Bibelstudium

Reich Gottes

Über das wichtige Thema der Versammlung (Kirche, Gemeinde) Gottes wird manches gesagt und geschrieben. Dagegen herrscht über Wesen und Inhalt des Reiches Gottes vergleichsweise vielfach (noch mehr) Unkenntnis. Dabei enthält gerade dieses Thema  eine Fülle von Informationen und lässt auch in puncto Praxis niemanden zu kurz kommen ... Ein kurzer Abriss soll daher helfen, dieses wichtige Thema kennen zu lernen und daraus Nutzen für die Glaubenspraxis zu ziehen. Vielleicht kann er auch als Basis für die Arbeit in Jugendstunden oder Bibelkreisen dienen.

 

1. Gottes Regierungskonzept für diese Welt

Gott ist König

a) allgemein: Dan 4,23.34; Jer 10,7.10; Off 15,3; 1. Tim 6,15; Ps 10,16; 47.3.8

b) für Israel: 2. Mo 15,18; 1. Sam 8,7; 12,12; 5. Mo 33,5; 4. Mo 23,21

c) persönlich für gläubige Juden: Ps 5,3; 44,5; 84,4; 145,1

Gott überträgt die Regierung Menschen, die außer Christus alle versagen

a)  Adam: 1. Mo 1,26.28. Es folgt das Versagen durch den Sünden fall (1. Mo 3,6).

b) Noah: 1. Mo 9,6. Der zum Herrscher Berufene kann sich selbst  nicht beherrschen (1. Mo 9,21).

c) Israel: 1. Mo 49,10a; 1. Chr 28,4.5; 29,23. Die Geschichte Israels  endet in völligem Versagen – ohne Anspruch des Volkes auf  Herrschaft (Hes 19,14).

d) Nationen: Dan 2,37; Lk 21,24. Schon der erste Herrscher der  Nationen, Nebukadnezar, missachtet die göttliche Herkunft seiner Macht und missbraucht sie – wie die meisten der Fürsten der Welt (Dan 3 und 4).

e) Christus als„zweiter Mensch“ ist der von Gott bestimmte Herrscher schlechthin:  als Haupt des Universums: Eph 1,9.10; Heb 1,2; Dan 2,44.45; 7,13.14; Ps 8. als König Israels: 1. Mo 49,10b; Ps 2; 24,7; Jes 33,17; 52,7; Sach 9,9; Jes 9,5.6; Mich 5,1.

Satan – Gottes Kontrahent?

a) Lk 4,6: Der Teufel behauptet, ihm sei Macht über die Reiche der Erde „gegeben“ worden. Diese Aussage ist „juristisch falsch [denn Gott hat sie ihm nicht gegeben, sondern Satan hat sie sich genommen], aber der Tatsache nach wahr, und zwar durch die Begierden des Menschen“ (W. Kelly).

b) Joh 12,31; 14,30; 16,11: Satan ist Fürst dieser Welt, aber „gerichtet“ (Joh 16,11).

c) Hiob 1,6: Satan steht unter der „Kontrolle“ Gottes.

 

2. Gottes Reich wird Realität – in zwei Phasen

Der König kommt – das Reich ist da

Mt 2,2; 12,28; Lk 17,21; Mt 3,2; 4,17. In der Person des Königs ist das Königreich präsent.

Israel verwirft seinen König

Joh 1,11; Mt 9,3.34; 12,14.23-24; 21,38.45; 27,1.2.25.

Das Reich bleibt – der König geht

Lk 19,12-14: Christus zieht in ein fernes Land, die Knechte – alle, die seine Herrschaft anerkennen – bleiben hier.

Das Reich der Himmel beginnt

Matthäus 5-7 („Bergpredigt“): Christus beschreibt Grundsätze für die Zeit der Abwesenheit bzw. Ablehnung des Königs (Jünger zur Zeit Jesu, Jünger heute, „Überrest“ vor dem Tausendjährigen Reich). Diese neue Form des Königreiches besteht bis zum Erscheinen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit (Tit 2,13).

Die neue Form des Reiches

Zehn Gleichnisse vom Reich der Himmel („Geheimnisse“; s. Mt 13,11) erläutern die Form und den Inhalt des Reiches der Himmel in der Zeit bis zum Kommen des Herrn Jesus:

  1. Mt 13,24-30; 36-43: Unkraut im Acker
  2. Mt 13,31.32: Senfkorn
  3. Mt 13,33: Sauerteig
  4. Mt 13,44: Schatz im Acker
  5. Mt 13,45.46: Perle
  6. Mt 13,47-50: Fische in den Netzen
  7. Mt 18,21-35: Der unduldsame Knecht
  8. Mt 20,1-16: Die Arbeiter im Weinberg
  9. Mt 22,1-14: Die Hochzeit für den König
  10. Mt 25,1-13: Die 10 Jungfrauen.

