Bibel praktisch

Die Leviten - Dienst für Gottes Volk - Teil 2: Dienst unter dem Königtum und später

In der ersten Folge über Leviten haben wir die Aufgaben dieses von Gott für den Dienst an der Stiftshütte bestimmten Stammes im Volk Israel behandelt. Im Folgenden soll es um den Levitendienst in der Zeit des Königtums Israels und danach gehen. Um alle Bereiche kennenzulernen, müssen wir den Dienst über viele Jahrzehnte bis hin zur Zeit Nehemias verfolgen.

 

1. Leviten unter Davids Leitung

Am Ende seines Lebens ließ David die Leviten noch einmal zählen. Das wird uns in 1. Chronika 23 berichtet. 38.000 Männer von 30 Jahren an und darüber wurden gezählt und den verschiedenen Aufgaben zugeordnet:

  1. Aufsicht über das Werk des Hauses Gottes: 24.000 Personen
  2. Sänger und Musiker: 4.000 Personen.
  3. Torhüter: 4.000 Personen
  4. Vorsteher und Richter: 6.000 Personen

Von dieser Zeit an sollten sich die jungen Leviten bereits ab einem Alter von 20 Jahren an am Dienst beteiligen (1. Chr 23,24).

 

a) Aufsicht über das Werk des Hauses Gottes

Die Aufgaben am Haus des Herrn werden in 1. Chronika 23,28-32 noch detailliert beschrieben. Es ging um

  • den Dienst des Hauses des Herrn, speziell in den Vorhöfen, den Zellen und bei der Reinigung alles Heiligen;
  • das Werk des Dienstes des Hauses Gottes, speziell bei der Zubereitung von Speisopfern;
  • das tägliche Lob Gottes;
  • das Opfern der Brandopfer.

Der Zeitpunkt des Dienstes der einzelnen Leviten sowie deren Aufgaben wurde per Los bestimmt. Dabei machte es keinen Unterschied, ob es sich um einen hochgestellten oder um einen ganz geringen Leviten bzw. einen Kundigen oder einen Lehrling handelte (1. Folge mir nach Chr 24,31; 25,8; 23,13). Das Los war das Mittel, wodurch Gott damals seinen Willen offenbarte.

Lassen wir uns auch vom Herrn gebrauchen, um an der einen oder anderen Stelle im geistlichen Haus Gottes heute so tätig zu werden, dass Gott geehrt wird?

 

Höhen und Tiefen in der Treue des Dienstes

Manchmal, wie z.B. zur Zeit Hiskias, war viel Unrat aus dem Tempel herauszubringen. Bei dieser Gelegenheit sehen wir, dass die Leviten mehr von der Heiligkeit Gottes und der aus diesem Grund notwendigen Reinigung verstanden hatten als die Priester. Die Leviten waren redlichen Herzens, sich zu heiligen, mehr als die Priester (2. Chr 29,34).

Bei anderer Gelegenheit lesen wir, „Denn die Priester und die Leviten hatten sich gereinigt wie ein Mann; sie waren alle rein. Und sie schlachteten das Passah für alle Kinder der Wegführung und für ihre Brüder, die Priester, und für sich selbst.“ (Esra 6,20). Nicht immer lesen wir davon, dass die Leviten auf der Höhe ihres Glaubens waren und ihren Dienst mit Freude versahen. Als das Volk zur Zeit Nehemias nicht mehr für deren Lebensunterhalt sorgte, indem sie den Zehnten ordnungsgemäß in das Vorratshaus Gottes brachten, waren die Leviten von ihrem Dienst weggelaufen, um selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen (Neh 13,10). Das Ergebnis war Verlust für alle Seiten, für Gott, für die Leviten selbst und für das Volk. Gott hatte doch seinem Volk befohlen, besonders für die Leviten zu sorgen. Der Levit sollte mit aller Lust seines Herzens an den Ort kommen können, den Gott für sein Heiligtum auserwählt hatte (5. Mo 18,6).

