Die Magna Charta des Evangeliums
Bibelstudium
Die Magna Charta des Evangeliums Römer 1,16–21
Als John Lackland (Johann I. Ohneland, engl. König von 1199 bis 1216) im Jahr 1215 die Magna Charta, die „große Urkunde der Freiheiten“, eine Auflistung von Grundrechten für den englischen Adel, unterzeichnete, wurde damit zugleich die Basis für die weitere politische Entwicklung Englands gelegt. Das Evangelium Gottes über seinen Sohn, wie Paulus es im Römerbrief entfaltet, gibt allen Glaubenden eine feste Basis für ihr Leben aus Glauben. Nun schafft man es ja nicht, den ganzen Römerbrief stets präsent zu haben. Deshalb wollen wir kurz eine Art Miniaturausgabe dieses Briefes skizzieren, um auch in einer Zeit, in der die meisten kaum Zeit haben, ein festes Fundament für unser Glaubensleben zu besitzen. Fragen an unsere Praxis dürfen dabei ruhig einmal ein wenig aufrütteln ...
Bevor wir die einzelnen Aussagen des Textes aus dem Römerbrief überdenken, möchten wir erst den Text als Ganzes auf uns wirken lassen:
Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“. Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offen- bart ist, denn Gott hat es ihnen offenbart (...), weil sie, Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten. (Römer 1,16-21).
„Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht,
- sich schämen: a) Lk 9,26 (des Sohnes des Menschen) b) 2. Tim 1,8 (des Zeugnisses unseres Herrn) c) der Botschaft (2. Tim 1,12–14)
Wann hast du zum letzten Mal die gute Botschaft weitergegeben?
denn es ist Gottes Kraft
- wir waren kraftlos (Röm 5,6)
- Christus ist Gottes Kraft den Berufenen (1. Kor 1,24)
- Hier steht Gottes Kraft, nicht Gottes Gnade (Tit 2,11) im Vordergrund
Wenn Gott schon für unsere Errettung seine Kraft entfalten musste, während wir kraftlos waren, willst du dann nicht auch auf deinem täglichen Weg auf seine Kraft und nicht auf deine Kraftlosigkeit vertrauen?
zum Heil
- Heil = „Errettung“
- Die Kraft Gottes wirkt zur Errettung
- Das Ziel des Evangeliums ist die Rettung von Menschen
jedem Glaubenden
- erster Hinweis auf Glauben als Weg zum Heil
- „heilbringend für alle Menschen“ (Tit 2,11), d.h. Gott bietet allen das Heil an, aber es bleibt eine persönliche Entscheidung.
- Gott entfaltet Kraft – wir müssen uns diese Kraft durch Glauben zu eigen machen.
sowohl (dem) Juden zuerst als auch (dem) Griechen.
- Röm 2,10: „Frieden ... (dem) Juden zuerst“
- Apg 3,26: „Euch zuerst hat Gott seinen Knecht ... gesandt“
- Apg 13,46: „Zu euch musste notwendigerweise das Wort Gottes zuerst geredet werden“
- Apg 10,47: „... die den Heiligen Geist empfangen haben wie auch wir“
- Apg 15,11: „wir (Judenchristen) glauben, ... in derselben Weise erret- tet zu werden wie auch jene“ Hier wird die Rangfolge umgedreht, und das ist jetzt der Normalfall, siehe dazu
- Eph 2,17: „ Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen“.
Denn Gottes Gerechtigkeit
- „Denn“: Warum ist es ein Evangelium der Kraft Gottes zum Heil? Weil Gottes Gerechtigkeit darin verwirklicht und offenbart wird.
- Gerechtigkeit (gr. dikaiosyne) kommt 92 mal im Neuen Testament vor, Beispiele: a) Mt 3,15: „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ b) 1. Pet 3,14: „leiden solltet um der Gerechtigkeit willen“
- Bedeutung: Entsprechend einer Gesetzmäßigkeit, bestimmter Maßstäbe handeln.
- Im Neuen Testament oft: In Übereinstimmung mit dem Wesen und der Offenbarung Gottes handeln.
- Man hätte hier erwartet, dass Paulus über Gottes Liebe sprechen würde, aber diese wird erst in Kapitel 5 erwähnt! Erst muss eine Basis gelegt werden, auf der Gott in Gerechtigkeit seine Liebe entfalten kann. Seine Liebe ist die Triebfeder für sein Handeln, aber nicht auf Kosten seiner Gerechtigkeit oder im Gegensatz dazu, sondern in Übereinstimmung mit seinem Gerecht-Sein.
Hinweise zu Gottes Gerechtigkeit:
a) Joh 16,8–10: Der Heilige Geist wird die Welt „von Gerechtigkeit überführen“, weil der Herr Jesus zum Vater geht. D.h. es war also recht, angemessen, dass der Vater das Werk der Liebe seines Sohnes damit beant- wortete, dass Er Ihn aus den Toten auferweckte und in den Himmel aufnahm, und dass der Heilige Geist auf die Erde kam.
b) Röm 3,5: Unsere Ungerechtigkeit erweist Gottes Gerechtigkeit. D.h. Gott ist gerecht, wenn Er ungerechte Menschen gemäß seinem Maßstab straft und richtet.
c) Röm 3,21: Diese Gerechtigkeit ist jetzt offenbart – ohne Gesetz – : Gott ist jetzt gerecht, wenn Er aufgrund des Werkes von Golgatha Menschen für gerecht erklärt.
d) 2. Kor 5,21: Wir sind jetzt Gottes Gerechtigkeit in Christus, d.h. in vollständiger Übereinstimmung mit Gottes eigener Gerechtigkeit. Das ist das Evangelium aus Römer 1.
e) Gott ist Liebe, Gott ist Licht, auch ohne Beziehungen zu Geschöpfen. Aber Gott ist nicht Gerechtigkeit, sondern Er erweist sie in Beziehungen zu Menschen, entweder in dem Er Gericht an ihnen übt, weil sie ungerecht sind. Oder indem Er Menschen rechtfertigt, weil Christus für sie die Strafe für ihre Ungerechtigkeit getragen hat.
wird darin offenbart
- offenbart: Sowohl Gottes Gerechtigkeit als auch Gottes Zorn werden jetzt in der Zeit des Evangeliums offenbart: Das Kreuz ist der „Verkündiger“ für beides.
