Bibelstudium

Der barmherzige Samariter

In Lukas 10,30–37 erzählt der Herr Jesus die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Die nachfolgenden Zeilen sollen Anregung geben, noch einmal intensiv über diese bekannte Begebenheit nachzudenken.

 

1. Warum erzählt der Herr diese Geschichte?

Ein Gesetzgelehrter war zu dem Herrn Jesus gekommen und hatte Ihm eine Frage gestellt. Leider war es keine echte Frage. Nein, er hatte die Frage gestellt, um den Herrn Jesus zu versuchen. Er wollte Ihn „testen“, wollte Ihm eine Fangfrage stellen. Der Herr Jesus reagiert in Ruhe und in Gelassenheit und gibt dem Fragesteller eine wichtige Lektion.

 

2. Wie bekommt man ewiges Leben?

Die Frage des Gesetzgelehrten lautete: „Lehrer, was muss ich tun, um ewiges Leben zu erben.“ Die Antwort auf der Grundlage des Gesetzes war klar und deutlich im Alten Testament angegeben, und der Fragesteller konnte sie selbst geben. Doch während er die Antwort gab, wurde ihm bewusst, dass er auf diesem Weg sein Ziel niemals erreichen konnte, Jesus zu Fall zu bringen. Deshalb – und um sich zu rechtfertigen – verlangte er eine weitere Erklärung: „Wer ist mein Nächster, den ich lieben soll wie mich selbst?“

Der Herr Jesus beantwortet diese Frage mit der Geschichte von dem barmherzigen Samariter. In seiner Antwort macht er klar, dass es um die Barmherzigkeit geht und nicht um eine Definition des Begriffes „Nächster“. Wer Barmherzigkeit hat, wird erkennen, wie er sie dem Nächsten gegenüber zeigen kann. Doch in seiner Antwort malt der Herr Jesus gleichzeitig ein Bild von dem verlorenen Zustand des Menschen und von der einzigen Hilfsmöglichkeit, die dem Sünder zur Verfügung steht, um ewiges Leben zu bekommen. Das war eine klare Botschaft – auch an den Gesetzgelehrten. Über die Weisheit des Herrn Jesus können wir nur staunen!

 

3. Was ist die Situation des gewissen Menschen, der von Jerusalem  nach Jericho  hinab ging?

Es ist ein gewisser Mensch. Jeder Einzelne ist dem Herrn Jesus bekannt.
Er ging von Jerusalem nach Jericho hinab. Die Menschen haben sich von Gott abgewendet und befinden sich auf einem Weg, der aus der Gemeinschaft mit Gott zu dem Ort des Fluches (Jericho, s. Jos 6,26) führt. Das ist grundsätzlich wahr für jeden Menschen.
Er fiel unter Räuber. Auf diesem Weg versucht der Teufel, den Menschen Schaden zuzufügen. Er beraubt den Menschen aller Segnungen, die Gott ihm geben wollte.
Er wurde ausgezogen. Der Mensch verliert alle Ehre und steht schließlich nackt da vor Gott.
Er blieb halb tot liegen. Der Zustand des Menschen ist: tot für Gott. Da gibt es keine Lebensregung, die Gott erfreuen würde.
Die Räuber ließen ihn liegen. Schließlich lässt der Teufel den Menschen hilflos und allein zurück.

 

4. Wer oder was kann nicht helfen?

Ein Priester und ein Levit kamen an dem Menschen vorbei, der halb tot dort lag. Sie wollten und konnten ihm jedoch nicht helfen. Auf der einen Seite hatten sie kein Erbarmen und kannten keine Barmherzigkeit (vgl. Mt 9,13) – sie wollten gar nicht helfen. Auf der anderen Seite wären sie durch den Kontakt mit einem Gestorbenen selbst verunreinigt worden und das hätte sie in ihrem Dienst als Priester und Leviten beeinträchtigt. Diese Gefahr war ihnen zu groß, denn sie konnten aus der Entfernung nicht erkennen, ob es sich um einen Toten oder um einen Halbtoten handelte. So gingen sie an der entgegengesetzten Seite vorüber. Ihr Ansehen als Priester und Leviten war ihnen wichtiger als das Heil des Menschen, der unter die Räuber gefallen war.

