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Schon mal gestaunt?

 
Komische Frage. Klar – jeder von uns hat schon einmal gestaunt. Wir staunen über manche „Wunder der Technik“, vielleicht über das neueste Handy, das auf dem Markt ist und wundern uns darüber, wie immer kleinere Computer immer mehr leisten. Und als Christen staunen wir durch Glauben über die Wunder der Schöpfung Gottes.

Heute staunen wir einmal über etwas Anderes. Aber auch über etwas Göttliches. Konkret: Hast Du auch schon darüber gestaunt, dass oder wie Gott ein Gebet erhört hat? Nein, ich meine nicht die Erhörung eines Gebetes, das wir täglich beten wie z.B. die Bitte um die tägliche Bewahrung. Ich denke an ein Gebet mit einem besonderen, konkreten Inhalt. Vielleicht ein Gebet, dessen Erhörung wir gar nicht erwartet hätten.

Die Erhörung unseres täglichen Gebetes um Bewahrung am Tag, für eine Autofahrt, in der Schule, im Beruf usw. beachten wir kaum einmal und danken – wenn überhaupt – vielleicht nur ganz allgemein dafür. Jedenfalls staunen wir kaum einmal darüber. Ist doch normal, sagen wir vielleicht. Das ist aber irgendwie unlogisch, denn es ist für den allmächtigen Gott genauso leicht oder schwierig, ein Gebet um die tägliche Bewahrung zu erhören wie eines, das wir nicht als alltägliches Gebet einordnen würden...

Aber je deutlicher Gottes Wirken auf eines unserer Gebete ist, desto eher kommt es vor, dass uns Erhörungen solcher Gebete in Staunen versetzen. Und das sind dann meist Antworten Gottes auf Gebete, die wir nicht, kaum oder vielleicht nicht auf diese Weise erwartet hätten. Kennst du das auch?

Wahrscheinlich. Es wird Gläubigen jeder Zeit so gegangen sein. Schauen wir uns einige Beispiele aus der Bibel an:

 

Der Mann sah ihr staunend zu

Das erste Beispiel ist der Knecht Abrahams in 1. Mose 24. Dieser Mann sollte für den Sohn seines Herrn, für Isaak, eine Frau suchen. Und als er an einen Brunnen vor einer bestimmten Stadt kam, zu dem abends Schöpferinnen gingen, um Wasser zu holen, betete er zu Gott, dass er jetzt die richtige Frau fände. Er hatte auch konkrete Vorstellungen, an welchen Verhaltensweisen er sie erkennen könnte. Und siehe da, es geschah, wie er gebetet hatte: Rebekka erschien und sie handelte genau so, wie er gebetet hatte! Da liest man in 1. Mo 24,21: „Und der Mann sah ihr staunend zu und schwieg, um zu erkennen, ob der HERR zu seiner Reise Glück gegeben habe oder nicht“. Der Mann fing an zu staunen, dass Gott in Seiner Gnade es tatsächlich so geschehen ließ, wie er vorher gebetet hatte. Wir hätten sicher auch gestaunt, was?

Nebenbei bemerkt: Wir sollten Gott grundsätzlich keine konkreten Vorschläge machen, wie wir uns die Erhörung unseres Gebetes vorstellen (im Gegensatz zu konkreten Anliegen, die wir sehr wohl vortragen dürfen), sondern Ihm die Antwort überlassen. Denn wer weiß, ob Er nicht einen anderen Weg in dieser Sache hat, der viel besser für uns ist und uns erst recht staunen lässt?

 

Wer ist denn dieser...?

Die Jünger des Herrn Jesus sind das zweite Beispiel. Auch sie erfuhren eine wunderbare Erhörung ihres Gebetes. Du kennst sicher die Geschichte aus Markus 4, wo die Jünger mit dem Schiff über den See fuhren und der Herr Jesus währenddessen hinten im Schiff schlief. Als ein heftiger Sturm kam, die Wellen in das Schiff schlugen und sie zu sinken drohten, weckten die Jünger den Herrn Jesus auf und baten Ihn um Hilfe. Und obwohl sie vor lauter Angst keinen großen Glauben zeigten (vgl. Mk 4,38), antwortet der Herr auf erstaunliche Weise: Er bedrohte den Wind und spricht zu dem See: „Schweig, verstumme!“ Und danach ist alles ganz still! Kein Wind und keine Wellen mehr. Die Jünger können nur staunend sagen: „Wer ist denn dieser, dass  auch der Wind und der See ihm gehorchen?“

 

Sie gerieten außer sich

Das dritte Beispiel kannst Du in Apostelgeschichte 12 nachlesen. Dort wird berichtet, wie Herodes Petrus ins Gefängnis warf, aber die Versammlung anhaltend für ihn zu Gott betete (V.5). Und Gott erhörte dieses Gebet. Er sandte einen Engel und befreite seinen Diener auf wunderbare Weise aus dem Gefängnis. Als er frei war, ging Petrus sofort zu dem Haus der Maria, das er als Versammlungsort der Gläubigen kannte. Dort betete man immer noch für ihn. Er klopfte an das Hoftor und wurde erst gar nicht eingelassen, weil die Versammelten nicht glauben konnten, dass er es wirklich war. Als sie schließlich dann doch das Tor öffneten, „gerieten“ sie „außer sich“ vor Staunen!