1.-3. Gleichnis zeigt die äußere Entwicklung unter Beimengung des Bösen.

4.-6. Gleichnis entfalten die innere Schönheit des Reiches.

7.-10. Gleichnis gibt Hinweise für das Verhalten der Jünger in der Zeit der Abwesenheit ihres Meisters.

Das Reich Gottes in der Zukunft

Christus empfängt das Reich von seinem Vater und erscheint mit den Seinen: Dan 7,13.14; Sach 14,4; Off 19,14. Zu Beginn des Reiches werden die Lebenden gerichtet: Mt 25,31-46. Christus herrscht: Ps 8; Ps 145; Off 20,4.6; Ps 45 und viele andere Stellen.

Die Christen im Reich erscheinen und herrschen mit dem Herrn Jesus: 2. Thes 1,10; 2. Tim 2,12; Mt 13,43; Off 21,10. Israel im Reich: Jes 35 und viele andere Stellen. Die Nationen im Reich stehen unter der Regierung von Christus: Ps 72; Jes 11; Dan 2,44.

Am Ende des Reiches vernichtet Christus die letzten Feinde, richtet alle Ungläubigen vor dem großen weißen Thron und übergibt das Reich Gott, dem Vater (1. Kor 15,24.28; Off 20,7-15).

Die Ewigkeit: Gott ist alles und in allen (1. Kor 15,28).

 

3. Das Reich Gottes heute - der König und die „Untertanen"

„Wer ist dieser König der Herrlichkeit“? (Ps 24,8)

Heute  Die Regierung des Herrn Jesus heute geschieht nicht öffentlich von einem Thron aus, durch Gesetze, Verwaltung und Gerichte, sondern in den Herzen der Seinen. Christus will unsere Herzen regieren (vgl. Kol. 3,15). Dazu ist das Betrachten dieses wunderbaren Herrn, der zugleich unser Erlöser ist, die beste Voraussetzung. Einige Texte sollen dazu anregen.

a) Mt 16,28 – 17,1-7 (s. auch 2. Pet 1,16-21)

  • sein Angesicht leuchtet wie die Sonne (vgl. Ri 5,31; Ps 19,7; Off 1,16).
  • seine Kleider sind weiß wie das Licht: Die persönliche Reinheit des Königs.
  • „mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“: Die persönliche Herrlichkeit des Königs als Sohn des Vaters.

b) Kol 1,13 Der Herr Jesus ist der Sohn der Liebe des Vaters – und wir Christen sind in sein Reich versetzt. Für uns ist der Herr Jesus viel mehr als ein König, Er ist unser Erlöser, der Sohn des Vaters!

c) Heb 2,5-9 Der König ist auch der Gestorbene („wegen des Leidens des Todes“) und der verherrlichte Mensch („mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt). Zugleich ist Ihm jetzt zwar de jure (rechtlich) die Herrschaft übergeben, de facto (tatsächlich) aber„noch nicht“ (V. 8c).

Wem gehört das Reich bzw. wie wird es bezeichnet?

a) „Reich Gottes“ als häufigstes Vorkommen und allgemeiner Ausdruck.

b) „Reich der Himmel“: Kommt nur im Matthäusevangelium vor; im Wesentlichen dasselbe wie „Reich Gottes“, aber mehr auf den Charakter (himmlisch, nicht von der Erde) und das „Herrschaftszentrum“ (vom Himmel aus regiert) hinweisend (vgl. Mt 6,33; 12,28; 19,24; 21,31,43: Nur an diesen Stellen wird im Matthäusevangelium der Ausdruck „Reich Gottes“ benutzt – weil „Reich der Himmel“ nicht „passt“).

c) „Reich des Sohnes des Menschen“ (Mt 13,41; 16,28; Lk 19,12): Eher der irdische Bereich des Reiches.

d) „Reich des Vaters“ (Mt 6,10; 13,43; 26,29): Eher der himmlische Bereich des Reiches.

e) Die Jünger verschiedener Epochen werden das Reich erben: Lk 12,32; Röm 8,17; Jak 2,5; 1. Thes 2,12; 2. Thes 1,5; Off 20,4.

