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Hilfe Kritik - wie gehen wir Gott gemäß damit um?
Nein, es handelt sich bei diesem Artikel nicht um einen allgemeinen Ratgeber, wie man kritikfähig wird. Davon gibt es wahrscheinlich mehr als genug. Aber auch Christen werden mit Kritik konfrontiert. Kritik an ihrem Verhalten, an ihren Worten, an ihrem Erscheinungsbild. Wie gehen wir damit Gott gemäß um?
Kritische Kommentare erleben wir alle
„Wie siehst Du denn schon wieder aus? Das passt aber nicht zu der Gegenwart des Herrn Jesus!“ „Der soeben von unserem jungen Bruder geäußerte Gedanke ist sicher gut gemeint gewesen. Aber er passt in diesen Abschnitt nicht hinein.“ „Jetzt hat er/sie sich schon wieder etwas Neues einfallen lassen. Bei ihm/ihr ist man aber auch nie vor Überraschungen sicher.“
Das sind drei nicht ganz seltene Kommentare, die einem jungen Bruder oder einer jungen Schwester begegnen können. Manchmal mögen junge Christen direkt auf eine solche Weise angesprochen werden. Zuweilen bekommen sie davon nur durch Zufall etwas mit – es wurde nämlich hinter ihrem Rücken so gesprochen. Wie man Gott gemäß und geistlich mit solchen Äußerungen umgeht, darüber sollte man sich im Vorfeld klar bewusst werden.
Manchmal sind solche Bemerkungen inhaltlich zutreffend, manchmal aber auch unberechtigt. Diese Frage kann man jedoch in dem Moment, in dem man von einer Kritik erfährt, oft gar nicht beantworten. Man ist zu sehr persönlich betroffen, als dass man in der Lage wäre, in annähernd objektiver Weise beurteilen zu können, ob man sich richtig verhalten oder ausgedrückt hat.
Nehmen wir das Beispiel einer Wortbetrachtung, wo sich ein junger Bruder mit gutem Gewissen und sogar gut vorbereitet beteiligt hat. Aber hat er wirklich genau das gesagt, was er sagen wollte? Hat er vielleicht einen Gedanken übersehen, den man zumindest der Vollständigkeit halber hätte erwähnen können? Hat er sich in diesem Fall in einer eigenen Überlegung verrannt? Um das nüchtern beurteilen zu können, bedarf es einigen Abstands, den man während der laufenden Wortbetrachtung einfach nicht hat.
Eine andere Frage ist, wie man als älterer Bruder mit jüngeren Brüdern, mit einer anderen Auffassung und mit einer vielleicht bislang nicht gekannten Auslegung umgeht. Oder wie eine ältere Schwester einer jüngeren weiterhelfen kann, ohne sie zu verletzen. Da diese Frage nicht Gegenstand eines Artikels für junge Christen sein kann, an dieser Stelle nur die folgende Bemerkung: Je jünger der Gläubige ist, der von einer gläubigen Person kritisiert werden soll, um so vorsichtiger wird wohl die Ermahnung ausfallen. Denn Ziel ist es zu gewinnen und nicht abzuschrecken. Voraussetzung ist, dass die Kritik wirklich berechtigt ist und nicht einfach durch Sympathie oder persönliche Ansichten ausgelöst wird, die man nicht verallgemeinern kann.
Wir reagieren alle auf Kritik – nur wie?
Es gibt Menschen, die sehr empfindlich auf Kritik reagieren. König Joas von Juda ist dafür ein Beispiel. Er hatte längere Zeit durch die Hilfe des Hohenpriesters Jojada wirklich gottesfürchtig gelebt. Nach dessen Tod aber ließ er sich auf schlechte Berater ein, so dass er und das Volk die Gebote des Herrn übertraten. Als er durch einen Propheten, Sekarja, den Sohn Jojadas, darauf hingewiesen wurde, brauste er offensichtlich auf und ließ den Kritiker kurzerhand umbringen (2. Chr 24,21.22).
Auch wenn keiner von uns eine derartige Skrupellosigkeit wie der König Joas haben dürfte, können auch wir mit Worten jemanden sehr bedrängen, der uns kritisiert. Denn mit Worten kann man ebenfalls sehr gewalttätig reagieren. Und wer wortgewandt ist, kann sich bösartig rächen, so dass jede kritische Stimme verstummt. Das heißt natürlich nicht, dass wir jede Kritik wortlos entgegennehmen müssen. Wir werden versuchen, den anderen zu verstehen bzw. mit ihm über seine Kritik zu reden. So sind wir leichter in der Lage, aus der Kritik zu lernen.
Aber Kritik kann eben auch unberechtigt sein, sowohl was den Inhalt als auch was die Form betrifft. Man will sich und anderen Gesetze auferlegen, was Worte und Verhalten betrifft, die ganz unberechtigt sind. Aber das ist die Verantwortung desjenigen, der kritisiert. Wir, die wir kritisiert werden, müssen uns fragen, wie wir darauf reagieren. „Gegengewalt“ – auch nur mit Worten – ist keine geistliche Reaktion.
