Bibel praktisch

Zwei Lebensordnungen - mit Gott oder ohne Gott?

„Warum hat der Begriff ‚Welt’ nur so einen negativen Touch? Ich lebe doch hier in der Welt, auf der Erde. Gott hat doch auch die Welten geschaffen und sie mit dem Prädikat ‚sehr gut’ versehen. Es ist ganz natürlich, dass ich auch Kontakt mit den Leuten um mich her habe – den Menschen dieser Welt. Und Gott liebt doch die Welt! Ich verstehe das nicht ganz.“ So mag mancher Christ denken …

Gott hat das Universum und damit auch die Erde und die auf ihr lebenden Menschen geschaffen und nach dem Schöpfungsakt das Urteil darüber abgegeben – alles war sehr gut. Zunächst war die gesamte Schöpfung mit Gott in Übereinstimmung.

Gott berichtet uns aber auch von Engeln, die von Ihm abfielen – unter ihnen hervorstechend der Teufel als ihr Anführer. Dieser Teufel verleitete die Menschen zum Abfall von Gott. Er verführte die Menschen, entgegen der göttlichen Anordnung zu handeln. Durch die Sünde kam es zu einer Trennung von Gott und Menschen, aber auch zwischen den Menschen untereinander. Von nun an waren alle Menschen von der Sünde infiziert. Dieser Zustand ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Wie ging der Mensch damit um? Es gab solche, die sich Gott bewusst unterwarfen und ihr Leben nach seinen guten Anordnungen ausrichten wollten. Andere dagegen entfernten sich bewusst (weiter) von Gott und schufen sich ein System, in welchem Gott ausgeklammert war. Dieses System wird von dem Gegenspieler Gottes, dem Teufel, beherrscht. So entstanden zwei Lebensbereiche oder -ordnungen auf dieser Erde.

 

Die Lebensordnung ohne Gott

Die Lebensordnung ohne Gott ist durch eine Haltung geprägt, wie wir sie bei Kain finden: „Und Kain ging weg vom Angesicht des Herrn“ (1. Mo 4,16). Er entfernte sich von Gott, wollte mit Ihm nichts zu tun haben und baute sich ein Leben auf, in dem Gott keinen Platz hatte. Auf diesem Weg folgten ihm auch seine Nachkommen. Sie machten sich ihr Leben auf der Erde angenehm, trieben die Entwicklung von Handwerk, Kultur und Gesellschaft voran, bauten sich Städte, erwarben sich Reichtum. Diese Dinge an sich sind keineswegs verkehrt oder böse. Eine ganz negative Bewertung erfährt dieses Streben jedoch dadurch, dass Gott völlig „außen vor“ war. Anstelle des Fragens nach Gott wurde dann sogar ein eigenwilliger Gottesdienst eingeführt. Sie schufen sich eigene Götter und dienten diesen nach ihren eigenen Vorstellungen (vgl. Jos 24,2). So werden irdische Dinge zu weltlichen Dingen, die darüber hinaus zusätzlich noch eingeführt werden. Sie werden als Werkzeuge in der Hand Satans, des „Fürsten“ oder „Gottes“ dieser Welt (Joh 12,31; 2. Kor 4,4), benutzt, um Menschen von den Dingen Gottes abzulenken bzw. abzuhalten. Dieser Zustand ist vom Grundsatz her bis heute gleich geblieben. Und er ist noch wesentlich vielschichtiger geworden.

 

Die Lebensordnung mit Gott – im Alten Testament

Die andere Lebensordnung, die Lebensordnung mit Gott, wird durch Menschen wie Abel, Henoch, Noah, Abraham, Sarah und andere geprägt. Sie bauten ihr Leben auf Gottes Verheißungen, wollten sich gerne nach seinen Anordnungen ausrichten, hatten Gemeinschaft mit Ihm. Von Henoch und Noah wird zum Beispiel berichtet, dass sie mit Gott wandelten (1. Mo 5,22; 6,9). Abraham, den wir als Vater des Glaubens kennen, hielt sich in dem verheißenen Land wie ein Fremdling auf, weil er auf die Stadt schaute, „die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Heb 11,9.10). Diese Gläubigen lebten auf der Erde, aber ihr Gott war der eine Schöpfer-Gott im Himmel. Er war ihr Herr. Ihm wollten sie dienen. Dabei waren sie nicht fehlerfrei, und das spürten sie auch.

