Haushaltungen

Haushaltungen IV - König Simeon von Bulgarien oder ein 1000-jähriges Reich, wirklich?

Die Großartigkeit der unterschiedlichen Programme Gottes für Israel und
für die Versammlung (Gemeinde, Kirche) wird auch in der Zukunft sichtbar werden. Damit verbunden ist Segen im Himmel und Segen auf der Erde. In dieser Folge über die Haushaltungen soll besonders der letzte Punkt anhand des besten „Zukunftsbuches“, der Bibel, überdacht werden. Wird diese Welt noch einmal den verworfenen Christus sehen und Ihn endlich anerkennen?

 

 

Im Jahr 1943 bestieg König Simeon von Bulgarien, gerade einmal sechs Jahre alt, den Thron. Sein Vater war gestorben: von politischen Gegnern vergiftet, so vermutet man. Drei Jahre später wurde es brenzlig für den jungen König. Man wollte die Monarchie abschaffen. So musste der damals erst neunjährige König Simeon ins Ausland fliehen. In Alexandria, also in Ägypten, wurde ihm Asyl angeboten, danach lebte er in Spanien und eine Zeit in Amerika. 1962 heiratete er eine spanische Adelige. Insgesamt lebte er so 50 (!) Jahre im Exil. Er war zwar der rechtmäßige König von Bulgarien, aber man hatte seine Herrschaft nicht gewollt.

1996 kam der Wendepunkt: Am 26. Mai kehrte König Simeon – nach einem halben Jahrhundert – nach Bulgarien zurück. Tausende von jubelnden Menschen waren auf den Straßen, um ihn willkommen zu heißen. Im Juli 2001 trat er dann sein Amt als Premierminister von Bulgarien an. Wer hatte wohl während der langen Jahre der kommunistischen Herrschaft in Bulgarien gedacht, dass der einst ins Exil verbannte König Simeon einmal zurückkehren und das Land regieren würde?

Als ich vor kurzem diese Geschichte las, musste ich unwillkürlich an einen anderen König denken, der auch abgelehnt wurde und dann in ein entferntes Land zog. Das ist nun schon fast 2000 Jahre her, und noch immer ist Er nicht zurückgekehrt, um seine Herrschaft anzutreten. Aber Er wird es tun: Er wird kommen mit den Wolken (Off 1,7), und zwar aus dem Himmel (Off 19,11). Sein Ehrentitel ist an seiner Hüfte zu lesen: „König der Könige und Herr der Herren“ (Off 19,16). Es werden nicht nur ein paar Tausend Menschen in den Straßen von Sofia (Bulgarien) sein, die Ihm zujubeln, sondern „jedes Knie“ wird sich vor Ihm beugen und „jede Zunge“ bekennen, dass Er, Jesus Christus, Herr ist (Phil 2,10.11). Und dann wird Er seine Herrschaft antreten – und diese wird nicht weniger als 1000 Jahre lang dauern (Off 20,4–6).

 Wie wird diese Herrschaft aussehen? Lies einmal Jesaja 11: Es wird endlich erreicht, was alle Politiker und Weltbeherrscher nicht erreicht haben. Der Herr Jesus wird in vollkommener Gerechtigkeit herrschen (Jes 11,3–5). Selbst die Schöpfung wird dann befreit sein und nicht mehr „seufzen“ (Röm 8,19–22). Der Wolf wird beim Lamm wohnen (Jes ,6–8). Die Erde wird voll sein von der Erkenntnis des Herrn (Jes 11,9). Satan wird gebunden im Abgrund sein (Off 20,1.2), so dass er die Menschen in dieser Zeit nicht mehr verführen kann. Endlich wird der Friedefürst regieren (Jes 9,6) und es wird echten und dauerhaften Frieden geben (Jes 9,7 und 23,17).

Und wir? Wir sollen mit Ihm herrschen (Off 20,6) – nicht auf der Erde, aber doch über die Erde (Off 5,10; 20,4). Die Versammlung bildet die heilige Stadt „Jeru- salem“, die eine himmlische Stadt ist (Off 21,9.10). Aber schon jetzt dürfen wir uns darauf freuen (2. Tim 4,8), dass Christus einmal in Macht kommen wird. Welch ein Triumph wird das sein, wenn dem, der jetzt noch so verachtet ist und verspottet wird, einmal universelle Anerkennung und Ehrerbietung gebracht wird – gerade hier, auf dieser Erde, wo Er gelebt und gelitten hat und dann gestorben ist!

