Zum Nachdenken

Männer Gottes in der Warteschleife

Geduld gehört für viele Menschen sicher nicht zu den natürlichen Stärken. Gerade als Jüngere fühlt man sich bisweilen regelrecht ausgebremst und neigt dann zur Ungeduld, besonders dann, wenn  wir gerne etwas für unseren Herrn und Heiland tun möchten, aber aus irgendwelchen Gründen daran gehindert oder aufgehalten werden.

Christen befinden sich in guter Gesellschaft, wenn Gott ihnen Wartezeiten „schickt“. Gottes Wort stellt uns eine Reihe bedeutsamer Männer vor, die in ihrem Leben Wartezeiten bewältigen mussten. Gott benutzte diese Wartezeiten, um diese Männer in besonderer Weise zum Dienst für Ihn zuzubereiten. Was Gott diese Männer lernen ließ, ist auch für uns heute beachtenswert.

 

Sich im Glauben bewähren

Joseph ist seinem Vater Jakob gehorsam und teilt seine Empfindungen über den Ungehorsam seiner anderen Söhne. Darum wird er von ihm geliebt und von seinen Brüdern gehasst. Obwohl Joseph diesen Hass kennt, erfüllt er gehorsam und bereitwillig den Auftrag Jakobs, sich nach dem Wohlergehen seiner Brüder zu erkundigen, als diese weit weg von zu Hause die Herden ihres Vaters hüten. Als die Brüder den gehassten Joseph kommen sehen, wittern sie sofort ihre Chance. Statt ihn zu töten, was zunächst ihre Absicht war, verkaufen  sie ihn als Sklaven nach Ägypten. So kommt Joseph als junger Mann in das Haus Potiphars, eines der höchstgestellten Männer Ägyptens. Aber auch weit weg von zu Hause, rechtlos in einer feindlichen Umgebung, verhält Joseph sich nicht anders als in der Gegenwart seines Vaters. Treu und redlich erfüllt er  seine Aufgaben.

„Und sein Herr sah, dass der Herr mit ihm war und dass der Herr alles, was er tat, in seiner Hand gelingen ließ. Und Joseph fand Gnade in seinen Augen und diente ihm; und er bestellte ihn über sein Haus, und alles, was er hatte, gab er in seine Hand“ (1. Mo 39,3.4). Diese Verse zeigen uns, dass in Josephs Verhalten und der Art und Weise, wie er seine Arbeit erledigte, sichtbar wurde, wem er vor allem diente – Gott.

Daran änderte sich auch nichts, als er ungerechterweise ins Gefängnis geworfen wurde, weil er sich weigerte, sich auf eine verheiratete Frau einzulassen und diese, die Frau Potiphars, ihn dafür verleumdete. Auch der Gefängnisvorsteher erkannte schnell, dass Gott mit Joseph war und ihm zur Seite stand, weil er Ihm vertraute. Und auch für den Pharao war das direkt sichtbar: „Werden wir einen finden wie diesen, einen Mann, in dem der Geist Gottes ist?“ (1. Mo 41, 38), fragte er, als Joseph ihm nicht nur seine Träume deutete, sondern auch einen weisen Ratschlag gab, wie der bevorstehenden Hungersnot begegnet werden könne. So bereitete Gott ihn für seine große Aufgabe zu, der Retter der Welt und der Erhalter der Kinder Jakobs zu werden.

Die Notwendigkeit, dass sich Diener Gottes in ihrem Glaubensleben bewähren müssen, findet sich auch im ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus: „Lass diese aber auch zuerst erprobt werden, dann lass sie dienen, wenn sie untadelig sind“ (1. Tim 3,10).

Ist die Bewährung unseres Glaubens schon für andere sichtbar geworden? Es geht nicht darum, etwas bewusst zu demonstrieren. Die Bewährung ist von sich aus nicht stumm. Übrigens, sie hört nie auf, solange wir auf dieser Erde leben.

 

Unsere Fähigkeiten in Gottes  Hand legen

Mose hatte am Königshof des Pharao eine Ausbildung durchlaufen, die ihm den Weg zu einer blendenden Karriere eröffnete. Er war „mächtig in seinen Worten und Werken“, wie es in Apostelgeschichte 7 heißt. Doch Mose wollte seine hervorragenden Fähigkeiten nicht in einer weltlichen Karriere vergeuden, sondern lieber seinem Gott dienen. Im Alter von vierzig Jahren hielt er die Zeit für gekommen, für Gottes Volk wirken zu sollen. Doch Mose fiel in Sünde, weil er in eigener Kraft handelte und einen Ägypter erschlug.

Gott nimmt ihn für weitere vierzig Jahre  in die Schule. Statt der bei den Menschen hoch angesehenen Arbeit im prunkvollen Königspalast wird Mose nun die Schafe seines Schwiegervaters Jethro weiden. Hier achtet kein Mensch besonders auf ihn. Aber in der Stille kann Gott ihm eine wichtige Lektion vermitteln. Mose lernt, Geduld zu haben, nachsichtig zu sein, auf Gott zu  warten. Dort bei den Schafherden Jethros formt Gott ihn so, dass Mose später der sanftmütigste Mann auf der Erde genannt wird.

