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Den Heiligen Geist empfangen und erleben - wie geht das?
Hey, ich habe gerade Ihren Artikel über den Heiligen Geist gelesen. Sie schreiben da, dass ihn jeder wiedergeborene Christ schon hat, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich hab dann gleich nochmal nachgeschaut, weil ich gerade auf der Suche nach dem Heiligen Geist bin. Und ich dachte immer, dass das Ganze das krasseste Erlebnis wird. Weil ich, seit ich denken kann, in der Kirche fast einschlafe und überhaupt nichts bei den Christen um mich herum sehe, was die Bibel eigentlich von denen erzählt.
Dann habe ich gelesen, dass der Heilige Geist so eine Art „Prophetie-Erfüllung“ wäre. Das hat mich richtig schockiert, weil dann mein Lebensziel in Luft aufgelöst wäre. Aber dann habe ich mir überlegt, dass man damit Jesus gar nicht mehr in sein Leben bitten müsste, weil Er ja auch schon gekommen ist.
Außerdem hab ich‘s dann nochmal genauer nachgelesen. In Apostelgeschichte 2,38 steht ja, dass man Buße tun und sich taufen lassen soll und dann die Gabe des Heiligen Geistes empfängt. Und dann steht da weiter, dass sie eine Verheißung für alle kommenden Menschen ist. Das heißt, man hat nicht einfach den Heiligen Geist, sondern die Zusage, dass man Ihn empfängt, wenn man danach sucht und Buße tut oder so ähnlich. Ich bin mir sicher, dass man den Heiligen Geist erst danach bekommt, und dann kann man die tollsten Dinge damit anfangen. Nicht so lahm und falsch wie in der Kirche; da langweil ich mich. Sie müssen mal zu einem richtigen Gottesdienst mit Liebe und Ehrlichkeit kommen. Da werden Leute geheilt, weil sie daran glauben. Ich glaube, Sie erleben gar nichts mit Gott, oder?
Ich auch nicht, aber nur, weil ich noch zu viel Dreck mit mir rumschleppe. Aber eines Tages werde ich den Heiligen Geist haben und die Gewissheit, errettet zu sein, und dann schreib ich Ihnen nochmal, damit Sie das auch erleben können und Leuten nicht die Hoffnung nehmen.
Danke fürs Lesen.
Liebe Grüße und Gottes Segen S.
Anwort:
Liebe S.,
herzlichen Dank für Ihre Mail. Schön, dass auch Sie die Bibel als die Grundlage für Ihre Überlegungen zum Thema „Heiliger Geist“ nehmen. Damit haben wir ein felsenfestes Fundament und können daher Gottes Wort zu uns reden lassen. Sie haben Fragen gestellt bzw. Aussagen gemacht, die für das persönliche Leben und für das Leben in der Gemeinde (Versammlung) von großer Bedeutung sind. Ich möchte daher versuchen, diese Fragen so zu beantworten, dass wir beide innerlich Nutzen davon haben und dass die Freude als eine Frucht des Geistes Gottes uns erfüllt. Der Übersicht halber habe ich eine kleine Gliederung daraus gemacht; ich hoffe, dass das nicht zu technisch herüberkommt. Ich danke Ihnen im Voraus fürs Lesen!
Der Heilige Geist bis Pfingsten
Der Heilige Geist ist als eine Person der Gottheit natürlich ewig (vgl. Hebräer 9,14) und war deshalb auch immer existent. Er wirkte in den Menschen vor Pfingsten, zum Beispiel bei David (2. Sam 23,2). Aber der Geist Gottes wohnte bis dahin nicht dauerhaft in den Gläubigen oder im Volk Gottes (damals war das das Volk Israel). In Johannes 7,39 steht, dass der Geist noch nicht da war, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. Er war also noch nicht auf die Erde gekommen. Dazu musste der Herr Jesus erst das Erlösungswerk vollbringen und in den Himmel zurückkehren. Dann wollte Jesus den Geist senden (Joh 15,26).
Der Geist ab Pfingsten in der Gemeinde (Versammlung) Gottes
An dem berühmten Pfingsten, von dem man in Apostelgeschichte 2,1–4 liest, kam der Heilige Geist dann auf die Erde und wohnte von da an in der Versammlung Gottes („erfüllte das ganze Haus“) und in den damals anwesenden Gläubigen („setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen“). Jetzt wohnt der Geist Gottes in der weltweiten Versammlung Gottes, die aus den vielen einzelnen Christen, die auch als Glieder am geistlichen Leib Christi bezeichnet werden, besteht. Das sagt Paulus zum Beispiel den Korinthern in 1. Korinther 3,16. Diese Geburtsstunde der Versammlung Gottes kann nicht wiederholt werden. Der Geist ist jetzt tatsächlich „einfach da“, wie Sie schreiben. Aber Er ist damit nicht automatisch auch in jedem einzelnen Menschen; dazu muss ein Werk Gottes erfolgen.