Wer gehört zu dem Reich Gottes?

a) Mt 16,19: Der richtige Gebrauch der Schlüssel (nämlich taufen und lehren, s. Mt 23,13; 28,20; Lk 11,52) „macht“ richtige Jünger. Beispiele: Apg 2; 10; 19.

b) Joh 3,3.5: Wirklich „eingehen“ in das Reich Gottes jetzt oder später (Mt 7,21; 18,3; 19,23.24; Apg 14,22; 2. Pet 1,11) kann man nur durch die neue Geburt. Das Reich in diesem Sinn umfasst in dieser Zeit nur echte Christen (Kol 1,13).

c) Mt 13,24-30.38: Es wird neben dem guten Samen auch Unkraut gesät – im Reich der Himmel befinden sich – widerrechtlich – auch„Schein-Jünger“; vgl. Mt 7,22; diese werden nie das Reich in seiner zukünftigen, herrlichen Form erleben. Das Reich in diesem Sinn umfasst jetzt alle, die sich zum Herrn bekennen – durch Taufe,durchWorte(Röm10,9a). Es ist die Christenheit als Ganzes.

Das Reich Gottes und die Versammlung (Kirche, Gemeinde)

Der Gläubige heute gehört sowohl zur Versammlung (Kirche, Gemeinde) Gottes als auch zum Reich Gottes. Doch mit den beiden Begriffen oder Bereichen verfolgt Gott durchaus unterschiedliche Unterweisungen, die wir auseinander halten sollten. Einige Gegenüberstellungen dazu helfen vielleicht beim Verständnis:

a) Ursprung und Ziel

  • Reich Gottes: „von Grundlegung der Welt an“ (Mt 13,35), d.h. für diese Schöpfung und deren Dauer. Ende: 1. Kor 15,24.
  • Versammlung: „vor Grundlegung der Welt“ (Eph 1,4), d.h. für das Vaterhaus, ewig.

b) Zugehörigkeit

  • Reich Gottes: Echte Jünger durch Bekenntnis (Röm 10,9) und neue Geburt (Joh 3,3.5),„Schein“-Jünger nur durch Bekenntnis (insb. Taufe).
  • Versammlung: Echte Bewohner des Hauses Gottes durch neue Geburt und Innewohnen des Heiligen Geistes (1. Kor 6,19); „falsche Brüder“ (Gal 2,4) durch „Schein“-Christsein.

c) Beziehung zu Christus

  • im Reich Gottes: Er ist aller Herr (Apg 10,36).
  • in der Versammlung: Er ist Haupt des Leibes (Kol 1,18).

d) Erwartungshaltung

  • für das Reich: Die Erscheinung des Herrn Jesus in Herrlichkeit (2. Tim 4,8).
  • für die Versammlung: Das Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung (1. Thes 4,17).

Umgang mit Bösem

  • Reich Gottes: Das„Unkraut“ wächst zusammen mit dem„Weizen“ (Mt 13,30). Auf dem Feld der Welt ist persönliche Treue und Reinheit, aber nicht Beseitigung falscher oder böser Jünger angesagt.
  • Versammlung: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus“ (1. Kor 5,13). Im Haus Gottes ist der Grundsatz der Heiligkeit durch Trennung vom Bösen zu beachten.

 

4. Gottes Reich praktisch  Praktisch

Hinweis: Im Neuen Testament wird das Reich Gottes in zweierlei Hinsicht auf die Praxis bezogen:

a) als gegenwärtiger Herrschaftsbereich des Herrn

b) als zukünftiges Königreich, in dem wir Lohn erhalten.  Beide Aspekte sind ein Ansporn zu einem Leben in treuer Jüngerschaft.

Die ersten Christen bekamen wie selbstverständlich auch Unterricht über das Reich Gottes; allein in der Apostelgeschichte wird dieses Thema bei sieben Gelegenheiten erwähnt (1,3.6; 8,12; 14,22; 19,8; 20,25; 28,23.31). In den Briefen wird dieses Thema weiter vertieft, besonders wenn es um das Reich Gottes in seinem moralischen, inneren Aspekt geht. Einige Beispiele aus den Evangelien und den Briefen zeigen die Vielfalt dieses Themas – als praktische Nutzanwendungen für viele Lebensbereiche:

Menschenfischer gesucht!

Mt 13,1-8.47.48; 16,19; 28,20; Apg 14,21 Das Wort vom Reich soll gepredigt werden. Menschen sollen Jünger des Herrn Jesus werden. Die Fische sollen in Gefäße gesammelt werden. Sind wir aktiv dabei, zum Beispiel durch

  • zeugnishaftes Leben,
  • Gebet,
  • Verbreiten des Wortes Gottes durch Flyer, Broschüren, Bücher, Internet, E-Mail etc.?

Jüngerschaft: Ganz oder gar nicht!

Mt 16,24-28; Lk 9,60.62; 14,33

Konsequente Nachfolge bedeutet:

  • sich selbst verleugnen
  • sein Kreuz aufnehmen
  • allem entsagen
  • Ihm nachfolgen
  • sein Leben verlieren, „aufgeben“

 

  • Dann „Lohn“, sonst „Scham“ (Lk 9,26)!
  • Motiv: „um meinetwillen“ (Vers 25)!