Wenn der Herr uns in der einen oder anderen Weise Verantwortung übertragen hat, sucht Er bei uns auch entsprechende Treue. Findet Er sie bei uns?

 

b) Sänger und Musiker

Der Lobgesang war zu allen Zeiten etwas, was das Herz Gottes erfreut. So hatte David, der Einsicht in die Gedanken Gottes hatte, den Leviten den Auftrag gegeben, Gott mit ganzem Herzen zu loben. In allen drei Familien hatte Gott Männer gegeben, die im Gesang kundig und in der Lage waren, andere darin zu unterweisen. Unter ihnen waren Heman, Asaph und Ethan, die uns auch als Psalmdichter bekannt sind (1. Chr 6). Diese Aufgabe nahm sie Tag und Nacht in Beschlag, so dass sie von jedem anderen Dienst befreit waren.

Zum ersten Mal erhielten sie diesen Auftrag, als die Bundeslade nach Jerusalem gebracht werden sollte (1.Chr 16,7). Dieser Lobgesang ist nicht mit der heutigen, christlichen Anbetung zu verwechseln. Die Leviten haben damals viele in Gottes Wort niedergeschriebene Psalmen gesungen. Sie dienten damals und auch heute den Gläubigen u.a. zur Belehrung. In 1.Chronika 24 lesen wir, dass sie weissagten mit Lauten, Harfen und Zimbeln, um den Herrn zu preisen, d.h. getrieben durch den Heiligen Geist brachten sie im Gesang die Gedanken Gottes vor sein Volk.

Einen Hinweis für christliches Lob finden wir im Neuen Testament: „Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade“ (Kol 3,16).

Diese Anweisungen, die David auf Grund der Anordnungen Gottes an die Leviten gegeben hatte, behielten selbst in Zeiten äußerster Schwachheit ihre Gültigkeit. Selbst nach der Rückkehr der Juden aus der Gefangenschaft in Babylon handelten sie nach diesen Grundsätzen. Als die beiden Dankchöre bei der Einweihung der Mauer Jerusalems über diese zogen, waren die Leviten die Anführer des Gesangs. Ihr Dienst trug dazu bei, dass die Freude Jerusalems bis in die Ferne gehört wurde (Neh 12,40–43). Interessanterweise wird uns in den verschiedenen Zeitperioden immer wieder berichtet, dass diese Aufgaben in Übereinstimmung mit den Anweisungen ausgeführt wurden, die Gott durch den König David erteilt hatte (2. Chr 23,18; 29,25; Esra 3,10).

 

c) Torhüter und Schatzmeister

Eine wichtige Aufgabe der Leviten war es, über die Eingänge des Hauses Gottes und auch an den Toren Jerusalems zu wachen. In 1. Chronika 9,19 erfahren wir, dass dieses Amt bereits am Zelt der Zusammenkunft ausgeführt wurde. Diese Aufgabe erforderte Mut und musste mit großer Sorgfalt ausgeführt werden. Es verwundert uns nicht, dass ein Teil dieser Wächter von den treuen Söhnen Korahs abstammten.

Eine Familie soll an dieser Stelle noch besonders erwähnt werden. Das ist die Familie Obed-Edoms. Gott stellte ihr das Urteil aus, dass sie tüchtige Männer und fähig zum Dienst waren (1. Chr 26,8). In ihrem Haus war auch die Bundeslade untergebracht worden, nachdem Gott den Leviten Ussa bestrafte, weil er die Bundeslade angefasst hatte. Er hatte diese davor schützen wollen, von dem Ochsenwagen zu fallen, auf dem sie nach Jerusalem transportiert wurde. Aber Gott hatte angeordnet, dass die Bundeslade an den Stangen auf den Schultern der Leviten zu tragen war. Sie durfte nicht direkt angefasst werden.