Weil manche eine wirkliche, zukünftige Herrschaft Christi auf der Erde abstreiten, ist es unbedingt erforderlich, das Wort Gottes selbst zu befragen. Viele Bibelstellen belegen die Tatsache eines Reiches Christi auf der Erde, das auch buchstäblich 000 Jahre andauern wird. Eine kleine Auswahl dokumentiert diese biblische Wahrheit:

  • „Aber der Herr wollte das Haus Davids nicht verderben, um des Bundes willen, den er mit David geschlossen, und so wie er gesagt hatte, dass er ihm und seinen Söhnen eine Leuchte geben wolle alle Tage“ (2. Chr 21,7).
  • „Habe ich doch meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg!“ (Ps 2,6).
  • „Sagt unter den Nationen: Der Herr regiert! Auch steht der Erdkreis fest, er wird nicht wanken. Er wird die Völker richten in Geradheit“ (Ps 96,10).
  • „Der Herr regiert. Es frohlocke die Erde, mögen sich die vielen Inseln freuen!“ (Ps 97,1).
  • „Der Herr regiert. Es zittern die Völker. Er thront zwischen den Cherubim: Die Erde wankt“ (Ps 99,1).
  • „Groß ist der Herr in Zion, und hoch ist er über alle Völker“ (Ps 99,2).
  • „Der zu Zion spricht: Dein Gott herrscht als König! (Jes 52,7).
  • „Denn der Herr der Heerscharen herrscht als König auf dem Berg Zion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten ist Herrlichkeit“ (Jes 24,23).
  • „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit; und die Fürsten, sie werden nach Recht herrschen“ (Jes 32,1).
  • „Siehe, Tage kommen,spricht der Herr, da ich dem David einen gerechten Spross erwecken werde; und er wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen; und dies wird sein Name sein, womit man ihn nennen wird: Der Herr, unsere Gerechtigkeit“ (Jer 23,5.6).
  • „Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Herrschaften werden ihm dienen und gehorchen“ (Dan 7,27).
  • „Ich, der Herr, euer Gott, der auf Zion wohnt“ (Joel 4,17).
  • „Er sprach nun: Ein gewisser hochgeborener Mann zog in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen“ (Lk 19,17).
  • „Dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht. Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat“ (1. Kor 15,24.25).
  • „Und sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre“ (Off 20,4).
  • „Sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre“ (Off 20,6).

Dass Gott ein ganz besonderes Programm des Segens mit der Versammlung (also den Gläubigen, die heute leben) verfolgt, hatten wir in dem vorigen Artikel gesehen1, und auch, dass dies in erster Linie ein himmlisches Programm ist. Aber warum sollte das etwa Gott daran hindern, auch ein zweites – in erster Linie irdisches – Programm zu verfolgen, in dem sein irdisches Volk, nämlich Israel, die zentrale2 Rolle spielen wird?

Natürlich betrifft dieses zweite Programm primär Israel, und nicht uns. Aber ist es deshalb unwichtig? Denn zum einen sollten wir nicht zu egoistisch die Bibel lesen. Gott möchte uns seine Gedanken und Pläne mitteilen, unabhängig davon, ob sich diese auf uns oder auf andere beziehen. Gottes Plan überragt alle menschlichen Spekulationen wie ein hoher Fels die Wellen der Brandung. Gottes Plan wird eintreffen, und zwar mit absoluter Sicherheit! Sollten wir uns dafür nicht interessieren? Zum anderen gibt es aber noch mindestens drei konkrete Gründe, warum gerade die Wahrheit der zukünftigen Herrschaft Christi und eines buchstäblichen 1000-jährigen Reiches, und zwar hier auf der Erde, so wichtig ist:

1. Gottes Plan mit Christus

Denken wir daran, dass diese Erde, auf der wir leben, eigentlich die Bühne ist, auf der sich das Drama der Menschengeschichte abspielt. Der Höhepunkt dieses Dramas war in der Tat ein schreckliches „Schauspiel“: „und das Volk stand da und sah zu ...“ (Lk 23,35). Der Mensch hatte Christus, den Sohn Gottes, gekreuzigt. Somit ist diese Erde der Ort, wo Christus verachtet, gebunden, vor Gericht gestellt, unschuldig verurteilt und geschlagen wurde, wo man es wagte, Ihm ins Gesicht zu spucken, Ihm die Kleider wegzunehmen und Ihn ans Kreuz zu nageln. Schließlich verging man sich noch an dem gestorbenen Christus, indem man Ihn mit einem Speer durchbohrte ...

Doch Gott wird nicht zulassen, dass dieses Bild das letzte ist, das die Welt von Christus sieht. Gottes „Drama“ hat einen „zweiten Akt“. Auf den Tag des Menschen wird der Tag des Herrn folgen. Christus wird wiederkommen, jedes Auge wird Ihn sehen (ich spreche jetzt von der Erscheinung zum 1000-jährigen Königreich, nicht von der Entrückung für die Gläubigen der Gnadenzeit), Er wird sein Volk befreien und seine und dessen Feinde besiegen, verurteilen und richten. Dann wird Er sein Reich aufrichten und in Gerechtigkeit herrschen.