In sich selbst hatte keiner die Kraft, alle Anordnungen Gottes in seinem Leben zu verwirklichen. Auch in diesen Umständen waren sie ganz auf die Gnade Gottes angewiesen. Gott gab ihnen die Möglichkeit, wenn sie in Sünde gefallen waren, auf der Grundlage eines Opfers wieder Gemeinschaft mit Ihm zu haben. Dieses Schlachtopfer war ein Hinweis auf den, der einmal in Vollkommenheit die Sünden durch sein Opfer abschaffen würde.

 

Gläubige Menschen im weltlichen Bann

Neben diesen Gläubigen, die sich von Gottes Verheißungen anziehen ließen, gab es immer wieder solche, die nach den weltlichen Dingen schielten. Später scheinen sie in Gottes Volk sogar in der Mehrheit gewesen zu sein. Sie blickten auf die sie umgebenden Völker und orientierten sich an deren Lebensstil. Manchmal fing es ganz harmlos an. Denken wir an Lot. Als er eine Wahl für einen neuen Lebensbereich treffen sollte, ließ er sich durch die tolle Jordanebene anziehen (vgl. 1. Mo 13). Er ließ sich durch rein irdische Beweggründe leiten, ohne dabei himmlischen Rat zu suchen. Das Ergebnis war, dass er sich in ganz weltliche Dinge verstrickte. Er hatte einen Platz im Stadtrat von Sodom, der von ganz gottlosen Prinzipien geprägt war. Wie lautete das Ergebnis: „Der unter ihnen wohnende Gerechte quälte durch das, was er sah und hörte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken“ (2. Pet 2,8). Das Tragische dabei war, dass sein Blick für die Dinge Gottes so getrübt war, dass er keine Kraft hatte, sich von diesen gesetzlosen Dingen zu lösen. Wie deprimierend war das, was uns in 1. Mose 18 von ihm berichtet wird – gerettet, doch so wie durchs Feuer. Gar keine Frucht für Gott und so viel Verlust für das eigene Leben.

Ein anderes warnendes Beispiel ist Dina, die Tochter Jakobs. Was hatte sie eigentlich dazu veranlasst, „die Töchter des Landes zu sehen“ (1. Mo 34,1)? Suchte sie vielleicht „weltliche Gesellschaft“? Ein ehrenwerter Bürger des Landes sah sie, begehrte sie und hatte mit ihr intimen Kontakt. Er wollte sie dann zwar heiraten, aber weder das eine noch das andere war nach Gottes Gedanken. Dahinter stand der Fürst dieser Welt, der Teufel. Vermischung (zwischen dem Volk Gottes und der Welt, zwischen Licht und Finsternis …) ist eine Taktik, die er häufig erfolgreich eingesetzt hat (vgl. Off 2,14). Hemor, der Vater dieses Mannes, macht es mit seinen Worten ganz deutlich. „Verschwägert euch mit uns: Gebt uns eure Töchter und nehmt euch unsere Töchter; und wohnt bei uns, und das Land soll vor euch sein: Wohnt und verkehrt darin, und macht euch darin ansässig“ (1. Mo 34, 9.10; vgl. auch den Rat Bileams in 4. Mo 31,16).

 

