Bibel praktisch
19 Konstrastpunkte: Letzte Tage - Schwere Zeite VI
Endzeit und Jüngerschaft: Hat sich der eine oder andere Leser vielleicht auch schon gefragt, warum Gott sein Leben für die christliche Endzeit bestimmt hat? Wer weise ist, wird sich bemühen, die Gegenwart zu meistern – auch wenn es schwere (oder gefährliche) Zeiten sind, wie die Bibel es in 2. Timotheus 3 voraussagt.
11. Verleumden – oder Ehre geben?
Verleumden bedeutet, Unwahres über jemand zu verbreiten, um dadurch seinem Ruf zu schaden. Vielleicht kennst Du einen Fall, wo Unwahres über einen Mitmenschen oder gar einen Bruder oder eine Schwester verbreitet wurde. Wie konnte das passieren? – Ist es nicht überhaupt verwunderlich, dass Unwahres sich oft großflächig und blitzschnell verbreitet? Wir wollen über drei mögliche Ursachen nachdenken:
- Weil der Mensch seit dem Sündenfall von Natur aus verdorben ist, fühlt er sich selbst besser, wenn er sich über etwas erheben kann, das noch schlechter ist als er. Das ist vielleicht ein Grund dafür, dass schlechte Nachrichten sich durchschnittlich neunmal schneller verbreiten als gute Nachrichten.
- Verleumdung ist eine Unart, die durch den Teufel „unterstützt“ wird. Beachte: Für „Verleumder“ steht im Griechischen dasselbe Wort wie für „Teufel“ (diabolos).
- Oft ist das Unwahre nicht sofort erkennbar. Die Tücke liegt gerade in der Vermischung von Wahrheit und Lüge.
Verleumdung ist nichts Neues. Das gab es schon immer. „Warum nun sollten die Menschen in der christlichen Endzeit besonders verleumderisch sein?“, mag jemand fragen. Wir blenden kurz zurück: Unter den bereits in den letzten Folgen erörterten Merkmalen wird unter anderem Selbstsucht, Prahlerei und Hochmut aufgezählt (vgl. 2. Timotheus 3,2). Wen wundert es, dass Verleumdung sich dazu gesellt? Wo das„Ich“ das gesellschaftliche Leben prägt, ist nicht zu erwarten, dass dem Nächsten alles Gute gegönnt wird. Der Zielgedanke besteht eher darin, selbst gut wegzukommen. Den Ruf anderer zu schädigen, scheint dafür eine willkommene Hilfe zu sein.
Nein! Wer es mit dem Christsein ernst meint, wird da nicht mitmachen; der möchte kein Werkzeug des Teufels sein. Gottes Grundsatz, der schon im Alten Testament bekannt war, lautet: „Du sollst nicht als ein Verleumder unter deinen Völkern umhergehen“ (3. Mo 19,16). Und:„Erweist allen Ehre“ (1. Pet 2,17). Das wollen wir uns neu zu Herzen nehmen.
Etwas anderes ist es, als Christ unter dem verleumderischen Verhalten der Mitmenschen leiden zu müssen. Auch das ist aktuell. Die letzten Tage werden nicht zuletzt deshalb „schwere“ Zeiten genannt, weil sie für treue Gläubige schwer zu ertragen sind.
Verleumdung zu erfahren ist eben keine Kleinigkeit. Sie in Ruhe und Gelassenheit über sich ergehen zu lassen bedarf enormer Kraft. Die haben wir nicht in uns selbst. Der Schlüssel zum Gelingen liegt in echter Demut und der Freude an unserem Herrn. Ein anschauliches Beispiel hierfür finden wir in Mephiboseth, dem Enkel des Königs Saul. Von ihm wird berichtet, dass er von Ziba, seinem Diener, bei dem König David verleumdet wird (vgl. 2. Sam 16,1–4). Dadurch verliert er schließlich seinen ganzen Besitz. Und wie reagiert er darauf? Äußerst gelassen. Weder die Verleumdung noch der Verlust der Felder können ihn irgendwie erschüttern. Woher nimmterdieKraft?SeinHerzhängt ausschließlich an seinem König – und nicht an seiner eigenen Ehre oder an seinem Besitz. Er kann und will auf alles verzichten, nachdem sein „Herr, der König, in Frieden in sein Haus gekommen ist“ (2. Sam 19,31).