Great, greater, the greatest?

Ballon  Mt 18,1-3: In der Haltung eines Kindes (Vertrauen, Abhängigkeit) darf jeder Jünger vor Gott als Vater im Himmel stehen. Das sind „Große“ im Reich der Himmel (Vers 1).

  • Wahre Größe sucht keinen Leistungskampf, sondern ist bereit, „klein“ zu bleiben!

Und die Scharmützel unter Christen?

Mt 18,21-35: Gott hat uns eine Milliardenschuld vergeben – sind wir dann nicht im Reich Gottes zur gegenseitigen Vergebung verpflichtet?

  • Sind meine Beziehungen zu den Mitgeschwistern geordnet?
  • Oder „pflege“ ich Antipathien gegenüber Mitchristen?
  • Bin ich bereit, anderen zu vergeben, und zwar„von Herzen“?

Heiraten oder lieber Single bleiben?

Mt 19,11.12: Verzicht auf Ehe um des Reiches der Himmel willen ist eine ganz spezielle „Gabe“ des Herrn und nur für wenige bestimmt. Dennoch gilt: Alles soll „im Herrn“, unter seiner Autorität, geschehen:

  • „im Herrn heiraten“ (1. Kor 7)
  • „im Herrn“ warten auf den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Partner
  • „im Herrn“ Ehelosigkeit (er-)tragen.

Zum Platzen!

Du!  1. Kor 1,12: Gefahr der Korinther: Mehr scheinen als sein, mit Hilfe von „Parteivorsitzenden“.

Aufblähen: 1. Kor 3,6; 4,19; 8,1; 13,4.

Dort, wo Gott das Sagen hat, geht es nicht um„Schaum schlagen“, sondern um Kraft zum Handeln. Die erhalten wir durch Gebet, Gottes Wort, Nähe zu Ihm.

Kraft wird sichtbar, wenn Christen persönlich und gemeinsam nach Gottes Maßstab und Rechten leben.

  • Nicht jetzt schon herrschen wollen, das kommt erst noch (1. Kor 4,8)!
  • Authentisch leben, in der Kraft, die Gott gibt (2. Kor 4,7).

Mitarbeiter gesucht!

Kol 4,11: Jünger des Herrn verschreiben sich Ihm mit Haut und Haaren (die in Vers 10 genannten Mitarbeiter waren nicht ohne Risiko in Rom bei Paulus)!

  • Lk 10,2.3: Nicht nur beten (Vers 2), auch „hingehen“ (Vers 3), an den Platz nach Gottes Plan für unser Leben.
  • Beginne die Arbeit dort, wo der Herr dich hingestellt hat!

Die goldene Kette für Jünger Jesu

2. Pet 1,10.11 Petrus motiviert seine Briefempfänger, durch das Praktizieren guter, positiver Dinge Gottes Segen, nämlich den Eingang in das Reich Gottes, zu erleben. Diese 7 Tugenden dürfen alle Christen/Jünger auch heute noch kennzeichnen:

  1. Tugend
  2. Erkenntnis
  3. Enthaltsamkeit (o. Selbstbeherrschung)
  4. Ausharren
  5. Gottseligkeit
  6. Bruderliebe
  7. Liebe.

Wer diese Dinge praktiziert, wird„niemals straucheln“ (Vers 10)!

Achtung! Gefahr! – Das Reich Gottes erbt nicht jeder!

1. Kor 6,8-10; Gal 6,20.21; Eph 5,5

Wiedergeborene Christen gehen nicht verloren. Aber Paulus weist an diesen Stellen auf den Ernst eines falschen Weges hin:

  • Gnade hat die Korinther, Epheser und Galater abgewaschen und geheiligt.
  • Verantwortung, entsprechend dieser Gnade zu leben, nimmt uns in die Pflicht.

Daher sind diese Texte eine deutliche Aufforderung an uns, nicht wie Böse zu leben, die das Reich Gottes nie erben werden.

Reicher Lohn für treue Jünger

Mk 10,28-30; Mt 25,21

Jes 33,15-17

Das Böse meiden ist die eine Seite der Medaille (5 Punkte werden in Jesaja 33,15 genannt). –

Aber Gott entlohnt unsere Treue reichlich: Wir dürfen den König schauen in seiner Schönheit – und das schon jetzt!

„Der Herr wird mich bewahren für sein himmlisches Reich.“ (2. Tim 4,18)

„Da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns Gnade haben, durch die wir Gott wohlgefällig dienen.“ (Heb 12,28)

„So wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.“ (2. Pet 1,11)