Als Gott ihn dann schließlich nach Ägypten sendet, um sein irdisches Volk Israel aus der Gefangenschaft in das von Gott verheißene Land zu führen, knüpft er durchaus an Fähigkeiten an, die Mose sich am Königshof erworben hatte. Denn diplomatisches Geschick und Führungsqualitäten waren sicher von Nöten, um dieses große Volk zu leiten. Aber Mose hatte gelernt, seine Fähigkeiten in Abhängigkeit von Gott einzusetzen.

Und wie nutzen wir unsere Fähigkeiten? Lasst sie uns nicht in eigener Kraft einsetzen, sondern in Gottes Hand legen.

 

In Schwierigkeiten  aushalten

Es gibt wohl kaum eine Station während der Missionsreisen des Apostels Paulus, an der es nicht über kurz oder lang offene Anfeindungen derer gab, die das Evangelium der Gnade Gottes, das Paulus ihnen verkündigte, ablehnten. Immer wieder kam es dabei zu regelrechten Tumulten. In  Lystra wurde Paulus gesteinigt, in Philippi in den Kerker geworfen. Und gerade dort im Kerker in Philippi sehen wir deutlich, dass selbst der große Apostel Paulus unter diesen Anfeindungen litt. Warum wurden sie zur Untätigkeit gezwungen, statt ihren Dienst zu erfüllen? Hatte nicht Gott selbst sie nach Europa gesandt, um dort von  ihm zu zeugen? Und nun saßen sie im Gefängnis! Paulus und Silas brauchten eine Zeitlang, bis sie diese Schwierigkeiten aus Gottes Hand annehmen konnten.

„Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobsangen Gott“ (Apg 6,25). Dort im finsteren Kerker verwirklichten Paulus und Silas, wozu wir im Jakobusbrief aufgefordert werden:  „Leidet jemand unter euch Trübsal? Er bete. Ist jemand guten Mutes? Er singe Psalmen“ (Jak 5,13). Es wird uns nicht mitgeteilt, wie lange die Zeitspanne zwischen der Gefangennahme und Mitternacht dauerte, aber es darf uns Mut machen, dass Paulus und Silas in der Schwierigkeit aushielten und auf Gott vertrauten.

Wir wissen nicht, wann uns welche Schwierigkeiten in unsrem Dienst für den Herrn begegnen, aber wir müssen davon ausgehen, dass es Schwierigkeiten geben wird. Bitten wir den Herrn, dass Er uns dann in seiner Gnade zu Hilfe kommt, damit wir in den Schwierigkeiten nicht unser Vertrauen auf den Herrn verlieren.

 

Die Geduld nicht verlieren

Für Paulus und Silas dauerte die Wartezeit im Kerker von Philippi nicht einmal eine ganze Nacht, bis Gott sie als Werkzeug zur Bekehrung des Kerkermeisters und seiner Familie nutzte. Als der Herr  Jesus in Bethlehem geboren wurde und als Mensch auf die Erde kam, lebte dort ein Mann mit Namen Simeon, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der auf den Trost Israels wartete. Gott hatte ihm durch den Heiligen Geist mitgeteilt, dass er nicht eher sterben werde, bevor er „den Christus des Herrn gesehen habe“ (Lk 2,26).

Wir können uns gut vorstellen, wie dieser Mann Tag für Tag in den Tempel ging und auf dieses wunderbare Ereignis wartete. Ob er gespürt hat, wie er dabei immer älter wurde und dem Tod immer näher kam? Gottes Wort berichtet nichts davon. Was uns berichtet wird, ist die Freude Simeons, als es endlich soweit war: „Da nahm auch er es [das neugeborene Kind Jesus] auf die Arme und  lobte Gott und sprach: Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht, nach deinem Wort, in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen“ (Lk 2,28–30). Bis ins hohe Alter harrte Simeon aus, um dann, als es galt, nur dieses eine Mal in die Öffentlichkeit zu treten und den Dienst zu erfüllen, den Gott für ihn vorgesehen hatte – vor den Menschen auszusprechen, was das für ein besonderes Kind war, das da von seinen Eltern vor Gott gebracht wurde, und die Gnade Gottes zu rühmen.

Vielleicht hat Gott nur diesen einen Auftrag für uns, einmal wie Simeon seine Gnade laut in der Öffentlichkeit zu rühmen. Haben  wir dann während der Zeit des Wartens die Geduld verloren, oder sind wir bereit, wenn Gott uns ruft?

Es gibt sicher noch viele weitere Beispiele von Männern und Frauen Gottes, die Wartezeiten in ihrem Leben und Dienst für Gott zu bewältigen hatten. Und ganz sicher gilt es noch weitere als die hier geschilderten Lektionen zu lernen, um brauchbare Werkzeuge in der Hand des Herrn zu werden. Auch wollen wir uns nicht mit  diesen Männern auf eine Stufe stellen. Doch ihr Beispiel darf uns anspornen, in den Wartezeiten, die der Herr uns bisweilen auferlegt, auszuharren und nicht die Geduld zu verlieren. Egal, ob es eine Nacht dauert wie bei Paulus, vierzig Jahre wie bei Mose oder fast ein ganzes Menschenleben wie bei Simeon.