- Daraus folgt, dass Gottes Gerechtigkeit nicht eine Gerechtigkeit ist, „die vor Gott gilt“ (Luther 1984), also eine, die für sich vor Gott bestehen könnte, sondern Gottes eigene.
aus Glauben
- Röm 10,6: „Gerechtigkeit aus Glauben“ Es ist der Grundsatz, der Weg, die „Plattform“, auf der Gott heute seine Gerechtigkeit offenbart, und es ist der Weg, auf dem diese Gerechtigkeit geschenkt wird.
- Wie wird Gottes Gerechtigkeit offenbart? Nicht über Gericht oder durch Gesetz, sondern auf dem Grundsatz des Glaubens.
zu Glauben,
- auf dem Grundsatz, der Basis von Glauben („aus Glauben“) wird jetzt praktisch, aktiv geglaubt („zu Glauben“).
- Das ist der Ausgangspunkt des Glaubenslebens und damit einmalig (Bekehrung), dann aber auch dauerhaft das Kennzeichen des Glaubenslebens (s. Habakuk- Zitat im Folgenden).
Was versteht du eigentlich (ganz praktisch) unter „Glauben“?
wie geschrieben steht: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“
- „Der Gerechte“: Durch das Evangelium der Kraft und Gerechtigkeit ist der Mensch nicht mehr ein „armer Sünder“, der um Gnade fleht, sondern gerecht vor Gott. > Das ist der Schwerpunkt in Römer 1,17.
- „aus Glauben“: Das ist der Grundsatz seines Lebens – und nicht das Gesetz. > Schwerpunkt in Galater 3,11.
- „leben“: Der praktische Wandel der Gläubigen. > Schwerpunkt in Hebräer 10,38.
- Habakuk: Das Gericht – über Babel – wird kommen, doch der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.
Führst du ein Leben im täglichen Vertrauen auf Gottes Zusagen?
Denn es wird offenbart Gottes Zorn
- offenbart: Noch wird der Zorn, Gottes Missbilligung des Bösen, nicht als endgültiges Gericht ausgeführt (Röm 2,5), sondern nur offenbart, bekundet, deutlich gemacht.
vom Himmel her
- Gott im Himmel ist offenbart, enthüllt worden im vom Himmel gekommenen Sohn (Joh 1,18; Heb 1,2). Das Kreuz beweist Gottes Zorn über Sünde und Sünder viel deutlicher als die früheren Gerichte auf der Erde (Sintflut, Rotte Korah, Rotes Meer). Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, als (fremde) Sünde auf ihn gelegt wurde – das offenbart Gottes Zorn vollkommen.
über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit (der) Menschen,
- Gottlosigkeit: Ohne Rücksicht auf Gott und seine Ansprüche leben. Man streicht Gott von seiner persönlichen Agenda.
- Ungerechtigkeit: böse Taten.
- „(der) Menschen“: die Heiden.
- Vers 19-32 behandelt die Schuld der „Heiden“, nicht der ungläubigen Juden, auch wenn sie letztlich unter dasselbe Gericht fallen.
Dankst du dem Herrn Jesus täglich für Golgatha? Der Herr Jesus musste auch für die Sünde, die du vielleicht heute getan hast, Gottes Zorn erdulden. Gesteht du sie Ihm deshalb auch in ehrlichem Bereuen ein?
die die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen,
- Die Juden damals und die „Namenschristen“ heute haben eine gewisse Kenntnis über die Wahrheit, aber sie umgeben sie mit einem Leben der Ungerechtigkeit. Das ist schlimmer, als die Wahrheit nie gekannt zu haben. Kap. 2,16–3,21 spricht über die Schuld der Juden.
weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart
- „weil“: 1. Grund für die Offenbarung von Gottes Zorn, nämlich das Zeugnis der Schöpfung (Verse 19.20). Es hätte die Menschen dahin führen müssen (auch heute noch), Ihn anzuerkennen.
Du kannst jeden Tag Gottes Schöpfung sehen und weißt um seine Existenz. Lebst du auch in praktischer Gottesfurcht?
(...) weil sie, Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten (...).“
- „weil“: 2. Grund für Gottes Gericht, nämlich die objektive Kenntnis über Gott, besonders nach der Flut. Es hätte die Menschen zum Gehorsam, zum Respekt gegenüber ihrem Schöpfer bringen müssen.
Gedenkst du deines Schöpfers in deiner Jugendzeit (Pred 12,1) und dankst Ihm deshalb durch ein Ihm wohlgefälliges Leben – für die große Rettung durch den Herrn Jesus?
Der Apostel Paulus macht sich die Mühe, in insgesamt acht Kapiteln zu zeigen, wie das Evangelium aus elenden, hoffnungslos verlorenen Sündern Leute macht, die jetzt von Sünde völlig freigesprochen als Gottes Kinder „Abba, Vater“ sagen können und die durch Gottes Geist ein Leben zu seiner Ehre führen dürfen. Deshalb: Es lohnt sich, weiter auf Entdeckungsreise zu gehen und diesen Brief zu studieren!
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