Fünf Vorschläge für eine angemessene Reaktion auf Kritik
Dazu möchte ich ein paar Hinweise geben:
- Wir müssen überhaupt bereit sein, uns der Kritik zu stellen. Wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen, werden unsere Worte und unser Äußeres durch andere beurteilt. Diesem Urteil müssen wir uns stellen. Wer sich zum Beispiel in örtlichen oder überörtlichen Zusammenkommen beteiligt, muss bereit sein, sich der öffentlichen Beurteilung zu stellen. Sonst sollte er lieber schweigen.
Ein positives Beispiel hierfür ist Apollos. In Apostelgeschichte 18 lesen wir, dass er in Korinth mit brennendem Herzen das Wort redete und lehrte. An diesem Ort gab es ein Ehepaar, Priszilla und Aquila, die als Freunde des Apostel Paulus durch ihn sehr gut unterwiesen waren. Sie merkten schnell, dass Apollos in guter Gesinnung predigte, dass ihm aber der Weg Gottes noch nicht ausreichend bekannt war. Sie besaßen die Weisheit, Apollos nicht in der Öffentlichkeit zurechtzuweisen, sondern luden ihn nach Hause ein. Dort stellte sich Apollos der „Kritik“, wenn man das so bezeichnen darf, und scheint sie auch ohne Widerstreben angenommen zu haben. Und sicher ist ihm das nicht schwer gefallen, weil die Korrektur in einer taktvollen Weise angebracht wurde.
- Zuhören: Als Kritisierter steht man leicht in der Gefahr, sofort zu antworten und die Kritik zurückzuweisen, vielleicht auch, sich zu rechtfertigen. Das aber ist der falsche Weg. Wir sollten uns die Kritik erst einmal anhören (vgl. z.B. Jak 1,19). Wir sollten auch versuchen, zu verstehen, was konkret gesagt wird. Wir können nämlich sehr leicht nur mit einem Ohr zuhören und überhören vielleicht, dass neben der Kritik auch ein Lob oder eine Wertschätzung ausgedrückt wird. Es ist schwierig, Kritik in der rechten Art und Weise und zum richtigen Zeitpunkt zu äußern. Der Kritisierende hat zu bedenken, dass das Verhältnis zwischen Geschwistern durch seine Beanstandung sehr leicht und auch unnötig belastet wird. Es ist jedoch nicht minder schwierig, sich Kritik anzuhören und diese weise zu verarbeiten. Man sollte immer davon ausgehen, dass der Beweggrund für die Kritik Liebe ist.
Ein schönes Beispiel für das Zuhören ist Petrus. Er musste sich in seinem Leben manche Kritik anhören. Und er hat zugehört. Seine beiden Briefe zeugen an manchen Stellen davon, dass er aus seinen Fehlern und aus der „Kritik“ seines Meisters gelernt hat. Auch Paulus ließ er ausreden, als dieser ihm in Antiochien „ins Angesicht widerstand“ (vgl. Gal 2,11–16). Wenn wir uns äußern oder und irgendwie „verhalten“, müssen wir auch unserem Gegenüber zugestehen, dass er sich dazu äußert.
- Nicht sofort widersprechen: Keine Frage, wir haben schnell eine Antwort parat auf eine Kritik, die vielleicht sogar ungeistlich oder unberechtigt geäußert wird. Unsere Antworten können sogar sehr schnippisch ausfallen. Wir sollten bedenken: Nichts ist ungeistlicher, als mit Fleisch auf Fleisch zu antworten. Das heißt ja nicht, dass wir gar nichts antworten sollten. Eine geistliche Antwort in Sanftmut und Milde (vgl. Phil 4,5) wird die Herzen verbinden. Dennoch bleibt bestehen: Warum können wir eine Kritik, selbst wenn sie kränkend geäußert wird, nicht zunächst einmal überdenken? Ist nicht oft doch zumindest ein Kern an Wahrheit daran, selbst wenn die Kritik in ihrem Umfang unberechtigt ist? Und sind wirklich alle Beanstandungen, mit denen ich zu tun habe, so ganz unberechtigt?
Ein negatives Beispiel gibt hier der schon erwähnte Petrus. Der Herr hatte auf die selbstbewusste Äußerung seines Jüngers – selbst wenn alle Jünger an Ihm Anstoß nehmen würden, er jedenfalls nicht – sagen müssen, dass Petrus Ihn dreimal verleugnen würde. Hier hält Petrus nicht inne und überdenkt die Worte seines Meisters, sondern antwortet postwendend: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“ Später wusste er, dass er besser geschwiegen hätte. Vielleicht hätte ihn das bewahrt.
