Lystra und ein junger Mitstreiter

Die zweite Missionsreise des Apostels Paulus

LYSTRA UND EIN JUNGER MITSTREITER (APOSTELGESCHICHTE 16,1–5)

In einigen Artikeln möchten wir den Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise begleiten. Im ersten Artikel treffen wir ihn in der Stadt Lystra, die eine der ersten Stationen der Reise war.

 

Nachdem es bei der Planung der zweiten Missionsreise des Apostels Paulus eine Unstimmigkeit zwischen Paulus und seinem früheren Begleiter Barnabas gegeben hatte, zog Paulus gemeinsam mit Silas los. Von den Brüdern in Antiochien wurden sie der Gnade Gottes anbefohlen.

Erfreuliches Wachstum

Zielsetzung für diese zweite Missionsreise1 war es, die Jünger in jeder Stadt aufzusuchen, in der sie gepredigt hatten und nach ihrem Wohlergehen zu sehen (15,36). Mit dieser Absicht erreichen Paulus und Silas die Stadt Lystra. Dort treffen sie auf einen jungen Bruder mit Namen Timotheus. Mit Freude stellen sie fest, dass dieser junge Mann den Entschluss sowohl gefasst als auch in die Tat umgesetzt hat, dem Herrn Jesus nachzufolgen. Er war als Jünger des Herrn bekannt.

Paulus bezeichnet diesen jungen Mann in 1. Timotheus 1,2 als sein echtes Kind im Glauben. Nehmen wir das zusammen mit Apostelgeschichte 14,6, dann können wir davon ausgehen, dass Timotheus bei dem ersten Besuch von Paulus in Lystra die gute Botschaft des Evangeliums aus seinem Mund gehört und geglaubt hatte. Jetzt waren etwa zwei bis drei Jahre vergangen, und Timotheus hatte sich bereits als Jünger bewährt. Die Gläubigen, die ihn kannten, konnten ihm ein gutes Zeugnis ausstellen.

Diese schöne Entwicklung bei dem jungen Timotheus stellt jeden von uns vor die Frage, wie es im eigenen Leben mit der geistlichen Entwicklung aussieht. Vielleicht hast Du gute Fortschritte in der Ausbildung oder im Beruf gemacht. Vielleicht ist Dein Sparkonto beachtlich angewachsen, weil Du fleißig gejobbt hast. Aber wie sieht es aus mit der geistlichen Entwicklung? Wie sieht es aus mit der Jüngerschaft? Was könnten die Gläubigen, die Dich kennen, berichten über Dein Leben in der Nachfolge des Herrn Jesus – nach zwei bis drei Jahren – oder sind es schon mehr?

Jüngerschaft setzt einerseits einen Herzensentschluss voraus. Andererseits gibt es auch ein sichtbares Zeichen, das diesen Herzensentschluss dokumentiert – die Taufe. Wer sich taufen lässt, der macht damit deutlich, dass er von nun an ein Leben in der Nachfolge des Herrn Jesus führen möchte. Hast Du den Entschluss in Deinem Herzen gefasst, für den Herrn Jesus zu leben? Dann zögere nicht, diesen Entschluss durch die Taufe öffentlich zu bezeugen und ihn Tag für Tag in die Tat umzusetzen!

Bereit zu einem Opfer

Den jungen Timotheus, der sich in seiner Heimat bewährt hatte, möchte Paulus gerne mitnehmen als Begleiter auf der weiteren Reise. Er war sich sicher, dass er eine gute Hilfe sein würde. Damit bekam Timotheus einen neuen Aufgabenbereich. Wünschst Du Dir auch ein neues Betätigungsfeld oder vielleicht verantwortungsvollere Aufgaben? Warte auf den Herrn! Er weist jedem ein passendes Aufgabenfeld zu. Und bedenke: Nur wer im Kleinen treu ist, wird auch im Großen treu sein können.