 

Wöchentlicher Wachwechsel

Die Dienstzeit der Torhüter wechselte im Sieben-Tage-Rhythmus. Sie sorgten dafür, dass nicht Böses oder Unheiliges Eingang in das Haus Gottes finden konnte (2. Chr 23,8). Zum anderen sollten aber die Türen Morgen für Morgen weit geöffnet werden für alle, die Gott in Hingabe und Gehorsam Opfer bringen wollten. Während ihrer Dienstzeit übernachteten sie rings um das Haus Gottes her, um ihrer Aufgabe gewissenhaft nachgehen zu können.

Unter den Torhütern gab es noch eine besondere Gruppe – die „Schatzmeister“. Ihnen oblag die Wache über die Schätze des Hauses des Herrn und über die geheiligten Dinge in den Vorratskammern (1. Chr 26,20; Neh 13,13). Neben dem Wachdienst mussten sie auch dafür sorgen, dass die Lebensmittel aus den Vorräten des Zehnten gerecht unter ihre Brüder verteilt wurden.

Immer wieder wird uns im 1. und 2. Buch der Könige berichtet, wie viele böse Dinge in den Tempel Eingang fanden. So waren die Leviten zur Zeit des Hohenpriesters Eljaschib ihrer Pflicht nicht sorgfältig nachgekommen. Sie hatten zugelassen, dass die geheiligten Dinge aus dem Tempel weggeräumt wurden, um Platz zu schaffen für Gerätschaften der Feinde des Volkes Gottes. Vielleicht wird uns gerade an diesem Beispiel deutlich, wie wichtig dieser Wachdienst war.

Dienst im Haus Gottes erfordert auch Wachsamkeit vor falschen Einflüssen oder Personen – und die Bereitschaft, das geistliche Urteil von Dienern des Herrn in solchen Fällen auch anzunehmen ...

 

d) Vorsteher und Richter

Als Gott sich das Volk Israel zum Eigentumsvolk erwählte, hat Er ihm auch gesagt, wie es sich Ihm gegenüber und auch untereinander verhalten sollte. Da Er heilig war, sollten auch sie heilig sein, d.h. ganz für Ihn da sein. Dazu hat Gott den Leviten aufgetragen, über die Einhaltung der von Gott gegebenen Anordnungen zu wachen. Das setzte voraus, dass sie sich mit Gottes Gedanken vertraut machten und selber darin lebten. Ein wichtiger Grundsatz wird uns dazu in 2. Chronika 19,6 vorgestellt. Dort lesen wir, dass der König Josaphat zu den Richtern sagt: „Denn nicht für die Menschen richtet ihr, sondern für den Herrn, und er ist mit euch im Rechtsstreit.“ Es war wichtig, dass sich die Leviten im Beurteilen unparteiisch verhielten, den Reichen oder den Armen nicht bevorzugten, und nicht etwa um irgendwelcher Geschenke willen das Recht beugten. Leider wurde dies oft nicht beachtet. Und das hatte Auswirkungen auf das ganze Volk. Die Anordnungen Gottes galten für jeden Ort des Landes (5. Mo 16,18). Dazu mussten die Leviten durch das ganze Land ziehen. Von Samuel z.B. lesen wir, dass er Jahr für Jahr von Rama nach Bethel, Gilgal und Mizpa zog, um unter dem Volk Gottes für Recht und Ordnung zu sorgen. Seine Söhne kamen dieser Aufgabe leider schon nicht mehr in gleicher Treue nach.

Heute gibt es keine landesoder gar weltweiten „Vorsteher“ mehr. Aber im örtlichen oder regionalen Bereich dürfen wir geistlichen Führern folgen – und ihnen damit den oft schweren Dienst erleichtern (Heb 13,17).

 

2. Leviten – eifrig im Tempeldienst und im Volk

a) Aufseher im Tempel

Der Aufseherdienst ist in vielen Fällen den Priestern übertragen worden. Davon wird uns bereits während der Wüstenwanderung berichtet. Eleasar, der Sohn Aarons, war Aufseher über die, welche den Dienst am Heiligtum taten (4. Mo 3,32). Ihre Aufsichtspflicht erstreckte sich nicht nur über den Dienst am Haus des Herrn. Sie war auch auf viele Bereiche des täglichen Lebens gerichtet (2. Chr 31,11 ff.; 34,12 ff.; Neh 11,22 ff.). Wie alle anderen Tätigkeiten der Leviten verlangte auch diese Aufgabe tüchtige und geübte Männer, besonders in den Tagen des geistlichen Verfalls.