Eigentlich seltsam. Da beteten sie lange Zeit für die Befreiung ihres Bruders und dann erhört Gott in Seiner Gnade und Macht ihr Gebet und bringt Petrus sogar zu ihnen in die Gebetsversammlung – und sie staunen darüber und geraten außer sich! Fehlt Dir vielleicht auch oft der Glaube, der einfache Glaube für das, was Du bittest? Es ist schon paradox: Wir beten um eine Sache und sind dann erstaunt, wenn sie eintritt. Doch daran können wir erkennen, wie groß Gottes Güte und Gnade ist, wenn er trotz Unglaubens oder Kleinglaubens doch noch immer wieder erhört!

 

Ein verlorener Ring

Vielleicht darf ich zum Schluss noch eine selbst erlebte Geschichte erzählen: Vor einigen Jahren verlor meine Frau ihren Ehering am Sandstrand. Der Sand war ganz weich, so dass der Ring sofort versank. Wir suchten anderthalb Stunden, siebten mit mehreren Freunden in einem Bereich von 5 qm alles durch – kein Ring. Natürlich betete ich auch während des Suchens im Stillen, dass Gott uns den Ring finden lässt – trotzdem fanden wir ihn nicht. Zu wenig geglaubt? Gezweifelt? Beim Aufbruch merkte ich mir vorsichtshalber ungefähr die Stelle, wo wir ihn verloren hatten – vielleicht würde ich ihn ja in den nächsten Tagen doch noch finden... Am nächsten Tag regnete und stürmte es heftig, so dass wir nicht zum Strand gehen konnten. Doch am zweiten Tag danach waren wir wieder da. Sofort ging ich zu der Stelle, wo ich den Ring vermutete – und: Er lag von Weitem sichtbar einfach offen auf dem Sand! Der Sturm hatte den weichen Sand weggefegt und den Ring komplett freigelegt. Ihr könnt Euch vorstellen, wie wir gestaunt haben, als wir den endgültig verloren geglaubten Ring doch noch fanden – und das ohne zu suchen!

 

Glauben und trotzdem staunen!

Was können wir aus diesen Beispielen lernen? Ist doch eigentlich ganz einfach, wirst Du sagen: Mehr im Glauben und Vertrauen darauf beten, dass Gott tatsächlich mein Gebet erhört. Gottes Wort sagt dazu: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist“ (Heb 11,6). Es geht also um die Erwartungshaltung, die wir beim Beten einnehmen. Erwarten wir wirklich eine Erhörung unseres Gebetes? Oder haben wir schon beim Aussprechen des Gebetes Zweifel im Herzen (vielleicht unbewusst), so nach dem Motto: „Na ja, ich glaube zwar nicht wirklich, dass das Beten etwas hilft, aber ich kann’s ja ’mal versuchen!?“ Jakobus schreibt in seinem Brief: „Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird“(Jak 1,6). Zweifel sind nicht gut, wenn sie zeigen, dass man nicht so richtig glaubt, dass Gott das Gebet erhört. Solche Zweifel können vor allem Misstrauen gegenüber Gottes Macht und Güte offenbaren.

Das heißt aber nicht, dass wir nicht gespannt darauf sein dürfen, wie Gott auf unser Gebet antworten wird. Dieses „Gespanntsein“ hat nichts mit Unglauben oder Zweifeln zu tun, sondern setzt im Glauben Gottes Allmacht voraus: Wir wollen uns dann nur überraschen lassen, wie sich Gottes Macht dieses Mal äußert. Auch der Knecht Abrahams war gespannt auf das, was jetzt passieren würde – und wie staunte er dann!

Das bedeutet: Staunen werden wir immer, wenn wir mit Gott zu tun haben, auch wenn wir Glauben haben. Kein Wunder, denn Gott ist so unendlich groß, dass wir auf unserem Weg mit dem Herrn immer wieder Anlass haben werden zu staunen. Denn wäre das unser allmächtiger Gott, wenn er uns nicht mehr durch Seine unendliche Macht, Größe und Gnade zum Staunen bringen könnte?