Bevor die Reise weitergehen kann, beschneidet Paulus Timotheus. Der junge Mann ist bereit, diese schmerzhafte Handlung an sich vollziehen zu lassen. Und das, obwohl dazu keine zwingende Notwendigkeit bestand! Die Beschneidung war das Zeichen des Bundes zwischen Gott und seinem irdischen Volk Israel. Da aber Timotheus einen Griechen zum Vater hatte, war er nicht beschnitten worden. Nun war er zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen. In der Zeit des Christentumsmhat die Beschneidung nur noch eine geistliche Bedeutung. Kurze Zeit vorher (vgl. Apg 15) war in Jerusalem darüber gesprochen worden und der Wille des Herrn Jesus war klar erkannt worden: Die aus den Nationen müssen nicht beschnitten werden (auch für die Juden war das vorüber). Warum beschneidet Paulus seinen neuen Begleiter Timotheus dann überhaupt?

Paulus wollte den Juden, denen er das Evangelium verkündigte, keinerlei Möglichkeit zum Anstoß geben. Obwohl er selbst in Bezug auf die Frage der Beschneidung völlig klar sah, den Nationen keine Last aufzulegen, wollte er doch alle möglichen Hindernisse für die Juden, das Evangelium anzunehmen, aus dem Weg räumen. Deshalb hat er Timotheus beschnitten. Wieder ist Timotheus ein echtes Vorbild. Er war bereit, diesen persönlichen Einsatz zu bringen, um das Evangelium zu fördern und anderen eine Hilfe zu sein. Sogar dann, wenn es sich um eine Sache handelte, die nicht „vorgeschrieben“ war. Auch wir sollen uns nicht an dem orientieren, was gerade noch erlaubt ist, sondern fragen, was das Vorzüglichere ist (Phil 1,10). Vielleicht gibt es in einer bestimmten Situation einen Weg, durch Verzicht auf eigene Rechte einen Menschen, einen Gläubigen zu gewinnen. Wenn wir das tun, haben wir das Vorzüglichere gewählt.

Befestigung durch Beschlüsse

So zieht Paulus mit seinen Begleitern weiter. Sie verkündigen die Beschlüsse, die in Jerusalem von den Aposteln und Ältesten festgelegt worden waren. Das bedeutet nicht, dass es in der Versammlung (Gemeinde, Kirche) Gottes ein Zentralorgan gibt, das Beschlüsse fasst, die dann zu beachten sind. Wer aufmerksam Kapitel 15 liest, wird feststellen, dass es ein Ringen nach Klarheit über die Gedanken Gottes in Bezug auf bestimmte Fragen war. Schließlich schenkte der Geist Gottes Klarheit und bewirkte Einstimmigkeit unter den Brüdern. Auch heute noch macht der Herr Jesus durch sein Wort und seinen Geist klar, was sein Wille ist. Das ist die verbindliche Autorität, die in der Versammlung Gottes besteht.

Vor diesem Hintergrund wird es Paulus und Silas nicht schwergefallen sein, die Beschlüsse weiterzugeben. Wussten sie doch um die Autorität des Herrn Jesus, in der die Versammlung in Jerusalem in Einmütigkeit die Punkte festgelegt hatte. Neben dieser Autorität, die bis heute besteht, konnte Paulus zudem mit apostolischer Autorität reden. Diese Autorität gibt es heute nicht mehr.

Die Versammlungen, die Paulus nun auf seiner zweiten Missionsreise besuchte, nahmen die Mitteilung über die gefassten Beschlüsse bereitwillig auf. Gerne wollten sie das beachten, was ihnen mitgeteilt wurde. So wurden die Versammlungen im Glauben befestigt und mehrten sich an Zahl (vgl. V 5). Es ist immer Gottes Ziel, dass die Gläubigen als Einheit vorangehen. Diesem Ziel entsprechend teilte Paulus die Beschlüsse mit und diesem Ziel entsprechend nahmen die Versammlungen die Beschlüsse auf. So blieb die Einheit der Gläubigen erhalten und Gott konnte sein Werk weiterführen. Er schenkte Befestigung und Wachstum sowohl bei den Einzelnen als auch in ganzen Versammlungen. Auch bei dir und an deinem Ort?

 

1 Die erste Missionsreise von Paulus findet man in Apostelgeschichte 13 und 14.