In den Augen Gottes gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den Leiden des Christus und seiner Erhöhung: „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben ...“ (Phil ,9, vgl. Jes 53,: „darum“).

Kurz gesagt: Da wo Christus gelitten hat und verworfen war (und noch ist), da muss und wird Er auch einmal anerkannt, geehrt und gepriesen werden.

2. Gottes Plan mit der Erde

Ein weiterer Aspekt hat mit folgender Frage zu tun: Was war eigentlich Gottes ursprünglicher Plan mit der Erde, und: Ist dieser Plan etwa gescheitert? Gottes Plan war doch gewesen, dass Adam – mit Eva an seiner Seite – über diese Erde herrschen sollte:

„Macht sie (d.h. die Erde) euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!“ (1. Mo 1,28).

Aber dann kam der Sündenfall. Es gab sehr bald schon Mord, es gab Regierungen, Kriege, Elend, usw. – bis heute. Was ist nun aus Gottes Plan geworden? Keine Sorge – die Ereignisse der mehr als 6.000 Jahre Menschengeschichte haben Gott nicht überrascht (wenn auch geschmerzt). Und die gesamte Bosheit des Menschen wird Gott nicht daran hindern können, seinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen: einen Menschen an der Spitze zu haben, als Haupt und Herrscher über das Universum.

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk. (Psalm 19,2)

Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl. (Psalm 139,14)

Dieser Plan wird seine Erfüllung finden, und zwar, indem Christus als der wahre Adam mit der Versammlung an seiner Seite über die Erde (und das gesamte Universum) herrscht:

„Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn Acht hast? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt ...“ (Psalm 8,4–7).

Das Neue Testament zeigt klar, dass hier Christus gemeint ist, der Sohn des Menschen (vgl. Heb 2,6–8). In Ihm wird sich Gottes Plan für die erste (oder „alte“) Schöpfung erfüllen.

3. Gottes Verheißungen

Ein dritter und ebenso nicht unwichtiger Grund liegt in der Treue Gottes. Wenn Gott etwas verspricht, dann hält Er es auch. Die Kritiker des Apostels Paulus mochten wohl die Frage stellen, ob denn dieses Evangelium der Gnade, das Paulus verkündigte, etwa die Versprechungen Gottes an sein Volk Israel aufheben würde. Wenn wirklich alle Menschen Sünder sind, wenn alle gleichermaßen verloren sind und nur aus Glauben und durch die Gnade Gottes errettet werden können, so argumentierte man, was war dann mit den Verheißungen, die Gott ganz speziell seinem Volk Israel gegeben hatte?

Dieser Frage ging Paulus gründlich nach (Römer 9–11). Er stellt dabei heraus, dass das Evangelium der Gnade, das heute gepredigt wird, Gottes Verheißungen überhaupt nicht ungültig macht: „Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm ,9). Wenn Gott auch ein besonderes „Segensprogramm“ für die Versammlung eingeschoben hat, dann wird Er dennoch sein verheißenes Programm für Israel ausführen. Da können wir nur mit Paulus sagen:

„O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ (Römer 11,33–36)

Fazit

Zuerst mag das Thema „Haushaltungen“ ja etwas kompliziert ausgesehen haben – und ganz einfach ist die Sache ja tatsächlich nicht. Dennoch haben wir beim Überdenken der Heilsgeschichte gemerkt, dass ein Verständnis der Haushaltungen ungemein hilfreich ist, um Gottes Plan in seinen verschiedenen Bereichen zu erkennen: seinen Plan für die Erde, für sein irdisches Volk, Israel, für seine Versammlung, und, vor allem, für seinen Sohn. Denn letztendlich ist Er es doch, der bei allem im Zentrum steht:

  • Als der Mensch in jeder Erprobung versagt hatte, starb Er ohne den Hauch eines Versagens am Kreuz.
  • Er ist es, dem Gott die Versammlung als Braut gab.
  • Und Er ist es auch, der von seinem Volk (d.h. von einer Minderheit, einem Überrest) wieder angenommen werden wird, und
  • Er wird dann auch von seinem Volk und auch von den anderen Völkern (Nationen) geehrt werden.

Haben wir Gott schon einmal für diesen Plan gedankt und Ihn dafür angebetet?

 

1 Haushaltungen Teil 3: Ein Gott, zwei Programme (FMN, 3/2007, S. 25).

2 D.h. natürlich die zentrale Rolle nach ihrem Messias, der als „gerechter Spross“ Davids als König regieren wird (vgl. Jer 23,5.6)