Die beiden Namenlosen

Personen in der Bibel

Die beiden „Namenlosen“

Von vielen Männern Gottes und Dienern des Herrn in der Bibel werden uns die Namen mitgeteilt. Die Bibel hat ihnen ein ewiges Denkmal gestiftet. In 2. Korinther 8,18.22 finden wir zwei Männer Gottes, die besonders treu gewesen sein müssen und von denen einige nachahmenswerte Eigenschaften berichtet werden. Nur eins wird uns über sie nicht mitgeteilt: ihre Namen.

 

„Wir haben aber den Bruder mit ihm gesandt, dessen Lob im Evangelium durch alle Versammlungen verbreitet ist ... Wir haben aber unseren Bruder mit ihnen gesandt, den wir oft in vielen Stücken erprobt haben als einen, der eifrig ist, nun aber noch viel eifriger durch das große Vertrauen zu euch.“

Wir könnten viele Mutmaßungen anstellen, wer diese zwei wohl gewesen sind. Aber abgesehen davon, dass wir zu keinem eindeutigen Ergebnis kommen würden, hat Paulus sicher nicht ohne Grund ihre Namen weggelassen. Für die Korinther waren sie ja auch als Begleiter des Titus eindeutig identifizierbar. Vielleicht wollten sie auch selbst überhaupt nicht in den Vordergrund treten. Dafür gibt der Text meines Erachtens Anhaltspunkte.

Bereit, zu dienen

Beide Brüder waren von Versammlungen gewählte Gesandte, die mit Titus zusammen eine finanzielle Zuwendung der Gläubigen aus Korinth an die bedürftigen Versammlungen in Judäa überbringen sollten. Paulus hatte Titus dazu aufgefordert, die Gabe in Empfang zu nehmen. Um Misstrauen vorzubeugen, das bei finanziellen Angelegenheiten schnell aufkommen kann, sollten die beiden Brüder Titus begleiten. Das war ihr Dienst – mehr im Augenblick nicht.

Sie dachten nicht gering von diesem Dienst. – Der Herr tut das übrigens auch nicht! – Sie hatten auch kein Problem damit, im Schatten von Titus zu stehen. Sie dienten aus Liebe den Gläubigen und damit dem Herrn, und das adelt jeden Dienst.

Ein gutes Zeugnis

Das gute Zeugnis des einen Bruders war Gesprächsthema in allen Versammlungen. Dem anderen Bruder wird von Paulus selbst ein schönes Zeugnis ausgestellt. Damit erfüllten sie das erste Kriterium von Apostelgeschichte 6,3, das zwingend notwendig war für ihre bevorstehende Aufgabe. Dass sie auch voll Heiligen Geistes und Weisheit waren, und damit auch die anderen beiden Kriterien erfüllten, darüber besteht kein Zweifel.

Über den einen wurde nur Lobenswertes geredet, der andere war von Paulus erprobt und für geeignet befunden worden. Wenn sie damit das Kriterium aus 1. Timotheus 3,10 erfüllten („lass diese aber auch zuerst erprobt werden“), können wir davon ausgehen, dass auch die anderen Voraussetzungen aus diesem Kapitel für wahre Diener bei ihnen vorhanden waren.

Wir sehen, wie viel Wert der Herr auf persönliche Treue legt und auf ein gutes Zeugnis vor den Menschen.

Eifrig

Der eine Bruder tat eifrig und mutig das Werk eines Evangelisten, der andere war sogar in vielen Bereichen als besonders eifrig aufgefallen. Egal, ob die Aufgabe groß oder klein war, ob der Dienst im Verborgenen oder in der Öffentlichkeit geschah, sie dienten dem Herrn – und das mit Eifer.

Doch nicht namenlos

Sie hatten vielleicht keine hohe Position wie Titus. Ihre Namen sind dem Gedächtnis der Menschheit, sogar der Christenheit entschwunden, aber in ihrer Bereitschaft, zu dienen, in ihrer Liebe zu den Geschwistern, in ihrer Treue und ihrem Eifer, in ihrem Mut zum Zeugnis und in ihrer Bescheidenheit zeigten sie etwas von den schönen Wesenszügen Christi und bekamen daher von Paulus, inspiriert durch den Heiligen Geist, einen besondern „Namen“: Christi Herrlichkeit (V. 23).

Fazit für uns

Neigen wir nicht dazu, uns größer zu machen, als wir sind? Streben wir nicht oft nach Aufsehen erregenden Diensten? Sind wir nicht ständig in der Gefahr, uns selbst zu rühmen und uns einen Namen zu machen in dieser Welt oder vielleicht sogar im Werk des Herrn? Ist es uns nicht manchmal wichtig, dass unser Name positive Erwähnung findet, oder vielleicht in der Zeitung, auf einem Buch-Cover oder unter einem Artikel prangt? Denken wir daran, dass David sich einen Namen machte, nachdem Gott ihm Siege über seine Feinde geschenkt hatte (2. Sam 8,13). Und war nicht vielleicht gerade das der Anfang einer traurigen Entwicklung bei ihm?

Johannes der Täufer ist ein Beispiel dafür, wenig aus sich selbst zu machen, klein von sich zu denken und mit Bescheidenheit davon zu erzählen, was man selbst tut. Wer Christus kennengelernt und Ihn vor Augen hat, wird empfinden, wie klein er ist. Dann ist einem nichts wichtiger, als dass Er groß wird (vgl. Joh 3,30): seine Liebe, seine Treue, sein Eifer, seine demütige Gesinnung und sein mutiges Zeugnis sollen in dieser Welt sichtbar werden.

Wie schön wäre es, wenn nicht unsere Namen der Welt im Gedächtnis blieben, sondern vielmehr eine Auszeichnung, wie es diese beiden „namenlosen“ Brüder bekamen: Christi Herrlichkeit.