Der Priester. Der Priester war der Stellvertreter des Gesetzes. Auf dem Weg des Gesetzes kann dem verlorenen Menschen unmöglich geholfen werden.
Der Levit. Der Levit verkörpert als Diener die eigenen Anstrengungen und Werke. Auch mit eigenen Anstrengungen kann sich kein Verlorener retten.

 

5. Wer ist es, der helfen kann?

Sollte denn der hilflose Mensch dort liegen bleiben und sterben? Nein – Gott sei Dank dafür. Es gibt einen, der helfen kann: den barmherzigen Samariter.

 Es ist ein Samariter. Der Herr Jesus, der als Verachteter – die Juden verachteten die Samariter – hier auf dieser Erde gelebt hat.
 Er war auf der Reise. Der Herr Jesus ging über diese Erde mit einem festen Ziel vor Augen: das Erlösungswerk am Kreuz auf Golgatha zu vollbringen und dann zurückzukehren in den Himmel. Er war als der Fremdling vom Himmel hier auf der Erde.
 Er kam zu ihm. Der Herr Jesus wurde Mensch (vgl. Heb 2,14).
 Er sah ihn. Der Herr Jesus nimmt Kenntnis von dem Menschen in seinem Sündenelend.
 Er trat hinzu. Der Herr Jesus hat die Stelle des Sünders im Gericht Gottes eingenommen. Er hat die Strafe für die Sünden getragen und wurde zur Sünde gemacht.

 Er ist ein wunderbarer Heiland!

 

6. Was tut der barmherzige Samariter?

Der Herr Jesus möchte den Sünder gerne retten. Wer seine Hilfe annimmt, der erfährt eine vollkommene Errettung.

Er verband seine Wunden. Der Herr Jesus vergibt die Sünden. Nie wieder werden sie zur Sprache gebracht werden.
Er goss Öl und Wein darauf. Der Herr Jesus vergibt nicht nur die Sünden, sondern er rechtfertigt auch. So wie Öl und Wein dafür sorgen, dass keine hässlichen Narben übrig bleiben, so bedeutet Rechtfertigung: so vor Gott stehen, als hätte man niemals gesündigt.
Er setzte ihn auf sein eigenes Tier. Der Herr Jesus, der den Platz des Sünders eingenommen hat, erhöht den Sünder, der an Ihn glaubt, zu sich (vgl. Heb 2,11).
Er brachte ihn in die Herberge. Der Herr Jesus rettet den Sünder, aber Er möchte ihn auch dorthin bringen, wo er versorgt ist und wo er sich zu Hause fühlt – in die Gemeinschaft mit sich selbst und mit den Gläubigen.
Er trug Sorge für ihn. Der Herr Jesus ist besorgt für die Seinen. Er ist heute vom Himmel aus tätig für die, die sich zu Ihm bekehrt haben, um ihnen zu helfen.
Er bezahlte 2 Denare. Der Herr Jesus hat uns Hilfsmittel hinterlassen – sein Wort und das Gebet. Er tut auch einen doppelten Dienst für uns – er ist unser Sachwalter und unser Hoherpriester.
Er versprach, wieder zu kommen. Der Herr Jesus wird wiederkommen. Das hat Er versprochen und Er wird es auch einhalten.

 

7. Was zum Schluss bleibt!

Der Herr Jesus endet mit den Worten: „Geh hin und tu du ebenso.“ Wer den Herrn Jesus angenommen hat als seinen persönlichen Heiland, hat genau das an sich selbst erfahren, was der barmherzige Samariter an diesem Halbtoten getan hat. Ein solcher Mensch ist gerettet für immer! Aus Dankbarkeit und Liebe zu seinem Erretter darf er jetzt genauso handeln, wie sein Heiland gehandelt hat! Er darf Barmherzigkeit üben und wird dabei feststellen, dass es sehr viele „Nächste“ gibt, die Barmherzigkeit brauchen. Die Frage nach dem Nächsten, die der Gesetzgelehrte zu seiner Rechtfertigung stellte, wurde zum Vorwurf für ihn. Es fehlt nicht an „Nächsten“ – aber oft fehlt es an Barmherzigkeit. Da wo Liebe geübt wird, da wird es viele geben, die angezogen werden und denen dann in der Gesinnung des barmherzigen Samariters geholfen werden darf.