Im Neuen Testament wird uns ebenfalls von einem Aufseherdienst unter dem Volk Gottes berichtet (Apg 20,28; 1. Tim 3; Tit 1). Gerade in den beiden letzten Stellen finden wir etwas von den Anforderungen wieder, die bereits im Alten Testament an solche Diener gestellt wurden.

 

b) Lehrer im Volk

Mose sprach am Ende seines Lebens prophetisch von dem Lehrauftrag der Leviten (5. Mo 33,10). Allerdings lesen wir nicht davon, dass die Leviten diese Aufgabe vor oder während der Regierungszeit Davids wahrgenommen haben. Zum ersten Mal finden wir einen Hinweis darauf in 2. Chronika 17,7. Der König Josaphat beauftragte die Leviten, durch die Städte Judas zu ziehen und das Volk Gottes zu belehren. Die Grundlage für den Dienst war das Buch des Gesetzes – also Gottes Wort. Damit sollten sie sich beschäftigen, um gute Einsicht in die Gedanken Gottes zu bekommen (2. Chr 30,22). Und damals wie heute ist es Gott, der die Fähigkeit schenkt, den erworbenen Besitz an andere weiterzugeben.

Von Esra, dem Priester wird uns berichtet, dass er sein Herz darauf gerichtet hatte, das Gesetz Gottes zu erforschen und zu tun (Esr 7,10). Sicher wusste er, dass das eigene Vorbild die beste Predigt ist.

Auch der Apostel Paulus hatte den innigen Wunsch, nicht in dem zu versagen, was er andere lehrte (1. Kor 9,27). Das ist ein Grundsatz, den auch wir uns aufrichtig zu Herzen nehmen sollten.

Die erworbene Kenntnis behielt Esra nicht für sich, sondern benutzte sie, um andere zu unterweisen. Sein Vorbild stachelte andere Leviten an, sich in ähnlicher Weise gebrauchen zu lassen (Neh 8,7 f.). Diese lasen dem versammelten Volk auf dem Platz am Wassertor das Wort Gottes deutlich vor und erklärten in verständlicher Weise die darin enthaltenen Gedanken, so dass es Eingang in die Herzen der Zuhörer fand. Dabei befanden sich unter den Versammelten Männer, Frauen und auch Kinder. Am Ende wird uns berichtet, dass man die Worte wirklich verstanden hatte. Dies wurde an den Reaktionen der Zuhörer deutlich.

Im folgenden Abschnitt ab Vers 13 finden wir noch einen weiteren wichtigen Hinweis. Die Leviten versammelten sich, um durch den von Gott ausgebildeten Diener Esra weiter im Wort Gottes unterwiesen zu werden. Sicher spürten sie die Notwendigkeit, noch tiefer in die Gedanken Gottes einzudringen, um brauchbare Lehrer zu sein und tiefgründig unterweisen zu können.

 

Levitendienst – ein Ansporn für alle Christen

So finden wir in all den Aufgaben und Diensten der Leviten, wie wichtig es ist, den Willen Gottes zu kennen und die Bereitschaft im Herzen zu haben, ihn in Hingabe und Gehorsam zu tun. Dabei war es ganz wichtig, dass sie sich nicht durch die Untreue des Volkes davon abhalten ließen, sondern in Verantwortung vor Gott handelten. Gott hatte verheißen, sie in allen Umständen zu versorgen. Er hat seine Bereitschaft und Fähigkeit auch immer wieder unter Beweis gestellt. Solange sie diese Dinge in ihrem Herzen festhielten und auch in die Praxis umsetzten, war es zum Wohl des ganzen Volkes Gottes. Und das gilt auch für uns heute noch.

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