Bibel praktisch

Vergebung Teil 5 - Es tut mir leid

Entschuldigung“ scheint das Wort zu sein, das man am schwersten über die Lippen bringt. Jeder weiß aus Erfahrung, wie schwer es aus menschlicher Sicht ist, um Vergebung zu bitten. In einer kleinen Serie soll das Thema der gegenseitigen Vergebung behandelt werden, das für das Miteinander als Glaubensgeschwister so „lebenswichtig“ ist. In diesem letzten Beitrag nehmen wir den Herrn Jesus als Vorbild: Wie können wir von Ihm lernen zu vergeben?

 

Wie machte es der Herr Jesus?

Wie ist der Herr Jesus damit umgegangen, wenn seine Jünger sich falsch verhielten? Das ist sehr oft geschehen – wie es auch bei uns oft vorkommt, dass wir einen falschen Weg einschlagen, eine Sache falsch beurteilen oder im Umgang miteinander daneben liegen. Wenn wir den Herrn zum Vorbild nehmen wollen, müssen wir zwei Dinge gut beachten:

  • Wenn seine Jünger etwas falsch machten, versuchte der Herr, sie zur Einsicht zu bringen.
  • Der Herr bestand fast nie auf einem ausdrücklichen Bekenntnis oder einer nachhaltigen Umkehr, sondern Er knüpfte an kleine Signale der Einsicht und Reue an, um die Jünger dann unmittelbar zu segnen.

Zwei Beispiele dazu, in denen jeweils beide Dinge zu beobachten sind:

Sieben seiner Jünger gingen nach dem Tod des Herrn Jesus am See von Tiberias fischen, anstatt dort auf Ihn zu warten, um Ihn zu sehen (vgl. Mt 28,7). Sie fingen nichts (Joh 21,1 ff.). Der Auferstandene erscheint ihnen und stellt nur die Frage: „Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?“ Damit ist der Finger in die Wunde gelegt: Ihre voreilige Ungeduld hat sich nicht ausgezahlt. Ihre schlichte Antwort ist: „Nein“. Bohrt Er nun nach? Verlangt Er ein ausdrückliches Bekenntnis und die laut ausgesprochene Bitte um Vergebung? Erlegt Er ihnen eine zusätzliche Wartezeit auf, bevor sie etwas zu essen bekommen? Nein, in dieser Antwort der Jünger erkennt Er die Einsicht, dass sie versagt haben. Mehr verlangt Er nicht. Er fordert sie auf, das Netz auf der rechten Seite des Schiffes auszuwerfen und sorgt so für einen gewaltigen Fang. So bringt Er die Jünger wieder in die Segensspur, und es ist sicher nicht nur Johannes, der erkennt: „Es ist der Herr“ (V. 7).

Ein anderes Beispiel aus demselben Kapitel zeigt, wie der Herr mit seinem Jünger Petrus umgeht, der öffentlich unter Eid und mit Flüchen geleugnet hatte, Ihn zu kennen (Mt 26,69 ff.). Petrus hatte das schnell bereut (Mt 26,75). Ein Blick seines Herrn hatte sein Gewissen getroffen (Lk 22,61). Jesus führte nach seiner Auferstehung ein persönliches Gespräch mit Petrus, in dem dieser vermutlich zu einem vollen Bekenntnis seiner Sünde kam 1 . Bei diesem in Johannes 21,15–19 wiedergegebenen Gespräch, das vor den Ohren der anderen (mindestens sechs) Jünger stattfand, kommt die Verleugnung jedenfalls nicht zur Sprache. Hier geht es um seine Wiederherstellung, vor den Ohren der Jünger, um seinen künftigen Dienst vorzubereiten. Der Herr fragt Petrus dreimal mit unterschiedlicher Formulierung, ob er Ihn lieb hat und geht damit seelsorgerlich an die 1 Aus 1. Korinther 15,5 und Lukas 24,34 kann man entnehmen, dass der Herr nach der Auferstehung eine persönliche Begegnung mit Petrus „unter vier Augen“ gehabt hat. Der Inhalt ist nicht überliefert. Petrus’ spontaner Sprung ins Wasser, dem Herrn entgegen, scheint aber zu zeigen, dass sein Gewissen inzwischen entlastet war (Joh 21,7). Vergebung // Bibel praktisch Wurzeln von Petrus’ Versagen. Es ist bemerkenswert, dass der Herr die Sünde an sich nicht öffentlich aufarbeitet, sondern sich darauf beschränkt, den jetzigen – geläuterten – Seelenzustand zu bestätigen („Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe“, V. 17). Dann wendet Er den Blick nach vorne, indem Er Petrus den geistlichen Auftrag gibt, ein Hirte in der bald entstehenden Versammlung zu sein und ihm darüber hinaus prophezeit, dass er Gott durch seinen Märtyrertod verherrlichen wird (V. 18.19).

  • Der Herr ist in seinem gnädigen Umgang mit Verfehlungen seiner Jünger ein Vorbild, Brücken zu bauen und gute Beziehungen für die Zukunft zu schaffen.