Nur solche, die nicht hoch von sich denken und etwas Besseres – und nicht ihre eigene Ehre – wertschätzen, sind in der Lage, auf Verleumdung gelassen zu reagieren.
12. Unenthaltsam – oder gibt es noch Disziplin?
„Wir sind Genießer geworden. Genuss ist die neue Lebensform der Moderne. Nach einem hektischen Tag gönnt man sich abends etwas. Wir haben es doch verdient! Ich habe ein Recht auf Genuss. So leben wir in einer totalen Anspruchsgesellschaft. Die Form des Genusses sieht natürlich unterschiedlich aus: ein gutes Essen, ein Kinobesuch, ein Cappuccino, ein Besuch im Erlebnispark, ein schönes Pfeifchen, ein Stück Schokolade – oder gar zwei? Wir haben verlernt zu verzich ten. Wir lassen uns berauschen. Wir wollen es groß haben. Nicht umsonst wirbt Ritter Sport mit ‚XXL’, extra knackig, extra dick! Es muss uns schmecken. Wir meinen, nur dann zu leben, wenn wir genießen können. Wir träumen vom Schlaraffenland und arbeiten an seiner Verwirklichung ... Wir schaffen es nicht mehr, uns einzuschränken. Wir wollen es auch nicht mehr. Warum auch? Solange es gut geht, gibt es keinen Grund zur Panik.“
So beschreibt Stephan Holthaus zutreffend die gesellschaftlichen Trends der heutigen Zeit. Wie leicht lassen wir Christen uns von dem Zeitgeist anstecken! „Aber wenn Gott uns heute ‚alles reichlich darreicht zum Genuss’ (1. Tim 6,17), dann dürfen wir das vorbehaltlos ausnutzen und brauchen unser Leben nicht in Askese zu führen“, mag jemand einwenden. Richtig, die Bibel verpflichtet niemand zur Askese. Doch sie sagt auch nicht, dass alle natürlichen Segnungen, die zur Verfügung stehen, von uns beansprucht werden sollen. Im Gegenteil, sie weist auf die Gefahr hin, dass der übermäßige Gebrauch „erlaubter“ Dinge zu einer Abhängigkeit führt. „Ich will mich von keinem beherrschen lassen“ (1. Kor 6,12), sagt der Apostel Paulus in diesem Zusammenhang.
Andere Stellen zeigen, dass Gott es mit Freude zur Kenntnis nimmt, wenn seine Kinder freiwillig auf etwas verzichten, das ihnen grundsätzlich zusteht. Denken wir nur an den Nasiräer. Er verzichtete auf Wein und Traubensaft (ein Bild irdischer Freuden), um sich ganz seinem Gott zu weihen (vgl. 4. Mo 6). So ist es notwendig, auf natürliche Segnungen zu verzichten, um geistliche Segnungen zu erwerben.
Ebenso gibt es Beispiele, die davon berichten, dass Gläubige verzichtet haben, um anderen Gläubigen in ihrer Not zu helfen (vgl. 2. Kor 8,1 ff.). Das größte Vorbild darin ist natürlich der Herr Jesus selbst: Er war reich, und wurde um unsertwillen arm (vgl. 2. Kor 8,9). Er verzichtete auf alles – sogar auf sein Recht zu leben.
Der Herr möge uns Ausgewogenheit und Selbstbeherrschung schenken. Machen wir es wie Jonathan. Seine Hauptbeschäftigung war nicht die Suche nach Honig (ein Bild natürlicher Segnungen). Nein, er kämpfte für seinen Gott. Und mitten im Kampf genoss er etwas von dem Honig, den Gott ihm in den Weg legte. Das gab ihm die notwendige Erfrischung, um weiter kämpfen zu können. „Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem“ (1. Kor 9,25).
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