Die Leviten - Dienst für Gottes Volk

Die Leviten - Dienst für Gottes Volk

Teil I: Berufung und Dienst in der Wüste

Gott hat zu allen Zeiten Menschen gesucht, die nach seinem Willen fragen und bereit sind, Ihm zu dienen. Leider waren es oft nur einzelne. Im Volk Israel hatte Gott einen Stamm ausgewählt, der anstatt des ganzen Volkes Ihm dienen und den Priestern „zuarbeiten“ sollte. Der Werdegang dieses Stammes, der Leviten, enthält auch für dienstbereite Christen heute viele Impulse ...

 

Treue Nachkommen eines hitzigen Vaters

Als Gott das Volk Israel aus Ägypten gerettet hatte, war es sein Ziel, ein Königreich von Priestern zu bilden (2. Mo 19,6). Da Ihm nur ein heiliges Volk dienen konnte, gab Gott ihnen das Gesetz. In diesem Gesetz stellte Gott ihnen die Grundlagen vor, wie sie Ihm, abgesondert von den Völkern rings um sie her, dienen konnten. Damit Er in ihrer Mitte wohnen konnte, mussten sie Ihm ein Heiligtum machen (2. Mo 25,8). Den genauen Bauplan dafür zeigte Gott dem Mose auf dem Berg Sinai. Für den Dienst in diesem Hause bestimmte Er Aaron und seine Söhne Nadab und Abihu, sowie Eleasar und Ithamar. Obwohl das Volk Israel mehrfach beteuert hatte, alles tun zu wollen, was Gott Ihnen sagen würde, handelten sie immer wieder im Widerspruch zu diesem Versprechen. Sie gaben Aaron den Auftrag, ein goldenes Kalb als ein Abbild ihres Gottes zu machen, der sie aus Ägypten heraus geführt hat, als Mose sich 40 Tage auf dem Berge aufhielt. Gott musste sie dafür strafen. Gerade in diesem Augenblick stellten sich die Söhne Levis auf die Seite Moses (2. Mo 32,26) und damit auf die Seite Gottes. Und Gott erwählte gerade diesen Stamm, Ihm an Stelle der Erstgeborenen1 des Volkes am Zelt der Zusammenkunft zu dienen (4. Mo 3,12.13.41). Das war reine Gnade, denn die schändliche Geschichte ihres Stammvaters war wahrlich keine Empfehlung für einen solchen Dienst (vgl. 1. Mo 34 und 1. Mo 49,6).

Waren auch wir nicht alle in der „Gewalt der Finsternis“ und dienten „mancherlei Begierden“ (Kol 1,13; Tit. 3,3). Jetzt sind wir durch Gnade errettet, „um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen“ (1. Thes 1,9)! Sind wir dazu bereit?

Gott verteilt die Aufgaben (4. Mo 3 u. 4)

Der Stamm Levi umfasste drei Familien: die Gersoniter, die Kehatiter2 und die Merariter. Dabei lag es nicht im Ermessen der Priester oder der Leviten, welche Aufgabe von den einzelnen Männern oder Familien übernommen wurde. Das hatte Gott genau festgelegt. Er hatte ganz deutlich gemacht, dass der Stamm Levi Ihm gehörte und Er die volle Verfügungsgewalt hat. Einmal wird uns davon berichtet, dass Leviten nicht mit der von Gott gegebenen Aufgabe zufrieden waren. Der Levit Korah aus der Familie Kehat hatte sich gemeinsam mit 250 Leuten, unter anderem aus dem Stamm Ruben, zusammengetan um sich gegen diese Anordnungen aufzulehnen. Gott musste diese „Revolte“ mit Gericht beantworten. Sie wurden vom Erdboden verschlungen (4. Mo 16). Aber die große Gnade Gottes strahlt hervor, dass Er die Söhne Korahs verschonte, weil sie sich von der Bosheit ihrer Eltern abgesondert hatten.