Die Lebensordnung mit Gott – im Neuen Testament

Das eigentliche Ziel Gottes ist von Ewigkeit her, Menschen in eine lebendige, himmlische Beziehung zu sich zu bringen. Durch ihre sündige Natur sind die Menschen aber untauglich dazu. Kein Mensch ist in der Lage, den Anforderungen eines heiligen, gerechten Gottes zu entsprechen. Die Sünde ist das entscheidende Hindernis. Deshalb sandte Gott seinen Sohn als Heiland der Welt auf die Erde. Er hat durch seinen Tod am Kreuz die Grundlage für eine ganz neue Beziehung sündiger Menschen zu dem heiligen Gott geschaffen. Jeder Mensch, der mit seinen Sünden zu Gott kommt, sie Ihm bekennt, wird durch den Glauben an den Herrn Jesus gerechtfertigt. In dem Herrn Jesus erhält er neues Leben – eine neue Natur, durch die er mit Gott Gemeinschaft haben kann. Die Kraft des neuen Lebens ist der Heilige Geist. Im Gegensatz dazu steht seine alte Natur. In der Bibel wird sie auch als „Fleisch“ bezeichnet. Die Beziehung, in die Menschen durch die Neugeburt zu Gott gebracht werden, ist geistlicher Art und basiert völlig auf der Gnade Gottes. Die Gläubigen der jetzigen Zeit, der Gnadenzeit, werden mit geistlichen Segnungen gesegnet (Eph 1,3), sie bringen Gott geistliche Schlachtopfer (1. Pet 2,5), angeleitet durch den Heiligen Geist (Joh 4,23). Gott wohnt in einem geistlichen Haus, das aus allen Erlösten gebildet wird (1. Kor 3,16); aber auch der Leib jedes einzelnen Gläubigen ist ein Tempel des Heiligen Geistes (1. Kor 6,19). Ihr Bürgertum ist in den Himmeln (Phil 3,20).

 

Geistlich oder weltförmig?

Trotz all dieser Tatsachen ist es möglich, dass ein Christ sich nicht geistlich verhält, nicht nach dem Geist wandelt, sondern es gestattet, dass seine alte Natur die Richtung seines Weges bestimmt (Röm 8,4). Es kommt sehr darauf an, was unser Denken beherrscht. Leider ist es nicht so selten, dass wir da mehr dem Lot oder der Dina und nicht so sehr dem Abraham gleichen. Wir verlieren damit den Blick auf den Herrn Jesus und können seine Gemeinschaft und seinen Segen nicht mehr genießen.

Der Herr Jesus hat gesagt, dass wir zwar in der Welt, aber nicht von der Welt sind (Joh 17,11.16). Wir gehören nicht mehr zu der Lebensordnung ohne Gott. Deshalb wollen wir uns in unserm Denken, Reden und Handeln nicht durch Menschen prägen lassen, die nichts von Gott wissen wollen. Sonst wären wir unserer Gesinnung nach „gleichförmig dieser Welt“ (Röm 12,1.2) und wären auch von außen möglicherweise nicht mehr als Christen zu erkennen. Johannes warnt uns ganz deutlich: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm“ (1. Joh 2,15).

Ausgangspunkt solch einer weltlichen Entwicklung ist in der Regel eine irdische Gesinnung. Wir vergessen, uns mit dem Himmlischen zu beschäftigen, mit dem Herrn Jesus und dem Bürgertum in den Himmeln (Phil 3,19-21). Dabei geben wir nicht das Christentum auf, begnügen uns aber zum Beispiel mit der Tatsache unserer Erlösung, die uns niemand rauben kann. Alle anderen Interessen richten sich auf den irdischen Bereich. So kommt es schnell zu Halbherzigkeit. Der Herr Jesus selbst warnt uns davor (am Beispiel des Geldes): „Kein Hausknecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Lk 16,13). Solch ein geteiltes Leben ist eigentlich unnormal. Leider ist das im christlichen Bereich nicht selten.

Wie kann ich das vermeiden? Dazu gibt uns der Apostel Johannes einen Rat: „Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ (1. Joh 5,4-5). Der Herr Jesus will uns helfen, seine Nachahmer zu sein. Wir können das durch die Kraft des neuen Lebens. Unser Hilfsmittel ist der Glaube. Um seinem Beispiel folgen zu können, bemühen wir uns, Ihn immer besser kennenzulernen. So ermuntert uns Paulus, den Herrn Jesus zu betrachten, um in sein Bild verwandelt zu werden (2. Kor 3,18). Dann haben wir eine geistliche Gesinnung, die uns hilft, nicht weltförmig und auch nicht irdisch gesinnt zu sein. Wir suchen das, was droben ist, wo der Christus ist (Kol 3,1) – zu seiner Ehre. Das beeinflusst auch unsere Interessen: Sie werden mehr mit denen unseres Herrn übereinstimmen. Wir schätzen seine Versammlung (Gemeinde) und möchten hier für unsere Mitgläubigen Motor und nicht Bremse sein. Es ist dann auch unser Wunsch, Wegweiser für solche zu sein, die noch keine lebendige Beziehung zu dem Herrn Jesus haben. Gerettet–sein gibt Rettersinn. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Ein solches Leben macht Freude.