die an Ihn glaubten, besonders zu Beginn der christlichen Epoche, aus dem Judentum mit seinen nur noch äußerlichen Formen heraus. Sie sind nun Schafe des guten Hirten geworden und folgen Ihm.
Der gute Hirte – Attraktion für alle echten Schafe
„Die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen“ (Vers 4).
Je mehr diese jungen Schafe damals und wir heute auf die Stimme des guten Hirten hören, umso mehr lernen wir
Ihn und seine Stimme kennen. Schafe besitzen keinen Orientierungssinn und sind deshalb auf den Hirten angewiesen. Doch sie erkennen die Stimme ihres Hirten und können ihm folgen. Damit wir als die Schafe des guten Hirten seine Stimme kennen, müssen wir Gemeinschaft mit Ihm pflegen. Dafür hat Er uns das Gebet gegeben – darin dürfen wir zu Ihm reden. Und wir haben sein Wort – da redet Er zu uns. Wenn wir in dieser Gemeinschaft mit Ihm leben, dann sind wir auch in der Lage, seine Stimme zu kennen. Unter verschiedenen Stimmen, die wir vernehmen, können wir dann die Stimme unseres guten Hirten erkennen. Nur bei Ihm sind wir sicher und gut aufgehoben.
Der gute Hirte – Segen in Überfluss
„… wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und ein- und ausgehen und Weide finden“ (Vers 9).
Hier haben wir besondere Segnungen, die uns zeigen, was der Herr für uns tut. Der gute Hirte rettet seine Schafe, indem Er sein Leben für sie eingesetzt hat. Dann schenkt Er eine neue, großartige Freiheit („ein- und ausgehen“), die sich aus dem Gehorsam Ihm gegenüber speist (Joh 15,14). Schließlich gibt Er uns Nahrung für unser Inneres: „… und Weide finden.“ Er hat nicht nur dafür gesorgt, dass wir ewiges Leben bekommen konnten, sondern Er sorgt auch weiter für unser geistliches Wohl. Dafür haben wir das Wort Gottes. Darin dürfen wir Nahrung für das neue, das ewige Leben finden. Unserem Herrn geht es darum, dass wir wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus (2. Pet 3,18).
Der gute Hirte – Hingabe in Liebe
„Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. … und ich lasse mein Leben für die Schafe“ (Vers 11.15).
Hier haben wir den besten Beweis dafür, dass Er der gute Hirte ist. Er liebt seine Schafe so sehr, dass Er bereit war, sein Leben für sie einzusetzen. Es ist ihm nicht zu viel, sein Leben für die Schafe zu geben. Mehr konnte er nicht bezahlen.
Der gute Hirte – wechselseitige Kenntnis
„Ich bin der gute Hirte, und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen, wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne“ (Vers 14.15).
Der Herr Jesus kennt seine Schafe, d. h. Er kennt jedes einzelne Schaf mit Namen und weiß, wo es sich befindet.
Dann gibt Er noch eine großartige Perspektive für die Gemeinschaft der Gläubigen: Die
Seinen kennen ihren Hirten genauso gut, wie der Vater Ihn kennt und Er den Vater! Unglaublich, aber wahr. Jeder, der ewiges Leben besitzt, besitzt damit sozusagen den Herrn Jesus selbst und kennt Ihn daher grundsätzlich auch so gut. Sollte das nicht ein Ansporn sein, dass wir uns mehr seine Sichtweisen zu Eigen machen, mehr nach seinen Gedanken fragen?!
Eine Herde und ein Hirte
„Und es wird eine Herde und ein Hirte sein“ (Vers 16).
Der gute Hirte wusste, dass Ihm auch Schafe gehören, die sich nicht in dem soeben beschriebenen Hof befanden. Damit sind die Gläubigen aus den Nationen gemeint: diejenigen, die keine Verbindung zu Israel besitzen und nicht dort hineingeboren sind. Der gute Hirte sagt: „Auch diese muss ich bringen, und sie werden meine Stimme hören und es wird eine Herde und ein Hirte sein.“ Diese eine Herde besteht seit Pfingsten (Apg 2) aus Erlösten aus den Juden und aus den Nationen. In dieser Herde gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Jude und Nichtjude. Sie gehören zusammen.
Der Hirte – seine Schafe unter seinem Schutz
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir“ (Vers 27).
Jesus spricht nicht einfach von diesen Schafen, sondern von seinen Schafen. Hier ist das Wort „meine” stärker betont. So sehr identifiziert Er sich mit ihnen, dass Er sie „meine Schafe” nennt. Das darf jeder Einzelne für sich persönlich nehmen. Wenn du Ihm gehörst, dann bist du einer von denen, die der Herr hier „meine Schafe” nennt. So sehr liebt Er dich.
Der gute Hirte – Garant für ewige Sicherheit
„Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit“ (Vers 28).
Dem guten Hirten wurden die Schafe vom Vater anvertraut. Von denen, die der Vater Ihm gegeben hat, hat Er keins verloren (Joh 17,12; 18,9). Das ewige Leben garantiert ewige Sicherheit. Er selbst ist dieses ewige Leben und auch derjenige, der es zu geben vermag. So wertvoll sind Ihm seine Schafe, dass Er sie nie mehr verloren gehen lässt.
Jedes einzelne Schaf ist Ihm vom Vater gegeben worden. Der Vater wusste, dass sie dort gut aufgehoben sind. Eine bessere Garantie kann es nicht mehr geben: „Und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat ist größer als alles und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins (Vers 28-30).
Es heißt hier, dass der Vater größer ist als alles. Wenn die Schafe also wieder verloren gehen könnten, dann würde das bedeuten, es gäbe etwas, das größer wäre als der Vater, und genau das gibt es nicht. Ist der Vater auch größer als der Teufel? Ja! Der Vater ist größer als alles. Deshalb können weder der Teufel noch der Tod noch die Hölle diese Schafe aus seiner Hand rauben.
Schätzen wir den guten Hirten und seine Liebe zu uns so, dass wir auf seine Aussagen und Zuwendungen auch Taten der Hingabe und der Zuneigung folgen lassen?
Daniel Backhaus
Literaturhinweis: Seibel, Manuel: Jesus Christus, unser Hirte (Folge mir nach
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