Eine kleine Übersicht zeigt die Aufgabe und den Lagerungsort der drei Familien der Leviten:

Familie Lagerungsort Zahl3 Aktive4 Aufgebe (Tragen)
Gerson Westen 7.500 2.630 Äußeres der Stiftshütte(Teppiche,Geräte)
Kehat Süden 8.600 2.750 das Hochheilige
Merari Norden 6.200 3.200 Inneres der Stiftshütte (Bretter, Riegel)

Bedeutung des Levitendienstes für uns heute

Bedenken auch wir, dass Gott die Glieder des Leibes nach sei- ner Weisheit gesetzt hat (1. Kor 12,18) und dass der Herr uns an die richtige Stelle und Aufgabe gesetzt hat (Joh 15,16)?

In Hebräer 3,5.6 wird Mose als Diener über die Stiftshütte beschrieben und Christus, der Sohn über sein Haus, „dessen Haus wir sind“, gegenüber gestellt. Die Stiftshütte ist also – neben anderen Bedeutungen – ein Bild auf das geistliche Haus Gottes heute, nämlich die Versammlung (Gemeinde, Kirche). Gott wohnt in ihr (Eph 2,21; 1. Kor 3,16). Und Er benutzt Brüder, um an und in diesem Haus zu arbeiten. Der Versammlung sind Gaben gegeben (Eph 4,7; 1. Kor 12), die für die Auferbauung und geistliche Förderung der Glieder notwendig sind.

Einen weiteren interessanten Aspekt des Dienstes lernen wir aus der Tatsache, dass die Leviten den Priestern gegeben wurden (4. Mo 3,9). Durch die heutigen Diener sollen wir zu Christus heranwachsen und auch lernen, Ihn zu preisen und anzubeten. Dabei gilt es natürlich zu bedenken, dass wir Christen heute sowohl „Priester“ als auch „Leviten“ sein dürfen und aus beiden Kategorien Nutzanwendungen für uns machen dürfen.

So, wie die Stiftshütte damals, besteht auch das „Gebilde Versammlung“ heute aus unterschiedlichen Aspekten. Vielleicht kann man daher auch die Dienste der drei Familien der Leviten mit der gebotenen Vorsicht auf heutige Arbeiten am Haus und für das Haus Gottes anwenden:

Kehat (das Hochheilige): Die Herrlichkeit des Herrn Jesus und seines Werks wird den Gläubigen vermittelt.

Gerson (Äußeres): Die Versammlung lehrt nicht, aber sie ist Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit (1. Tim 3,14). Zugleich soll sie ihren Fremdlingscharakter (Teppiche) beibehalten. Für beide „Aufgaben“ benutzt der Herr seine Diener.

Merari (Inneres): Alle Glieder am Leib Christi müssen in Liebe miteinander verbunden sein. Die Diener Christi arbeiten auch an dieser Aufgabe.

Lassen wir die Diener an uns arbeiten, damit wir unseren Herrn mit mehr Einsicht preisen, Ihn bezeugen und auch unter- einander in herzlicher Liebe verbunden sind?

Die Weihe der Leviten (4. Mo 8)

Ehe die Leviten ihren Dienst am Heiligtum aufnehmen konnten, mussten sie durch Mose gereinigt werden. Dazu wurden sie mit Entsündigungswasser (siehe 4. Mo 19) besprengt. Anschließend wurden alle Körperhaare beseitigt. Das ist in der Übertragung auf unseren heutigen Dienst für den Herrn Jesus ein Bild davon, dass alles, was aus dem Menschen hervorkommt, weggetan werden muss, bevor wir Ihm dienen können. Auch Ihre Kleider sowie ihr ganzer Körper mussten mit Wasser gewaschen werden. Als letztes wurden zwei Stiere zum Opfer dargebracht, einer zum Sündopfer und einer zum Brandopfer. Zu dieser „Weihe“ versammelte sich das ganze Volk Israel vor dem Zelt der Zusammenkunft. Sie legten ihre Hände auf die Leviten, um auf diese Weise Zeugnis abzulegen, dass sie sich mit dem Dienst dieser Männer eins machten. Die Leviten wiederum mussten ihre Hände auf die beiden Opfertiere legen. Von diesem Augenblick an waren sie ganz dem Dienst für Gott geweiht (4. Mo 8), und Gott übernahm es, für sie zu sorgen. Er gab den einzelnen Stämmen den Auftrag, alles für den Lebensunterhalt der Leviten bereitzustellen.