Der Geist ab Pfingsten in dem einzelnen Menschen
- In Apostelgeschichte 2 spricht Petrus zu Juden, die zur inneren Umkehr (durch „Buße“) und zur äußeren Trennung von ihren ungläubigen Landsleuten (durch die Taufe) aufgefordert werden. Danach erhielten sie die Gabe des Heiligen Geistes (Apg 2,38). Es war eine historisch einmalige Situation: Nur nach auch äußerer Distanzierung von dem „verkehrten Geschlecht“ erhielten die Menschen den Heiligen Geist, nicht vorher.
- In Apostelgeschichte 10 wird das Evangelium über den Herrn Jesus Kornelius, einem römischen, nichtjüdischen Offizier und seinem Haus, gepredigt. Petrus verkündigt, „dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen“ (Vers 43). Direkt danach „fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten“ (Vers 44), erst danach wurden sie getauft (Vers 47). Das ist heute die normale Reihenfolge: Glauben an das Evangelium der Rettung, dann/zeitgleich Empfang des Heiligen Geistes (vgl. Epheser 1,13).
Wann/wie empfängt man den Heiligen Geist?
- Muss man „Jesus gar nicht mehr in sein Leben bitten“, weil Er ja schon gekommen ist? Ganz im Gegenteil, Er fordert uns auf, an Ihn zu glauben, damit Er in unseren Herzen wohnen kann. Wie geschieht das? Indem Menschen vor Gott oder dem Herrn Jesus eingestehen/bekennen, dass sie Sünder sind, „viel Dreck mit sich herumschleppen“, wie Sie schreiben, mit dem sie vor Gott nicht bestehen können. Die Bibel beschreibt das mit dem Ausdruck „Buße tun“, den Sie ja auch erwähnen, d.h. eine Sinnesänderung vornehmen (Apg 20,21). Zugleich dürfen sie Christus als den Stellvertreter, der für sie am Kreuz gerade diese Schuld getragen hat, annehmen. Wer so an Ihn glaubt, Ihn in sein Leben bittet, wird ein Kind Gottes und geht nie mehr verloren (Joh 1,12; 3,16; 10,28–30). Herrliche Botschaft, großartige Sicherheit!
- Wer sich so zu Christus bekehrt hat, wer jetzt weiß: „Meine Sünden sind vergeben, Gott denkt nie mehr an sie zurück“, der ist errettet (Eph 1,13). Woher hat man diese Gewissheit, errettet zu sein, wie Sie schreiben? Durch Gefühle, durch sündenfreies Leben, durch Ekstase? Paulus schreibt an die Christen aus Ephesus, die auch den Schlamm der Sünde erlebt hatten: „Durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens“ (Eph 2,8). Punkt, Ende. Glaube, ein Vertrauen, ein festes Jasagen zu Gottes Aussagen: Christus ist für meine Sünden gestorben; Gott denkt nie mehr an diese Sünden zurück; ich bin für ewig ein Kind Gottes. Diese Sicherheit beruht nicht auf meinen Gefühlen, sondern auf dem, was Christus für mich auf Golgatha getan hat, und darauf kann ich mich felsenfest stützen. Danach kommen natürlich Gefühle der Freude, der Dankbarkeit und der Wunsch, dem Herrn heilig zu leben. Aber das ist eben leider Schwankungen unterworfen. Deshalb fordert uns die Bibel auf, auf Christus zu vertrauen und nicht auf uns. Der Herr Jesus ist die Grundlage einer ewigen Errettung (Heb 5,9), die dem Glaubenden absolut sicher ist.
- Wer so an Christus und sein Werk glaubt, empfängt den Heiligen Geist, und zwar dauerhaft, in Ewigkeit (Joh 14,16). Das geschieht in den allermeisten Fällen ganz unspektakulär, ohne dass man es merkt. Aber auch hier gilt wieder: Wir dürfen den zuverlässigen Aussagen Gottes über diesen „Empfang“ glauben – und erleben danach auch die Freude. Der Geist wohnt in erretteten Menschen, ob sie es wissen oder nicht: „...und sind alle mit einem Geist getränkt worden“ (1. Kor 12,13). „Wisst ihr nicht, dass der Heilige Geist in euch wohnt“ (1. Kor 6,19)? Die „Suche nach dem Heiligen Geist“ können Sie also getrost beenden, wenn Sie in dieser Weise an Christus glauben. Sie haben Ihn bereits, er wohnt in Ihnen! Sie brauchen nicht auf eine „Geistestaufe“, auf ein nochmaliges Bußerlebnis zu warten.
Wie spürt man den Geist Gottes bei sich selbst oder bei anderen?