- Kritik ernst nehmen: Jede Kritik hat einen Anlass. Selbst wenn eine Kritik zu 100% unberechtigt wäre, gab es immerhin einen Anlass für diese Kritik. Daher lohnt es sich immer, eine kritische Äußerung ernst zu nehmen. Jemand hat offenbar ein Problem mit meinen Äußerungen, mit meinem Verhalten, mit meinen Worten, vielleicht mit meiner Person? Habe ich irgendeinen Anlass dafür gegeben, den ich künftig unterlassen könnte? Kann ich mich nicht zurückhaltender äußern? Kann ich mein Äußeres nicht überdenken? Kann ich nicht mehr Rücksicht nehmen? Jeder Fall ist anders. Aber es lohnt sich allemal, ernsthaft darüber nachzudenken. Vielleicht möchte der Herr Jesus mir durch eine solche Kritik etwas sagen.
Man muss beeindruckt sein, wie David auf den Fluch Simeis, der ja noch viel schlimmer war als nur Kritik, reagierte. Er nahm es aus der Hand seines Herrn an (vgl. 2. Sam 16,5–12). Wenn wir in dieser Gesinnung mit Kritik umgingen, würde manches Verhältnis unter Gläubigen brüderlicher aussehen.
- Konsequenzen ziehen: Wir sollten unser Verhalten und unser Äußeres und unsere Worte entsprechend der Kritik überdenken und auf der Grundlage der Schrift ändern, „einander untergeordnet in der Furcht Christi“ (Eph 5,21). Das heißt nicht, dass wir der Kritik blind folgen. Nehmen wir den Fall an, dass jemand an meinem karierten Hemd Anstoß nimmt und meint, ich müsste ein gestreiftes tragen, so werde ich solch einen Unsinn sicher nicht einfach nachvollziehen. Aber ich werde mir klar machen müssen, warum diese Kritik kommt. Vielleicht halte ich die Kritik nicht nur für überzogen, sondern sogar für gegenstandslos. Aber habe ich einmal versucht, die Situation aus der Sicht der mich kritisierenden Person zu sehen? Habe ich mich dieser Person gegenüber vielleicht vorher in einem ganz anderen Punkt nicht Gott gemäß verhalten und auf meinem Recht beharrt, so dass sie jetzt einen äußerlichen Anlass der Kritik sucht? Damit wird „falsche“ Kritik nicht richtig – aber damit habe ich mich nicht zu beschäftigen. Die Konsequenz für mich wäre dagegen, meine Haltung und vielleicht meine Worte oder Taten zu überdenken und zu ändern, womöglich auch mehr Rücksichtnahme zu üben. Es gibt Fälle, wo man einer Kritik überhaupt nicht folgen kann, so wie Paulus nicht bereit war, Titus zu beschneiden, obwohl das manche von ihm offenbar forderten (vgl. Gal 2,3). Aber das sind eher Ausnahmen. Ein schönes Beispiel für eine konstruktive Haltung zu Kritik sind die Korinther. Sie hatten versäumt, Buße zu tun darüber, dass in ihrer Mitte Hurerei vorgekommen war (1. Kor 5). Paulus musste sie deshalb scharf tadeln. Wie reagierten sie darauf? Sie taten Buße und trugen Leid. „Wie viel Fleiß hat es bei euch bewirkt! Sogar Verantwortung, sogar Unwillen, sogar Furcht, sogar Sehnsucht, sogar Eifer, sogar Vergeltung. Ihr habt in allem bewiesen, dass ihr an der Sache rein seid“ (2. Kor 7,11). Natürlich hatte es sich um berechtigte Missbilligung gehandelt, die insbesondere mit apostolischer Autorität weitergegeben wurde. Diese gibt es heute nicht mehr. Wir wollen dabei im Auge behalten: Als Paulus kritisiert wurde und damit die Fundamente des Glaubens angegriffen wurden, wich er kein Stück von der biblischen Überzeugung zurück (vgl. Apg 15; Gal 2,3.5). Als es aber nicht um heilsnotwendige Punkte ging, nahm er Kritik an (vgl. Apg 23,4 – war dieser Vorwurf wirklich in jeder Hinsicht berechtigt? – vgl. Apg 19,30). Ähnliches finden wir übrigens auch beim Herrn Jesus. Er ließ sich auch durch böse Kritik nicht davon abbringen, zu den Sündern und Zöllnern zu gehen, die sein Wort des Evangeliums aufnahmen. Als aber die (unberechtigte) Kritik wegen der Tempelsteuer kam, war Er sogar bereit, diese zu zahlen (Mt 17,27).
Durch Kritik lernen
Vielleicht gehört es mit zu den schwierigsten Herausforderungen im Leben eines jungen Gläubigen, mit Kritik richtig umzugehen. Wer aber gelernt hat, Kritik geistlich zu verarbeiten und daraus zu lernen, wird für den Herrn Jesus zu einem nützlichen Werkzeug werden können.
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