Gott kann uns nur dann gebrauchen, wenn wir alle Regungen der alten Natur unter das Kreuz von Golgatha gebracht haben. Der Herr konnte Petrus erst in den Dienst stellen, nachdem er sich selbst als unwürdig erkannt hatte (Lk 5,4-11).

Die Versorgung der Diener

Wie sollte nun die Versorgung der Familien erfolgen, wenn die Männer „dienstverpflichtet“ waren und sich nicht um das Vieh, die Lebensgrundlage des Nomadenvolkes, kümmern konnten? Dazu bestimmte Gott in seiner Fürsorge den Zehnten (4. Mo 18,21). Auch gab Er den Leviten kein Erbteil unter den Stämmen Israels. Denn Er selbst und seine Feueropfer sollten ihr Erbteil sein (Jos 13,14.33).
Wenn das Volk Israel nicht seinem von Gott bestimmten Auftrag nachkam und den Zehnten ordnungsgemäß anlieferte, war das mit negativen Folgen für den Dienst der Leviten verbunden. Im Buch Nehemia wird uns berichtet, dass die Leviten ihren Dienst verließen, um selber für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. So führte der Ungehorsam der einen und das mangelnde Vertrauen der anderen dazu, dass der Dienst für Gott zu kurz kam.

Haben wir auch einen Blick für die Unterstützung derjenigen, die Zeit und Geld für den Dienst im Werk des Herrn einsetzen oder sogar ihren Beruf vollständig aufgegeben haben? Der Herr hat dazu Anordnungen erteilt (1. Ko 9,14 etc.)!


Dienst in der Wüste (4. Mo 10)

Ab 4. Mose 9 wird uns berichtet, in welcher Weise sich der Zug durch die Wüste vollzog. Das Signal zum Aufbruch gab Gott. Wenn sich die Wolkensäule von dem Zelt erhob, trompeteten die Priester mit den silbernen Trompeten. Die Priester unter der Aufsicht Eleasars begannen mit den Vorbereitungen.
Sie nahmen den Vorhang vom Allerheiligsten ab und bedeckten damit die Bundeslade. Dann wurden alle Geräte des Heiligtums mit von Gott bestimmten Decken zugedeckt. Nun konnten die Kehatiter mit ihrem Dienst beginnen. Alle Geräte des Heiligtums mussten in Übereinstimmung mit den Anweisungen Gottes getragen werden (4. Mo 10,17.22). (Jahrhunderte später, als die Leviten diese Anweisung missachteten, antwortete Gott mit ernstem Gericht (1. Chr 15,13–15). Der Levit Ussa büßte wegen dieses Ungehorsams sein Leben ein.)
Im Anschluss bauten die Gersoniter und die Merariter das Zelt und den Vorhof ab. Sie unterstanden den Anweisungen des Priestersohnes Ithamar. Für den Transport dieser schweren Dinge standen den beiden Familien mit Planen versehene Ochsenwagen zur Verfügung, die von den Fürsten der einzelnen Stämme Israels bei der Einweihung des Hauses Gottes gespendet worden waren.
Wie der Abbau des Heiligtums lief auch der Abmarsch genau nach den Anordnungen Gottes ab. Nach der Vorhut, die durch die Stämme Juda, Issaschar und Sebulon gebildet wurde, machten sich die Söhne Gersons und Meraris mit ihren Rinderwagen auf den Weg. Ihnen folgten die drei Stämme Ruben, Simeon und Gad, ehe sich die Kehatiter mit ihren Traglasten auf den Schultern auf die Reise begaben. Die Nachhut bildeten die Stämme Dan, Aser und Naphtali5. So zog dieses zahlreiche Volk durch die Wüste – und Gott wanderte mit „in einem Zelt und in einer Wohnung“ (2. Sam 7,6)! Das war Gottes Fürsorge für sein Volk.