- In der Apostelgeschichte schenkte Gott Initialzündungen für das Wachstum der jungen Versammlung Gottes, indem durch Zeichen und Wunder viele Menschen, besonders aus dem Judentum (die Juden forderten sogar Zeichen: 1. Kor 1,22), zur Bekehrung geführt wurden. Schon die Schreiber des Neuen Testaments berichten aber davon in der Vergangenheitsform (Heb 2,4: „Wobei Gott mitzeugte, sowohl durch Zeichen als durch Wunder“), und Paulus schreibt, dass zum Beispiel das Reden in Sprachen aufhören, abklingen würde, während das Verkündigen von Gottes Wort erst mit dem Kommen Jesu für seine Versammlung enden würde (1. Kor 13,8). Daher können wir diese Zeichen und Wunder heute nicht mehr in dieser konkreten Form als Bestätigung für den Erhalt des Geistes Gottes erwarten – es ist sogar gefährlich, weil sich auch falsche Geister dieser Methoden bedienen (2. Kor 11,14).
- Muss man deshalb, wie Sie schreiben, in der Kirche fast einschlafen oder auf Lebenszeichen bei den Christen vergeblich warten? Zum Glück, besser gesagt: Gott sei Dank, nein! Menschen, die sich zu Christus bekehrt haben, errettet sind und nun den Heiligen Geist besitzen, können gerade durch die Kraft des Heiligen Geistes in Befreiung von Sünde und in Heiligung an Gott leben (Röm 8,1.13). Das wird sichtbar in ihrem täglichen Leben, in ihrer Distanz vor Bösem und besonders in ihrer Freude an Gottes Wort, an missionarischem Einsatz, an Gemeinschaft mit Christen. Gott schenkt den Gläubigen heute innere, zunächst unsichtbare Freude, die sich aber nach außen zeigt, ohne Spektakel, aber als lebendiges Zeugnis: Liebe, Freude, Friede und vieles mehr (neun Blüten der Geistesfrucht werden in Galater 5,22 aufgezählt). Vielleicht wirkt das auf Außenstehende manchmal langweilig und trist. Der Geist wirkt aber gerade dadurch auch heute die „tollsten Dinge“, indem Er selbst Christen mit Freude, mit tiefem Frieden, mit Kraft zum Dienen und zum Ausharren in schwierigen Lebensverhältnissen erfüllt. Und indem Er in den Versammlungsstunden Christen hilft, Gott anzubeten (Phil 3,3), zu beten (1. Kor 12,3) und Gottes Wort zu verstehen (Joh 16,13). Gottes lebendiger, heiliger, liebender Geist wirkt – vielleicht anders als man es sich vorstellt, aber großartig, Herzen und Leben erfüllend. Ja, in dieser Weise habe ich – durch Gnade – durchaus viel mit Gott erlebt.
- Last but not least hat der Geist Gottes ein großartiges Hauptanliegen, wenn Er jetzt in Christen und in der Versammlung Gottes wohnt: Er möchte Christus, den Sohn Gottes, unseren Herrn und Erlöser, verherrlichen (Joh 16,14). Wenn Christus mir persönlich größer wird, wenn seine Person und sein Erlösungswerk in den Versammlungsstunden durch das Wort und den Geist im Zentrum stehen, dann steht es gut um mich und um die Versammlung Gottes.
Wie kann man das Richtige vom Falschen zum Thema unterscheiden?
Gerne möchte ich Ihnen noch eine Art Leitplanke für diese vielen Fragen mit auf den Weg geben: Der Geist Gottes sagt und handelt nie anders als das Wort Gottes. Der Geist ist die Wahrheit (1. Joh 5,6), und das Wort Gottes ist die Wahrheit (2. Tim 2,15). Wenn irgendetwas im persönlichen Leben oder im Versammlungsleben im Kontrast zu Aussagen von Gottes Wort steht, kommt es nie vom Heiligen Geist, auch wenn man es behauptet. Mit dieser Leitplanke könnten viele Abzweigungen, Irrwege und Unfälle im geistlichen Leben vermieden werden ...
Liebe S., die Antwort ist ziemlich lang geworden, aber das Thema ist einerseits wichtig genug, um es zu behandeln, und andererseits so umfangreich, dass man das nicht mit einem Dreizeiler klären kann.
Es ist mein Wunsch und Gebet, dass der Geist Gottes auch in Ihnen wohnt und Sie leitet – zu Ihrer Freude und zur Freude Gottes! Mein Ziel war und ist es, Hoffnung zu geben, nicht zu nehmen. Vielleicht finden Sie Zeit, die erwähnten Bibelstellen in Ruhe und unter Gebet zu lesen. Gerne können wir den Austausch auch fortsetzen, ich freue mich auf Ihre Antwort.
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Viele Artikel zu unterschiedlichen Themen - aber immer mit einem Bezug zur Bibel.
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