Ist uns auch bewusst, dass wir auf dieser Erde als Volk Gottes auf dem Weg zur Herrlichkeit sind und dabei „unterwegs“ die Schönheiten des Herrn Jesus mittragen, genießen und auch bezeugen dürfen?

Die Leviten und ihre Aufgaben am Zelt der Zusammenkunft im Land Kanaan

Als es darum ging, die Stadt Jericho einzunehmen, mussten die Gerüsteten des Volkes Israel an sieben Tagen die Stadt umziehen. Auch da waren die Leviten mit der Bundeslade in ihrer Mitte. Während der Zeit der Inbesitznahme des Landes erfahren wir nur wenig vom Dienst der Leviten. Es wird uns mitgeteilt, dass sie 48 Städte, darunter die sechs von Gott bestimmten Zufluchtsstädte zum Wohnsitz bekommen sollten, und ein gewisses Gebiet um diese Orte herum zur Weide für ihr Vieh (Josua 21). Wie wir schon bei allen anderen Anordnungen für die Leviten festgestellt haben, ging auch hier alles nach dem Befehl Gottes.

Nachdem das Volk Israel in Kanaan ansässig geworden war, musste das Haus Gottes nicht mehr von Ort zu Ort wandern. Das Zelt der Zusammenkunft wurde in Silo aufgeschlagen. Dorthin mussten die Leviten aus ihren Orten zu der bestimmten Zeit ihres Dienstes hinziehen. Das Zelt musste nicht mehr ab- und aufgebaut werden. Aber dennoch hatte die Lade keinen Ruheplatz gefunden. Wir finden die Bundeslade in Bethel (Ri 20), in verschiedenen Philisterstädten, in Beth-Semes und in Kirjath-Jearim. Der Stamm Levi, aber auch die übrigen Verantwortlichen des Volkes hatten oft versagt. Erst zur Zeit Davids, dem Mann nach dem Herzen Gottes, kam die Wohnung an den von Gott vorgesehenen Platz, und der Dienst der Leviten wurde wieder in der von Gott bestimmten Weise ausgeführt. Vieles in dem Dienst der Leviten änderte sich jetzt allerdings. Der Charakter des Dienstes unterschied sich von dem in der Wüste, denn sie hatten die Wohnung und die Geräte zu ihrem Dienst nicht mehr zu tragen (1. Chr 23,26).

 

 

1 Gott hatte die Erstgeborenen für sich bestimmt (2. Mo 13,1).

2 Auch Mose und Aaron waren Leviten. Sie stammten aus der Familie der Kehatiter (2. Mo 6,18-20). Aaron und seine Familie wurden von Gott zum Priesterdienst berufen und bildeten so eine eigenständige Gruppe innerhalb des Volkes und zählten nicht mehr zu den dienenden Leviten.

3 Alle Männlichen ab 1 Monat und darüber

4 Alle 30- bis 50-Jährigen, später ab 25 Jahren; Ältere wurden als „Helfer“ eingesetzt (4. Mo 8,24-26).

5 Eine Abweichung von dieser Regel wird uns beim Durchzug durch den Jordan berichtet. Da zogen die Priester, die die Bundeslade trugen, an der Spitze des Volkes. Zwischen ihnen und dem nachfolgenden Zug war ein Abstand von 2000 Ellen.